Südamerika - von Quito bis Rio

Reisezeit: November 2011 - April 2012  |  von Uta Weißel

16. Woche - Bariloche, die Zweite

Wir sind immer noch in Bariloche und wollen Ende der Woche nach Buenos Aires.
Ursprünglich war noch für eine Woche ein Auto mieten geplant, aber der Unterschied zwischen dem ursprünglichen Angebot, was wir schwarz auf weiß von der Tante in der Vermietung bekommen haben und dem tatsächlichen Vertrag ist einfach unmöglich.
Plötzlich ändern sich von einem Tag auf den anderen die Freikilometer (erst 1900 jetzt nur noch 1200) und die Selbstbeteiligung bei Vollkasko beträgt 16.000 Pesos (ca. 3000 Euro) bei Totalschaden oder Verlust und bis 3.000 Pesos Selbstbeteiligung bei kleineren Schäden.
Dann will die Dame uns noch weis machen, solche Konditionen wären in Europa ebenfalls üblich.
Wofür hält die uns eigentlich????
Da können wir doch gleich das ganze Auto kaufen.
Also stornieren wir die ganze Angelegenheit und verlassen guten Gewissens und lachend die Autovermietung.
Der nächste Weg geht also gleich zum Busterminal.
Und gemäß dem Sprichwort:
"Der frühe Vogel fängt den Wurm"
hätten wir gerne mal Panoramaplätze im Bus.
Immerhin dauert die Fahrt schließlich 20 Stunden.
Bei der ersten Agentur sind die gewünschten Sitzplätze natürlich schon weg.
Das kann ja heiter werden.
Aber siehe da, schon am nächsten Schalter sind doch noch alle Plätze frei und der sehr nette aufgeweckte junge Mann hinter der Glasscheibe fragt auch gleich nach, ob wir bar oder mit Karte bezahlen.
Wieso? Macht das einen Unterschied?
Ja, klar. Bezahlen wir bar, sparen wir 20 Prozent, das ist der Studententarif, immerhin 120 Pesos (ca. 20 Euro) weniger pro Person.
Leider haben wir gerade nicht so viel Bargeld dabei und
leider gibt es am Terminal und in der Nähe keinen Geldautomaten.
Der pfiffige junge Mann bietet uns aber eine Reservierung der Plätze bis 18.00 Uhr an.
Also wieder in die Stadt zurück und zum nächsten Geldautomaten.
Nach kurzer Essen-Pause in einem kleinen Lokal, denn diese Rennerei macht hungrig, gleich retour zum Terminal die Tickets bezahlen.
Geschafft.
Nun folgt das eigentliche Tagesziel:
der "Cerro Campanario".
Den Sessellift am Fuße des Berges erreichen wir mit dem Bus, der direkt vom Terminal abfährt, was uns dadurch ausnahmsweise mal Sitzplätze beschert.
Die Busse sind sonst in der Regel immer und zu jeder Tageszeit rappelvoll.
Schon ziemlich spät gegen 17.00 Uhr springen wir oben auf dem Berg aus dem Lift.
Die Nachmittagssonne und überhaupt das trockene Wetter lassen uns über die grandiose Aussicht staunen:

Heute mindestens 50 km Fernsicht vom "Cerro Campanario"

Heute mindestens 50 km Fernsicht vom "Cerro Campanario"

Landschaft pur.
Wir könnten stundenlang hier sitzen und einfach nur in der Gegend rum gucken...

Landschaft pur.
Wir könnten stundenlang hier sitzen und einfach nur in der Gegend rum gucken...

Es gibt auf diesem recht touristischen Hügel mehrere Aussichtsplattformen. Zum Glück ist um diese Uhrzeit nicht mehr allzu viel los.
Nur ein neugieriger Falke hat wohl hier sein Revier:

Wer beobachtet hier wen?
Ohne Zoom fotografiert!!

Wer beobachtet hier wen?
Ohne Zoom fotografiert!!

Nachdem wir uns so einigermaßen satt gesehen haben an der umliegenden Landschaft, geht es wieder runter und das Warten an der Bushaltestelle beginnt.
Etwas fassungslos und verärgert schauen wir zu, wie die nächsten 2 Busse einfach vorbei fahren ohne anzuhalten.
Erst der dritte hält endlich an und die wartenden Touris stopfen sich alle da rein.

Am Dienstagvormittag buchen wir zuerst eine Ganztagstour für morgen.
Laut Wettervorhersage soll es nur Sonnenschein geben.
Danach geht es weiter zum "Lago Gutierrez" mit Bus Nummer 50.
Es ist sehr windig und kalt, aber zumindest regnet es nicht.
Nach 2 km Schotterstrasse können wir endlich am Seeufer entlang spazieren und uns nach Herzenslust auf alten umgefallenen Bäumen austoben:

Ufer am "Lago Gutierrez"

Ufer am "Lago Gutierrez"

Das Wasser schillert bei Sonnenschein in allen möglichen blauen bis türkisen Farbtönen.

Das Wasser schillert bei Sonnenschein in allen möglichen blauen bis türkisen Farbtönen.

Auf der Rückfahrt fängt es schon wieder an zu regnen.
In dieser Gegend wechselt das Wetter oft von einer Stunde zur anderen.
Nun gut.
Dafür beginnt der Mittwoch mit strahlendem Sonnenschein und unser organisierter Tagesausflug in die "Pampa Linda" in der Nähe des "Cerro Tronador" beginnt.
Nach zweistündiger Busfahrt durch Wald und an Seen entlang erreichen wir den Basispunkt für unsere 5 stündige Wanderung.
Zuerst bestaunen wir aber noch den schwarzen, von Vulkanasche eingefärbten Gletscher "Ventisquero Negro".

da kommt er angewalzt, der graue Gletscher (zwischen den Hügeln) und das aufgetaute Eis im See sieht auch ziemlich trübe aus...

da kommt er angewalzt, der graue Gletscher (zwischen den Hügeln) und das aufgetaute Eis im See sieht auch ziemlich trübe aus...

Es gibt hier mehrere Gletscher.
Ein paar gehören zu Argentinien und der Rest zu Chile, weil die Landesgrenze genau auf den Gipfeln verläuft.
Das wurde mal so festgelegt, um Grenzstreitigkeiten zu vermeiden.
Also weiter zu einem optisch schöneren Gletscher.
Genug vom Grau in Grau.
Der Wanderweg ist relativ einfach und in 2 Stunden merken wir die 300 Höhenmeter im Prinzip gar nicht.

Ausgangspunkt der Wanderung mit "Cerro Tronador" im Hintergrund

Ausgangspunkt der Wanderung mit "Cerro Tronador" im Hintergrund

Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht

Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht

Überreste des Ascheregens vom letzten Jahr findet man überall

Überreste des Ascheregens vom letzten Jahr findet man überall

Es geht über Stock und Bäume...

Es geht über Stock und Bäume...

...und lichtdurchfluteten Wald...

...und lichtdurchfluteten Wald...

...und Matsche-Pampe.

...und Matsche-Pampe.

Am Ende des Tales erwartet uns ein besonderer Leckerbissen.
Es ist fast windstill,
die Sonne scheint
und über uns thront der Gletscher "Castano Overo", der alle paar Minuten vor sich hin knarzt, weil er sich pro Tag so um die 1 bis 2 Meter nach vorn schiebt.
Es bricht sogar ein großer Brocken ab und knallt im wahrsten Sinne des Wortes über die Felsen in die Tiefe.
Alle schauen ganz gespannt und sind fasziniert.
In der kurzen Stunde Pause an diesem wundervollen Ort passiert es leider nur einmal, obwohl alle immer nach oben schielen.
Es könnte ja noch mal was abbrechen, ist doch so schön....

erst sieht man den Gletscher nur durch die Bäume...

erst sieht man den Gletscher nur durch die Bäume...

...bitteschön, da isser.

...bitteschön, da isser.

Die Felswand ist um die 500 Meter hoch...

Die Felswand ist um die 500 Meter hoch...

...und das Eis erreicht eine Höhe von ca. 30-40 Metern.

...und das Eis erreicht eine Höhe von ca. 30-40 Metern.

Auf dem Rückweg hält der Bus noch an einem wunderschön gelegenen Hotel.
Dort dürfen wir Fotos machen.

Blick auf den See mit Hotel im Rücken

Blick auf den See mit Hotel im Rücken

Nach dieser Tagestour bekommen wir nun erst mal richtig Lust, noch ein paar andere Wanderwege zu erkunden.
Leider spielt das Wetter nicht so richtig mit und mich plagt eine fürchterliche Erkältung.
Dafür wissen wir jetzt in etwa, warum sich hier in Argentinien in den letzten paar Jahren alles so verteuert hat:
Die Gewerkschaften setzen jedes Jahr eine Lohnerhöhung von um die 30 Prozent durch.
Das hält natürlich kein Unternehmer ohne Preissteigerung durch.
Und wer badet das aus: Der liebe Kunde.
Dazu zählen natürlich auch jede Menge Touristen.
Dazu kommt ein Umrechnungskurs, der sich diesen Preissteigerungen nicht anpasst.
Ein Beispiel:
2005 kostete ein normales ordentliches Doppelzimmer 50 Pesos bei einem Umrechnungskurs von 1 Euro zu 3,50 Pesos.
Heute kostet ein vergleichbares Zimmer schon mindestens 200 Pesos bei einem Umrechnungskurs von 1 Euro zu 5,50 Pesos.

Deshalb vergeht die Restwoche eher ruhig mit kleineren Spaziergängen durch die Stadt und der Vorfreude auf Buenos Aires.

Sonntag Morgen verabschieden wir uns von der netten Frau Baumann und unserem kleinen aber feinen Appartement.

Dann kommen wir mit den Busabfahrtszeiten irgendwie durcheinander, denn sonntags fahren sie noch seltener und durch die vielen Einbahnstrassen verwirrt das ganze System der Haltestellen noch mehr.
Also laufen wir zu Fuß gefühlte 5 Kilometer mit Sack und Pack zum Terminal.
Uff. Geschafft.
Dafür setzt sich der Bus 10 Minuten später schon in Bewegung.
Für die ersten 5 Stunden gehören uns beide Frontsitzreihen ganz allein, was natürlich ausgiebig genutzt wird.

Plaetze in der ersten Reihe...

Plaetze in der ersten Reihe...

...mit super Blick auf die Strasse...

...mit super Blick auf die Strasse...

...und in die Berge.

...und in die Berge.

Nun, die Busfahrt gestaltet sich bis auf ein teilweise extrem schreiendes Baby
als ziemlich angenehm mit Rundumvollverpflegung.
Über die Qualität lässt sich natürlich streiten, aber zum Abendessen gab es sogar Wein und Bier und zum krönenden Abschluss ging der nette Mann vom Bordservice mit der Sektflasche rum!!!

Beweisfoto. Es gab wirklich Sekt.

Beweisfoto. Es gab wirklich Sekt.

Die Gründe für so viele Annehmlichkeiten erfahren wir wohl nie, ist uns auch egal.
Wir fühlen uns jedenfalls super betreut wie noch nie.
Somit noch ein "Sie leben hoch" auf "Cruzero del Norte".

Gute Nacht, morgen füh geht es in Buenos Aires weiter...

© Uta Weißel, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Rucksack-Rundreise startet am 4. November in Quito und soll dann weiter gehen Richtung Süden über Peru, Bolivien, Chile, Buenos Aires, Montevideo und wenn Zeit bleibt noch ein wenig Brasilien bis dann der Rückflug von Rio de Janeiro unvermeidlich wird. Lasst Euch alle überraschen....
Details:
Aufbruch: 04.11.2011
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: April 2012
Reiseziele: Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien
Der Autor
 
Uta Weißel berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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