Südamerika - von Quito bis Rio
12. Woche - Ankunft Argentinien
Es ist Sonntag, der 22. Januar 2012.
Die Wochen vergehen mittlerweile immer schneller.
Und wir wollen wollen heute mal schnell bei Villazon über die Grenze nach Quiaca in Argentinien.
Dazu stehen wir schon um halb sieben auf, frühstücken und gleich weiter zur Sammeltaxi-Station.
Sofort werden die Rucksäcke verstaut und kaum sitzen wir selber im Minibus, fährt der Fahrer los.
Man, geht ja superfix heute.
Die Fahrt zur Grenzstadt dauert nur 75 Minuten.
Nur noch ca. 1 km zur Stempelstelle und schon sind wir auf der anderen Seite.
Haha. Wovon träumt man nachts???
Was für eine lange Schlange, in die wir uns leider einreihen müssen.
Zur Sicherheit frage ich noch mal mehrere verschiedene Sicherheitsbeamte. Aber jeder bestätigt mir: jawoll, anstellen.
Oh je, oh je.
Wir denken noch, na ja, maximal 2 Stunden.
So wechseln wir uns mit Beine vertreten ab und verplempern unsere letzten Bolivianos für Essen und eine Sonnenbrille.
Meine von zu Hause mitgebrachte Sonnenbrille ging beim Reiten kaputt und die nächste hat nur einen Tag gehalten....
Außerdem kann man hier gut handeln. Die Händler wollen ihre tausend Sachen los werden und wenn man nur noch einen bestimmten Betrag zur Verfügung hat und denen das verständlich macht, dann geht alles wie von selbst.
Irgendwie nimmt die Schlange nicht in dem von uns erwarteten Tempo ab.
Stellenweise herrscht absolute Stagnation.
Es geht einfach nicht vorwärts.
Zwischendurch kommen immer mal Beamte und verteilen Wartenummern.
Dadurch geht es auch nicht schneller.
Nach reichlich 5 Stunden Wartezeit kommt auch noch so eine Tussi und erzählt dem Pärchen vor uns irgendwelche Märchen, warum sie sich einreiht.
Wir verstehen wohl ihrer Meinung nach sowieso nichts und die jungen Eltern mit Kleinkind vor uns lassen sich bequatschen.
Na, dass wollen wir doch mal sehen.
Plötzlich tut sich ein Hoffnungsschimmer auf, dass wir gleich ganz vor können, weil wohl unsere Nummer schon dran sein könnte.
Luftnummer.
Also wieder an den alten Stellplatz zurück.
Dann machen wir der Tussi das Leben schwer und verdrängen sie erst mal hinter uns.
Die Leute, die dann unmittelbar hinter ihr stehen, lassen auch nicht locker und schließlich muss sie sich auf Anweisung der Beamten ganz am Ende wie alle Neuankömmlinge anstellen.
Frech kommt doch nicht weiter.
Nach 6 Stunden und 30 Minuten in der Schlange stehen haben wir endlich den dringend notwendigen Ausreisestempel im Pass.
Und wissen auch, warum es so lange gedauert hat:
Es gibt nur einen "Ausreisebeamten" für Hunderte von Ausreisenden.
Dazu ist der noch der langsamste Beamte, den Bolivien auftreiben konnte, denn er hat schon alleine für das Pärchen vor uns mindestens 10 Minuten gebraucht.
Hochrechnung auf 500 Menschen in der Warteschlange.....
Na ja, endlich Argentinien.
Dort scherzen wir sogar mit den Beamten an der Stempelstelle und haben was zu lachen.
Keine komischen Einreiseformulare ausfüllen.
Aah, Alemania?
Stempel rein und wie lange wollt ihr bleiben?
90 Tage?
Kein Problem.
Anschließend wird der große Rucksack notdürftig untersucht und wir sind drin im zweitgrößten Land Südamerikas.
Wir wollen sofort vom Busbahnhof aus nach Salta weiter fahren um von dort wiederum gleich nach Cordoba zu gelangen.
Der erste Eindruck von Argentinien ist:
ein sauberes kleines Städtchen.
Endlich mal Müllkörbe an der Strasse.
Dafür sieht allerdings das Busterminal ziemlich schlampig und heruntergekommen aus.
Ist uns aber schnurz, denn es gibt noch Restplätze in einem Direktbus nach Cordoba, der schon in 2 Stunden abfährt.
Also nicht in Salta umsteigen.
Nebenbei frage ich mal nach der Uhrzeit.
Einer der beiden Angestellten von der Busgesellschaft meint, es ist die gleiche Zeit wie in Bolivien, der andere meint, nee, die Uhr muss eine Stunde vorgestellt werden.
An der Wand hängt schließlich eine Uhr mit der richtigen Zeit.
Also nur noch 4 Stunden Zeitverschiebung nach Deutschland.
Dafür hauen uns die Buspreise bald um:
Umgerechnet 80 Euro für ein Ticket mit 20 Stunden Fahrzeit.
Wir ahnen nichts Gutes.
Wenigstens kommen wir am Montagmorgen pünktlich 7.00 Uhr in Cordoba an.
Zu dieser Stadt können wir nicht viel sagen, denn wir fahren am Dienstagabend gleich weiter nach Mendoza.
Cordoba ist groß, hat ein paar Kirchen im Zentrum, kein "Flair" und nur Shoppingmeilen.
Wir können mit dieser Stadt einfach nichts anfangen. Punkt.
Dafür ist die nächtliche Busfahrt nach Mendoza wieder mal "abwechslungsreich".
Andere Länder, andere Sitten.
Ist das eigentlich normal, das manche Menschen denken, sie wären allein auf der Welt und müssten auf Nichts und Niemanden Rücksicht nehmen?
Der Bus ist nicht voll besetzt und wir sitzen etwas weiter hinten.
Hinter uns nur ein einzelner Mann in der letzten Reihe, der selbst nach Beendigung des obligatorischen Unterhaltungsfilmes bis weit nach Mitternacht laut telefoniert, obwohl ALLE anderen im Bus nachts schlafen wollen.
Auf einzelne Bemerkungen von Gero reagiert er nicht.
Dann reicht es irgendwann und Gero geht nach hinten und fordert ihn direkt auf, die Klappe zu halten.
Da regt der sich zwar noch auf und zeigt ihm sein Ticket (ja wir haben auch welche!), aber dann ist wenigstens Ruhe.
Leider steht man in solchen Situationen immer alleine da. Warum die anderen (Einheimischen!!!) sich von einer einzelnen rücksichtslosen Person so malträtieren lassen, ist uns schleierhaft.
Dafür erreicht unser Bus Mendoza überpünktlich.
Nach einem schweißtreibenden Fußmarsch ins Zentrum finden wir ein Appartement gleich um die Ecke.
Ist zwar wieder relativ teuer für die gebotene Qualität, aber wir haben endlich eine Küche und konnten den Preis für 5 Nächte noch etwas runter handeln.
Als wir das Appartement dann näher betrachten, stellen wir erst mal die Mängel fest:
-an der Jalousie ist die Schnur lose (wir rollen sie von Hand hoch)
-ein Stuhl ist völlig kaputt
-das Antennenkabel funktioniet nicht (wir sind ja auch nicht zum Fernsehen hergekommen)
-die Bettwäsche in einem Bett sieht sehr ungewaschen aus
-die Badtür hat keine Klinke mehr.
Na ja, und die Sauberkeint allgemein: ganz viele "runde" Ecken usw.
Somit richten wir uns die Bude erst mal her und machen sauber.
Der Router im Haus für WIFI ist ebenfalls defekt, bis wir fest stellen, dass nur ein Kabel nicht richtig reingesteckt ist.
Am Nachmittag ist alles paletti.
Wir haben für die Küche sogar noch eine Bratpfanne auf Nachfrage vom Eigentümer bekommen,
denn wir wollen hier ordentlich argentinisches Steak futtern.
Wenn nicht hier, wo sonst????
Somit vergeht der erste Tag in Mendoza und wir schlafen in der Nacht wie die Murmeltiere, weil uns wie immer die vorhergegangene Bus-Nacht noch in den Knochen steckt.
Am Donnerstag merken wir dann gegen Mittag, wie heiss es hier eigentlich ist.
Unser Spaziergang zum Park: "San Martin" ist eine schweisstreibende Angelegenheit.
Zum Glück bieten die großen Bäume viel Schatten und es gibt genügend Bänke zum ausruhen und lesen.
Am Nachmittag kaufen wir im Laden neben unserer Haustür,
ach wie bequem!
erst mal ein schönes dickes Steak.
Der Supermarkt und das Zentrum sind auch jeweils nur 3 Ecken entfernt, so dass wir strategisch äusserst günstig wohnen.
Als wir am Nachmittag so durch die Strassen schlendern, kommen wir an einer "Alfajoles-Manufaktur" vorbei.
Drinnen können wir durch Glasfenster die Herstellung der leckersten Köstlichkeiten beobachten.
Der Besitzer ist geschäfsttüchtig und bietet seinen Kunden Kostproben an.
Das ist gefährlich!!!!
Die Alfajoles schmecken einfach super.
Wir kaufen gleich ein Dutzend, denn "im Dutzend billiger"
und uns läuft das Wasser im Mund zusammen.
"Zu Hause" also gleich Kaffeewasser angesetzen und schlemmen...
Da sind wir in den letzten Wochen doch etliche Pfunde los geworden durch die ganzen Trekking- und Wandertouren und hier frisst man sich alles in einer Woche wieder an.
Also müssen wir was Sportliches unternehmen.
Die Gegend um Mendoza ist ja geprägt durch Weinanbau.
Und für die Touris gibt es richtige Weinrouten, die man entweder organisiert mit Auto oder allein mit Fahrrad abklappern kann.
Somit fahren wir am Freitagvormittag mit dem empfohlenen Bus nach Maipu.
Als wir fast den Ausstieg verpassen, stehen auch schon gleich 3 Fahrradanbieter an der Haltestelle.
Wir entscheiden uns für "Orangebike" und bezahlen für den ganzen Tag 30 Pesos pro Person, inkl. einer kleinen Flasche Wasser und bei erfolgreicher Rückkehr gibt es noch ein Glas Wein und Snacks dazu.
Na ja, die Fahrräder sind eigentlich ok.
Sollte etwas kaputt gehen, müssen wir nur anrufen und die Räder werden sofort getauscht.
In der brütenden Hitze strampeln wir los.
Zum Glück mündet die Strasse bald in eine Allee mit riesengroßen Bäumen, die von noch größeren Schwärmen von grünen Papageien bewohnt werden.
Die machen ganz schön Krach.
Zuerst besuchen wir ganz am Ende der Strecke die Käserei "Qualtaye".
Die Führung ist ganz nett, aber wie Käse hergestellt wird, bekommt man in Europa doch besser vorgeführt.
Trotzdem kaufen wir einen von dem Biokäse und wollen weiter.
Da haben wir aber die Bescherung:
Mein hinterer Reifen ist platt und lässt sich nicht mehr aufpumpen, weil das Ventil im Ar.... ist.
Der Besitzer der Farm ruft den Senior der Fahrradvermietung an und siehe da, innerhalb von 15 Minuten kommt er mit gleich 2 Ersatzrädern freudestrahlend vorgefahren.
"Habe extra große Räder mitgebracht", meint er noch so.
Wir sind beeindruckt.
Suche mir eins aus und weiter geht es, nachdem wir uns bei allen für die Hilfe bedankt haben.
Laut unserem Reiseführer wird das Weingut "Di Tommaso" empfohlen.
Eins reicht wohl bei der Hitze und man muss ja in allen immer für die Führung bezahlen inkl. Weinprobe.
Die Führung dauert nicht lange. Die Weine sind leider nicht ganz unser Geschmack, ausser der nach der "Oma des Hauses" benannte Wein, der echt klasse schmeckt, aber eher an einen Madeira-Wein erinnert.
Wir haben dann genug und radeln gemütlich zur Ausleihstation zurück.
Die nette Mama der Station hat uns ja vorher noch mit auf den Weg gegeben, wir sollen nicht so viel (Wein) trinken, Sonnencreme auftragen und und und....
Somit bekommen wir in einer gemütlichen Sitzecke des Hauses den versprochenen Wein (statt einem Glas stellt sie uns ne ganze Flasche hin!!!!!) und Knabberzeug.
Ach, ist das gemütlich.
Zum Abschied drückt sie uns und freut sich, dass es uns gefallen hat.
Fröhlich gestimmt fährt der Bus mit uns in die Stadt zurück.
Resümee des Ausflugs: die Stimmung war gut, aber die Flyer der einzelnen Bodegas, Käsereien usw. versprechen mehr als sie hergeben.
Auch die Gegend an sich ist eher langweilig.
Wir sind offenbar zu sehr verwöhnt.
Somit verbringen wir das Wochenende ganz relaxt in Mendoza und besorgen neue Alfajoles (das Dutzend hat nicht lange gehalten),
waschen die ganze Wäsche durch, organisieren eine Unterkunft in Valparaiso und schmieden Pläne für die nächsten 4 Wochen.
Am Sonntag liegt hier eh die ganze Stadt im Schlummer und wir schauen uns nur noch die "Plaza Espana" an:
Auf dem Rückweg wollen wir eigentlich noch etwas essen gehen, aber finden nichts geeignetes, so dass wir auf eine gute Tradition hier eingehen und uns den Bauch mit Eis voll schlagen....
Mendoza gefällt uns ausgesprochen gut.
Es herrscht eine entspannte Atmosphäre in der Stadt, sie ist übersichtlich, sauber, es gibt keine stinkenden Busse!!!!! und man erreicht fast alles zu Fuß.
Die Strassen sind eher breit und voll bepflanzt mit riesengroßen Bäumen...
Morgen zum Wochenbeginn fahren wir weiter nach Valparaiso an der chilenischen Küste.
Hasta luego, amigos!
Aufbruch: | 04.11.2011 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2012 |
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