Südamerika - von Quito bis Rio
11. Woche - Uyuni/Tupiza
Freitag früh sitzen wir pünktlich im Bus nach Uyuni.
Auch diese Busfahrt ist landschaftlich ein Genuss, was man von den Sitzen allerdings nicht gerade behaupten kann.
Die Fahrt dauert über 7 Stunden und die erste und einzige Pause haben wir nach bereits anderthalb Stunden.
Dass heisst im Klartext: ohne WC an Bord:"Luft anhalten"...
Wir haben mittlerweile eine spezielle Technik
entwickelt um nicht "zu müssen".
Uyuni liegt ebenfalls sehr hoch auf knapp über 3.600 Metern.
Die hohen Höhen merken wir zwischenzeitlich gar nicht mehr. Nur manchmal geht die Atmung etwas schwer oder schneller.
Wie üblich beginnt nach Ankunft am Ziel die Unterkunftssuche.
Der Reiseführer gibt nicht viel her, jetzt wissen wir warum.
Einige Hotels nehmen Mondpreise für ehrlich gesagt "unter-aller-Sau-Zimmer".
Diese Vermieter lachen wir nur an und gehen wieder.
Schließlich gibt es annehmbare Zimmer zum annehmbaren Preis im Hostal "Vieli".
So, und nun noch eine 3-Tagestour durch den "Salar de Uyuni" für morgen buchen, bevor die Agenturen schließen.
Wir fragen mal bei "Expediciones Siloli".
Die Dame erklärt uns die Tour.
Sie preist natürlich alles an. Statt 7 fahren nur 6 Touris im Jeep usw.
Wir fragen nach den Nationalitäten der anderen 4 Teilnehmer, die schon gebucht haben.
Holland und Schweiz. Na prima, passt doch.
Zugleich kommen Touris von der letzten Tour zurück um die eingelagerten Rucksäcke abzuholen.
Wir fragen gleich mal wie es war:
"Toll" bis "Super" usw.
Somit brauchen wir gar nicht groß weiter suchen, denn der Preis ist nicht der billigste und alles scheint in Ordnung.
Nach der Anzahlung geht es frohgemut in die nächste "Broilerbar", den angestauten Appetit und Hunger bekämpfen.
Im Hostal wird es nachts sehr laut, weil jugendliche Tourigruppen aus Brasilien im Innenhof genau vor unserem Fenster sitzen und lautstarke Gespräche führen.
Gegen 24.00 Uhr raffe ich mich auf und frage mal, ob sie sich ein wenig leiser unterhalten können.
Oh, na klar.
Natürlich bleibt es trotzdem laut, weil die Akkustik einfach besch....eiden ist.
Also Ohrstöpsel in die Lauscher und "gute Nacht".
Samstag früh stehen wir pünktlich um 10.30 Uhr wie vereinbart an der Agentur.
Die großen Rucksäcke lagern wir ein und dann tut sich erst mal nichts.
Dann starten heute auf einmal gleich 2 Touren.
Wir fragen noch mal nach, ob es bei der Schweiz und Holland bleibt: jaja.
Ewigkeiten später kommt doch ein Jeep, der mit uns nicht Richtung "Salar" sondern zur Agentur "Relampago" fährt.
Dort erklärt uns der Inhaber, dass die Schweizer Freunde mitgebracht haben und die Tour zusammen machen wollen, ob wir nicht mit 4 Koreanern die Tour machen können??
Was bleibt uns weiter übrig. Ein anderer Jeep ist nicht in Sicht und so schlecht sind die ja nun auch nicht. Somit verfrachtet man uns kurzerhand in eine Tour einer anderen Agentur.
Bevor wir starten, erklärt uns unser Fahrer/Guide/Koch (FGK), dass wir nach dem Salzhotel und dem Sonnenuntergang wieder zurück nach Uyuni müssen und nicht "draussen" übernachten, weil alle Unterkünfte dort voll sind.
Na toll, was sollen wir in dieser dreckigen Stadt!?
Das fängt ja gut an.
Also steuern wir das erste Ziel an: einen Eisenbahnfriedhof am Rande der Stadt.
Der "Schrottfriedhof" ist ja schon witzig und das Herumklettern auf den alten verosteten Waggons macht Spaß.
Nur das Drumherum ist katastrophal:
Müll soweit das Auge reicht.
Meine Frage an den Guide, warum das so ist, beantwortet er ganz einfach:
Die Stadtverwaltung hat einfach kein Interesse daran und es gibt keine vernünftige Müllsammelstelle.
Dort, wo Müll gesammelt wird, weht starker Wind der alles wieder schön im geschätzten Umkreis von 5 Kilometrn verteilt.
Oh je.
Wer wird jemals eine Lösung für dieses Problem finden?
Nach der Schrott/Müllbesichtigung fahren wir wieder zurück zur Agentur.
Was soll das denn jetzt schon wieder?
Der Agenturchef fragt, ob wir bis zum Salzhotel noch eine 7. Person mitnehmen können.
Wieso doch sieben, wo wir doch extra mehr bezahlt haben, weil eben keine 7.Person mitfährt.
Da er das Ticket an den Mann schon verkauft hat, bleibt uns nichts weiter übrig.
Also setzt sich so ein dicker Mann neben mich, der während der Fahrt nur schläft und sich fast an meiner Schulter anlehnt, damit er nicht zur Seite kippt. Geht aber bei der Enge sowieso nicht.
Gleichzeitig beschweren wir uns über die Übernachtung heute abend hier.
Ja, aber dafür bekommen wir 2-Bett-Zimmer und haben alles viel bequemer bla bla bla.
Das glaubt nur der Weihnachtsmann....
Ziemlich genervt von der ganzen Verarsche kommen wir nach einem Besuch in einem Dorf, wo man Kunsthandwerk kaufen kann, an dem illegal betriebenen Salzhotel mitten in der weißen Salzwüste an.
Der Guide bereitet das Mittagessen vor, während wir die ganzen Touri-Massen beobachten, die sich hier tummeln.
Auf meine Frage, wo es anschließend hin geht, antwortet der Guide: Wir warten hier bis 18.30 Uhr und fahren dann Sonnenuntergang gucken.
Hää???
Was sollen wir 5 Stunden hier rumlungern???
W i r w o l l e n d i e L a n d s c h a f t s e h e n !!!!!
Alle anderen Tourigruppen fahren in den Jeeps weiter, nur wir mit 2 anderen Fahrzeugen bleiben hier.
Somit setzen wir Plan B in Kraft.
Es folgt ein fast 3-stündiger Spaziergang auf dem blanken Salz.
Die Sonne knallt vom strahlend blauen Himmel und am Horizont spiegeln sich die Berge ganz eigenartig, was wiederum nur geht, wenn Wasser auf dem Salz ist.
Wir sind ganz allein und genießen die absolute Stille.
An manchen Stellen gibt es kleine Pfützen mit hauchdünner Salzkruste, so etwas wie "Fleur de Sal" und wir hören das Salz ganz zart "klirren".
Zurück vom Spaziergang aus der "Stille" kommt unser Fahrer aus dem Salzhotel und unterhält sich mit uns.
Mir klappt der Unterkiefer runter:
Der ist ja betrunken!!!!!!!
Auf direkte Nachfrage, ob er Alkohol getrunken hat, antwortet er siegessicher:
"Nein, ich habe nur mit einem Kollegen da drinnen eine Pause gemacht".
Er spricht ganz schön lallend und bekommt kaum richtige Sätze hin.
Na Prost.
Schließlich überlegen wir schon, selber zu fahren oder irgendwas anderes ernüchterndes anzustellen....
Unschlüssig steigen wir dann doch zu gegebener Stunde ins Auto ein. Die Koreaner sitzen auf dem Dach und haben Spass, sie ahnen nichts vom betrunkenen Fahrer.
Er fährt hinter seinem Saufkumpan hinterher und vom Beifahrersitz aus halte ich ihn wach und gebe so manches Kommando, wenn er die Richtung zu verlieren scheint.
Zum Glück geht es sehr langsam vorwärts und die Fahrbahn ist tisch-eben.
Es dürfte eigentlich nichts passieren.
Trotzdem hängt dieser kleine junge Mann von 24 Jahren wie ein Schluck Wasser hinterm Lenkrad.
Unterwegs beobachten wir noch die Salzernte, was ein Privileg eines einzigen kleinen Dorfes hier ist
Salz, Salz Salz,
die Haufen werden zusammengeschoben, damit sich das Wasser vor der "Ernte" absetzen kann
Endlich Sonnenuntergang.
Na ja, haben schon bessere erlebt. So spektakulär ist er nicht.
Endlich geht es zur Unterkunft.
Zwischenzeitlich ist unser Chauffeur wieder einigermaßen hergestellt.
Also zurück nach Uyuni.
Mittlerweile schreitet die Dämmerung voran, aber unser Fahrer fährt weiter mit Sonnenbrille.
Auf Nachfrage erklärt er irgendwas, dass er so besser sieht und nimmt sie dann doch irgendwann mal ab um sie in der Stadt bei Dunkelheit wieder aufzusetzen.
Oh Gott, wo sind wir hier nur hin geraten.
Brechen wir die Tour ab, ist das Geld futsch, also Augen zu und durch.....
Das "bequeme" und viel bessere Abendessen findet an einem Schreibtisch in der Agentur "Relampago" statt.
Auf meine Nachfrage an den Chef, ob es nicht einen ordentlichen Speisesaal in dem dazugehörigen Hotel eine Tür weiter gibt, guckt der mich genervt an und verneint.
Wir sind mehr als wütend und würden ihm am liebsten .....
Was für ein beschissener Service.
Wenigstens sind die jungen Koreaner gut drauf und wir kommen gut miteinander aus und können uns einigermaßen englisch unterhalten.
Das "Ersatzhotel" gegenüber für diese Nacht ist genauso eine Mist.
Unfreundliches Personal, keine Handtücher, Gemeinschaftsbäder, wo die Toiletten nicht funktionieren und aus dem Waschbecken kommt kaum ein Tropfen.
Die Betten sind die ersten auf unserer Reise, in denen wir nicht schlafen können, weil total durchgelegen.
Am Sonntag morgen stehen wir wieder pünktlich, dieses Mal um sieben, am vereinbarten Treffpunkt.
Nur unser Jeep fehlt. Wahrscheinlich schläft unser Guide seinen Rausch aus...
Halb acht kommt er endlich.
Dieser Tag geht aber dann endlich wie geplant von statten.
Wir können die ganzen landschaftlichen Raritäten bestaunen:
Halt!
Eine Sache wäre doch noch:
Beim Kauf der Tourtickets am Freitag Abend werden wir darauf hingewiesen, dass wir noch pro Person 150 Bolivares Parkeintritt bezahlen müssen. Also genügend Bargeld mitnehmen.
Nur unsere 4 Freunde aus Korea wissen das nicht.
Sie fahren morgen gleich nach Chile weiter und haben überhaupt kein bolivianisches Geld mehr, geschweige denn irgendwelches Bargeld überhaupt.
Aber an der Mautstelle nehmen sie nur Bolivianos. Keine Kreditkarten oder andere Währung.
Strikte Anweisung von oben.
Bezahlen sie nicht, kommen wir nicht weiter.
Da ist guter Rat teuer.
Wir haben noch die 70 notwendigen Euros, die wir tauschen könnten.
Aber selbst nebenan in einem Laden und einem Hostal will die keiner haben.
Wir fragen den Guide, ob er noch Bargeld hat. So könnten wir unsere letzten 300 mit 300 von ihm zusammenlegen. Wir zahlen ihm die nach der Tour zurück und wir lassen sie uns von Korea aus zurück überweisen. Das Risiko gehen wir ein.
So wird es gemacht und der Trip geht endlich weiter. Was für eine Aufregung.
Aber alleine hätte unser "fähiger" Guide keine Lösung gefunden.
Dieser unfähige Chef der Agentur "Relampago" hat die vier einfach nicht aufgeklärt, denn sie sind wirklich völlig überrascht und bedanken sich auf ihre Art tausendmal für unsere Hilfe.
Weiterhin hat mich unser "GFK" im Laufe des Tages auch gebeten, immer mal ins Englische zu übersetzen, weil sie kaum Spanisch verstehen.
Dafür muss er immer wieder für Fotos einen Stop einlegen. Von alleine kommt er da nicht drauf, das Touris gern fotografieren und v.a. die Asiaten.
Sie haben sichtlich Spass an den Fotosessions.
ups, da sind ja noch viel mehr.
Alle schnaebeln sich durch das seichte Wasser auf Futtersuche.
Was fuer eine Kulisse!!!
"Laguna colorada"
"Rot" sieht man hier nur bei Sonnenschein und Waerme, dann reagieren die Algen mit den Mineralien im Wasser
Abends in der Unterkunft gibt es zu aller Überraschung sogar eine Flasche leckeren Rotwein für unsere Gruppe und mit einem der Koreaner schnattern wir nach dem Essen noch munter weiter.
Sonnenuntergang und Sternenhimmel liegen hinter uns und weil es morgen frueh schon um halb fuenf weiter geht, versuchen wir zeitig in unserem 6-Bett-Zimmer zu schlafen, was uns natürlich nicht wirklich gelingt.
Das ist übrigends ebenso eine fehlende Info für die vier. Sie gucken ganz betreten, als sie merken, dass wir alle in einem Raum nächtigen müssen.
Der letzte Tourtag startet pünktlich.
Auf dem Programm stehen zuerst die Geysire in 4.850 Metern Höhe.
Langsam geht dabei die Sonne auf...
Anschließend fahren wir zu den heißen Thermalquellen, die natürlich hoffnunglos vom Massentourismus überfüllt sind.
Deshalb verkneifen wir uns ein Bad und laufen lieber in der Gegend herum und genehmigen uns das morgendliche Frühstück am Jeep.
Das Essen an sich (Qualität und Quantität) ist in der ganzen Organisation das Einzige ohne Beanstandung.
Für die unbeschreibliche Natur kann die Agentur ja nichts.
Wer Bolivien ohne einen Besuch der "Salar de Uyuni" verlässt, gehört bestraft!!!!
Wir sind trotz aller Widrigkeiten total begeistert und fasziniert!!!!!!!!
Genug geschwärmt.
Auf dem Weg zur chilenischen Grenze passieren wir die "Laguna verde". Die grüne Lagune.
An der Grenze tummeln sich ganz viele Tourjeeps, denn viele Touris wollen gleich weiter zur Atacamawüste wie unsere vier koreanischen Freunde.
Ich soll ihnen wieder übersetzen, dass sie sich hier die Ausreisestempel abholen müssen.
OK.
Dann stehen sie erst mal rum.
Unser "GFK" verschwunden.
Also dann kommt mal mit ihr vier.
Sie sind irgendwie sehr diszipliniert und trotzdem süss auf ihre Art und für jede gute Tat dankbar.
Eigentlich angenehme Zeitgenossen.
Mittlerweile kommen zwei Minibusse aus Chile, die dann mit neuen Fahrgästen zurück fahren wollen.
Allerding reisen mehr Touris nach Chile als in umgekehrter Richtung.
Insgesamt stehen wohl mehr als 20 Jeeps herum.
Plötzlich stehen NUR hinter unserem Fahrzeug 2 chilenische Frauen mit Kind und Gepäck.
Uns schwant ja schon was und mein Puls beginnt zu steigen.
Na klar, still heimlich und leise lädt unser Fahrer deren Gepäck ein und noch schneller sitzen die drei auf der Rückbank.
Da platzt mir der Kragen und wer mich kennt weiß, dass das nicht gerade leise geschieht.
Alles was mir an Spanisch in dieser Aufregung einfällt, prasselt auf unseren Guide nieder.
Wie kann der fremde Leute aus einem anderen Land einfach so in eine geschlossene Tour einladen??
Dann kommt auch noch so ein alter Knochen und will was zu melden haben, warum wir die nicht mitnehmen wollen. Da zeigt Gero auf alle anderen Jeeps.
Da besitzt der Alte die Frechheit zu erklären, dass alle anderen Fahrzeuge schon voll sind.
Das ist die dreisteste Lüge überhaupt. Keiner nimmt auch nur irgendwen mit.
Wir steigen nicht ein, wenn die drei nicht wieder aussteigen.
Basta.
Und siehe da, schneller als wir uns aufregen können, sind die wieder draussen.
Geht doch.
Dann haben wir dem Agenturchef endlich mal die Tour vermasselt und er bekommt kein "Extrageld".
Wir gehen mal davon aus, dass der Fahrer Order hat, jeden freien Platz "zu versilbern".
Dann beginnt die lange Rückfahrt nach Uyuni.
Unser Guide sagt nun gar nichts mehr. Jedes Wort müssen wir ihm aus der Nase ziehen.
Erst am Ende wechseln wir ein paar Worte, wobei sich herausstellt, dass wir IHM das Geschäft vermasselt haben.
Er nimmt immer Leute für 100 Bolivianos mit zurück. Sein Chef weiß gar nichts davon.
Na ja, dafür "zapft" er unterwegs in der Mittagspause noch illegal Benzin für eine Frau aus den Reservekanistern ab.
Gegen 16.30 Uhr kommen wir endlich bei "Siloli" an.
Niemand da. Die Alte hat sich wohl gleich verpisst?
Nach 10 Minuten kommt sie an und fragt noch nicht mal, wie die Tour gewesen ist, weil sie genau weiß, was los ist.
Alle meine zurecht gelegten Beschwerden lösen sich auf, weil sie auf der Strasse steht und mit anderen Weibern quatscht. Außerdem ist mir das Ganze langsam zu blöd.
Ab ins Hostal "Vieli", duschen und ausruhen.
Trotz allem haben wir unbeschreiblich berauschende Natur gesehen und erlebt und das Beste daraus gemacht.
So, Uyuni liegt hinter uns und zur Erholung machen wir einen Abstecher nach Tupiza, einer kleinen Stadt im Sueden Boliviens nahe der argentinischen Grenze.
Urspruenglich wollten wir mit dem Zug fahren, aber der legt mitten in der Nacht vom Bahnsteig ab und das ist uns momentan zu stressig.
Ausserdem wollen wir am Tag die Landschaft bestaunen.
Die Tickets haben wir ja schon vor der Uyuni-Tour gekauft und Sitzplaetze in der oberen ersten Reihe mit Panoramablick reserviert.
Den Bustyp lassen wir uns noch auf einem Foto zeigen und der Fahrpreis ist auch ok, also kein Billigheimer.
Somit ist die Vorfreude gross.
Aber hier darf man sich vorher auf nichts freuen.
Nachdem wir den Hostalbetreiber frueh um halb sechs aus dem Bett klingeln muessen, damit er uns aus dem Gebaeude laesst, stehen wir puenktlich an der Bushaltestelle.
Aber noch kein Bus zu sehen.
Oh, da kommt einer. Das kann aber nicht unserer sein, diese alte Schrottkiste und ohne Panoramafenstersitze...
Doch natuerlich, wie sollte es anders sein, es ist unser Bus und die Sitze in der ersten Reihe bieten fuer uns keinerlei Sicht nach vorn geschweige denn Beinfreiheit, so dass wir erst mal leider wieder sauer und angeschmiert sind.
Also gleich noch mal in das Verkaufsbuero um wenigstens die Sitzplaetz zu wechseln, denn der Bus ist zum Glueck nicht ausgebucht.
Na ja, irgendwie arrangieren wir uns in dem dreckigen Bus und durch die freien Plaetze im hinteren Teil hat jeder von uns seine eigene Sitzreihe, die wir einfach so selber festlegen.
Die erste und einzige Pause findet schon nach anderthalb Stunden Fahrt in einem kleinen Dorf statt.
Besorge mir zum Fruehstueck einen Burger mit Spiegelei, was anderes gibt es nicht.
Auf die Frage nach einem "Baño" zeigt der Busfahrer nur hinter die Haeuser in die Wildnis. Na ja, dass sind wir doch gewoehnt...
Hinter den Haeusern geht es einen kleinen Abhang hinunter, der offensichtlich als Muellhalde eingerichtet wurde. Der Wind tut hier natuerlich wie immer das Uebrige.
Auf dem Rueckweg zum Bus kommt mir eine Frau mit einer Papiertuete voll Muell entgegen und ich gucke sie demostrativ an und drehe mich immer wieder um nach ihr.
Sie tut das Gleiche, weil sie wohl sehen will, ob ich es mitbekomme, dass sie gleich die Tuete in alle Winde verstreut.
Ich kann doch noch bis drei zaehlen und meine Vorstellungskraft reicht aus, was sie machen wird....
Das wird wohl noch lange dauern, bis die indigene Bevoelkerung ihre hochgeschaetzte Pachamama endlich sauber haelt.
Die weitere Busfahrt ist dafuer ein echter Augenschmauss.
Die Landschaft entschaedigt voll und ganz fuer den nicht vorhandenen Sitzkomfort.
Berge soweit das Auge blicken kann.
Der "weisse" Strich rechts oben ist die Strasse.
So geht das ueber viele Stunden
Puenktlich erreichen wir Tupiza.
Leider gibt es am Terminal keinerlei Touri-Information und wir wissen gar nicht, wo wir uns befinden.
Also durchfragen.
Wir wollen zum Hostal "La Torre".
Dort angekommen, bekommen wir wohl das schoenste und beste Zimmer der ganzen bisherigen Reise.
Hell, mit Blick auf die Berge, ruhig und einer mustergueltigen heissen Dusche.
Sehr freundliches und fixes hilfsbereites Personal laesst uns "sich gut fuehlen" und endlich haben wir mal wieder eine Gemeinschaftskueche.
Somit lassen wir den Tag entspannt ausklingen und bewundern die Umgebung von der Dachterrasse aus.
Am Mittwoch kommt Bewegung ins Spiel.
Das Hostal besitzt eine eigene kleine Touragentur und die Besitzerin erklaert die umliegenden Sehenswuerdigkeiten auf einer kleiner Karte, die uns grob die Wanderwege aufzeigt.
Also ordentliches Schuhwerk anziehen und ab die Post.
Aus dem urspruenglich geplanten 3-Stunden-Trip wird ein 5-Stunden-Trip, weil die Karte doch sehr ungenau ist und wir wohl den falschen Weg einschlagen.
Ist am Ende allerdings schnuppe, denn der Weg ist an der Schotterstrasse entlang genauso interessant.
Was uns positiv in Tupiza auffaellt, ist der relativ wenige Muell und es finden sich sogar Papierkoerbe in dem Staedtchen.
Wir fuehlen uns wohl hier, weil die Menschen auch ganz anders drauf sind.
Keiner bescheisst hier, die Verkaeufer/innen machen groesstenteils ehrliche Preise und es gibt so gut wie keine Trickdiebe, man kann sich also gut bewegen hier.
Bettler sind hier ebenso ein Fremdwort und wir werden eher freundlich gegruesst und angelaechelt.
Sind wir hier in einem anderen Land??????
Das Einkaufen auf dem Markt macht Spass. Wir nutzen am Abend die Kueche und entsagen dem ewigen Reis als Beilage und kochen Pasta mit selbstgemachter Sosse aus frischen Tomaten und Broccoli.
Das ganze Drumherum an diesem Ort macht uns Lust auf mehr.
So buchen wir für morgen den angebotenen "Triathlon" des Hauses.
D.h.: Unterwegs im Jeep, zu Fuss und hoch zu Ross.
Am naechsten Morgen geht es Punkt neun Uhr wie verabredet los.
Wir sind die beiden einzigen Tourteilnehmer und fahren mit dem Hausherrn persönlich.
Zuerst erreichen wir "La Poronga", eine der bizarren Felsformationen hier.
Unterwegs bestaunen wir im Vorbeifahren noch mehr.
Gleichzeitig führen wir mit dem Fahrer eine ausgiebige Konversation.
Da er deutlich und langsam spricht, verstehe ich alles und kann gleich für Gero übersetzen.
Im Folgenden die "Unterwegsbilder":
Was ist das????
Eine Frucht? Ein Tier?
...ein wunderschöner grüner Käfer (ca. 4cm lang), der sich "eingeigelt" hat, weil er Angst hat
Unser Triathlon endet mit dem Ausritt.
Wir kommen uns vor wie im wilden Westen und reiten durch die Prärie bis zum "Canyon del Inca".
Auf dem "Rückritt" schrammen wir an einem Gewitter vorbei und bekommen nur ein paar kalte Regentropfen sowie kleine Hagelkörner ab.
Wieder im Ort angekommen sind wir froh unsere eigenen Beine zu benutzen, denn so manche ungeübten Stellen tun etwas weh.
Unser kleiner 16jähriger! Begleiter Daniel bekommt noch sein verdientes Trinkgeld, wobei er uns ganz erstaunt anguckt.
Für ihn ist es seine Arbeit in den Ferien, denn er behauptet zumindest, ansonsten noch in die Schule zu gehen. Hoffentlich.
Wir gehen gleich erst mal Richtung Hotel und lassen den Tag ruhig ausklingen.
Am Freitag passiert auch nicht viel.
Die Zeit ist reif für Besorgungen, mal wieder lesen, etwas faulenzen und durch die Strassen schlendern.
Und die heimische Christus-Statue besuchen, von wo sich ein herrlicher Ausblick über die kleine Stadt bietet.
Samstag steht wieder eine lange Wanderung auf dem Programm.
Unser letzter Tag in Bolivien bricht an, denn morgen wollen wir nach Argentinien.
Es gibt für uns nur noch eine unerkundete "Ecke" in der Nähe von Tupiza.
Palala Alta.
Der Weg ist dieses Mal leicht zu finden.
Immer an den Gleisen entlang, welche parallel zur Schotterstrasse verlaufen.
Palala Alta ist schnell erreicht. Das kann es doch noch nicht gewesen sein?
Also einfach weiter gehen bis sich die Strasse von den Gleisen entfernt.
Eene meene muh: die Entscheidung "fällt" zur Strasse hin.
Was für ein Weg tut sich da auf......
Es gibt immer wieder Stellen mit diesen riesengroßen Kakteen.
Leider blühen die erst richtig bunt und wie wild im Februar.
Für uns bleiben zum Bestaunen nur vereinzelt welche von den großen Prachtexemplaren übrig.
eine der Riesenblüten, auf die jeder botanische Garten stolz wäre.
Es gibt später noch blutrote, rosarote und gelbe.
Punkt 12.00 Uhr finden wir nach 3 Stunden Wanderung einen geeigneten Platz zur Rast und beschliessen, danach umzukehren.
Ansonsten wird es zu spät und Busse fahren nur spärlich.
Ziemlich geschafft und hungrig fallen wir wieder in Tupiza ein und belagern den erstbesten Saltenja-Stand.
Saltenjas sind lecker gefüllte Teigtaschen. Und immer hausgemacht!!!
Die Füllung besteht meist aus einer angenehm gewürzten Gemüsemischung (hauptsächlich Kartoffeln) mit einem kleinen Stück Fleisch (Huhn oder Rind).
Der Teig wird dann entweder im Ofen gebacken oder in Öl fritiert.
Für den kleinen Hunger zwischendurch optimal.
Am Abend benutzen wir die Hostalküche auch nicht, sondern gehen echt gute Pizza essen.
Unser krönender Abschluss in Bolivien - denken wir uns mal so.
Die Pizza ist nämlich wirklich gut.
Aber das dicke Bolivien-Ende kommt erst noch.
Im nächsten Kapitel.
Aufbruch: | 04.11.2011 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2012 |
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