Namibia - zum ersten Mal in Afrika
auf dem Weg nach Sesriem
Donnerstag, 2. August 2012
Wir haben ja schon eine Sturmnacht erlebt im Eagles Nest. Aber dies war nichts gegen diese Nacht. Der Ostwind brauste in starken Böen über die Berge hinab und schüttelt unser Häuschen aufs Gröbste. Wir hatten des öfteren das Gefühl, dass sich unser Dach demnächst verabschiedet. Doch man scheint sich an solche Wetterkapriolen gewöhnt zu sein und entsprechend ist das Häuschen auch stabil erbaut. Einzig die Türe zu unserem Bad-Garten ist ziemlich locker und knallte bei jedem Windzug energisch in den Türrahmen. Dem konnte mit einem Kartonstück abgeholfen werden.
Am Morgen sind wir ziemlich gerädert, da wir wirklich nicht viel geschlafen haben. Um halb sieben sind wir wach und alles ist ruhig. Kein Windhauch ist mehr zu hören. Als wir uns zum Frühstück begeben, sind Mäthu und Eva schon dort. Wir lernen auch noch den Hausherrn Thorsten kennen, der uns viel über seine Ranch und die Schafzucht erzählt. Es wird ein interessantes und feines Frühstück. Vor allem das getrocknete Oryxfleisch hat es mir angetan. Es schmeckt himmlisch!
Zum ersten Mal erblicken wir dicke Wolken am Himmel - nicht Nebel wie in Lüderitz - sondern Wolken. Dies war auch der Grund der unruhigen Nacht. Eine Kaltfront ist über Namibia hinweggezogen mit entsprechend stürmischen Winden.
Da wir nicht zu früh starten wollen, sitzen Mäthu und Jüre noch auf ihren Terrassen und lesen. Dann machen Jürg und ich noch einen Spaziergang zu den Lämmern. Die sind sowas von süss. Dann um 10 Uhr geht unsere Tour weiter.
Der schwarze Himmel kündigt wenig Erfreuliches an, doch von Regen fehlt zur Winterzeit jede Spur. Wir fahren zurück zur Hauptstrasse und weiter gehts nordwärts Richtung Sesriem. Hatten wir das Gefühl, der Wind sei überstanden, werden wir eines besseren belehrt. Immer wieder fahren wir wie durch einen Windkanal und werden fleissig herumgerüttelt. Auch hat die Landschaft bei weitem nicht mehr das farbliche Crescendo wie gestern. Was ein trüber Himmel doch so ausmacht. Dafür sind die Strassen recht annehmbar und so kommen wir flott voran.
Auf unserer nächsten Etappe stellen wir fest, dass sich die Strasse rapid verschlechtert. Nervtötend kämpfen wir uns über endlose Strassenrillen, der Lärmpegel ist entsprechend... so staunen wir nicht schlecht über die vielen deutschen Motorhomes und Autos ohne Vierradantrieb. Die haben Mut...
Der Charme Namibias ist heute wahrlich nicht präsent. Die graue Wolkendecke lässt auch die sonst sicher malerische Natur grau und öd erscheinen. Eigentlich wäre die Strecke wunderbar. Wir durchfahren viele wilde Täler mit schönen Gebirgen. Mal gehts über Pässe, dann wieder in weitläufige Ebenen hinein. Immerhin sehen wir immer wieder Tiere. Mal sind es eindrückliche Kudu-Bullen mit ihren riesigen Hörnern, dann Oryxantilopen und Springböcke. Und neu kommt noch eine Zebra-Herde dazu. Wir sind begeistert!
Auf einem Pass halten wir am Strassenrand. Dies nach einem grad wieder haarsträubenden Strassenteil, der wirklich Nerven kostete. Es windet uns fast die Haare vom Kopf. So halten wir unser mittägliches Picknick im Auto. Alles andere wäre fahrlässig. Wer will schon sein Sandwich durch die Luft fliegen sehen...
Gestärkt geht unsere Fahrt weiter und schon bald erreichen wir die Abzweigung nach Sesriem. Eindrückliche Springbock-Herden begleiten unseren Weg und dann erreichen wir gegen drei Uhr eines der touristisch best erschlossenen Gebiete: Sesriem am Rande der Sossusvlei Dünen.
Als erstes tanken wir unsere Autos auf. Dann erkunden wir den dazugehörigen Shop nach Essbarem. Wir haben für die nächsten zwei Nächte ein Zelt im Desert Camp mit Grillmöglichkeiten. Da braucht es natürlich noch die richtigen Sachen wie Holz, Essbares und Wein. Die Auswahl ist wie erwartet nicht gross. Schliesslich befinden wir uns irgendwo am Ende der Welt. Doch immerhin hat es Kartoffeln, Speck und Wiener Würstchen. Dazu Dosen mit Pfirsichen und Erbsen. Daraus lässt sich doch schon mal was kochen!
Danach fahren wir noch einen Kilometer und erreichen unsere süsse Zeltstadt, das Desert Camp. Das Zelt sieht wirklich toll aus und beherbergt ein grosses Bett, ein Sofa und einen Schrank. Wie bei einem Zelt so üblich, kann man die Fenster mittels Reissverschluss öffnen, so dass sofort der Wind durch alle Ritzen bläst. Und da der Wind immer noch intensiv bläst, erzittert unser Zelt regelmässig. Das Bad hingegen ist gemauert, einfach eingerichtet, aber sauber und gemütlich. Ganz lustig finde ich die Küche draussen auf der Terrasse hinter einer Zeltblache. Eingerichtet mit allem was es so braucht, wobei wir das Geschirr, Besteck und die Kochutensilien in einer Plastikkiste an der Rezeption erhalten haben. Auf der Terrasse hat es auch einen Picknicktisch mit Bänken. So setzen wir uns mal hin und geniessen den Ausblick in die wunderbare Savanne umrahmt von einem Gebirge. Es ist unglaublich schön und wir lieben den Ort.
Irgendwann taucht Mäthu auf und geniesst zusammen mit Jürg ein Bier. Obwohl der Himmel den ganzen Tag mehr oder minder bewölkt war, reist er langsam auf und lässt einen himmlischen Sonnenuntergang zu. Irgendwann verschwindet die Sonne hinter einer Wolkenwand, doch kurz vor dem Horizont kommt sie wieder in den schönsten violett-Tönen hervor und verschwindet dramatisch hinter den Sanddünen. Es ist gewaltig schön - ein erneuter afrikanischer Traum.
Danach begeben wir uns zu Mäthu und Eva und feuern dort den Grill ein. Mit einer Flasche Wein geniessen wir den schönen Abend mit unserem üblichen Barbeque: Kartoffeln, Speck, Mais und Wiener Würstchen. Plötzlich geht der Vollmond auf - zuerst eine rote grosse Scheibe, die dann langsam in gelb übergeht. Höchst eindrücklich! Überhaupt wird es eine wunderbare Nacht. Nach dem Essen bummeln wir zurück zu unserem Zelt und zünden dort die Sturmlampe an. Dabei versuchen wir noch ein wenig in unseren Büchern zu lesen. Es ist eine magische Nacht mit einem wunderbaren Vollmond. Sie dürfte nie vorbeigehen...
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |