Ich bin dann mal weg...
Guatemala II: Antigua-Erste Eindruecke
28.10.2014: Samstagfrueh um 09.00 Uhr ging es dann mit dem Bus weiter nach Antigua/Guatemala (ca. 3 1/2 Stunden). Antigua hat heute etwa 35.000 Einwohner, sie war die Hauptstadt der spanischen Kolonien in Zentralamerika. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Antigua mehr als 50.000 Einwohner, über 50 Kirchen und Kapellen, Krankenhäuser, Schulen, eine Druckerei und auch eine Hochschule. Diese Stadt wurde am 29. Juni 1773 durch ein schweres Erdbeben völlig zerstört. Zunächst plante man einen Umzug der Hauptstadt ins etwa 150 km östlich gelegene Jalapa, dann entschied man sich für die 45 km entfernte Ermita-Hochfläche, wo sich heute Guatemala-Stadt befindet. Antigua ist heute eine der touristischen Hauptattraktionen Guatemalas (seit 1979 Weltkulturerbe). Die Stadt weist ein schönes koloniales Stadtbild auf und verfügt über zahlreiche Hotels, Restaurants, Geschäfte und Sprachschulen. Ein kultureller Höhepunkt in Antigua Guatemala sind die prachtvollen Prozessionen in der Karwoche (Semana Santa). Eine weitere Attraktion sind die in Sichtweite gelegenen Vulkane Agua, Acatenango und der noch aktive Fuego.
Ich hatte mir schon vorher eine Sprachschule rausgesucht, davon gibt es ja in Antigua jede Menge. Ich bin jetzt in einer Schule gelandet "Academia de Español Continental",die hat mir gleich auf Anhieb sehr gut gefallen. Die Sekretaerin Yeni hat mich herzlich begruesst und mir alles in der Schule gezeigt. Mein Zimmer ist auch direkt in der Schule, bis zu meinem Klassenzimmer brauche ich genau 5 Sekunden. Bedeutet fuer mich natuerlich, ich muss morgens nicht so frueh raus. Das ganze ist auch noch mit Mahlzeiten, also ich werde hier wieder 3x pro Tag bekocht. Waescheservice gibt es auch. Am naechsten Tag hat mich die Direktorin der Schule, Flor begruesst und ich habe auch meinen Lehrer, den Humberto kennengelernt. Und jetzt heisst es richtig pauken, denn der Humberto nimmt die Sache sehr ernst. Es gibt jetzt auch jeden Tag Hausaufgaben. Ich hatte das mit dem Spanischunterricht eher so lockerflockig gesehen, damit ist es jetzt vorbei. Aber der Humberto macht das schon gut und spielt hier auch ein bissl mit dem Machismo, aber auf eine sehr nette Art (wenn das seine esposa wuesste). Der erzaehlt mir 3x am Tag, was fuer einer huebschen Frau er gegenuebersitzt. Na, hier laesst es sich doch aushalten.
Also die Schule scheint mir sowieso sehr gut organisiert und ist auch sehr daran interessiert, dass alles passt. Es gibt hier auch jeden Tag einen Ausflug oder eine Aktivitaet an der man teilnehmen kann. Meine Mitstudenten sind momentan uebrigens alles Jungs jeden Alters. Luis, der Juengste aus Kanada, ist hier wohl nur fuer eine Woche, der haut jetzt bald wieder ab. Dann der Fuser aus Korea (dem sein Spanisch verstehe ueberhaupt nicht!), der ist montags mein Tanzpartner beim Merengue. Ja, ich habe jetzt auch mal einen Tanzkurs besucht, 5 Jungs und 12 Maedls zusammengequetscht in einem kleinen Raum. Hat aber echt Spass gemacht! Dann gibt es hier noch den Manabu einen Professor aus Japan, der ist echt mein Highlight hier. Der lacht sich immer das Beste von seinen Witzen selber weg und laeuft in so kleinen Trippelschritten, wie eine Geisha. Aber er ist so nett!!!!! Letztens habe ich mich mit ihm ueber das Tanzen unterhalten, von wegen Merengue und lateinamerikanische Taenze und wie das denn in Japan waere und er meinte nur, wir tanzen auch, aber nicht mit soviel Koerperkontakt und da hat es ihn geschuettelt, als wenn es echt zum Grausen waere(und das nur beim Tanzen!!). Ich konnte mich vor Lachen kaum halten, Kopfkino war angesagt. Ich schenk ihm jetzt am Abend immer meine Semmel, da er so hungrig ist, der hat vielleicht eine Gaudi!!! Der ist jetzt schon seit 8 Monaten hier, spricht also perfekt Spanisch und gibt hier jetzt nur mehr Englischunterricht, ohne Bezahlung. Und dann ist jetzt auch noch der James aus Kanada hier, so um die 70 und wohl schon das 3. oder 4. Mal an der Schule und lernt hier auch ein bissl Spanisch. Morgens geht der immer mit seiner Schokobox rum und verteilt Suessigkeiten an die Leute hier. Und zu den Mahlzeiten sitzen wir immer zusammen und quatschen halt ein bisschen auf Spanisch.
Am Dienstag bin ich dann mit dem Fuser und meinem Lehrer Humberto mit dem Chickenbus zu einer Macadamianussfarm gefahren. Unterwegs ist dann so ein komischer Typ in den Bus eingestiegen und hat erstmal ganz wild losgebrabbelt und dann auf seinen Kopf gezeigt, wo er eine riesige Narbe hatte. Der hatte so ein Sackl mit Suessigkeiten in der Hand und der Humberto hat dann mal einen Quetzal aus seiner Tasche gezogen und es dem Typen zugesteckt und ich dachte mir, kann ja kein Fehler sein, es den Einheimischen gleichzutun. Also hab ich dem Typen auch einen Quetzal gegeben und auf die Zuckerl verzichtet, der hat sich bedankt und ist sofort wieder ausgestiegen. Der Humberto hat mir dann ein Geschichtl erzaehlt (wenn man hier laenger an einem Ort verweilt, kriegt man ja echt so Insidergeschichten mit, was mir ja persoenlich an dieser Art des langsamen Reisens am meisten gefaellt). Also das Geschichtl: Zuerst hat mir der Humberto erzaehlt, dass der gefaehrlichste Job in Guatemala, der des Busfahrers ist. Die Busunternehmen muessen wohl an die Gangster (mareros) monatlich Schutzgeld bezahlen (ganz besonders die, die nach Guatemala-City fahren). Wird das nicht bezahlt, werden die Busfahrer des jeweiligen Unternehmens einfach abgeknallt. Manche dieser mareros waren auch schon in wilde Schlaegereien verwickelt und haben dann halt schwere Verletzungen davongetragen (wie z.B. der Typ, der in unseren Bus eingestiegen ist) und dann bleibt ihnen oft nix anderes uebrig, als im Bus ihre Geschichte zu erzaehlen und Suessigkeiten zu verkaufen. Nun weiss man nicht, wie durchgeknallt die Typen sind und wozu die faehig sind. Also meinte der Humberto, dass es einfach besser ist, dem Typen einen Quetzal zu geben, um ihn nicht zu veraergern und dann zieht der wieder Leine.
Dann hat der Humberto auch erzaehlt, dass sein Sohn jeden Tag nach Guatemala-City muss zum Arbeiten und wurde dabei schon 4x ausgeraubt. Da kam immer so ein Typ in den Bus und meinte "Gib mir dein Handy", ja, da war das Handy weg. Dann hat sich der Sohn vom Humberto ein Billigteil angeschafft, damit ihm das keiner klaut, er wieder im Bus, ein Gangster rein, gleiches Spiel " Gib mir dein Handy", er die alte Gurke rausgeholt und was macht der marero: Schmeisst es aus dem Fenster, weil es ihm nicht gefaellt.
Auf der Macadamianussfarm gab es dann eine Fuehrung, wie die Produktion der Nuesse ablaeuft und danach gab es fuer mich noch eine Gesichtsmassage. Der Eigentuemer ist wohl ein Typ aus den US mit deutschen Vorfahren, worauf er seine Farm "Valhalla" genannt hat.
Am Mittwoch bin ich dann auf den Aussichtspunkt "Cerro de la Cruz" gewandert, von dem man einen wunderschoenen Blick auf den Volcano Agua und die Stadt Antigua hat. Mit von der Partie war mein Guide, der David (20 Jahre jung). Ich also auf den Huegel rauf und wollte mir natuerlich keine Bloesse geben, neben meinem jungen Guide! Auf dem Huegel angekommen, hat er aber auch geschwitzt, wie die Sau! Er hat mir dann noch einiges ueber die Stadt und die umliegenden Doerfer erzaehlt. Auf der anderen Seite des Huegels meinte er, waere es "un poco peligroso" (ein bisschen gefaehrlich), also wenn die Einheimischen das sagen, weisst du, es IST gefaehrlich! (Das sagen die naemlich auch ueber Guatemala-City.) Die Aussicht vom Huegel auf die Stadt ist auf jeden Fall genial.
Am Wochenende ist dann die Hillary aus England hier aufgekreuzt, die ich in San Cristóbal de las Casas kennengelernt habe. Mit ihr noch ein paar Leute, die sie in Belize kennengelernt hat. Wir sind dann noch am Freitag erstmal auf ein paar Cocktails und danach haben sich die Englaender huebsch gemacht fuer die Party am Abend. Ich habe mich da ganz schnell ausgeklinkt, da ich die Erinnerung an "Saufen mit den Englaendern" aus dem letzten Jahr noch ziemlich deutlich vor Augen habe. Also, was die wegschuetten, das geht auf keine Kuhhaut! Ich wusste, das endet fuer mich in einer Katastrophe. Die Jungs und Maedls haben dementsprechend auch am naechsten Tag dreingeschaut. Der totale Hangover!! Wir wollten ja alle morgens zu dem Kitefestival in Santiago.
Dann ging es mit dem Chickenbus Richtung Santiago und dann noch mal eine halbe Stunde zu Fuss Richtung Friedhof. Jedes Jahr am 1.November kann man da am Friedhof diese riesen Drachen bewundern, die die Einheimischen das ganze Jahr ueber zusammenbauen. Die Drachen sind ein Zeichen fuer die Kommunikation mit den Verstorbenen. Die Drachen haben mitunter einen Durchmesser von 20 bis 30 Meter, ein wirklich unbeschreibliches Spektakel. Ein wenig befremdlich war nur, dass alle ueber die Graeber stolpern. Hier ist es auch Tradition, dass Essen und Trinken auf den Friedhof mitnimmt (z.B. Essen, was die Verstorbenen gerne gegessen haben), und dann ein Picknick veranstaltet. Manchmal endet das Ganze auch in einem Besaeufnis. Den Bernie haben wir unterwegs wiedermal verloren. Also der hat noch einen schlechteren Orientierungssinn als ich. Am Nachmittag um 4 gings dann wieder zurueck nach Antigua.
Am Abend sind wir dann mit der Hilary in ein sehr spezielles Lokal in Antigua gegangen, welches sich "Tienda la canche" und sich direkt gegenueber der Kirche La Merced befindet. Wenn man erstmal reinkommt, denkt man, dass ist so ein kleiner Gemischtwarenladen und dann fragt man halt nach Essen und wird in einen geheimen Hinterraum gefuehrt, wo so an die 20 Leute Platz haben. Dann kommt die Mercedes, fuehrt einen in die Kueche, wo 2 grosse Toepfe auf dem Herd stehen und sagt, was es zu essen gibt. Dann serviert sie dir das Essen und von Jesus bis zu allen Paepsten schauen dir die beim Essen zu. Grenzgenial. Das Essen kostet dann 2,50 Euro und du gehst gesaettigt wieder nach Hause.
So schaut das Geschaeftl von aussen aus...
Leider konnte ich nicht mehr Fotos von Antigua hochladen. Die Computer hier.
Aufbruch: | 24.07.2014 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Juli 2015 |
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