Südamerika - von Quito bis Rio
14. Woche - Valdivia in Chile
Unser letzter Tag in Santiago bricht an.
Nach dem wie immer etwas späten Frühstück fragt der nette junge Hostalbesitzer, wo es denn nun hin geht.
Nach Valdivia. Die Busfahrkarten kaufen wir heute abend spontan am Terminal.
Da meint er, es gibt auch Büros von Busagenturen an der nächstgelegenen Metro-Station.
Na, wir können ja schon mal vorbei gehen und nachfragen, welches Unternehmen wann genau fährt und welches am günstigsten ist.
Bei meiner Nachfrage im erstbesten Bus-Agentur-Büro schüttelt die freundliche Dame mit dem Kopf: "Es gibt für heute keine Tickets mehr und für die nächsten Tage auch nicht".
Zur Sicherheit frage ich noch mal nach, ob die Busse alle voll sind oder nur die Busfahrer streiken?
Alle ausgebucht.
Wird wohl doch nichts mit unseren neuen Masche des kurzfristigen Ticketkaufs?
Auf geht´s zum großen Terminal mit allen Agenturen.
Es herrscht anscheinend das reinste Chaos.
Menschen über Menschen und lange Schlangen an den renommierten Buslinien.
Als erstes fragen wir bei Condor nach.
Heute geht nicht, aber morgen gibt es noch 4 freie Plätze im "Salon Cama". Natürlich schweineteuer und wahrscheinlich geht woanders früher auch nichts.
Zumal unter den Chilenen der "Drängelvirus" grassiert.
Jeder muss hier um seinen Platz in der Warteschlange kämpfen.
Manchmal sind die echt dreist.
Darauf haben wir gerade keinen Bock.
Also nehmen wir zwei der vier Restplätze und schicken gleich eine Mail an das vorbestellte Hostal in Valdivia.
Nach diesem ganzen Stress passiert nicht mehr viel.
Abends im Hostal schnattern wir mit Regine noch ein wenig als sie ihr Gepäck abholt zur Nachtfahrt, sie dachte ja, wir sind schon weg.
Ja, was fangen wir mit dem zusätzlichen Tag in Santiago bei der brütenden stickigen Hitze an?
Wir besuchen den "Cementerio general".
Das ist ein großer Friedhof, wo u.a. Salvador Allende begraben liegt.
Leider finden wir sein Grab nicht, trotzdem ist die ganze Anlage absolut sehenswert.
Anschließend bummeln wir zu einem der kürzlich entdeckten Märkte und essen einen leckeren Bohneneintopf mit Maissoße.
Der Bus fährt erst 20.00 Uhr und die Zeit vergeht nur langsam.
Also einfach durch den nächstgelegenen Park schlendern, denn es gibt hier an jeder Ecke sozusagen einen, und im Schatten auf einer Bank ausruhen.
Zum Abschluss statten wir einer Foto-Ausstellung des 2011 verstorbenen holländischen Fotografen Wessing einen Besuch ab.
Er war Kriegsberichterstatter und hat u.a. vom Militärputsch von 1973 eindrucksvolle Fotos "geschossen".
Daneben im gleichen Haus gibt es eine kleine aber sehr feine Sammlung von Gegenständen der Mapuche, welche ebenfalls umsonst zu besichtigen ist.
Ja, dann schnell Sachen aus dem Hostal abholen und mit der Metro zum Busbahnhof fahren.
Der Busbahnhof ist noch genauso voll mit Menschen wie vor zwei Tagen.
Nach etwas Drängelei und Sucherei finden wir den ungefähren Abfahrtsort unseres Busses.
Es bleiben noch reichlich 60 Minuten bis zur Abfahrt und es ist ganz schön heiss.
Wir warten in der Masse...
Kurz vor der Abfahrtszeit unseres Busses werden wir etwas unruhig.
Er ist nirgends zu sehen.
Also erst mal rumfragen, damit wir nichts verpassen.
Tatsächlich steht der Bus schon eine Viertelstunde im Parkhafen, nur mit einer anderen Agentur beschriftet und gaaannz klein hinter dem Fahrerfenster hängt ein Schild "Condor".
Na ja, wenigstens kommen wir hier weg.
Zwischénzeitlich kommen Zweifel auf, ob es sich nicht doch um ein Umzugsunternehmen handelt.
Was die Chilenen so für riesengroße Taschen (und nicht bloss eine pro Person!) im Laderaum verstauen lassen, da kommt man schon ins Grübeln.
Am Ende ist der Bus so voll gestopft, dass sogar vorn im Beifahrerbereich noch mindestens 3 große Gepäckstücke untergebracht werden müssen.
Abfahrt.
Denkste.
Motor kaputt, Bus kommt nicht vom Fleck weg.
Wir würden am liebsten laut los lachen.
Aber alle Achtung:
Innerhalb einer Stunde steht ein neuer intakter Bus der selben Bauart neben unserem defekten, wird das Gepäck von den drei eh schon verschwitzten "Busmännern" umgeladen und ab geht die Post mit "Condor" und wir segeln wirklich durch die Nacht, denn die Sitze sind sehr breit und superbequem.
Leider ist im Preis kein "cena" (Abendessen) inbegriffen, obwohl auf dem Ticket ein c-b steht.
Wir dachten das heisst:
c gleich cena
b gleich bebida (Getränk).
Wahrscheinlich heisst das "cambio bus" (Buswechsel)....
Überpünktliche Punktlandung am Mittwoch früh um halb acht in Valdivia.
Die vorbestellte Unterkunft ist schnell gefunden.
Ein netter älterer Herr nimmt uns in Empfang und eröffnet uns, dass sein kleines Hostal leider schon ausgebucht ist und die Internetplattform, über die wir gebucht haben, ihm immer wieder Scherereien macht.
Er bietet seine Hilfe an und versucht noch woanders für uns was Günstiges zu finden, aber nichts geht.
Wir lagern deshalb unsere großen Rucksäcke für 2 Stunden bei ihm ein und finden über die Touristenagentur am Terminal noch etwas Annehmbares.
Der Tag geht somit mit Ortserkundung weiter und was gibt da am Wasser so komische Laute von sich???
Wir haben vorher noch nie einen so riesigen Seelöwen aus direkter Nähe gesehen.
Es gibt mehrere Seelöwenfamilien hier, die sich offensichtlich hauptsächlich von den Fischresten vom Fischmarkt satt fressen,
der hier gleich am Wasser liegt.
Wenn die dicken Viecher nicht gerade futtern, spielen sie im Wasser oder faulenzen an allen möglichen Ecken.
Valdivia ist ein angenehmer Urlaubsort für vorwiegend chilenische Touristen mit angenehmen Klima im Sommer wie bei uns im August.
Hier fließen 3 oder 4 große Flüsse zusammen, die nach ca. 15 Kilometern
im Pazifik landen.
Bei so viel Wasser hier drumherum kann man schon mal den Überblick verlieren, was genau wo entlang fließt.
Die Kulisse bilden sanfte, mit Wald überwucherte Hügel.
Durch ausreichend Niederschlag das ganze Jahr über wächst natürlich so Allerlei hier in der Gegend.
Wir nutzen die Beerensaison und verputzen jeder ein halbes Kilo Himbeeren/Blaubeeren-Gemisch:
Auch am Donnerstag erstrahlt der Tag mit Sonne pur und lädt zum Spazieren ein.
Wir besuchen auf der Insel "Teja" gleich nebenan hinter der Brücke den Campus der Universität Austral (Valdivia ist nämlich eine Uni-Stadt).
Ein recht schönes Gelände direkt am Wasser.
Da es hier momentan erst halb zehn abends dunkel wird beobachten wir das Treiben rund um die Strandpromenade.
Heute ist so etwas wie Volksfest:
Es gibt haufenweise kleine Händler, eine Bühne mit typischen chilenischen Theateraufführungen, ein Volleyballturnier, Wasserrundfahrten und natürlich Seelöwen am Ufer.
So, die lange Nacht von Valdivia liegt hinter uns.
Am Freitag fahren wir nach Niebla an die Pazifikküste.
Die Busverbindungen sind einwandfrei. Alle paar Minuten kommt ein Bus vorbei.
Leider ist das Ozean-Wasser fast eiskalt.
Trotzdem geniessen wir das Meeresrauschen, denn die Brandung ist einfach super.
Im Ort selber befindet sich ein altes spanisches Fort mit wunderbarer Aussicht sowohl auf den Pazifik als auch auf den Fluss.
Auf der Rückfahrt steigen wir an der in ganz Chile
berühmten "Brauerei Kunstmann" aus.
Im 19. Jahrhundert siedelten viele Deutsche hier an und was können wir mit am Besten?
Freilich, Bier brauen.
Gleich fühlt man sich wie zu Hause, auch was die Preise betrifft.
Wir müsssen ungefähr 10 Minuten auf die Platzierung im Biergarten warten und werden dafür mit einem wirklich guten Pils bzw. Weizenbier belohnt.
Im voll besetzten Bus geht es zurück nach Valdivia.
Da wir am Sonntag weiter wollen, laufen wir gleich zum Busbahnhof um Fahrkarten zu kaufen.
Nach einiger taktischer Überlegung haben wir uns für Bariloche entschieden.
Ja, der nächste Bus mit noch freien Plätzen geht am Donnerstag.
Uns fallen gleich die Ohren ab.
Es gäbe für Montag allerdings die Möglichkeit mit Umsteigen in Osorno.
Nach einigem Abklappern der ansässigen Agenturen bekommen wir eine günstige bezahlbare Verbindung über Osorno nach Bariloche am Montag.
Oh je, Hochsaison in Chile ist die reinste Katastrophe für spontane Urlauber wie wir.
Um die Zeit gut zu nutzen, können wir ja noch Kajak fahren und mit dem Zug (fährt nur am Wochenende) einen Halbtagsausflug unternehmen.
Leider alles ausgebucht. Auch einen Fahrradverleih können wir nicht finden oder er ist nur geschlossen....
Machen wir das Beste daraus, wie immer.
Auf der Insel Teja gibt es ja noch einen schönen Park namens "Saval".
Auch dieser ist gut zu Fuss zu erreichen und recht schön, allerdings schnell durchwandert.
Am frühen Abend kurz nach sieben Uhr entschliessen wir uns noch für eine einstündige Bootsfahrt um die Insel Teja drumherum.
Wir sitzen allein auf dem Oberdeck und alle anderen quetschen sich aus wer weiss welchen Gründen unten zusammen...
Ahoi - zwischen Kapitäns-Cockpit und Fahrgastraum hatten wir von oben eine fantastische Aussicht auf der "Explorador"
Am Sonntag wollen wir noch mal den Pazifik sehen.
Da am Vormittag viele dunkle Wolken über den grünen Hügeln Richtung Ozean stehen, warten wir aber erst mal ab und laufen parallel zum Wasser hinter den Häusern mal in die andere Richtung der Stadt.
Es gibt im Prinzip nichts Aufregendes zu sehen.
Dann kommt die Sonne durch und ab geht es mit dem nächsten Bus nach "Los Molinos" kurz hinter Niebla.
Nach kurzem Strandbesuch spazieren wir an der Strasse entlang nach Niebla.
In Niebla erwartet die Besucher wie jeden Sonntag in der Saison ein Volksfest mit Folkloreprogramm und ganz vielen Fress-Ständen, die durchaus leckere Gerichte anbieten.
Wir wundern uns immer, wo die ganzen Leute herkommen und wieviel Geld sie so für die ganzen Annehmlichkeiten ausgeben.
Also Chile erscheint uns nicht als armes Land und die Chilenen selber schon gar nicht.
Es herrscht hier größtenteils europäisches Preisniveau, v.a. Transportmittel, Gastronomie und Unterkünfte.
Trotzdem gefällt es uns im Land und so verabschieden wir uns mit ein paar schönen Bildern:
Aufbruch: | 04.11.2011 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2012 |
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Brasilien