Namibia - zum ersten Mal in Afrika
Etosha Nationalpark - Tag 3
Samstag, 11. August 2012
Heute morgen gibt es gemeinsames Aufstehen und teilen des Badezimmers. Es klappt hervorragend und schon bald sind wir alle parat fürs Frühstück. Draussen geht grad die Sonne herrlich rot auf.
Zu Fuss spazieren wir zum Restaurant, wo uns wieder mal ein Frühstücksbuffet erwartet. Ein Koch bereitet uns feine Omeletten zu.
Danach begeben wir uns zum Wasserloch. Dort ist nicht viel los. Ein paar Antilopen sind am Trinken. Doch plötzlich zeigt die gefiederte Welt ihr Gesicht. Von weitem hören wir ein lustiges Geschnatter und plötzlich rennen viele von diesen grauen Rebhühner aus den Büschen und erobern lautstark das Gewässer. Wie schon einmal beobachtet gibt es immer wieder Streithähne, die sich munter durch die Gegend jagen. Es ist wirklich lustig! Erstaunt stellen wir fest, dass die nicht nur schnell rennen sondern auch fliegen können. Elegant segeln viele der Rebhühner über unsere Köpfe und landen ebenso elegant neben dem Wasserloch.
Doch plötzlich hören wir ein eindrückliches Rauschen und die namibische Luftwaffe greift an. Es sind riesige Schwärme von kleinen Vögeln mit roten Schnäbeln. Zuhause finden wir heraus, dass man sie Blutschnabelweber nennt.
Sie haben eine unglaubliche Ordnung und fliegen praktisch alle zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung. Dann formieren sie sich plötzlich an einem Busch oder in einem Baum. Ist das Wasserloch frei, fliegen alle gleichzeitig los, trinken in aller Eile ein paar Schlücke um dann sofort wieder wegzufliegen. Es ist höchst faszinierend diesen verschiedenen Schwärmen zuzuschauen und wir fragen uns, wer hier wohl die Befehle erteilt, damit alle das gleiche tun.
Irgendwann kehren wir zurück zu unserem Häuschen und packen langsam zusammen. Um halb zehn gehts weiter, zuerst aber noch zum Shop um unseren Mineralwasservorrat zu füllen. Dann fahren wir wieder in Wildnis hinein. Beim ersten Wasserloch ist ziemlich viel los. Es hat viele Springböcke, Zebras, aber auch zierliche Impala Antilopen und Kudus.
Haben wir uns zuerst ostwärts gehalten, fahren wir nun nordwärts zum Outlook der Etosha Pfanne. Da die unbefestigte Strasse ziemlich holprig wird, fahren wir entsprechend langsam. Plötzlich hält ein entgegenkommendes Auto auf der Höhe von Mäthu. Anscheinend gibt es auf unserem Weg Löwensichtung. Das ist natürlich eine tolle Neuigkeit. Ich stehe deswegen ein wenig unter Druck. Immer wenn ich Vreneli anrufe, teilt sie mir mit, dass Thea gefragt hat, ob ich denn schon Löwen gesehen hätte. Für meine 7jährige Nichte sind Löwen der Inbegriff Afrikas und ich möchte sie nicht enttäuschen. Also fahren wir weiter und erblicken plötzlich mehrere Autos, die am Rand der Strasse parken. Die Leute schauen angestrengt zu einer Gruppe von Bäumen. Wir tun selbstverständlich das selbe. Feldstecher ans Auge gepresst und suchen! Und plötzlich erblicken wir sie: eine wunderschöne Löwin liegt gemütlich unter einem Baum und schaut in unsere Richtung. Vermutlich fragt sie sich, was ihr Abendessen in Blechdosen denn so doof gucke...
Unsere Begeisterung ist riesig. Ein Löwe! Zugegeben nicht sehr nah, aber es ist ein Löwe und da wollen wir mal nicht kleinlich sein!
Irgendwann haben wir genug gesehen und fahren weiter in eine unendliche weisse Landschaft hinein. Die Etosha Salzpfanne ist wirklich fürs Auge kaum zu fassen. Es ist als ob irgendein Maler mit seinem Radiergummi die ganze Leinwand gelöscht hat. Ein schmaler Weg führt uns mitten in dieses Nichts hinein. Mit Pfosten wurde genau gekennzeichnet, bis wo man fahren darf. Sonst gäbe es sicher irgendwelche Touristen, die in die Weite hineinfahren würden, eventuell um herauszufinden wie schnell das Auto fährt.
Die Etosha Pfanne (Etosha heisst übrigens grosser weisser Platz) bedeckt ein Viertel des ganzen Parks mit über 5000 km2. Jahrelang kann sie völlig trocken sein bis grosse Flüsse im Norden Hochwasser führen und die ganze Pfanne überschwemmen können. Da es hier Algen gibt, lockt das Wasser dann hunderttausende von Flamingos an. Sollte das Wasser aber zu schnell austrocknen, können tausende von noch flugunfähigen Küken den Tod finden.
Wir machen hier eine Rast und versuchen die Weite ein wenig auf Film bannen zu können. Es ist aussichtslos. So blödeln wir auf den niedrigen Pfosten herum und schiessen Akrobatikfotos. Mit der Weite im Hintergrund ist das wenigstens etwas.
Dann gehts wieder zurück in die Savanne. Die Farbe des Himmels ist äusserst interessant. Es ist strahlend schönes Wetter. Doch die Farbe blau wird zum Horizont hin fast schwarz. So sieht es aus wie wenn eine Sturmfront mit pechschwarzen Wolken auf uns zukommt. Gespenstisch...
Wir fahren weiter Richtung Namutoni Lodge. Plötzlich erblicken wir rechterhand mehrere Elefanten im Unterholz. Sofort halten wir am Strassenrand und beobachten die wundervollen Tiere. Plötzlich bricht ein einsamer Dickhäuter aus dem Dickicht auf unserer Linken und kommt auf uns zu. Wir sind ein wenig unsicher, ob wir hier bleiben sollen oder nicht. Wir halten uns ganz ruhig und beobachten wie das grosse Tier immer näher kommt. Da es nicht den Anscheind macht, dass es von unserer Anwesenheit genervt ist, schauen wir fasziniert zu wie er nur zwei Meter neben unseren Autos vorbeiläuft. Wow... das ist ein Anblick!
Nachdem er vorbei ist, funken wir uns sofort gegenseitig an um unserer Begeisterung freien Lauf zu lassen!
Ein paar Kurven weiter entdecken wir mehrere Giraffen, dann eine Giraffenmama mit zwei Jungen und ein wenig weiter noch eine Giraffenmama mit einem Jungen. Es ist so faszinierend an jedem Ecken solch faszinierende Tiere zu entdecken. Völlig überraschend taucht auch plötzlich ein riesiges Nashorn zu unserer Linken auf und schaut uns höchst misstrauisch an.
Nebst den grossen Tieren gehen die kleinen fast ein wenig verloren. Zu unserer Linken stolziert plötzlich ein Sekretär herum und auf einem Ast entdecken wir den eleganten Tok, ein grösserer Vogel mit einem gelben gekrümmten Schnabel.
Lange fahren wir der Etosha Pfanne entlang. Starker Wind bildet immer wieder Staubtornados wie wir fasziniert feststellen. Leider sind sie kaum bildlich festzuhalten.
Doch der Höhepunkt des Tages wartet noch auf uns! Wir besuchen ein letztes Wasserloch. Mehrere Autos parkieren auch bereits am Rande des Sees. Ausser ein paar Zebras und Antilopen ist wenig zu sehen. Nach einer Weile funke ich Mäthu an, ob wir weiter wollen. Wir fahren grad los als wir plötzlich mehrere Giraffen entdecken. Die wollen wir natürlich nicht verpassen. So fahren wir auf die andere Seite des Parkplatzes und stellen die Autos so hin, dass wir im Rücken den Busch haben und vor uns das Wasserloch. Plötzlich funkt Mäthu wir sollen mal in den Rückspiegel schauen und tatsächlich entdecken wir hinter uns einen grossen Elefanten. Au Backe, wenn das nur gut geht...
Der Elefant stampft linkerhand von Mäthu und Evas Auto mitten durch den Parkplatz und im Schlepptau hat er seine ganze Familie. Ein Elefant nach dem anderen erscheint und in der Mitte hat es mehrere Jungtiere. Wir können es kaum glauben. Sie laufen am kleinen See entlang auf die andere Seite, wo sie einen Kreis bilden, mitten drin die Jungen.
Doch es geht weiter. Plötzlich taucht aus dem Dickicht die nächste Elefantenherde auf, wieder mit Jungen. Auch von Süden her nähern sich mehrere Elefanten. Es scheint ein richtiges Familientreffen zu werden. Ganz entzückend ist ein kleiner Dicki, der schwerfällig eine Antilope jagen will. Nun, die zu kriegen ist nicht ganz einfach. Dies stellt er wohl auch fest... Aber vermutlich hat es einfach Spass gemacht!
Plötzlich kommt ein weiteres Auto an und stellt den Wagen mitten in diesem Weg zwischen unseren Parkplätzen ab. Genau dort, wo die Elefantenherden hindurch liefen. Und schon erblicken wir im Rückspiegel wieder einen Elefanten, der sich uns nähert.
Eva lässt das Fenster hinunter und ruft wie auch andere Touristen dem Fahrer des Autos zu, dass er sofort seinen Platz verlassen soll. Als dieser endlich begreift, dass er ein Hindernis ist, fährt er vor Mäthu und uns vorbei. Der junge Bulle ist aber bereits ziemlich sauer und nähert sich seitwärts mit aufgestellten Ohren Mäthu und Eva. Diese fahren sofort davon und auch Jürg hat bereits den Motor angelassen. Zu recht, denn die nächsten die stören sind wir. Und so setzt unser grauer Freund wütend zum Angriff an, schwenkt wild die Ohren und schnaubt lautstark. Das ist auch uns zuviel. Sofort gibt Jürg Gas und fährt seitlich davon. Endlich beruhigt sich unser junger Freund und schwenkt ebenfalls zum Wasserloch ab.
Kaum ist er weg platzieren wir uns wieder am Rand des Sees und beobachten das rege Treiben unserer in der Zwischenzeit ca. 50 - 60 köpfigen Herde. Es ist ein unglaublicher Anblick und wir können es kaum glauben, dass wir das erleben dürfen!
Ab und zu trennt sich ein Bulle von der Herde und läuft dem See entlang in unsere Richtung. Gewarnt lassen wir jeweils den Motor an und warten ab. Doch dieses Mal werden wir ignoriert. Aber wir wären für alle Fälle parat gewesen.
Die Zeit läuft uns langsam davon. Wir haben noch viele Kilometer bis zur nächsten Lodge vor uns und so verlassen wir nach einer Stunde schweren Herzens dieses Elefantenparadies. Wir werden Euch Mädels und Jungs nie vergessen!
Es geht gegen drei Uhr und so fahren wir weiter Richtung Namutoni und erreichen gegen vier Uhr ein schneeweisses Fort. Wir erhalten Schlüssel für unsere Bungalow. Mäthu erzählt uns, dass wir gratis einen Upgrade erhalten haben und der hat es in sich. Von aussen wird das Haus von einem hohen grünen Bambuszaun geschützt. Und innen sieht es einfach Wahnsinn aus! Ein riesiges Zimmer mit zwei wunderbaren Betten, tollen Holzmöbeln und einem grandiosen Badezimmer erwarten uns. Wir sind begeistert! Doch wir wollen noch mehr Tiere sehen. Die Wasserlöcher werden schon bald zu einer Obsession!
Über Holzstege bummeln wir zum hiesigen Wasserloch. Hier fliesst sogar ein kleiner Bach durch die Hotelanlage. Das haben wir in Namibia doch noch nie gesehen. Doch bevor wir zum Wasserloch wollen, reizt uns das fotogene Fort. Irgendwie fühlt man sich wie in einem Legionärsfilm. Wir durchschreiten ein grosses Tor und erblicken einen gemütlichen Innenhof mit Bäumen, einem Restaurant, das auch aussen gestuhlt hat und mehreren Shops.
Wir steigen eine Treppe hinauf auf die Mauer des Forts. Dort hat es Sitzbänke und einen guten Blick auf ein Schilffeld. Zwei Elefanten treiben sich um die hohen Pflanzen und auf einem Rasenstück zwischen dem Schilf und dem Weg zum Wasserloch stehen am Zaun mehrere Mitarbeiter der Lodge, die darauf achten, dass die Elefanten nicht plötzlich einen Besuch in ungewünschtes Terrain machen. Sie haben Knallkörper bei sich um sie zu erschrecken. Doch sie brauchen es nicht. Zwar laufen die Elefanten recht aufgeregt am Zaun entlang, doch sie machen keinen Anstand diesen zu durchbrechen.
Wir kehren wieder in den Innenhof des Forts zurück und besuchen dort die paar wenigen Shops, die es hat. Einer führt Lebensmittel, die zwei anderen Souvenirs. Dann spazieren wir zum Wasserloch, wo die Sonne grad herrlich am Untergehen ist. Es ist nur noch ein Elefant da und sonst kein anderes Tier. In der untergehenden Sonne ist er ein wunderbarer Anblick. Heute war wahrlich unser "elephant-day".
Wir kehren zurück in unser wunderschönes Bungalow und um sieben Uhr gehen wir Mäthu und Eva zurück ins Fort zum Abendessen. Es ist so angenehm warm und unglaublich romantisch draussen, dass wir dort einen Tisch wünschen. Auf jedem der Tische stehen Kerzen und an anderen Orten stehen weitere Feuer. Über uns strahlen die Sterne der südlichen Hemisphäre - es ist eine Nacht zum Träumen!
Auch das Essen ist wiederum äusserst fein. Es hat ein Salatbuffet und ein Hauptspeisenbuffet mit Springbock und Oryx. Dazu geniessen wir ein feines Tröpfchen aus Südafrika. Es ist ein wunderbarer Abend und weil unsere Ferien langsam dem Ende zu gehen, erinnern wir uns schon fast melancholisch an viele Dinge, die wir gesehen haben und erleben durften. Wir laden Mäthu und Eva ein. Von Herzen möchten wir damit Mäthu merci sagen für die unglaublich tolle Organisation der Reise, aber vorallem auch dafür, dass er uns für Afrika begeistern konnte. Von uns aus wären wir nie auf diesen Kontinent gekommen und wir sind uns einig, dass wir den Zauber Afrikas erlebt und gespürt haben. Das schöne Land, die freundlichen Menschen und die unglaublich eindrückliche Tierwelt. Wir verstehen nun Leute, die zum ersten Mal Afrika besucht haben und von der Magie gepackt wurden.
Es wird ein äusserst gemütlicher Abend und unter einem eindrücklichen Sternenhimmel spazieren wir über die Holzstege zurück zu unseren Bungalows. Jürg und ich machen noch einen Abstecher zum Wasserloch. Wir sind die einzigen, die noch auf Tiere hoffen. Das beleuchtete Wasserloch ist ruhig. Jürg leuchtet mit seiner starken Taschenlampe in die Dunkelheit und dort leuchten diverse Augen auf. Spannend...
Als nichts mehr geschieht, begeben auch wir uns zurück zu unserem Buschchalet. Lustig ist das äusserst laute Froschgequake am kleinen Bach. Die Tierchen geben wirklich alles um uns ein Konzert zu bescheren. Glücklicherweise sind unsere Häuschen weit genug weg...
Aufbruch: | 22.07.2012 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2012 |