Namibia - zum ersten Mal in Afrika
im Mesosaurus Fossil Park
Donnerstag, 26. Juli 2012
Ein kühler Morgen erwartet uns. Die Sonne ist grad am Aufgehen als wir vor unser Cabin treten und das Erwachen der Kalahari beobachten. Wir machen uns zu einem Spaziergang auf. Die aufgehende Sonne verwandelt die Natur in herrliche Farben. Der rote Wüstensand leuchtet strahlend unter dem Grün der Bäume und das blonde Gras der Savanne sieht aus wie goldenes Haar.
Auf dem Weg erblicken wir viele Tierspuren und in den wenigen Bäumen zwitschern viele Vögel fröhlich vor sich her. Wir entdecken auch viele grössere und kleinere Termitenhügel. Die kühle Morgenfrische ist herrlich belebend.
Um acht Uhr sind wir zurück bei unserem Cabin. Auch Mäthu und Eva sind in der Zwischenzeit wach und zusammen begeben wir uns ins Restaurant fürs Frühstück. War das Abendessen sehr lecker und gut organisiert, ist das Frühstück recht lieblos hergerichtet. Viele Leute balgen sich um das Wenige und die Angestellten kommen mit Nachfüllen kaum nach. Da wir nicht allzu früh weiter wollen, geniessen wir noch ein wenig den schönen Ausblick unserer Cabins, lesen oder spazieren herum.
Um viertel vor zehn geht unsere Tour weiter. Nach bereits 20 Kilometern erreichen wir Mariental, wo wir im Spar unsere Einkäufe erledigen. Wir finden es sehr angenehm, dass deutsche Einkaufsmöglichkeiten mit deutschen Waren hier zu haben sind. Und so kaufen wir uns Snacks, ein mittägliches Picknick und viel Wasser für den heutigen Tag ein.
Um das Einkaufszentrum lungern ziemlich schräge Gestalten herum. An der Hauptstrasse warten viele Menschen und wir fragen uns auf was. Vermutlich auf Leute, die ihnen für einen Tag oder mehr Arbeit bieten können. Namibia mag zwar eines der reicheren Länder Afrikas sein, doch auch hier herrscht Armut und Arbeitslosigkeit.
Auf der anderen Seite von Spar gibt es eine Tankstelle, so dass wir volltanken können. Als ich mich dort so umschaue, entdecke ich beim Spar Telefonzellen. Also nichts wie zurück und schnell noch Vreneli anrufen. Sie ist über jedes Lebenszeichen glücklich, traut sie doch Afrika noch nicht sonderlich...
Auch heute fahren wir südwärts auf der B1 weiter. Fuhren wir gestern durch eine beeindruckende Weite, erfahren wir heute einen Horizont, der durch nichts unterbrochen wird, nicht einmal durch eine weit entfernte Gebirgskette. Es gibt Teilstrecken, wo wir am Horizont nichts als einen einsamen Himmel sehen. Es ist atemberaubend... Und dann auch wieder beruhigend, wenn Hügelzüge Abwechslung bringen.
Um ein Uhr halten wir hungrig an einem der Picknickplätze, dieses Mal unter einem grossen Stroh-Sonnenschirm, der uns angenehmen Schatten vor der heissen Sonne bietet. Immer wieder fahren grosse Trucks an uns vorbei uns winken uns freundlich zu. Es ist wirklich witzig.
Nach einer Fahrt von ungefähr drei Stunden erreichen wir wieder die ersten Zeichen von Zivilisation, die ersten Häuser von Keetmanshoop. Vor der Stadt biegen wir ostwärts auf eine unbefestigte Strasse ab und nach ein paar Kilometern erreichen wir die ersten Ausläufer des berühmten Köcherbaumwaldes. Dieses Gebiet ist einmalig und steht seit 1955 unter Naturschutz. Der einzigartige Baum ist eigentlich kein Baum sondern gemäss Reiseführer eine Aloen-Art. Die Pflanzen wachsen fast immer in den hier typischen schwarzen Felsen, können bis zu 8 Meter gross und 200 Jahre alt werden. Nach 20 - 30 Jahren beginnen sie in den Monaten Juni und Juli zu blühen mit langen gelben Blüten. Sie überstehen nicht nur die grosse Hitze sondern auch die Frostnächte der Wintermonate. Und sie sind höchst fotogen!
So schalten wir schon bald einen Halt ein und schiessen unsere ersten Fotos. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass sich da etwas zwischen den Felsen bewegt. Doch ich bin mir nicht sicher. Es sah irgendwie aus wie ein Murmeli. Aber ein Alpentier ist ja kaum hier in Namibia zu finden.
40 Kilometer fahren wir weiter - vorbei an den riesigen Steinen des Giant's Playground - bis zur Farm des Mesosaurus Fossil Parks, wo wir heute übernachten werden.
In einem kleinen Häuschen finden wir die Rezeption des Camps, wo wir von Kil herzlich begrüsst werden. Er führt uns zu seinen strohgedeckten Häuschen, die von aussen ziemlich einfach aussehen. Doch innen entpuppen sie sich als äusserst gemütlich und sehr sauber. Einzig das Strohdach macht mit ein wenig Sorgen. Was krabbelt da wohl alles herum? Besser keine Gedanken darüber machen...
Die Umgebung ist herrlich. Weitläufiges Savannengras eingerahmt von malerischen Bergen umgibt uns. Auf dem Weg hier hin sind wir an einzelnen Farmen und Häusern vorbeigekommen. Hier lebt man wirklich abgelegen, aber in einem schönen weitläufigen Tal.
Kil und seiner Familie gehört ein Grossteil des Landes, das wir um uns erblicken. In den Bergen hat er vor vielen Jahren dank seinem kleinen Sohn seltene Fossilien gefunden. So hat er nebst seiner Farm das kleine Touristencamp aufgebaut und zeigt nun den Touristen seinen Fund und natürlich einen Teil des schönen Köcherbaumwaldes, das sich auf seinem Land befindet. Er bietet uns eine Tour an, die wir gerne annehmen.
Kil fährt uns mit seinem Auto voran und wir mit unserem hinterher. Er führt uns in die östlichen Berge auf ein kleines Plateau hinauf. Dort gibt es ein altes deutsches Soldatengrab. Doch Kil klettert zu bestimmten Steinformationen, wo er sanft Wellbleche entfernt. Darunter befinden sich seine Schätze, die Mesosaurus Fossilien. Sie entstanden vor ca. 250 Millionen Jahren, als Afrika noch zum riesigen Kontinent Gwondana gehörte. Dies ist auch der Grund, dass man die selben Fossilien in Südamerika fand. Es sind kleine - ca. 40 Zentimeter grosse Reptilien, die damals in Flüssen lebten. Wir schauen uns die Abdrücke ehrfürchtig an. Kil erzählt die ganze Geschichte über die Tiere und über den Fund mit viel Herzblut. Er hat sogar Deutsch dafür gelernt. Wir sind höchst beeindruckt!
Dann fahren wir auf ein weiteres Plateau, wo sich viele der wunderbaren Köcherbäume befinden. Unterwegs springen viele "Murmeli" über unsere Strasse, hinauf auf Bäume oder verstecken sich in den vielen Felsen. Und so lernen wir die Klippschliefer kennen, kaninchengrosse Tiere, die hier in grossen Familienverbänden leben, die Sonne lieben und bei Nässe und Kälte lieber in ihren Höhlen bleiben. Süss die Kerlchens!
Kil führt uns zu einem seltsamen Felsgebilde und offeriert uns ein Konzert. Mmmh ... seltsam, wie will er denn das anstellen? Nun, die seltsamen rot-schwarzen Felsen sind sehr eisenhaltig und so klopft Kil mit einer Stange auf die Felsen, welche interessante Töne von sich geben wie wenn man auf einem Xylophon spielen würde. Verschieden grosse Felsen gleich verschiedene Töne und so spielt er uns die Melodie von "frère jacques" vor. Es ist zu lustig!
Doch wir lernen auch viel über die Köcherbäume, zum Beispiel, dass die Äste innen hohl sind. Dann verabschiedet sich Kil und wir dürfen uns in seinem schönen Gebiet so lange aufhalten wie wir wollen, herumwandern und einmalige Fotos schiessen. Den Rückweg finden wir sicher alleine.
Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen! Es ist ein wundervoller Ort und die untergehende Sonne verwandelt alles in ein malerisches Licht. Wir klettern kreuz und quer über Felsen um die schönsten Köcherbäume als Fotomotiv zu finden. Aber immer schön vorsichtig! Wir sind uns nicht sicher, ob alle Schlangen wissen, dass nun Winterschlafzeit ist. Die Felsen sind sicher ein beliebter Ort für alles was kriechen kann...
Lange geniessen wir die einmalige Landschaft und schiessen die schönsten Fotos von den roten Felsen und den wunderbaren Köcherbäumen. Dazu ein Himmel, der sich in die schönsten Farben verwandelt. Mein Fotoherz schlägt immer höher!
Immer wieder erblicken wir auch die scheuen Klippschliefer, die uns von weitem neugierig beäugen und sofort verschwinden, wenn wir zu nah kommen.
Als sich die Sonne immer mehr dem Horizont zu schiebt, verlassen wir langsam den schönen Ort. Bei einer interessanten Felsformation halten wir kurz. Und als wir die Autotüre öffnen, flieht eine ganze Horde von Klippschliefer, die wir gar nicht gesehen haben, weil sie farblich so wunderbar getarnt sind. Wir verlassen das Hochplateau und gelangen wieder in das breite Tal zu unserem Camp.
Als wir unsere Häuschen erreichen, ist die Sonne verschwunden. Doch der Abendhimmel entfaltet sein farbliches Crescendo. Zuerst färben sich die Schleierwolken am Horizont in ein tiefes Rot, dann in ein Orange und zuletzt in ein zartes Gelb und Rosa. In Australien waren wir uns gewöhnt, dass die Dunkelheit gnadenlos den Himmel überfällt sobald die Sonne verschwunden ist. Doch hier entfaltet der Himmel wie ein erneutes Licht obwohl die Sonne verschwunden ist. Bevor die Nacht einbricht, erhellt sich der Horizont noch einmal in einem weiss-gelben Schimmer und wechselt dann von violett zu blau zu schwarz bis die Sterne sich zu erkennen geben. Es ist magisch!
Der Sohn von Kil, Henry, ist bereits mit unserem Abendessen beschäftigt. Über offenem Feuer grilliert er Lammfleisch und Wurst. Es riecht äusserst fein! Und im offenen Haus steht bereits ein Buffet mit frisch gebackenem Brot, Salate und Getränken. Als das Fleisch gebraten ist, wünscht uns Henry einen schönen Abend und wir geniessen das Abendessen für uns alleine. Mitten in der Einsamkeit der Savanne. Es ist himmlisch. Die Ruhe und das Essen. Es schmeckt hervorragend und mit Wein und Bier wird es ein äusserst lustiger Abend!
Als wir fertig sind, räumen wir das Geschirr in die Küche und versuchen so gut wie möglich aufzuräumen. Dann ziehen wir uns unter einem gewaltigen Sternenhimmel zurück in unsere Strohhütten. Doch zuerst beobachten wir noch ein wenig die Sterne. Unser geliebtes Kreuz des Südens leuchtet eindrücklich zu uns hinunter. Für uns ist es Australien und Neuseeland pur und nun auch Afrika! Kaum Lichtquellen stören unsere Augen und lassen uns einen Himmel erblicken, den wir in unserer lichtdurchfluteten Heimat kaum erblicken. Es ist Wahnsinn!
Was für ein Tag, was für eine Nacht...
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |