Namibia - zum ersten Mal in Afrika
Swakopmund
Montag, 6. August 2012
Zuerst erfror ich fast in meinem Schlafsack, dann hatte ich plötzlich viel zu heiss. Super! Meine Wärme-Kälte-Fehlfunktionsnacht. Aber danach schlafe ich tief und fest 10 Stunden durch.
Der starke Wind vom Vorabend hat sich heute morgen gelegt. Um sieben Uhr sind wir bereits im Frühstücksraum, noch vor Mäthu und Eva. Die kommen eine Viertelstunde später völlig verblüfft, dass wir da schon am Tisch sitzen. Gemeinsam geniessen wir das feine Frühstücksbuffet.
Jürg und ich machen uns früh auf den Stadtbummel. Mit Mäthu und Eva verabreden wir uns zum Lunch im Strand-Café, das uns Bettina empfohlen hat.
Der atlantische Nebel liegt dick über Swakopmund. Die Namibier meinen übrigens spöttisch zu ihrer Stadt, das sie das südlichste Nordseebad der Welt seien. Schon im Reiseführer haben wir gelesen, dass Swakopmund die deutscheste Stadt Namibias ist. Das wollen wir doch mal selber sehen!
Die Stadt am Atlantik ist der Fluchtpunkt der reichen Namibier, wenn das restliche Land zwischen November und März unter der sommerlichen Hitze leidet. Doch wir sind mitten im Winter hier und da sieht alles recht verlassen aus. Zudem weht ein kühler Wind und der Nebel lässt kaum Badestimmung aufkommen. Der Atlantik ist recht aufgewühlt und hohe Wellen schlagen lautstark an den Strand.
1892 annektierten die Deutschen das Plätzchen nördlich des Flusses Swakop. Walvis Bay war bereits in den Händen der Engländer, so dass sie einen neuen Hafen gründen mussten. 40 Siedler, die von 120 Soldaten beschützt wurden, bauten hier das Städtchen mit Hafen auf und schon bald gab es einen regen Warenaustausch dank der Reederei Woermann zwischen Hamburg und Swakopmund. Die Reederei hatte so ziemlich ein Monopol auf sämtliche Transporte nach Südwestafrika (so hiess Namibia damals). Es war ein elendes Kaff zu dieser Zeit. Doch heute ist es das eleganteste Seebad Namibias und wer Geld hat und etwas zählt, der besitzt hier ein Ferienhäuschen oder eine Wohnung.
Wir gelangen zum hölzernen Pier. Nur wenig Leute begegnen uns. Wir sind vermutlich zu früh unterwegs. Einsame Spaziergänger, die ihre Hunde ausführen, und ein paar unentwegte, die arbeiten, sind die einzigen, die uns begegnen.
Auf der Arnold Schad Promenade bummeln wir unter hohen Palmen Richtung Mole. Plötzlich erblicken wir auf einem Hügel, der mit Büschen übersät ist, eine Katze. Aus lautem Heimweh zu unseren Büsis, plaudern wir ein wenig mit der Katzendame. Doch das wird ihr plötzlich zuviel und sie schlüpft in einen Busch hinein. Dafür kommt auf einer anderen Seite eine weitere Katze heraus. Wir stellen fest, dass sich hier eine ganze Kolonie niedergelassen hat. Wir finden das zu süss. Eine wilde Katzenkolonie in Swakopmund.
Wir gelangen zum Gefallenen-Denkmal, wo sich auch das Strand-Café befindet. Dahinter hat uns Bettina einen Ort eingezeichnet, wo es einen afrikanischen Markt gebe. Doch dort ist tote Hose. Es hat ein paar Container, wo mehrere Schwarze anscheinend ein Meeting haben. Doch von einem Markt ist nirgends etwas zu sehen. So spazieren wir am Leuchtturm vorbei, wo sich das imposante kaiserliche Bezirksgericht befindet. Es sieht irgendwie aus wie ein Legionärsfort.
Da es nach wie vor recht kühl ist, begeben wir uns an die Daniel Tjongarero Avenue und finden ein süsses kleines Café. Statt einen Cappuccino gibt es für mich nach wie vor einen Tee, was deutlich beweist, dass mein Magen noch nicht auf der Höhe ist. Unser Stadtbummel geht weiter. Auf einer der Hauptstrassen hat es mehrere Kleiderläden. Neugierig besuchen wir zwei. Der eine scheint Niveau-mässig bei Otto's Warenposten zu liegen, doch beim zweiten gibt es sogar Markenkleider! In einem Zwischengässchen erreichen wir ein kleines Dorf im Städtchen, das viele afrikanische Souvenirläden beherbergt. Ein Paradies! Denn bis jetzt haben sich unsere Ausgaben in dieser Hinsicht sehr bescheiden gehalten. Wir haben schliesslich bis jetzt auf unserer Reise auch kaum einen Laden gefunden, der den Namen Souvenirshop verdient.
So gibt es die ersten Käufe: Jürg findet einen schönen Gurt aus Straussenleder und einen süssen Elefanten aus einer Wurzel geschnitzt. Ich finde zwei schöne Taschenspiegel in Leder gefasst, die von Hand bemalt sind. Auf dem einen hat es einen Gepard, auf dem andern ein Zebra. Ein schönes Heimbringsel! Überhaupt gibt es noch ein paar Dinge, die wir heimbringen wollen. Sei es als Geschenk oder für uns.
In einem deutschen Kleidergeschäft finden wir richtig schicke Wüstenkleidung. Und so kaufen wir uns zwei Hemden, die sich ideal für Ferien eignen: ist es kalt, wärmen sie, ist es warm, kühlen sie. Lange plaudern wir auch noch mit den Inhabern. Dies klagen, dass seit der Finanzkrise wenig Deutsche nach Namibia reisen und das würden sie im Umsatz stark merken. Kann ich mir vorstellen.
Wir bummeln zurück an den Strand. Der Nebel ist verschwunden und die Sonne strahlt vom Himmel. Sofort wird es wärmer und das Städtchen erstrahlt in einem neuen Kleid. Wir überqueren wieder den grossen Platz, wo der Markt sein soll. Und das ist er nun auch. Überall sind herrliche afrikanische Schnitzereien und Teppiche ausgestellt und wir werden erwartungsvoll gemustert und auch angesprochen. Doch zuerst wollen wir Mäthu und Eva treffen.
Sie sitzen bereits im Strand-Café. Und so essen wir unseren Lunch im strahlenden Sonnenschein. Das Essen ist vorzüglich und die Bedienung äusserst nett.
Dann geht's gestärkt auf den afrikanischen Markt. Es hat viele Händler, die vor ihrer Auslage stehen und dummerweise sind wir fast die einzigen Touristen und damit die idealen Opfer für all die Verkaufsstrategien. Da gibt es die Strategie "Charme" - eine sehr angenehme Strategie. Mit ein paar Händlern habe ich ein richtiges Käferfest und es gibt viel zu lachen. Und dann gibt es die Strategie "Tränendrüse" - ein himmelschreiend mitleiderregender Blick ist der Anfang, dann die Aussage, ich könne ihm heute noch den Tag verschönern. Auch eine lustige Strategie. Ich erinnere mich an unsere ersten und letzten Ferien in Tunesien. Die Händler dort waren so was von aufdringlich und penetrant wütend, wenn man den Laden verliess ohne was zu kaufen, dass ich Märkte mied wie der Teufel das Weihwasser. Doch hier gefällt es uns und so handeln wir wacker mit den Preisen bei den Souvenirs, die uns gut gefallen, denn das gehört zum Geschäft.
Ich finde eine wunderschöne geschnitzte Giraffe mit Jungtier. Der Händler sagt mir charmant, dass ich hier den absolut besten Preis erhalte (ja klar...). 650 Namibische Dollar. Daraufhin schüttle ich den Kopf und er fragt, was ich denn bezahlen wolle. Ich sage 400, worauf er kummervoll drein guckt. 600 sein Angebot. Nein, immer noch zu teuer. Und so handeln wir herum bis ich die Giraffen für 480 erhalte. So geht es weiter mit anderen schönen Dingen. Am besten gefällt es mir bei Robert, einem Verkäufer mit Käppi und herrlichem Lachen. Bei ihm kaufe ich ein steinernes Hippo-Bad mit Hippo und lasse mich mit charmantem Lächeln noch zu einem Happy Hippo überreden. Zum Glück tauchen irgendwann weitere Touristen auf, die die Händler ein wenig von uns ablenken. Doch wir mögen den Markt und die Sachen sind wirklich schön.
Eva ist auf der Suche nach einem Riesenhippo und findet ein wunderschönes zu einem guten Preis. Das Ding ist elend schwer - mindestens 5 Kilo und wir lachen uns zu Tode als sie mit ihm im Arm wie mit einem Baby daherkommt. Auch Mäthu findet einen wunderschönen geschnitzten Elefanten. Wir finden alle etwas! Und irgendwann flüchten wir, denn man könnte endlos weiter einkaufen.
Wir kehren an den Strand zurück und zeigen uns gegenseitig unsere Einkäufe.
Schwer beladen spazieren wir wieder die Arnold Schad Promenade zurück, vorbei an den schönen Ferienhäusern direkt am Strand. Eva trägt tapfer ihr schweres Hippo - jedenfalls einen Moment lang. Dann schaut sie hilfesuchend Mäthu an, der lachend schon lange darauf gewartet hat, dass er zum Träger wird.
Wir spazieren wieder eine Hauptstrasse hinauf ins Städtchen. Unterwegs werden wir von zwei Namibier aufgehalten, die die allseits bekannten Makalaninüsse verkaufen wollen. Wie zu erwarten winken alle andern ab und ich suche mir wieder eine schöne aus, handle sie ein wenig herunter und lasse das Gelächter meiner Mitreisenden über mich ergehen. Ich mag die Nüsse halt einfach!
Wir gelangen wieder ins kleine Souvenirdörfchen, wo wir uns in einem Restaurant etwas zu trinken kaufen. An einem Tisch draussen schauen wir dem Treiben ein wenig zu. Dann trennen wir uns wieder. Ich suche noch Geschenke für meine 7jährige Nichte Thea. In einem kleinen Laden finde ich ein kleines von Hand geflochtenes Täschchen und eine farbige Haarspange.
Unser Auto ist ja schön und gut, aber einen grossen Nachteil hat der Suzuki: keinen iPod-Anschluss. Wir sind uns gewöhnt immer Musik zum Fahren zu hören und darauf mussten wir nun meistens verzichten. Wir finden hier einen CD-Shop und suchen interessante Musik. Einerseits wird gerade eine CD gespielt, die uns super gut gefällt und dann finden wir noch einen weiteren Sampler mit Hits aus Südafrika. Endlich Musik im Auto!
Es geht zurück in unser Guesthouse, wo wir unsere gekauften Schätze auf dem Bett ausbreiten und sorgfältig in Papier einpacken, damit alles die restliche Reise gut übersteht. Auch Mäthu und Eva sind in der Zwischenzeit heimgekehrt. Essen tun wir auf dem Zimmer. Wir haben noch Brot, Bananen und unsere Hühnersuppe (schaffe es dieses Mal keinen Zucker beizugeben.... ).
Morgen geht unsere Tour weiter. Swakopmund hat unser Herz erobert und es war eine wohltuende Abwechslung zu unserem Naturtrip, den wir bis anhin erlebt haben.
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |