Südamerika - von Quito bis Rio
17. Woche - Buenos Aires
Gut genährt und wohl behalten steigen wir 8.30 Uhr Montag früh aus dem Bus.
Das Busterminal "Retiro" ist ja riesengroß und die U-Bahn zu finden, die sich hier "Subte" nennt, ist gar nicht so einfach.
Dank eines netten Polizisten, der in der Eingangshalle am nebenliegenden Riesenbahnhof "Retiro" stand, ist die Suche kein Problem.
Er begleitet uns ein paar Meter und meint, wir sollen uns hier vor Trickdieben in Acht nehmen.
OK.
Das Hotel ist schnell gefunden, Sachen ausgepackt, kurze Verschnaufpause und ab geht´s.
Wir wohnen ziemlich zentral in "San Telmo", so dass viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß zu erreichen sind.
Der erste Weg führt uns zum "Casa Rosada".
Dort regiert Frau Kirchner, die argentinische Präsidentin.
Auf dem Weg dorthin wundern wir uns, warum die Strassen so leer sind.
Man muss dazu sagen, dass diese in der Regel mehrspurig angelegt sind und das nicht ohne Grund. Und dann fahren kaum Autos am Montag?
Hm, irgendwas stimmt hier nicht.
Na ja, jedenfalls stolpern wir mit anderen Menschen aus aller Welt eher zufällig rein in den Regierungspalast und nehmen an einer kostenlosen Führung teil.
Normalerweise finden die nur am Wochenende und an Feiertagen statt.
Also muss heute ein Feiertag sein.
Wir wissen nur nicht welcher, denn im Reiseführer steht nichts drin für den 26. Februar.
Während der Veranstaltung stellt sich heraus, das heute auf den Tag genau vor 200 Jahren die Flagge der Nation kreiert wurde.
Natürlich dürfen wir auch auf den "Winke-Winke"-Balkon und werden durch alle wichtigen Räume geführt.
Anschließend erlaufen wir uns den erst seit ein paar Jahren neu rekonstruierten Hafen "Puerto Madero".
Es schlendert sich vortrefflich bei sommerlichen Temperaturen und gibt unheimlich viel zu sehen.
Rundherum viele Wolkenkratzer von unterschiedlichster Bauweise.
Abends fallen wir nur noch hundemüde ins Bett und werden nachts von einem tobenden und krachenden Gewitter geweckt.
Die Folge davon: Stromausfall im Haus bis zum Mittag.
Das Hotel "Bolivar" ist nämlich ein uraltes Kolonialhaus, wo wie immer leider nicht viel an Unterhalt betrieben wird.
Der Tag vergeht dann auch eher unspektakulär.
Mittwoch kaufen wir uns 48-Stunden-Tickets für den Touristenbus mit Hopp on - Hopp off Prinzip.
Der Bus ist mit Kopfhörern und Übersetzungen in alle möglichen Sprachen ausgestattet, sogar chinesisch und hebräisch.
Zum Glück sind mehrere Plätze frei, denn erst am dritten funktionieren die Kopfhörer so richtig auf deutsch...
Zuerst besichtigen wir das berühmte Hafenviertel "La Boca".
Sofort stehen die ueblichen "Restaurantfänger" bereit und locken die Touris in ihre touristischen Lokale, wo jeweils ein Paar Tango tanzt oder andere Folklorestücke aufführt.
Wir vermeiden diesen Stress und gehen ein paar Ecken weiter ausserhalb der Touristrasse und finden ein kleines Lokal, wo Mama noch selber kocht und wir essen wohl die besten selbstgemachten Gnocci mit Pesto bzw. Bolognese von ganz Buenos Aires.
Man, sind die lecker.
Gut satt verlassen wir das Viertel und touren weiter im gelben Touribus durch die Stadt.
Die Tour ist eigentlich ganz gut gestaltet mit allen wichtigen Punkten und die Haltestellen liegen in der Nähe der Museen.
Am vorletzten Haltepunkt steigen wir aus, am "Teatro Colon".
Ein 2010 wiedereröffnetes großes altes Haus mit mehreren Stockwerken.
Eigentlich wollen wir es besichtigen bei einer 50minütigen Führung, aber als "Extranjero" (Ausländer) soll man 110 Pesos bezahlen, anstatt 30 wie die Argentinier.
Irgendwie vergeht einem immer der Spass und fuehlt sich nur noch abgezockt.
Somit boykottieren wir den Besuch dieses Hauses.
Abends gönnen wir uns das übliche Essen hier: Empanadas gefüllt mit Huhn, Rindfleisch oder Roquefort-Käse.
Gleich nebenan vom Hotel gibt es nämlich einen kleinen feinen Familienbetrieb mit hausgemachtem Essen. "Pedro Telmo"
Am zweiten Touristenbustag wollen wir in der Nähe des Hostals an einer Haltestelle einsteigen.
An jeder gibt es eine unübersehbare gelbe Info-Tafel mit Abfahrtszeiten.
Wie soll es anders sein, der nächste Bus fällt aus und der, der dann kommt, ist völlig leer, weil:
Es gibt nur eine Ansage über Lautsprecher in Spanisch.
Na ja, vom Vortag reicht ja unser Wissen wohl noch aus.
Außerdem verstehe ich ja manchmal was...
Dafür sitzen wir an der Front und haben das ganze Oberdeck für uns allein:
Nur kommt keine Ansage, die junge Frau denkt wohl: na die verstehen sowieso nichts.
Wieder eine Entaeuschung mehr fuers Geld...
Wir nehmen es gelassen und steigen beim chinesischen Viertel aus.
Es soll hier gutes Essen geben, was wir leider nicht finden.
Nur ein "Tenedor libre", der ganz gutes Essen hat.
"Tenedor libre" heisst woertlich: "freie Gabel" und in der Wirklichkeit:
"bezahle einmal einen festen Betrag und iss soviel Du kannst".
Praktisch Brunch auf argentinisch.
Danach laufen wir genau entgegengesetzt der Fahrtrichtung des Touribusses zurueck und besuchen die Sehenswuerdigkeiten und Parks an der Strecke.
Wir gehen einfach so durch das offen stehende "Gartentor" auf das Gelaende rauf.
Uns folgen noch 2 Touripaerchen bis der Wachmann kommt und uns alle verjagt.
Es wird kein Besuch geduldet.
Ist sowieso zu heiss in der Sonne...
In den Parks ist auch genug Leben und sie sind wirklich wunderschoen angelegt:
Nebenbei schauen wir in der Fakultaet der Rechtswissenschaften vorbei. In solchen Einrichtungen kann man wenigstens das WC umsonst nutzen. Man muss es nur wissen.
Die Beine werden langsam muede und wir naehern uns der Haltestelle, wo wir am Abend wieder einsteigen wollen um die Touritour dann nach Sonnenuntergang mitzumachen.
Buenos Aires bei Nacht sehen ist bestimmt spannend.
alter Wachturm in der Naehe des Hafens bzw. der Haltestelle.
Leider war der Aufstieg gerade mal wieder nicht moeglich...
Die Abfahrtszeittafeln koennen sie sich hier im Prinzip schenken.
Nicht ein Bus faehrt zu einer angegebenen Zeit.
Trotzdem ist die Nachtfahrt wirklich toll.
Alle Geschaefte beleuchtet und viele Menschen unterwegs, als erwache die Stadt gerade eben.
Am Freitag machen wir einen Ausflug nach Tigre, wo am Wochenende viele Portenos hinfahren.
Fuer uns gibt es zwei brauchbare Anfahrtswege:
1. mit dem normalen Stadtzug fuer wenig Geld oder
2. mit einer kleinen Elektrobahn fuer hauptsaechlich Touristen.
Und da liegt es auf der Hand, von allen Auslaendern gleich wieder 16 statt 10 Pesos fuer eine Fahrt zu verlangen.
Na ja, nun sind wir schon mal an der Station "Tren de la costa" nach anderthalb Stunden Busfahrt durch die Stadt und fahren mit dem elektrischen Triebwagen.
Die Fahrt ist ja auch angenehm und man sieht viel.
El Tigre ist ein kleiner interessanter Ausflugsort an einer grossen Flusskreuzung, wo gleich 4 Fluesse zusammenfliessen.
Nach kurzer Orientierungsphase entschliessen wir uns fuer eine Katamaranfahrt durch das Flussgelaende.
Die 2 Stunden vergehen recht schnell und lohnen sich.
Auf dem Deck erklaert eine Frau ueber Mikrofon, was es alles Wissenwertes ueber die Gegend zu sagen gibt.
Zurueck vom Ausflug schlendern wir durch den hiesigen Markt.
Teilweise auf Molen angelegt uns doch recht gross.
Es gibt fast alles von Kitsch bis Kunst.
Zurueck wollen wir dann mit der normalen Bahn, finden allerdings den dazugehoerigen Bahnhof nicht.
Also wieder Tourizug.
Der Abend klingt dann bei heissen Temperaturen im benachbarten Restaurant aus.
Am Samstag, unser letzter Tag in Buenos Aires, nehmen wir uns den Oeko-Park hinter Puerto Madero vor.
Es ist sehr heiss und der mindestens 6 km lange Spaziergang wird fast zur Last.
Da kommt eine Rast am Flussufer ganz vortrefflich gelegen.
Der Weg an sich ist wenig interessant. Es gibt viel zu viele Fahrradfahrer, die staendig an einem vorbeihuschen.
Aber wenigstens im Gruenen.
Auf dem Rueckweg in die Stadt treffen wir auf ein deutsches Paar, welches seit mehreren Jahren mit einem "Wohnmobil" immer wieder in Suedamerika unterwegs ist.
Wir schwatzen ganz spontan ueber 2 Stunden und tauschen Erfahrungen aus.
Wir muessen uns dann loseisen, denn am Abend sind wir ein letztes Mal mit Jenny und Patrick im "Pedro Telmo" verabredet.
Wie immer ein gelungener Abend mit viel Spass.
Leider ist der Kellner heute, wohl die Wochenendhilfe, etwas ueberdreht und brueskiert unseren Tisch nach dem Bezahlen, weil er unbedingt seine 10 Prozent Trinkgeld haben will.
Wir bleiben bei 5 Prozent, was fuer die Summe, die wir zahlen, mehr als recht ist.
So, am Sonntag Vormittag haben wir noch ausreichend Zeit ueber den Markt in San Telmo zu streifen.
Dieser zieht sich ueber mindestens einen Kilometer die Strasse entlang.
Es gibt alles moegliche:
Am Nachmittag fahren wir dann mit der U=Bahn zum Busbahnhof "Retiro".
Von der Stadt zum Abschied noch ein paar Eindruecke:
Der einzige Strassenkuenstler mit "Standbild" fuer den ich bisher "Fotogeld" bezahlt habe.
Der sah perfekt aus und die gesamte Mimik und Gestik hat gestimmt.
Die Fahrt nach Iguazu dauert wieder um die 20 Stunden und zur Begruessung gibt es erst mal einen Whisky. Kein Scherz!!
Und das Abendessen wird zum Schluss wieder mit Sekt abgerundet.
Wir werden die argentinischen Busse vermissen...
Die riesigen Wasserfaelle warten!!!!
Aufbruch: | 04.11.2011 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2012 |
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