Namibia - zum ersten Mal in Afrika
ein Adlernest in Klein-Aus Vista
Sonntag, 29. Juli 2012
Es wird wiederum eine kühle Nacht und so schalten wir immer wieder die ziemlich laut surrende Heizung ein. Lieber ein wenig Lärm als erfrieren. Ein herrlicher Morgen erwacht wieder und als wir das Frühstücksbuffet genossen haben, machen Jürg und ich uns noch ein wenig auf die Tour und spazieren rund um eine grosse Felsformation herum. Es ist wirklich eine malerische Gegend und wir staunen als wir in einem anderen Tal weitere schöne Häuschen vorfinden. Die Canon Lodge ist wirklich empfehlenswert und wir staunen über die logistische Meisterleistung ein solches Haus zu führen weit ab von jeglicher Zivilisation. Ein Supermarkt steht nicht gleich um die Ecke und nach Wasser muss ziemlich tief gebohrt werden.
Um neun Uhr sind wir parat für unsere Weiterreise. Sie geht wieder viele Kilometer über staubige Pisten zurück zur Hauptstrasse. Unterwegs treffen wir erneut auf Strausse, die entweder in Gruppen oder alleine unterwegs sind. Sportlich springen sie häufig der Strasse entlang und man muss immer darauf gefasst sein, dass sie diese plötzlich überqueren wollen.
Nach 140 Kilometern erreichen wir wieder die B4. Was man sonst nicht mal bemerkt, geniessen wir plötzlich über alle Massen: fahren auf Asphalt. Ein Gefühl wie wenn man über Watte schweben würde. Das nennt man lehrreiche Ferien. Zuhause werden wir uns sicher nicht mehr über ein Schlagloch ärgern...
Die Fahrt westwärts wird sehr spannend. Zuerst überqueren wir auf einer grossen Brücke den Fish River, dann gehts kurvig in die trockenen Wüstenberge hinein bis uns diese in eine erste weitläufige Ebene entlassen. Da wir uns langsam dem Atlantik zubewegen, verlassen wir ein Hochplateau nach dem andern. Und jedes Hochplateau entlässt uns wieder in eine noch weitläufigere Ebene. Das gelbe Steppengras leuchtet malerisch in der Sonne und links und rechts begleiten uns entweder einsame Berge oder auslaufende Tafelgebirge. Obwohl wir ja die Weite bereits im Outback Australiens oder im Südwesten der USA kennengelernt haben, überwältigt uns dieser Anblick aufs Höchste.
Namibia hat aber noch anderes zu bieten, was wir von den USA und Australien her nicht kennen: selten eine Tankstelle! Unsere Tankanzeige neigt sich besorgniserregend Richtung leer und so sind wir wirklich froh als wir gegen zwei Uhr Klein-Aus Vista erreichen. Das Städtchen entpuppt sich mehr als Dörfchen, doch es hat eine Tankstelle! Und da sie vermutlich die einzige innerhalb von hunderten von Kilometern ist - entsprechend begehrt. Mehrere Autos warten und ein "Hummeldumm"-Bus braucht auch noch Treibstoff.
Eva und ich nehmen mal den kleinen Shop unter die Lupe. Es hat wirklich alles was man so zum Leben braucht inklusive einer grossen Auswahl an Keilriemen und Motorenölen. Doch es gibt auch noch ein paar Souvenirs, Geschirr, Essbares und Getränke. Halt so das Notwendigste.
Auf der gegenüberliegenden Seite entdecke ich eine Telefonkabine. Also rufe ich Vreneli an um ihr wieder mal ein Lebenszeichen zu schicken. Sie freut sich riesig über den Anruf und mit ihr ihre Freundin Käthi, die grad bei ihr zu Besuch ist.
Mit endlich wieder vollem Tank fahren wir ein paar Kilometer weiter zu unserer heutigen Lodge, den Eagles Nest Chalets. Im Haupthaus erhalten wir unsere Schlüssel und vier Frühstückspakete. Dann geht die Fahrt noch ein paar Kilometer in die Wüste hinein. Unterwegs treffen wir auf ein paar der berühmten wilden Pferde der Namib Wüste. Neugierig beäugen sie Mäthu und Evas Auto und taxieren uns als uninteressant.
Auf unserer linken befindet sich ein Bergmassiv, auf der rechten eine herrliche Savannenlandschaft. Am Rande dieser Berge befinden sich mehrere Chalets und eines davon gehört für die nächste Nacht uns. Doch das Häuschen, das uns erwartet, ist ein unglaublicher Anblick: Es gibt zwei Schlafzimmer, eine Küche und ein Wohnzimmer. Und das alles ist um einen riesigen Granitblock herum gebaut. Wir können es kaum glauben!
Auch innen sieht alles toll aus. Ein Granitfelsen als Wand hatten wir wirklich noch nie. Von unseren Schlafzimmern aus geht es hinaus auf eine kleine Holzterrasse mit Tisch und Stühlen. Vor dem Haus befindet sich ein weiterer riesiger Granitblock. Er hat mittendrin einen kleinen See und darin baden viele kleine Vögel. Doch was sich dahinter befindet, lässt uns wieder aufs Höchste staunen: eine unglaubliche weitläufige Wüstenebene, eingerahmt von einem wundervollen Wüstengebirge. Der Anblick ist überwältigend und uns gehen langsam die Worte aus um das zu beschreiben, was wir sehen.
Mäthu macht sich zu einer Wandertour in die Berge auf, Eva geniesst ein ruhiges Stündchen im Haus und Jürg und ich setzen uns auf die Terrasse, lesen in unseren Büchern und geniessen die Weite Afrikas. Als sich die Sonne langsam dem Horizont zu bewegt, setzen sich auch Mäthu und Eva zu uns und gemeinsam zelebrieren wir den Sundowner. Er ist wieder zauberhaft und in vielen Farben versinkt die Sonne am Horizont in einer Nebelwand. Die Nähe des Atlantiks ist spürbar.
Vor unserer Terrasse befindet sich ein gusseiserner Grill und den feuern die Männer ein während der afrikanische Nachtschimmer vom Horizont aufsteigt und nur langsam den Sternen Platz macht. Wir sind hungrig. Nebst Kartoffeln umhüllt in Speck, Maiskolben und Würstchen, gibt es auch ein feines Glas Wein. Und das unter dem afrikanischen Sternenhimmel. Ich wiederhole mich: Magie pur!
Plötzlich weht ein starker Wind von den Bergen hinunter und bläst unser Feuer zu neuem Leben. Die Funken fliegen weit in die Prärie hinein und wir hoffen, dass es nicht allzu trocken ist und wir noch einen Flächenbrand auslösen. Doch alles bleibt ruhig.
Wir sind vom Häuschen ziemlich geschützt, geniessen aber den Sturmwind und die klare Sternennacht. Es ist einer der Momente, wo die Zeit wieder mal nur stehen bleiben sollte.
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |