Südamerika - von Quito bis Rio
5. Woche - Cuenca
Hola Amigos,
es geht weiter hier in Ecuador.
Die erste Nacht in Cuenca von Freitag auf Samstag verläuft trotz massenhafter umliegender Lokale mit Massen an Leuten eher ruhig.
Wir sind erstaunt.
Haben wir wieder mal eine gute Wahl getroffen.
Die "Posada del Rio" ist bisher die sauberste Unterkunft in Ecuador, es gibt super funktionierenden W-LAN-Anschluß, eine ordentliche gepflegte Gemeinschaftsküche, hygienisch ansprechende Gemeinschaftsbäder und richtige "ich will gar nicht mehr aufstehen" - Betten.
Die Atmosphäre im Haus ist angenehm, anscheinend ein freundlicher Familienbetrieb.
Außerdem ist der bauliche und innenarchitektonische Zustand für hiesige Verhältnisse einfach mal gut unter Berücksichtigung, dass wir in einer eher einfachen Posada und nicht im ***** Hotel übernachten.
Samstag machen wir uns erst mal mit der Stadt vertraut.
Sie ist wunderschön und es gibt viele kleine architektonische Wunder und Feinheiten zu entdecken.
Nicht zu vergessen die riesige Kathedrale von immerhin 96 Metern Länge am Hauptplatz im historischen Zentrum.
Die Namen der Kirchen usw. kann ich mir meistens sowieso nicht merken. .... wie Schall und Rauch....
Es gibt hier einfach zu viele davon.
So laufen wir einfach die ganzen Straßen ab und entdecken natürlich bald die große Markthalle, wo es alles an hiesigen Lebensmitteln zu kaufen gibt:
Die Saftverkäuferin ist da "aufgeweckter": sie zaubert nach unseren Wünschen (Karotte, Orange, Tamarillo) für jeden einen halben Liter köstlichsten Saft, pro Becher 1,50 Dollar
Am Nachmittag entschließen wir uns spontan für eine 2-stündige Stadtrundfahrt. Leider verstehe ich nicht viel davon, was der Stadtführer so erzählt.
Wir gucken dann eben und staunen und sitzen auf dem Oberdeck.
Manchmal stehen wir auf, um besser sehen zu können und müssen aufpassen, das wir uns nicht an den über die Strassen querhängenden Stromleitungen "das Leben nehmen" und aufhängen.
Keine Angst, wir haben es überlebt.
Gut gelaunt steuern wir mit dem "Turi-Bus" den beliebten Aussichtspunkt in Turi hoch oben auf dem Berg an.
Von hier aus kann man die ganze Stadt überblicken.
(Siehe Foto Ende voriges Kapitel).
Am Sonntag ist dann wohl die ganze Bevölkerung von Cuenca unterwegs.
Es ist der zweite Advent und die Kirchen sind am Vormittag alle voll zum Gottesdienst. Wir gucken überall mal kurz rein....
Nebenbei versuchen die kleinen "ICH-AG`s" wie immer Geschäfte zu machen:
hmmm, lecker dicke fette süße "Crema", die in der Sonne brutzelt.
Ich bekomme das Zeug nicht hinunter, dafür die Kids hier umso mehr.
Wir gehen lieber mal ins Hutmuseum.
Ein kleines aber feines kostenloses Erlebnis.
Eine nette Dame zeigt uns ungefragt aber sehr freundlich an einer Spezialmaschine, wie sowohl die Festigkeit als auch die typische Form in die Hüte kommt und erklärt dabei noch die unterschiedlichen Qualitäten und was die Hüte so kosten.
Einer so zwischen 20 und 30 Dollar.
Wie praktisch, man kann hier nämlich gleich Hüte kaufen, aber die Auswahl ist so groß und ich kann mich einfach nicht entscheiden....
Nach so viel Input kommt uns das eine Etage höher liegende Cafe gerade recht.
Wir haben eine herrliche Terasse mit schöner Aussicht ganz für uns allein und genehmigen uns eine Cola und eine Tasse heiße Schokolade.
dazu gibt es ein Spaßbild gratis:
Nach der Stärkung schlendern wir die Route des Touri-Busses von gestern entlang.
Dabei probieren wir in Maisblättern zubereitete Küchlein (Moroche und Humitas), welche wider Erwarten gar nicht so schlecht schmecken. Fehlt bloß eine schöne Tasse Kaffee dazu.
Der Rückweg geht am berauschenden grünen Flußufer entlang und gleichzeitig zieht hinter uns ein Gewitter auf mit mächtig dunklen Wolken.
...und den Blick auf die anliegende Straße schweifen lassen.
Hier sind die "grünen Marsmenschen" unterwegs und "attackieren" den Schmutz auf der Fahrbahn oder kürzer "Mars attacks"....
Und das am Sonntag!
Nach diesem beeindruckenden Wochenende fahren wir am Montag zum entspannen in eine naheliegende Therme nach Banjos.
Der Bus kostet 25 Cent pro Person und wir müssen nur die Augen aufhalten, damit wir richtig aussteigen.
Es gibt hier mehrere Thermen.
Zuerst schauen wir am Eingang einer einfachen "türkischen" Anlage.
Eintritt 2,25 Dollar pro Person.
Dann kommt ein Einheimischer vorbei und vorsichtshalber fragen wir mal nach Alternativen.
Er fragt uns allerdings erst mal, ob wir warmes oder kaltes Wasser wollen.
Wir entscheiden uns natürlich als "Warmduscher" für das warme Wasser.
Er empfiehlt die Therme "Piedras de agua".
Die liegt gleich um die Ecke.
Was für ein Glückstag. Die Anlage ist fast leer und Montag und Dienstag ist hier Happy-hour. Wir bezahlen statt 30 nur 15 Dollar pro Person und bekommen einiges geboten:
- türkisches, sehr heißes Dampfbad
- eine Höhle mit heißem und kalten Becken
- Schwitzkasten
- 2 Pools mit Zeugs zum Einreiben.
Wir können so lange wir wollen in der Anlage bleiben und durchlaufen nur unterbrochen von einer kleinen "Saftpause" alle angegebenen Stationen.
Dabei werden wir von einem netten jungen Mann betreut, der insgesamt 5-6 Pärchen in den einzelnen Stationen koordiniert, damit nicht alle auf einmal an einer Stelle hocken.
Er macht das hervorragend. Immer freundlich und achtsam, dass niemand zu lange in den heißen Gewässern badet, denn einige Pools haben 42 Grad Celsius.
Als wir nach 2 Stunden unser Programm absolviert haben, wollen wir eigentlich noch ein wenig faul am großen Pool liegen, aber es kühlt ab, weil schon wieder ein Gewitter im Anmarsch ist.
Wir treten die Heimreise an und kaufen am Markt noch für das nächste Frühstück ein.
Als es dunkel ist, wollen wir die großen Kirchen endlich mal beleuchtet sehen und machen einen Abendspaziergang.
Da sieht alles noch prächtiger aus.
dieser prächtige, riesige Nachtfalter saß an oder auf der Holztür vom vorhergehenden Bild. ca. 10 cm Spannweite
Heute steht der Tag unter keinem guten Stern.
Gero hat die ganze Nacht kein Auge zu gemacht, weil ein Weisheitszahn
böse Absichten hegt und ganz schlimme, unerträgliche Kopfschmerzen
verursacht.
Wir müssen dringend zum Zahnarzt!!
Unser nettes Fräulein aus dem Hostal gibt uns eine Empfehlung und wir kommen nach etwas Durchfragen gut zu Fuß zu Dr. Salines.
Die Praxis ist recht einfach eingerichtet, dafür sind wir kurz vor 9.00 Uhr die ersten und kommen gleich dran.
Der Zahn muss nun doch raus.
Ich übersetze so gut es geht und nach einer halben Stunde ist das Übel mit der Wurzel ausgemerzt und die Schmerzen auch Dank der Betäubungsspritze weg.
Wir bezahlen 30 Euro gegen Rechnung, bekommen Antibiotika mit, bedanken uns für die Behandlung und die Hinweise und treten den Rückweg an.
Der Tag verläuft somit völlig relaxt, denn physische Anstrengung ist natürlich tabu.
Zum Glück gibt es hinterher keinerlei Komplikationen.
Am Abend haben wir noch ein nettes Erlebnis:
Um die Ecke von unserem Hotel gibt es ein kleines brasilianisches Lokal.
Wir wollen die Suppe probieren und was trinken.
Das Lokal ist eher klein aber ziemlich gemuetlich.
Wir taetigen unsere Bestellung und "Klein Jesus", ganz relaxt mit den Haenden in den Taschen, nimmt sie auf.
Nach 2 Minuten kommt er zurueck an den Tisch und fragt noch mal zur Sicherheit, was wir denn bestellt haben.
Wir gucken uns an und denken, was an 2 Saft und 2 Suppen so schwer zu merken ist, zumal wir jeder das Gleiche bestellen.
Na ja, er ist noch jung.
Dann kommt er mit einem Saft, den er auf einem Teller transportiert und der jeden Moment herunterzufallen droht.
Geschafft, der erste Saft kommt heil an.
Der zweite schafft es kurze Zeit spaeter auf dem selben Weg.
Endlich die erste Suppe. Und da waere es bald passiert:
Er will die Suppenschuessel tatsaechlich neben den Tisch stellen, d.h. bei Gero auf den Schoss.
Wir brechen fast in schallendes Gelaechter aus, denn jetzt ist uns endgueltig klar, dasss unser "Jesus" wohl ganz schoen "stoned" ist.
Die zweite Suppe kommt heil an und es schmeckt uns ganz gut.
Bei dem Spassfaktor kein Wunder...
Am Mittwoch wollen wir uns wegen dem gezogenen Zahn noch nicht so anstrengen und fahren mit dem Bus nach Gualaceo, ein Ort etwa 35 km von Cuenca entfernt.
Dort gibt es einen Sonntags-Markt, der laut Touri-Information auch in der Woche geoeffnet ist.
Leider ist das ganze eher langweilig und nicht das, was wir erwartet haben. Also fahren wir schnurstracks zurueck und gleich weiter nach San Joaquin, einem angrenzenden Dorf nahe Cuenca.
Hier soll es viele Gemuese- und Blumenfelder geben.
Aber ausser ein paar kleinen Kohlkopffeldern sehen wir nichts, also ebenso schnurstracks zurueck.
Dafuer ist der Donnerstag wieder einer unserer schoeneren Tage.
Wir haben schon am Vorabend eine Toer in den Nationalpark "Cajas" gebucht.
Und weil wir wieder Glueck haben, sind wir am Donnerstag die einzigen Tourteilnehmer und haben einen ganzen Guide fuer uns allein.
Gustavo erweist sich als angenehm und eloquent und wir koennen ihn nach Herzenslust regelrecht "ausquetschen".
Von Beruf ist er Veterinaermediziner, arbeitet aber aus Liebe zu den Bergen seit 4 Jahren als Guide.
Diese Tour in diesen Nationalpark kann man lt. Touristeninformation auch alleine machen, aber es verirren sich regelmaessig Touris und jedes Jahr verschluckt der Park wohl 2-3 von ihnen auf nimmer Wiedersehen.
Das Klima ist hart hier auf fast 3.900 Meter Hoehe. Die Wege sind teilweise schlecht zu erkennen, es gibt viel Wasser, Regen und man benoetigt entsprechende Ausruestung sowie Erfahrung.
Wir haben ein oesterreichisches Maedel allein angetroffen, die unser Guide erst mal auf den richtigen Weg gebracht hat.
Sie kam mit "duenner Kleidung" und Stoffschuehchen daher.
Hatte zwar die topografische Karte, die jeder am Eingang bekommt, man muss aber auch damit umgehen koennen.
Will damit sagen: lieber etwas fuer einen guten Guide investieren und mit ihm relaxt eine wunderschoene Wanderung machen und die richtigen Orte des Parkes besuchen als stundenlang Stress und die Frage "Wo bin ich denn hier?????"
Jedenfalls umrunden wir zuerst eine Lagune, an deren Ufer es bis in die 90er Jahre sogar eine Brauerei gab. Die wurde von einem Deutschen errichtet und gefuehrt, der nach dem 2. Weltkrieg hierher kam.
Leider verfaellt das Gebaeude zusehends, schade um das viele "nicht-gebraute" Bier, haha.
Nach der Lagune fahren wir zu einem fantastischen Aussichtspunkt auf fast 4.000 Meter Hoehe, haben ein Glueck mit dem Wetter und deshalb absolut freie Sicht, was hier nicht selbstverstaendlich ist.
Der Aussichtspunkt markiert so etwas wie eine Wasserscheide:
Nach Osten faellt das Gebirge Richtung Atlantik ab. Alle Fluesse auf dieser Seite fliessen nach Osten.
Auf der anderen Seite macht sich das Wasser Richtung Pazifik auf, etwa noch 100 Kilometer.
Der letzte Teil der Tageswandertour fuehrt uns in eine "offene" Maerchenwelt.
Mit etwas zu grossen Gummistiefeln stapfen wir
durch die "Mini-Lagunen-Landschaft".
Den Hoehepunkt bildet fuer uns zweifellos ein Wald aus "Quinoa"-Baeumen, die ueber 800 Jahre alt sind.
Dieser Baum waechst nur ca. anderthalb Zentimeter pro Jahr und wird wirtschaftlich nicht genutzt.
Seine Rinde erscheint wie mehrere Schichten feinstes Pergament-Papier.
Zum Abschluss der Tour fahren wir in ein nobles Restaurant, wo es selbst gezuechtete Forellen gibt.
Das Restaurant ist eher teuer und fuer beste Qualitaet der Fische bekannt, wovon ich allerdings nichts merke.
Meine Forelle war lauwarm und fast "trocken" fritiert und hat komisch geschmeckt, aber habe es ueberlebt....
Zum Glueck war das essen im Tourpreis inklusive.
Hier nun die Bilder der Lagune usw.:
Am Freitag verlassen wir nun nach 5 Wochen Ecuador.
Zuerst geht es gleich frueh nach Loja, von wo aus ein Bus direkt ueber die Grenze nach Piura in Peru faehrt.
Wir waehlen bewusst die bequeme Variante der "Durchfahrt", weil wir keine Lust haben, an der Grenze den Bus zu wechseln.
Um 23.00 Uhr Freitag Nacht faehrt unser Bus puenktlich in Loja los Richtung Peru.
Wir treffen auf der Fahrt auf 2 Schweizer Maedels und einen Franzosen.
Der Grenzuebertritt dauert fuer die ganze Busladung nur 1 Stunde.
Alles verlauft reibungslos. Wir muessen noch nicht mal unsere grossen, geschweige denn die kleinen Rucksaecke vorzeigen.
Es ist ja auch mitten in der Nacht um frueh halb fuenf.
So steigen wir nach allen Formalitaeten wieder ein und schlafen weiter bis es hell wird.
Als es hell wird, wagen wir einen Blick nach draussen.
Wie empfaengt uns wohl Peru???
Es ist kaum zu glauben, aber ich kann es nur so beschreiben:
karge schlammgraubraune Landschaft, die einer einzigen Muellhalde gleicht.
Die Strassenraender sind bis mindestens 100 Meter landeinwaerts mit Plastikmuell uebersaet.
Ab und zu ein paar Huetten und Menschen dazwischen.
Na prost Mahlzeit.
Piura erreichen wir puenktlich.
Ganz "spontan" stehen wir 5 Touris auf dem Terminal und beratschlagen, was wir wohl jetzt alle machen sollen.
Die Stadt macht keinen einladenden Eindruck. Bloss weg hier.
Ausser dem Franzosen hat keiner peruanisches Geld.
Hinter dem Zaun (zum Glueck dahinter) rufen die Taxifahrer staendig,
ob wir nicht ihre Dienste brauchen. Nee.
Zum Glueck erklaert uns ein netter alter Mann vom Terminal, wie wir hier am schnellsten und besten weg kommen und wo man Geld ziehen kann.
Somit gehen 5 Touris im Gaensemarsch mit voller Montur ueber volle Fusswege zum naechtsen Busbahnhof, von wo wir alle nach Trujillo weiter reisen koennen.
Unterwegs gibt es auf der anderen Strassenseite eine Bank mit Automat. Ich gehe erst mal alleine ueber die riesengrosse Strasse ohne Gepaeck und checke die Moeglichkeiten. Der Automat funktioniert und nun alle rueber.
Ist das ein Verkehr.
Geschafft. Alle haben Sol, die peruanische Waehrung in der Tasche.
Die Weiterfahrt geht dann reibungslos. Nur noch einmal umsteigen in Chiclayo.
Nach insgesamt 35 Stunden Fahrt kommen wir in Trujillo am Samstag um 16.30 Uhr an.
Eine nette Dame vom Terminal gibt uns bereitwillig Informationen, wie hier wer am besten weg kommt.
Vorher schauen alle noch mal in ihren Reisefuehrer, was und wohin sie eigentlich wollen...
Die anderen Drei fahren zum Pazifik um die Ecke und Gero und ich ins Zentrum ins Hostal "Colonial".
Der Empfang insgesamt in Peru war ueberraschend "tranquilo",
eher ruhig und unaufdringlich.
Wir sind selber gespannt, wie es nun weiter geht.
Aufbruch: | 04.11.2011 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2012 |
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien