Namibia - zum ersten Mal in Afrika
die Spitzkoppen und ein zahmes Erdmännchen
Dienstag, 7. August 2012
Die Nacht war wieder eiskalt und die Heizung nützte einen alten Hut. Schlafsack sei dank, dass es trotzdem eine kuschelig warme Nacht wurde.
Nach dem feinen Frühstückbuffet packen wir wieder unsere sieben Sachen und verlassen um neun Uhr Swakopmund. Wir haben die Stadtgrenze kaum verlassen, fahren wir auf der B2 wieder in das braune unwirtliche Land hinein, das die Küste mit der farbenfrohen Wüste verbindet. Es hat ungewöhnlich viel Verkehr. Wir sind auf der Hauptstrecke zwischen Windhoek und Swakopmund. Vor allem Lastwagen dominieren das Bild. Ich nehme an, dass viele Waren auf dem Wasserweg in Swakopmund landen und dann nach Windhoek gebracht werden.
Irgendwann geht die öde Landschaft in unsere farbenfrohe Wüste über und am Horizont erblicken wir einzelne Berggipfel. Sie sind unser Ziel. Ein paar Kilometer davor biegen wir auf eine unbefestigte Strasse ab und staubig gehts nordwärts in eine wunderschöne Landschaft hinein. Zum ersten Mal erblicken wir auch kleine Dörfer aus ärmlichen Wellblechhütten. Öfters hat es am Strassenrand kleine Stände, wo Menschen das wenige verkaufen wollen, das sie in der Natur finden.
Wir nähern uns immer mehr der kleinen aber markanten Bergkette. Es ist der Spitzkoppe Nationalpark, bestehend aus der grossen Spitzkoppe (auch das Matterhorn Namibias genannt), der kleinen Spitzkoppe und der schwarzen Spitzkoppe. Ich finde, man gab sich bei der Namensfindung alle Mühe es nicht zu kompliziert zu gestalten... Man nennt das ganze einen Inselberg (der höchste ist 1728 Meter hoch) und den wollen wir heute besuchen.
Die Anfahrt ist wunderschön, die Spitzkoppen-Familie ist sehr malerisch und kommt immer näher und näher. Etwas davor gibt es ein kleines Dorf mit einem Campingplatz, einem Hotel, aber auch einer Schule. Und wieder stehen am Strassenrand Frauen mit Kinder, aber auch jüngere Männer, die verschiedene Dinge zum Kauf anbieten. Noch fahren wir daran vorbei.
Dann gelangen wir zum Eingang des Nationalparks. Wir bezahlen Eintritt und dürfen dann in den Park an den Fuss der Schwarzkoppe-Gipfel fahren. Wir fahren südlich dem Berghang entlang und halten irgendwo an einem schönen Plätzli. Dort befindet sich ein Wanderweg, der steil den Berghang hinauf führt. Für die Bequemlichkeit der Touris hat es eine eiserne Kette, woran man sich beim Aufstieg halten kann. Doch Mäthu ist der einzige, der seine sportliche Seite zeigt und locker den Aufstieg in Angriff nimmt. Jüre, Eva und ich klettern nur ein paar Meter hoch und geniessen dann den wunderbaren Ausblick über die endlose Ebene.
Nach einer halben Stunde ist Mäthu wieder bei uns und zusammen fahren wir auf die andere Seite der Berge, wo wir in einem malerischen Tal aus roten Felsen einen gemütlichen Picknickplatz finden. Schnell sind unser Tisch und die Stühle ausgepackt und wir geniessen unsere Fressalien. Es ist ein herrlicher Ort, der blaue Himmel überstrahlt die tiefroten Felsen und die Sonne bringt angenehme Wärme.
Eva ist tief berührt von den Frauen und Kindern, die am Strassenrand stehen und versuchen etwas zu verkaufen. Wir verabreden, dass wir bei der Rückfahrt anhalten und den Leuten etwas abkaufen. Auch uns haben diese Bilder nicht kalt gelassen. Bis jetzt haben wir auf unserer Reise nur selten Armut angetroffen. Doch hier ist es anders und vielleicht können wir damit ein klein wenig helfen.
So halten wir bei ein paar Hütten, wo mehrere Frauen und Kinder davor sitzen. Auf einem Tisch und an einem Strauch haben sie mehrere gesammelte und gebastelte Sachen aufgestellt. Es gibt Steine, Halsketten und Mobile. Alles aus Materialien, die sie hier in der Wüste finden. Jürg kauft einen schönen Stein und ich ein Mobile. Hier feilschen wir nicht um den Preis und zahlen, was sie dafür möchten. Ein kleines Mädchen kommt zutraulich zu mir und erzählt mir etwas, das ich nicht verstehe. Sie lacht und hält meine Hand, was mich sehr berührt. Irgendwann verstehe ich dann, dass sie nach etwas Essbarem fragt. Ich hole Schokolade und frage die Mutter, ob das in Ordnung sei. Sie nickt. Und so rennt die Kleine freudestrahlend davon.
Unsere Fahrt geht weiter in das eindrucksvolle Erongo-Gebirge hinein. Eine wunderschöne Bergkette begleitet uns zu unserer Rechten, eine weite Wüstenlandschaft auf der Linken. Viele dornige Büsche und niedrige Bäume begleiten die Strasse. Diese ist unglaublich gut in Stande gehalten, so dass man sogar 100 km/h fahren darf.
Nur einmal müssen wir abrupt bremsen als eine Schafherde die Strasse überquert. Mehrere Hirtenhunde begleiten die Herde und verbellen zuerst das Auto von Mäthu und Eva und dann auch noch das unsrige. Sie scheinen ihre Tiere gut zu beschützen.
Wir biegen in die Berge ab und durchqueren ein schönes Tal, wo wir die Abzweigung zu unserer Ai Aiba Lodge finden. Ein paar Kilometer fahren wir durch eine steinerne Welt, die aus riesigen roten Felsblöcken zu bestehen scheint und am Rande einer von Bergen umgebenen Ebene, erreichen wir unser heutige Lodge. Sie liegt höchst malerisch in diesen roten Felsen, die herrlich in der Nachmittagssonne leuchten.
Auch werden wir bereits erwartet. Martin, der Manager, und eine Angestellte begrüssen uns herzlich mit einem Willkommensdrink. Als wir so am Plaudern sind, stellt uns Martin seinen kleinen Freund vor. Dieser rennt grad munter über den Rasen auf uns zu. Es ist ein junges Erdmännchen und heisst Mickey. Wir sind hin und weg. Martin spielt mit ihm und der kleine blödelt mit Vergnügen herum und beisst Martin immer wieder in die Finger, die ihn am Bauch kitzeln. Wir können es kaum glauben! Das ist ja Hummeldumm live nur dass er nicht Carlos heisst. Doch nicht nur Mickey ist der Hammer, in der Ebene gebe es Giraffen, erzählt uns Martin. Wir können es kaum glauben! Wir dachten, wir würden frühestens im Etosha Nationalpark Giraffen sehen. Doch im Moment sind sie nicht zu finden. Wir werden die Ebene aber im Auge behalten...
Martin zeigt uns unser schönes Häuschen. Er bittet uns noch, dass wir beim Wegfahren aufpassen sollen, da Mickey gerne hinterher renne. Da wollen wir nichts riskieren. Und so nehme ich Mickey auf die Arme und lasse Jürg und Mäthu zuerst zu unserem Häuschen fahren. Wie ein Kätzchen liegt er in meinen Armen und lässt sich knuddeln. So süss...
Als alle gegangen sind, lasse ich ihn wieder runter und begebe mich ebenfalls zu unserem schönen afrikanischen Heim. Unter einem hohen Strohdach befindet sich ein gemütliches Zimmer. Das riesige Panoramafenster lässt uns über eine wunderbare Ebene blicken! Manchmal denken wir, eine Steigerung ist kaum möglich. Und doch finden wir immer wieder noch schönere Orte. Einfach märchenhaft!
Märchenhaft ist es jedenfalls solange bis ich den Zettel im Bad lese: "Sollten sie im Zimmer eine Schlange oder ein Skorpion vorfinden, informieren sie bitte das Management und entfernen sie sie nicht selber". Da schlucke ich mal leer... Gott sei Dank sind wir mitten im Winter hier, wo die netten Tierchen ihren Winterschlaf halten...
Unser schönes afrikanisches Häuschen besteht aus zwei Zimmern. Eines davon ist Mäthu und Eva, das andere gehört uns. Um eine Mauer herum, die uns vor nervigen Nachbarn schützen soll, begeben wir uns auf die Terrasse der beiden. Dort geniessen wir zusammen ein Bierchen und einen namibischen Süssmost. Der Ausblick ist wirklich Wahnsinn und wir müssen Mäthu zum hundertsten Mal ein Kränzchen winden für die wunderbare Auswahl der Lodges.
Zusammen begeben wir uns zum Pool. Das Wasser ist zwar kalt, doch Mäthu und dieses Mal auch Eva wagen sich mutig ins frische Nass. Jürg und ich sitzen lieber auf den Liegestühlen, lesen, trinken etwas und geniessen den Ausblick. Plötzlich trabt Mickey auf uns zu und beginnt unter einer Palme zu graben. Er fördert einen Frosch zutage, den er dann richtig nett auseinander rupft und genüsslich vertilgt. Dann wird weitergegraben bis er einen weiteren Frosch gefunden hat. Ich nehme mal an, die Tierchen halten ihren Winterschlaf. Das ist ja ein nettes Erwachen...
Als er genug hat, springt er zu Felsen, wo Eva und ich ihm folgen. Zusammen setzen wir uns in den Rasen und spielen lange mit ihm. Er ist wie eine junge Katze, lässt sich kraulen und spielt mit unseren Fingern. Wenn wir ihm den Bauch kraulen, wird kräftig in die Finger gebissen. Doch er hat nicht soviel Kraft, dass es weh tut. Ist er dann müde, lässt er sich hochheben und liegt gemütlich in der Hand. Zusammen schauen wir dann in die langsam untergehende Sonne. Eva fotografiert dies alles und wir sind beide komplett verliebt in das Kerlchen.
Als wir zurück zum Pool spazieren, folgt er uns wie ein junger Hund. Eva sitzt auf ihren Liegestuhl. Ihr Badetuch hängt vorne bis an den Boden und Klein-Mickey wird zur Bestie und verbeisst sich in das Tuch und spinnt fröhlich damit herum. Wir amüsieren uns köstlich. Irgendwann hat er dann genug von uns und fängt wieder an bei Palmen nach Fröschen zu graben.
Jürg ist in der Zwischenzeit am Beobachten der Ebene und tatsächlich sieht er irgendwann mit seinem Feldstecher Giraffen. Sie sind zwar weit weg, aber es sind Giraffen. Darüber freuen wir uns riesig.
Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu. Die Felsen rund um uns beginnen wie ein Feuer zu leuchten. Es wird ein wunderbarer Sonnenuntergang, der Himmel verfärbt sich in wunderbare Farben und überschüttet die Ebene wie mit Gold bis die Dunkelheit der Nacht über sie hereinbricht.
Als es dunkel ist, kehren wir zurück in unsere Zimmer, wo wir noch ein wenig relaxen. Um sieben Uhr sind wir im Restaurant und stellen fest, dass wir die einzigen Gäste sind. Martin bestätigt uns dies. Normalerweise sind hier zwischen 20 bis 40 Gäste. Doch heute Nacht gehört die Lodge uns ganz alleine. Morgen würde er eine 12 köpfige Reisegruppe erwarten. So kommen wir alleine in den Genuss eines wunderbaren Abendessens. Es gibt einen Kudubraten, Reis und Gemüse. Dazu ein feines Glas Wein. Es wird ein gemütlicher Abend.
Nach dem feinen Abendessen kehren wir zurück in unser Häuschen. Auf dem Rückweg staunen wir über die Beleuchtung der umliegenden Felsen. Geheimnisvoll sind viele Lampen in den roten Felsen verteilt und geben dem ganzen einen höchst mysteriösen Anblick. Wunderschön!
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |