Namibia - zum ersten Mal in Afrika
die Kalahari Wüste
Mittwoch, 25. Juli 2012
Geht man früh zu Bett, erwacht man halt auch früh. Schliesslich reichen 10 Stunden Schlaf in unserem Alter mehr als nur... Um halb sieben sind wir bereits wach, draussen ist es noch dunkel, doch der erste Morgenschein ist bereits erkennbar. Da heute unsere Tour losgeht, packen wir mal unsere sieben Sachen zusammen, machen uns Kaffee und geniessen diesen draussen in der Frische des Morgens. Die Sonne geht langsam auf.
Gegen acht Uhr sind auch Mäthu und Eva parat, so dass wir uns zusammen am feinen Morgenbuffet stärken. Dann heisst es Auto packen, auschecken und los von Rom. Das Auschecken wird noch zur kleinen Herausforderung. Mäthu hat die Anzahlung geleistet, doch diese wurde nun unserer Rechnung abgezogen und der Computer lässt eine Korrektur leider nicht zu... Zum Glück sind wir kreativ genug dies unter uns zu lösen..
Zuerst führt uns die Fahrt durch das geschäftige Windhoek. Auf der Robert Mugabe Avenue und einer weitere Querstrasse gelangen wir auf die B1, den grossen Highway, der Namibia mit Südafrika verbindet.
Die Fahrt führt uns zuerst durch ein recht gebirgiges Gebiet. Der Reiseführer meint, dass sich zu unseren Rechten die Auas-Bergen befinden und zu unserer Linken das Khomas-Hochland. Uns erinnert alles an die Wüstenberge von Arizona oder New Mexiko und damit fühlen wir uns schon wie zu Hause.
Nach knapp einer Stunde erreichen wir das Städtchen Rehoboth. Irgendwann verlassen wir das gebirgige Gelände und gelangen in eine eindrückliche Weite. Um zwölf Uhr funkt uns Eva an. Wie schon 2009 in den USA haben wir wieder unsere Walki Talkis mitgenommen. Ohne zu stoppen kann man damit wunderbar kurze Nachrichten übermitteln zum Beispiel wenn man hungrig ist und sich erkundigen will, ob es den Insassen des Fahrzeugs hinten auch so ergeht.
Alle paar Kilometer steht ein Baum oder ein strohbedeckter Sonnenschirm mit einem steinernen runden Picknicktisch mit Steinbänken drum herum. Ideal für uns! Uns so geniessen wir unseres erstes Namibia-Picknick im angenehmen Schatten eines grossen Baumes, streichen uns Sandwichs und kochen uns Kaffee. Das macht Spass!
Jedenfalls so lange bis auf der gegenüberliegenden Seite ein Auto hält und drei Farbige aussteigen, die uns komisch mustern. Doch unser Misstrauen ist nicht angebracht. Sie packen Säcke und Rechen aus und säubern eingehend den Picknickplatz. Wir sind beeindruckt. Sauberkeit wird sogar mitten in der Wildnis hoch geschrieben.
Unsere Fahrt geht südwärts weiter. Der weite Horizont ist unglaublich beeindruckend. Ab und zu wird's wieder hügelig und der Highway beehrt uns mit ein paar Kurven, doch dann beherrscht uns wieder die schnurgerade Strasse - Kilometer um Kilometer.
Nach drei Stunden Fahrt und 270 Kilometern erreichen wir kurz vor Mariental die Abzweigung ostwärts in die Kalahari hinein. Und zum ersten Mal wird die Strasse unbefestigt, was uns ja mehrheitlich erwartet. Wir halten sofort etwas mehr Abstand zu Mäthu und Eva, da Fahren in einer Staubwolke nicht wirklich Spass macht.
Rechterhand erblicken wir plötzlich eine grosse Salzpfanne und in der Weite mehrere Oryxantilopen. Auf der linken Seite ist die Abzweigung zu unserem heutigen Hotel, der Anib Lodge. Die Zufahrtsstrasse geht in roten Sand über und wir fühlen uns wie im australischen Outback. Plötzlich säumen Palmen die Strasse und bringen uns zu einem wunderbaren Platz. Unter hohen Bäumen finden wir die schöne Anib Lodge. Die herrlichen Farben der grünen Bäume und des roten Sandes begeistern uns. Und mitten drin eingebettet liegt die Lodge.
Die ganze Anlage ist weitläufig mit Swimmingpool, Liegestühlen, Kaktusgarten, offenem Restaurant und Bar. Unsere Cabins liegen etwas ausserhalb der Anlage mit einem eindrücklichen Blick in die Kalahari Wüste. Unsere Zimmer sind gemütlich eingerichtet, selbstverständlich mit einem Moskitonetz über dem grossen Doppelbett. Es gefällt uns gut!
Als wir eingecheckt haben werden wir gefragt, ob wir denn gerne die abendliche Safari mitmachen möchten. Aber sicher doch! Mäthu und Eva verzichten aber darauf, so dass Jürg und ich uns alleine anmelden.
Um viertel vor Vier stehen wir bei den Jeeps mit der Safaristuhlung und freuen uns auf unseren ersten Wüstenausflug. Die Mitreisenden sind mehrheitlich Deutsche und auch unsere Guides sprechen mehrheitlich Deutsch. Mehrere Fahrzeuge starten in grösseren Abständen. Wir gehören zu den Letzten und mit uns fahren zwei ältere deutsche Ehepaare.
Die Fahrt führt uns gemütlich in die Kalahari Wüste hinein. Wir stellen fest, dass die Lodge auf einem Hochplateau liegt, denn unser erster Halt ist am Rande und gibt uns einen herrlichen Blick auf eine weitläufige Savannenlandschaft frei.
Jürg hat seinen Feldstecher dabei und schon bald erblicken wir in der Ferne eine Zebra und eine Gnuherde. Leider ist sie von blossem Auge nur schlecht erkennbar.
Die Fahrt führt uns hinunter und wir erfahren, dass sich hier ein riesiger ausgetrockneter See befindet, der sich in der Regenzeit jeweils füllt. Überall erblicken wir nun Tiere: viele Springböcke, Kudus mit ihren eindrucksvollen Hörnern und elegante Oryxantilopen. Leider viele Tiere nur von Weitem. Doch eine unserer älteren Begleiterin erklärt uns, dass man die Tiere im Etosha dann ganz nahe sehen werde.
Bart ist unser Fahrer und Guide. Immer wieder hält er an und erklärt uns viel über die Landschaft, die Natur und die Tiere. Eindrücklich ist ein blattloser Baum mit zwei riesigen Vogelnestern. Es sind Webervogelnester, wo oftmals tausende von Vögel drin wohnen. Die Männchen bauen diese Kunstwerke mit Pflanzenfasern, Wolle und Federn. Auch gibt es in diesen Gebilden viele Ein- und Ausgänge. Schlangen sind ihre Feinde und versuchen oftmals die Küken zu erwischen. Mit den vielen Ausgängen gelingt es den Vögeln zu fliehen. Am gefährlichsten sei die gelbe Kobra. Doch im Moment würden die Schlangen ihren Winterschlaf halten - da sind wir ja mal beruhigt! Manchmal werden die Nester so gross und schwer, dass dann ein Ast abbricht und damit das Heim zerstört.
Wir geniessen die Fahrt in vollen Zügen. Die Sonne bewegt sich langsam dem Horizont zu und die Kühle der aufkommenden Nacht lässt uns in Pullover schlüpfen. Es ist so schön immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Als wir die Salzpfanne verlassen, führt uns Bart auf hohe tiefrote Sanddünen hinauf. Dort befinden sich die anderen Wagen und die Fahrer haben bereits einen grossen Tisch mit Getränken und Snacks aufgebaut. Es ist Sundowner-Zeit! Auf diese afrikanische Touristentradition freuen wir uns schon lange. Jürg schnappt sich ein Bier und ich mir ein Glas Wein, dann geniessen wir den wunderbaren Anblick der versinkenden Sonne. Von Gelb wechselt sie in Orange, dann in Tiefrot und versinkt als brennender Ball am Horizont. Der rote Sand der umliegenden Dünen leuchtet wie wenn sie brennen würde. Es ist unglaublich schön!
Und es wird kalt! Für die Heimfahrt erhalten wir Decken, für die wir sehr dankbar sind. In einbrechender Dunkelheit geht die Fahrt rasant zurück. Die ältere Dame, die uns bereits vom Etosha Nationalpark geschwärmt hat, bemerkt, dass wir aus der Schweiz kommen. Sie gerät ins Schwärmen von Saas Fee, wo sie mit ihrem Gatten und ihrer Familie jedes Jahr Urlaub gemacht hat. Jetzt lebt ihr Sohn mit Familie in Südafrika. Sie seien nun für ein paar Tage mit einem Guide in Namibia unterwegs und übermorgen fliegen sie nach Südafrika zu ihrer Familie. Es wird ein nettes Gespräch.
Um sechs Uhr sind wir zurück in der Anib Lodge. Es ist bereits dunkel und die Kühle der Nacht ist deutlich spürbar.
Richtig glücklich kehren wir zurück in unser Cabin. Unsere erste Safari - sie hat uns unglaublich gut gefallen und uns ein erstes Mal die Magie Afrikas gezeigt.
Um sieben Uhr gibt es Abendessen. Zusammen mit Mäthu und Eva begeben wir uns ins Restaurant, das bereits voll ist. Glücklicherweise haben wir eine Reservation. Es gibt ein Menu: eine Vorspeise, eine Suppe, Kudugeschnetzeltes mit Reis als Hauptspeise und Pudding zum Dessert. Alles schmeckt vorzüglich.
Doch der Höhepunkt ist eine Vorführung der schwarzen Angestellten. Plötzlich formieren sie sich zu einer Polonaise und durchtanzen singend die verschiedenen Esssäle. Es ist höchst eindrücklich, die Stimmen, die Lieder, aber auch das Tanzen. Es zieht uns richtig in seinen Bann und wir freuen uns über jedes Lied, das noch zusätzlich angehängt wird. Die Freude, die die fröhliche Truppe damit ausstrahlt, ist unbeschreiblich.
Beschwingt machen wir uns danach auf den Heimweg und liegen schon bald müde von den vielen tollen Eindrücken in unseren Betten. Afrika beginnt unser Herz zu erobern...
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |