Südamerika - von Quito bis Rio
10. Woche - La Paz/Sucre
Welcher Wochentag ist heute eigentlich?
Die Wochen bekommen wir ja wenigstens noch in den Griff, aber das Datum muss öfter mal von der Uhr abgelesen werden.
Klar, es ist wieder mal Sonntag und da wird erst mal richtig ausgeschlafen.
Leider ist die Strasse vor unserem Fenster etwas laut und nachts nur mit Ohrstöpseln zu ertragen, obwohl der ewige Diesel-Abgas-Gestank in der ganzen Stadt im Prinzip noch viel schlimmer ist.
Also einfach die Luft anhalten, wenn so ein Stinker vorbei kommt (was mindestens alle halbe Minute passiert) und warten, dass der Wind (der hoffentlich weht) den unerträglichen Mief beiseite schiebt.
Hoch lebe unsere Abgasnorm!!!!!!!
Gut ausgeschlafen schlendern wir in die Altstadt und besichtigen den Hexenmarkt, den wir allerdings nicht so spektakulär finden.
Vor 7 Jahren gab es da noch mehr zu sehen.
Habe die getrockneten Kröten vermisst.
Aber mal im Ernst, wir sind generell gegen solche Art von Tiertötungen nur aus religiösen oder abergläubischen Gründen.
Hexenmarktstand mit getrockneten Lamaföten, die unter den Türschwellen neuer Häuser vergraben werden.
Das vertreibt böse Geister und bringt Glück.
dann haben wir genug von der Hexerei und widmen uns dem Shopping.
Die Möglichkeiten hierzu sind scheinbar unerschöpflich.
Gero probiert sich durch Tausend Pullover, nur will keiner so richtig passen. Entweder die Arme zu kurz oder einfach zu groß oder zu klein.
Da haben wir uns eine Pause verdient.
Und als wir so in einer der alten Gassen unterwegs sind, ruft uns jemand von hinten.
Das Gesicht kennen wir doch?
Na klar, eins der Schweizer Mädchen von der Busfahrt Ecuador-Peru.
Nach 4 Wochen trifft man sich mitten in der Großstadt.
Das muss jetzt erst mal besprochen werden und so suchen wir ein kleines bolivianisches Restaurant auf und tauschen Erfahrungen aus.
Es regnet sowieso gerade.
Nach dem Erfahrungsaustausch besuchen Gero und ich das "Museo contemporaneo" in einem alten Kolonialhaus, welches von Gustav Eiffel gebaut wurde.
Es beherbergt Bilder bolivianischer und internationaler Maler, die man teilweise für gar nicht viel Geld kaufen kann.
Die Ausstellung gefällt uns echt gut.
Nur das viele Stehen beim Betrachten macht unseren Rücken zu schaffen und auf gehts ins "Dumbo", ein beliebtes großes Cafe mit einer Riesen-Torten-Auswahl.
Es sitzt sich ganz vortrefflich hier drin und die Auswahl zwischen den tausend süßen Verführungen fällt schwer.
Wir entscheiden uns für einen Schoko-Eisbecher und ein Stück Schokoladentorte von unermesslicher Größe.
Mit den vielen Kalorien im Bauch geht es bergauf in unser Hostal und schaffen sogar noch ein paar Fotos:
Unterwegs nehmen wir auch noch je einen frisch zubereiteten Hamburger mit, welche es überall an der Strasse an kleinen Imbißständen zu kaufen gibt.
Das dazu gehörige Bierchen ist etwas schwerer aufzutreiben.
Wenn überhaupt, dann gibt es meist nur Dosenbier. Flaschen muss man entweder an Ort und Stelle trinken oder aber der Verkäufer erhebt ein Flaschenpfand.
Wir durchschauen das Wie und Warum noch nicht ganz, denn jeder handelt anscheinend willkürlich.
Also nehmen wir noch ein Dosenbier mit und eröffnen unser eigenes kleines Lokal in unserem Wintergarten mit nächtlichem Ausblick auf die Stadt.
Am Montag geben wir früh erst mal die restliche Wäsche zum Waschen in die Wäscherei und nehmen dann Richtung Zentrum mal einen anderen Weg.
So landen wir eher zufällig in der "Calle Jaen", einer kleinen schmucken Gasse mit künstlerischem Hintergrund.
Im Zentrum angekommen, finden wir endlich mal eine geöffnete Touristeninformation.
Aber die gewünschte Stadtrundfahrt gibt es nicht mehr. Man kann nur noch über die kleinen Reiseveranstalter eine solche buchen.
Somit begeben wir uns auf eigene Faust zur Hauptattraktion:
dem Mondtal am Rande der "unteren" Stadt.
La Paz weist immerhin einen Höhenunterschied von fast 600 Metern aus.
Ganz oben auf knapp 4000 Metern wohnt die etwas ärmere Bevölkerung und dieser Stadtteil, bereits auf dem Altiplano (Hochebene), platzt förmlich aus allen Nähten. Es wird gebaut, was das Zeug hält. Vom Strassenverkehr mal ganz zu schweigen. Eine einzige Verstopfung.
Und ganz unten, so auf 3.400 Metern Höhe haben sich die "Reichen" angesiedelt mit ganz ordentlichen Grundstücken bzw. Häusern.
Dort ist das Klima besser.
Es kann somit vorkommen, dass es oben schneit und unten scheint die Sonne bei angenehmen Temperaturen.
Na ja, die junge nette Frau von der Information gibt uns die Buslinien bekannt und wo sie abfahren und wir stellen uns an die Strasse und warten.
Und warten.
Und warten auf die gelben Micro-Busse mit den Nummern 11 und 43.
Schließlich kommt doch mal einer und ist natürlich schon voll besetzt.
Das bedeutet stehen und den Kopf einziehen, denn höher als 1.60 Meter sind die Busse wohl nicht.
Wir bitten den Busfahrer uns Bescheid zu geben, wenn wir das Mondtal erreichen. Er nickt.
Komisch, sind wir nicht gerade schon dran vorbei gefahren?
Er verneint und setzt uns an der Endhaltestelle am hiesigen Zoo ab.
Vielleicht ist er ja ein kleines Schlitzohr und bekommt Provision vom Zoo.
Da wir uns nicht allzu weit vom Mondtal weg befinden, besuchen wir eben mal zuerst den Zoo.
Ist nicht der spektakulärste, aber die Kulisse drumherum:
Es ist ziemlich heiß heute in der Sonne.
Aber gegen 14.00 Uhr sind schon wieder dunkle Wolken im Anmarsch.
Somit nehmen wir für die Kurzstrecke Zoo-Mondtal doch ein Taxi, außerdem sind wir heute etwas fußlahm.
Das bizarre, aus Vulkangestein bestehende Tal ist der absolute Hammer und steht noch nicht mal im Lonely Planet.
Es gibt hier einen Rundweg, den man in gut einer Stunde schafft und an jeder Stelle andere Ansichten hervorbringt.
Nachdem wir nun den Mond erkundet haben, geht es mit dem Bus zurück in die Stadt.
Auch jetzt heisst es wieder: Kopf einziehen.
Man gewöhnt sich hier an alles.
An einer Stelle kurz vorm Ziel geht es dann nicht vorwärts und nicht rückwärts.
Stau.
Wir steigen kurzerhand aus und gehen den Rest zu Fuß und sehen den Grund: eine kleine Demo.
Einige Behinderte im Rollstuhl machen offensichtlich auf ihre Misere in diesem Land aufmerksam.
Behinderte haben hier sonst keine Lobby. Das ist schon traurig.
Wir müssen uns langsam beeilen, denn die Regenzeit fordert bald ihren täglichen Tribut.
Ziemlich abgehetzt erreichen wir in letzter Minute einen Burgerladen.
Draussen donnert und blitzt es ganz heftig.
Als der Regen nach lässt, trauen wir uns gut gesättigt wieder raus und legen die letzten paar Meter bis zum Hostal mit kurzem Stop in der Wäscherei ganz schnell zurück.
Wir besorgen dann nur noch die Bustickets für morgen abend.
Es geht nach Sucre.
Am Dienstag verlassen wir gegen 12.00 Uhr das Hostal und lagern unsere Rucksäcke noch bis 19.00 Uhr dort ein.
In der Zwischenzeit besuchen wir noch das Musikinstrumentenmuseum in der Calle Jaen.
Was es da alles zu sehen gibt.
Ausgefallene Instrumente und echte Raritäten bis hin zu Miniaturen.
Die restliche Zeit verbringen wir in der Post in einem Cafe mit WIFI.
Endlich genügend Zeit zum Blog schreiben.
Am Abend fährt der Bus pünktlich bei Regen und Gewitter los.
Für bolivianische Verhältnisse fahren wir super bequem im "Buscama".
Das sind große breite Liegesitze mit viel Beinfreiheit.
Am nächsten Morgen um halb acht kommen wir in Sucre an.
Ein Taxi bringt uns ins Zentrum und danach geht die Suche los.
Wir klappern etliche günstige annehmbare Hostals ab, aber entweder sind alle voll oder noch ein paar Stunden warten, bis die Zimmer frei sind.
Es ist sonnig-warm, der schwere Rucksack drückt und wir sind ziemlich fertig.
Somit greifen wir etwas tiefer in die Reisekasse und nehmen eine teurere Unterkunft.
Der weitere Tag vergeht mit Bummeln durch die Stadt und einem Besuch am Mirador über der Stadt.
Es ist ziemlich heiss und die Sonne prasselt ganz schön trotz 2.800 Metern Höhe.
Deshalb gibt es hier oben ein nettes Freiluft-Cafe mit Liegestühlen, wo wir es uns erst mal gemütlich machen und unser Flüssigkeitsdefizit ausgleichen.
Wieder unten angekommen machen wir Siesta im Hostal.
Eine Nachtfahrt spüren wir immer erst nachmittags.
Der Tag klingt aus mit einer Riesenportion von einem viertel "Broiler" mit Spaghetti, Salat und Kartoffeln.
Am Donnerstag früh fällt das vom Hostal versprochene Frühstücksbuffett irgendwie ins Wasser.
Es gibt anscheinend mangels Kundschaft kein Buffett, sondern zugeteiltes Frühstück.
2 Scheiben Toast, Butter, Marmelade, einen Mangosaft, etwas Kaffeekonzentrat und einen Rest heißes Wasser. Ach ja, ein wenig Rührei noch.
Das ist für den Zimmerpreis echt mager.
Dafür futtern wir uns über den Tag mit hiesigen Schmakazien durch und nehmen von den ursprünglich geplanten 3 Nächten hier nur 2 in Anspruch.
In einer kleinen Reiseagentur kaufen wir für morgen früh Bustickets nach Uyuni.
Normalerweise muss man in Potosi umsteigen, aber es gibt doch eine bequeme Direktverbindung.
Die Busfahrt nach Uyuni ist ein weiteres Erlebnis fuer die Augen.
Wir kommen Freitag abend hier an und nach einigem Suchen entscheiden wir uns fuer das Hostal "Vieli".
Eigentlich sollte gleich noch die 4-Tagestour folgen mit unglaublichen Bildern und Erlebnissen in der Salar de Uyuni, aber das Internet hier in (mittlerweile) Tupiza ist eine Katastrophe.
Also etwas Geduld.
Fortsetzung folgt!!!!
Aufbruch: | 04.11.2011 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2012 |
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