Südamerika - von Quito bis Rio
7. Woche - Arequipa/Colca-Tal
So, wir wollen doch gleich heute am Montag mal sehen, welche Agentur gute Trekkingtouren ins Colca-Tal anbietet.
Eine Empfehlung vom Hostal haben wir schon, aber es gibt hier Unmengen von Anbietern und die meisten tun sich eh zusammen beim Transport.
Die vom Lonely Planet empfohlenen sind immer 4 bis 5 mal so teuer als alle anderen und versuchen die "billigen" Agenturen als unzureichend darzustellen: keine guten Fahrer, junge unerfahrene Guides usw.
Am Ende entscheiden wir uns für die empfohlene Agentur vom Hostal
"Peru Andes".
Wir buchen eine wirklich sehr preiswerte 3 Tage-Trekking-Tour mit 2 Übernachtungen durch das Colca-Tal für je 125 Sol.
Am Dienstag um 2.30 Uhr ist die Nacht vorbei.
Wir lagern noch unsere großen Rucksäcke ein und schon klingelt es
kurz nach 3.00 Uhr am Hostaleingang.
Unser junger netter Nachtportier geht nachschauen.
Es stehen zwei junge Männer am Eingang und wollen uns abholen, aber es ist kein Minibus zu sehen.
Unser Portier ist vorsichtig und "gibt uns nicht heraus".
Es geht ein wenig hin und her und schließlich steht der Bus um die Ecke und wir steigen fast als erste ein.
Ein komisches Gefühl beschleicht mich schon: doch die falsche Agentur?
Nein, nach und nach sammelt der Fahrer an die 15 Touris ein und eine 3 stündige Fahrt nach Chivay beginnt.
Wahrscheinlich bin ich die Einzige, die auf der Fahrt nicht schlafen kann.
So erscheinen mir nach der Morgendämmerung viele, auf der weiten mit dem typischen Hochandengras bewachsenenen Ebene, frühstückende Vicunas und sogar Flamingos an einer Lagune.
Die anderen verpennen leider alles....
Am Ortseingang von Chivay muss man ein "Park-Ticket" lösen für
35 Sol pro Person (ca. 10 Euro).
Leider ist es nur um die Abkassierstation sauber, denn bald liegt der Plastikmüll wieder am Wegesrand.
Na ja, vielleicht kommt das Geld irgendwann mal dort an, wo es wirklichen Nutzen bringt.
Habe mit Gero schon eine Strategie ausgeheckt:
Jeder Einheimische bekommt für 1 Kilo aufgesammelten Plastikmüll einen Sol und das Zeug kann gesammelt entsorgt oder wiederverwertet werden.
Es stehen doch schon ueberall riesengroße Schilder, dass kein Müll in die Gegend
geworfen werden soll und wie stolz alle auf ihr Peru sind.....
Es ist wirklich schade um die wunderschöne Landschaft.
Gegen 9.00 Uhr erreichen wir den "Cruz del Condor".
Das ist ein Aussichtspunkt oberhalb des Canyons, in dem Condore zu Hause sind.
2005 habe ich mindestens 12 Stück gesehen, die über unsere Köpfe hinweg gesegelt sind, heute lässt sich nicht mal einer blicken. Ist eben Wildnis.
Anschließend fahren wir zum Ausgangspunkt der ersten Trekking-Etappe.
Wir sind nur 3 "Trekker" in der Gruppe mit einem jungen Mann aus Korea und unser Guide ist eine junge Frau von 24 Jahren.
Sie erklärt uns den Ablauf der gesamten folgenden 3 Tage und auch unterwegs immer wieder bestimmte Pflanzen und erzählt interessante Dinge.
Neben uns oder vor uns starten noch weitere kleinere Gruppen von anderen Agenturen. Jede geht fuer sich allein.
Ein paar davon absolvieren die Tour in 2 Tagen, alle Achtung.
Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, weil man sonst von der Landschaft nicht viel hat und nur durch die Gegend hetzt.
Der Weg ist kein Zucker schlecken, wir müssen manchmal ganz schön aufpassen, wo wir hintreten.
Groß in der Weltgeschichte rumgucken is nich....
Nach 2 Stunden fangen die Knie und die Füsse an zu muckern.
Uns fehlen unsere richtigen Wanderschuhe.
Die hängen in Deutschland ab, leider.
Wären aber für unser Gepäck eh zu schwer.
Nun gut.
Wir erreichen auch so die Brücke am Fluß, wo wir uns in ein Buch mit Namen und Alter eintragen müssen.
Man, ich bin ja fast mit eine der Ältesten. Die meisten sind erst zwischen 20 und 30 Jahre alt.
Dann kommt der halbstündige Endspurt zur ersten Unterkunft.
Der Weg kommt mir vor wie ein wilder Obstgarten mit ganz vielen Feigenbäumen und Kakteen, an denen die Cuchinillas gezüchtet werden.
Das sind ziemlich große weiße Läuse, die beim Zerquetschen einen wunderschönen roten Farbstoff frei setzen, der in der europäischen Kosmetikindustrie u.a. für Lippenstifte eingesetzt wird.
Das Kilo werden die Bauern für 80 Sol los, obwohl der Handelspreis bei 150 Sol liegt.
An der Unterkunft bei den Einheimischen sind die 2-Tage-Trekker gerade fertig mit Mittag essen und gehen gleich weiter. Sie schauen alle nicht gerade fröhlich aus...
Wir beziehen unser sehr einfaches Zimmer, essen gegen 14.00 Uhr köstlich zu Mittag und hauen uns danach aufs Ohr, weil wir völlig groggy sind.
Es gibt dann noch Abendbrot und einen Schwatz mit unserem
3. Mann auf Englisch und irgendwie war es ein schöner anstrengender Tag.
Als wir ins Bett gehen wollen, hängt ein kleiner Skorpion über dem Bett an der Wand.
Wir haben ja schon Dschungelerfahrung, aber so leid es mir tut, da kann ich nicht schlafen und der Badeschuh von Gero musste herhalten....
Am 2. Tag weckt uns um 5.00 Uhr der Hahn, dieses "chicken-thing", wie unser Koreaner Jo so schön sagt.
Frühstück gibt es erst um halb 8 und so bleibt Zeit für Fotos, die Morgensonne und tolle Frühentspannung, denn der Muskelkater hat sich natürlich über Nacht in unseren Waden ausgetobt.
Halb 9 geht die Wanderung weiter und den ersten Abschnitt bildet wieder ein traumhafter, wilder, ja fast märchenhafter Obstbaum-Garten.
Danach kommt ein halbstündiger Aufstieg und es herrscht reger Gegenverkehr mit voll beladenen Mulis.
Es gibt zwischen den Dörfern nur einfache Wegverbindungen, somit keine Autos oder andere Fahrzeuge, nur Esel und Mulis als Transportmittel.
Im nächsten Dorf machen wir kurz Rast und kaufen einer alten Frau kleine süsse Birnen ab.
Marybel, unser Guide, kennt hier viele Leute durch ihre Touren und hält immer einen kleinen Schwatz mit ihnen ab.
Mittag sind wir schon am Ziel in einer touristischen Oase, wo wir erst mal in den Pool springen zur Abkühlung.
Nach dem Mittagessen hängen wir in den Hängematten ab und damit keine lange Weile aufkommt, spiele ich mit Gero anschliessend Volleyball.
Marybel und ein anderer netter Giude gesellen sich dazu und wir spielen Deutschland gegen Peru.
Deutschland gewinnt 2:1.
Plötzlich kommen noch Peruaner und Brasilianer anderer Gruppen in die Oase und das Spielfeld füllt sich ratzfatz.
Es macht richtig Spass mit allen, bis auf eine "Bestimmerin".
In der Oase gibt es keinen Strom und so rüsten wir uns nach Einbruch der Dunkelheit mit unseren Stirnlampen aus.
Nur beim Abendessen gibts eine Funzel mit Solarstrom.
Da sich in dieser Gegend alles und jeder nach dem Tageslicht richtet,
verschwinden wir um 20.00 Uhr in der Koje.
Gute Nacht.
Am nächsten Morgen krabbelt wieder so ein Skorpion an der Wand rum.
Der hat aber Glück, wir reisen ab.
Nun geht es am letzten Trekkingtag stramme 1.000 Meter hoch in 3 Stunden.
Nach 2 Stunden wähnen wir uns fast am Ziel, aber der Weg schlängelt sich immer weiter steil nach oben.
Zwischenzeitlich zeigt sich eine schneebedeckte Vulkankette in weiter Ferne.
Die Gedanken kreisen nur noch darum: Hoffentlich bald da.
Mann oh Mann.
Man kann für den Aufstieg auch Mulis mieten, aber das geht gegen unsere Moral.
Das käme nur bei körperlichem Schaden in Frage.
Gegen 9.00 Uhr gibt es in Cabanaconde Frühstück.
Anschließend geht es über kleine Dörfer und Chivay zurück nach Arequipa.
Unterwegs sehen wir einen schlimmen Unfall mit LKW und stehen im Stau.
Aber unsere Guides und der Fahrer finden einen Weg, sich an dem ganzen Schlamassel vorbeizumogeln.
Alles in allem war es eine gut organisierte Tour mit einem aufmerksamen Fahrer und gutem Guide.
Obwohl wir keine Anfänger sind, sind wir froh, nicht die 2-Tagestour gemacht zu haben und jetzt in der Nebensaison sind nicht allzu viele Touris in den Bergen unterwegs, so dass wir ruhig eine preiswerte Variante wählen konnten.
Fertig kommen wir im Hostal an, gehen noch was Leckeres essen bei einem Mexikaner um die Ecke und fallen kurz nach 20.00 Uhr in tiefen Schlaf...
...der erst am nächsten Morgen um 9.00 Uhr endet.
Wir räumen um 11.00 Uhr das Zimmer, verbringen den Tag ruhig und fahren am Abend über Nacht nach Cusco.
Wir kommen am Heilig Abend puenktlich um 7.00 Uhr am Terminal in Cusco an.
Es war wahrscheinlich unsere letzte Fahrt mit "Cruz del Sur", der besten Buslinie hier. Man kann fast suechtig nach Bus fahren werden...
Na ja, wir checken in unser vorgebuchtes Hostal "Walk on Inn" ein und machen einen kurzen Abstecher zur "Plaza de Armas", der fast vor unserer Haustuer liegt.
Es herrscht ein unheimliches Gedraenge zwischen Einheimischen und Touristen und es sind ganz viele Kunsthandwerksstaende aufgebaut.
Wir laufen so noch ein bisschen herum und gehen noch was essen und finden Platz auf einem Balkon in einem Einheimischenrestaurant in einer Seitenstrasse des grossen Platzes. Herrliches Essen und toller Ausblick.
Am Abend verschwinden wir zeitig im Bett und werden um 24.00 Uhr wieder geweckt, weil die ganze Stadt ein Feuerwerk veranstaltet.
Unser Hostal hat eine Terrasse mit Blick auf die ganze Stadt.
Somit haben wir den besten Aussichtspunkt ueberhaupt.
Feliz Navidad
Aufbruch: | 04.11.2011 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2012 |
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