Namibia - zum ersten Mal in Afrika
es geht in die Einsamkeit der Namib Wüste
Mittwoch, 1. August 2012
Auch heute erwartet uns ein blauer Morgenhimmel, aber das Meer ist ruhig. Kein Sturmwind lässt auf den Wellen Kronen entstehen. Noch einmal plündern wir hungrig das feine Morgenbuffet um uns dann gestärkt auf die Weiterfahrt zu machen.
Wieder durchfahren wir die öde Mondlandschaft und staunen über ein Polizeiauto, dass uns mit 150 Sachen überholt. Ein paar Kilometer weiter stehen sie dann mit einer Radaranlage am Strassenrand und hoffen wohl, dass wir mit überhöhter Geschwindigkeit vorbeidüsen. Aber falsch geschätzt. Wir halten uns genau an die 120 km/h. Eva und ich sind heute die Fahrerinnen. Wir sind halt einfach seriös...
Endlich lassen wir die graue Wüste mit ihren hohen Sanddünen hinter uns und gelangen wieder in den farbenfrohen Teil der Namibwüste, den wir ja schon vor zwei Tagen befahren haben. Wieder erblicken wir wacker rennende Straussenverbände und passen auf, dass die Tiere nicht grad im dümmsten Moment die Strasse überqueren wollen. Wunderschön ist die Ebene, die wir von unserem Eagles Nest so toll gesehen haben. Ach, es war ein herrlicher Platz... Schweren Herzens fahren wir kurz vor Klein-Aus Vista an unserer Lodge vorbei.
Im nachfolgenden Dorf besuchen wir erneut unsere Tankstelle. Dieses Mal hat es weniger Autos dafür mehrere junge Farbige, die geschnitzte Makalaninüsse verkaufen wolle. Jürg, Mäthu und Eva winken sofort ab, doch ich finde die Nüsse schön und lasse mich zu einem Kauf überreden. Die 45 namibischen Dollar bringe ich bis auf 25 hinunter und bin dann Besitzerin dieser Nuss. Meine Reisegefährten grinsen nur, doch mir gefällt mein Souvenir und die Jungs müssen ja schliesslich auch von etwas leben. Eva gibt ihr Geld lieber im Laden aus und kommt strahlend mit einer Magnum-Glacé daher.
Noch ein paar Kilometer fahren wir auf der B4, dann biegen wir nordwärts auf eine unbefestigte Strasse ab. Wir werden geteerte Highways für lange Zeit nicht mehr sehen...
Zuerst führt uns die Strasse durch ein sehr breites Tal, flankiert von Gebirgsketten. Das blonde Gras und der rote Sand unseres Highways lässt uns die öde Mondlandschaf von Lüderitz schnell vergessen. Vor Helmeringshausen biegen wir in eine andere Strasse westwärts ab, die uns ins Gebirge führt. Zwischen zwei malerischen Hügelzügen machen wir einen Mittagshalt und verdrücken stehend um unsere Autos herum ein kurzen Lunch. Die Gegend ist wunderschön.
Danach geht die Fahrt wieder in eine endlose Ebene, wo wir viele Tiere sichten. Ganze Gruppen von Springböcken, Strausse und Oryxantilopen. Manchmal ist die Strasse hellbraun, dann wird sie wieder tiefrot und erinnert an das australische Outback. Plötzlich erblicken wir die Abzweigung zur Namtib Desert Lodge und biegen nordwärts in ein einsames Tal ab.
Die Strasse wird schmal und sehr sandig. Überall erblicken wir wieder Oryxantilopen. 12 Kilometer fahren wir in das schöne wüstenhafte Tal hinein und haben irgendwie das Gefühl, dass wir hier hinten nichts vorfinden werden. Doch plötzlich erblicken wir Zäune und Schafherden. Wunderbar eingebettet in eindrücklich rote Felsen und Berge gelangen wir zur Namtib Desert Lodge, einer deutschen Workingranch mit Gästehäuser.
Wir spazieren zur Hauptlodge, wo wir herzlich von Lynn auf Deutsch begrüsst werden. Wie so üblich erhalten wir einen feinen Willkommensdrink. Sie erzählt uns ein wenig über die Namtib Lodge. Ihre Schwiegereltern haben die Ranch vor vielen Jahren einem anderen Deutschen abgekauft. Heute führt ihr Mann und sie die Ranch. Nebst Schafzucht haben sie Gästehäuser gebaut und bewirten mit Freuden Touristen.
So führt sie uns zu zwei süssen Cabins, die alle eine schöne gedeckte Terrasse haben. Damit wir die Reisetaschen nicht tragen müssen, erhalten wir einen kleinen Karren, damit wir diese über den Kies ziehen können. Das Zimmer ist wirklich süss und gemütlich eingerichtet. Als ich mir das Badezimmer anschauen will, staune ich nicht schlecht, dass man zuerst einen kleinen Garten durchqueren muss bevor das Badezimmer kommt. Das wird ja lustig, wenn ich mitten in der Nacht aufs Häuschen muss...
Ruhepause ist angesagt. Wir begeben uns zu Mäthu und Eva auf die Terrasse, wo wir etwas kleines essen. Jüre und Mäthu geniessen ein Bier und zum Abschluss gibts noch Kaffee. Dann klettern wir zu einem schönen Aussichtspunkt, wo es eine kleine gedeckte Terrasse mit Liegestühlen hat. Von hier aus haben wir einen wunderbaren Ausblick. Rechterhand blicken wir auf die Ranch mit ihren mehreren Gebäuden, wunderbar eingebettet in die roten Felsen des Gebirges. Vor uns öffnet sich das Tal in eine weite Savanne ebenfalls umgeben von einem eindrücklichen Gebirge. Es ist wunderschön und so friedlich, jedenfalls bis plötzlich die Hölle los bricht.
Lynn hat uns davor schon gewarnt. Eine Herde Schafe kehrt zurück und die Lämmer, die jeweils zurückbleiben, weinen herzergreifend nach ihrer Mama. Und so geht das lautstark über eine Stunde. Nix mit Schweigen der Lämmer... Die Schafe werden übrigens in der Nacht zurück in ihre Gehege gebracht wegen den Raubtieren. Rundum gebe es Schakale, Hyänen, aber auch Geparde und Leoparden. Für die sind Schafe ein gefundenes Fressen. In den Gehegen sind sie aber geschützt.
Lange sitzen wir auf den Liegestühlen, lesen oder geniessen einfach die Aussicht. Es ist traumhaft hier! Ab und zu klettere ich ein wenig in den Felsen herum. Auch hier hat es Klippschliefer, die sofort Reissaus nehmen sobald ich zu nahe komme. Auf kleinen Schildern steht, dass hier ein Wanderweg entstehen soll. Ein wenig ist er schon ausgebaut, so dass ich ihm in die Felsen hinauf folge. Plötzlich stehe ich vor einer kleinen Höhle, wo sich drei afrikanische Bronzestatuten befinden. Sie sehen aus wie drei Jäger, die um ein Lagerfeuer herum sitzen.
Die Sonne geht langsam den Bergen zu und verwandelt die umliegenden Felsen in ein immer tieferes Rot. Auch das gelbe Gras wird immer mehr golden. Erneut erleben wir einen wunderbaren Sunset. Die Sonne verschwindet dieses Mal etwas früher hinter den Bergen. Doch wiederum erleben wir den goldenen Schimmer nach dem Untergang und der Kampf der Sterne bis sie endlich am Nachthimmel erscheinen dürfen. Wie oft sind wir schon herumgereist und trotzdem haben wir noch nie Sonnenuntergänge so magisch erlebt wie in Afrika. Es ist ein besonderer Zauber.
Als es dunkel ist kehren wir zurück in unsere Zimmer. Darin herrscht ein eigenartiger Duft, der mir schon beim ersten Betreten aufgefallen ist. Nicht unangenehm, aber komisch. Als ich wieder das Zimmer betrete, wird es mir plötzlich übel. Sicherheitshalber begebe ich mich mal ins Bad, da ich nicht recht weiss, ob ich mich übergeben muss.
Doch daraus wird nichts. Es wird mir zwar immer übler, aber sonst tut sich nichts. Also informiere ich schnell Jürg, der auf der Terrasse liest und lege mich dann hin. Mäthu und Eva gehen alleine zum Abendessen. Jürg will bei mir bleiben, obwohl mir das nicht recht ist. Er bringt mir heissen Kaffee und ein paar Salzstängeli. Und so schnell das Ganze kam, so schnell verschwindet es wieder. Von einem Moment auf den andern ist meine Übelkeit weg. Was war das denn?
Die Aufklärung folgt mit einem Besuch von Mäthu und Eva. Sie mussten uns ja beim Abendessen entschuldigen und erklärten alles. Der Hausherr meinte dies sei die typische Namibiakrankheit bei Touristen. Kopfschmerzen und Übelkeit weil sie zuwenig trinken würden. Aha! Wir haben zwar literweise Wasser bei uns, aber manchmal vergesse ich einfach zu trinken, obwohl ich häufig einen völlig trockenen Mund habe. Das Mittel gegen die Übelkeit sei übrigens heisses Wasser zu trinken. Da haben wir ja das Richtige gemacht... Jedenfalls fühle ich mich wieder besser, gehe aber früh zu Bett.
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |