Namibia - zum ersten Mal in Afrika
Windhoek
Dienstag, 24. Juli 2012
Wir schlafen fast 10 Stunden tief und fest. Es ist sehr ruhig. Verkehr ist erst am morgen wieder zu hören und auch die nachbarlichen Hunde, die gestern Abend regelmässig rumgebellt haben, waren ruhig.
Als erstes machen wir uns Kaffee und setzen uns mit einer heissen Tasse auf die Terrasse um das Erwachen des Morgens zu geniessen. Langsam geht die Sonne auf und bringt die Wärme mit sich. Die Nacht war echt kalt gewesen und wir waren froh, dass die Klimaanlage auch als Heizung eingesetzt werden konnte...
Um acht Uhr setzen sich auch Eva und Mäthu zu uns. Dann begeben wir uns hungrig ins Restaurant. Einerseits hat es ein äusserst grosszügiges Buffet, dann gibt es auch noch eine Karte mit vielen Eierspeisen oder Pancakes. Wir werden wahrlich verwöhnt.
Eva geniesst heute ihren persönlichen Ruhetag. Mäthu, Jüre und ich wollen Windhoek entdecken und so verlassen wir das Olive Grove um halb zehn Uhr zu Fuss Richtung Innenstadt. Die Innenstadt befindet sich hinter dem Hügel, wo das Olive Grove steht. Also steht uns zuerst mal eine kleine Bergtour bevor, das uns vorbei an teuren Villen zu einem Aussichtspunkt führt. Wieder staunen wir über die vielen Sicherheitsmassnahmen und über das Gebell, das uns hinter jedem Tor erwartet. Die Kriminalität darf vermutlich nicht unterschätzt werden. Wir wurden auch gebeten, nicht nach eingebrochener Dunkelheit das Hotel zu verlassen.
Der Aussichtspunkt zeigt uns eine recht moderne Stadt, die sich in einem äusserst weitläufigen Wüstental befindet. Nicht spektakulär, aber eindrücklich. Der Outlook ist von einer Mauer umgeben, die durch Sprayer dekoriert wurde und wohl die Bedeutung des Orts nach Einbruch der Nacht zeigt: ein Drogenumschlagplatz. Oder wie soll man Happy Pills sonst verstehen?
Windhoek ist Regierungssitz von Namibia und daneben das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Namibias. Wir befinden uns auf einer eindrücklichen Höhe von 1700 m und die Wüstenberge, die wir rundherum erblicken, sind einerseits das Khomas Hochland und andererseits die Eros und Auas Berge. Rund 220 000 Menschen leben hier.
Wir spazieren die Sinclair Street hinunter ins Stadtzentrum und begeben uns dort an die Hauptstrasse, der Independence Avenue. Durch eine verkehrsfreie Mall erreichen wir einen kleinen afrikanischen Markt bei einem grossen Hotel. Davor befinden sich ein Meteoritenbrunnen, wo auf hohen Stangen eindrückliche Meteoritenfelsen thronen, die irgendwo in Namibia mal gefunden wurden.
Ich entdecke einen Shop der hiesigen Telefongesellschaft und kaufe mir dort Karten für die öffentlichen Automaten. Da sich mehrere davon gerade vor dem Shop befinden, rufe ich Vreneli an, welche sich natürlich riesig über unseren Anruf freut.
Die Fidel Castro Street führt uns wieder in die Höhe zur berühmten Christuskirche. Diese Kirche ist ein wichtiges Friedenssymbol und wurde zwischen 1907 und 1910 erbaut. Sie thront prächtig oberhalb von Windhoek und zieht viele Besucher an. Unterwegs sprechen uns plötzlich zwei Farbige an und fragen Jürg und Mäthu nach ihrem Namen. Da wir uns im Vorfeld schon ein wenig mit gewissen namibischen "Mödeli" befasst haben, kennen wir den Makalani-Nuss-Trick bereits. Zwar plaudern die beiden Herren munter mit unseren Nussverkäufern, aber machen ihnen auch klar, dass wir keine Makalanis kaufen wollen.
Wir bummeln um die Kirche herum und kommen knapp neben den nächsten Nussschnitzern vorbei. Hinter der Kirche steht das riesige State House, der Sitz des Präsidenten. Auf der anderen Seite befindet sich ein riesiges goldenes futuristisches Gebäude, das wir nicht einordnen können. Es ist höchst eindrücklich und passt zu Windhoek wie der Eiffelturm zu New York. Erst zuhause finden wir endlich heraus, dass hier das neue Unabhängigkeitsmuseum entsteht. Mit 60 Millionen Kosten ein recht umstrittenes Bauwerk...
Wir entdecken die berühmte Reiterstatue. Diese musste anscheinend wegen dem goldenen Museum versetzt werden. Dahinter leuchtet uns die Alte Feste weiss entgegen. Die Reiterskulptur wurde in Berlin gefertigt und 1912 hier in Windhoek enthüllt. Es listet die Deutschen auf, die während des Nama- und Herero-Krieges gefallen sind. Die Alte Feste ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt und birgt einen Teil des Staatsmuseums.
Wir spazieren wieder die Fidel Castro Strasse hinunter. Doch dieses Mal auf der anderen Seite. Dort befindet sich unter hohen Palmen ein Handwerkermarkt. Überall lädt man uns dazu ein die Ware näher zu begutachten. Doch für die grossen Einkäufe ist es noch zu früh, so dass wir dankend ablehnen.
Zurück an der Hauptstrasse kaufen wir in einer Bäckerei Mineralwasser und Muffins. Dort staune ich über die Arroganz eines schwarzen Namibiers. In Massanzug und Krawatte will er ein Stück Kuchen. Als ihm die nette - ebenfalls schwarze Angestellte - ein Stück einpacken will, weist er sie zurecht, dass er ihr sagen werde, welches Stück er haben wolle. Schliesslich sei er hier der Kunde und sie nur die Verkäuferin. Mir bleibt der Mund offen vor Entsetzen und ich kann mir einen Kommentar nur knapp verkneifen...
Die Avenue mit dem wirklich "einfachen" Namen Mandume Ndemufayo bringt uns zum alten Bahnhof. Wie so an vielen Orten ist auch hier die deutsche Architektur gut erkennbar. Daneben befindet sich eine Schule, die vermutlich grad aus hat. Genauso laut und chaotisch wie bei uns geht es auch hier zu und her. Mädchen und Jungs in ihren Schuluniformen lärmen aus dem Gebäude, lachen und streiten wie überall.
Der 1912 erbaute Bahnhof ist menschenleer. Er lebt vor allem von Güterzügen, es gibt aber auch noch einige wenige Personenzüge, die nach Swakopmund fahren oder nach Keetmanshoop, wo es eine Verbindung nach Südafrika gibt. Berühmt ist der luxuriöse Desert Express, der vor allem von Touristen genutzt wird um nach Swakopmund zu gelangen.
Über die Bahnhofstrasse gelangen wir zurück zur stark befahrenen Robert Mugabe Avenue. Ein kleine Seitenstrasse führt uns wieder hinauf auf unseren Hügel, hinter welchem sich unser Hotel befindet.
Es ist zwölf Uhr und Eva geniesst auf der Terrasse ihre stille Meditation, welche durch uns natürlich lautstark unterbrochen wird. Schliesslich gibt es viel zu erzählen. Unser erste nähere Begegnung mit Namibia hat uns gut gefallen. Aufgefallen ist uns aber auch, dass wir sehr wenig Weisse sahen, weder Touris noch Einheimische. Doch wir haben uns sehr wohl gefühlt. Windhoek ist eine angenehme Stadt, auch wenn man sie nach einem halben Tag eigentlich gesehen hat.
Um viertel nach eins werden wir wieder von unserem Chauffeur abgeholt und quer durch die Stadt zur Garage unseres Mietwagenverleihers Camping Car Hire gebracht. Die Fahrt führt so kreuz und quer durch die Stadt, dass es uns Angst und Bange wird. Hoffentlich finden wir da - notabene noch im Linksverkehr - wieder zurück...
Zwei deutsche Frauen begrüssen uns sehr nett und erklären uns alles: die Verträge, die Bedingungen und natürlich die Autos. Mäthu und Eva erhalten einen Nissan Hillux und wir einen Suzuki Grand Vitara. Beide Autos sehen fabelhaft aus: sauber, gepflegt, mit neuen Pneus versehen. Jürg ist begeistert.
Als alle Formalitäten erledigt sind, machen wir uns auf den Heimweg. Wir erhalten noch einen kleinen Stadtplan, wo uns die netten Ladies den Rückweg einzeichnen. Da Mäthu alleine fährt, bittet er uns vorzufahren. Unterwegs gibt es noch zwei Stopps. Einerseits bei Spar, wo wir uns mit Lebensmitteln eindecken. Schliesslich brauchen wir Verpflegung für unsere Picknicks, Getränke und noch ein paar sonstige unentbehrliche Dinge wie Jürg's Fensterputzmittel samt Papierrolle. Wie bei uns so üblich, streiten wir uns schon bald über das, was wir mitnehmen wollen. Jürg findet immer, dass ich viel zu viel einkaufe und so öden wir uns regelmässig darüber an. Mäthu ist jedoch vorgewarnt, so dass er nur grinsend mit seinem Wägeli dabeisteht und sich die Hucke volllacht...
Als wir das Auto übernahmen, haben wir sofort festgestellt, dass der Kofferraum für unsere beiden grossen Taschen zu klein ist. Zudem muss auch noch ein Wasserkanister und eine Kühlbox Platz haben. Das können wir nur lösen, wenn wir den Rücksitz runterklappen. Damit aber dann das ganze Gepäck nicht sichtbar ist, benötigen wir eine Decke. Und Mäthu braucht noch eine Gaskartusche für ihren Kocher.
In der Nähe von Spar befindet sich eine Mall. Sofort entdecken wir darin einen Outdoor Laden und so sind unsere Utensilien schnell gefunden.
Höchst konzentriert bahnen wir unseren Weg durch den abendlichen Verkehr zurück zu unserem Hotel. Schnell stellen wir fest, dass ein sportlicher Fahrstil herrscht und man seine Augen überall haben muss. Auch die Hupe tritt schnell in Aktion. Aber wir sind ein eingespieltes Team: Jürg fährt, ich schaue nach den richtigen Strassen und so finden wir flott zurück zum Olive Grove.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir auf unserer schönen Terrasse beim Lesen. Dazu geniessen wir ein Glas Wein. Sobald die Sonne weg ist, wird es sehr schnell kalt.
Da sich die Tische des Restaurants auf der Terrasse befinden, werden grosse Zeltblachen vorgeschoben, die die kalte Luft zurückhalten. Zudem hat es mehrere Heizstrahler, die eine angenehme Wärme ausströmen. So wird das Abendessen äussert gemütlich und wir essen wieder vorzüglich.
Um acht Uhr sind wir müde zurück im Zimmer. Morgen geht unsere grosse Tour los. Wir freuen uns riesig...
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |