Ich bin dann mal weg...

Reisezeit: Juli 2014 - Juli 2015  |  von Claudia J.

Kuba: Havanna

10.05.2015: Ich hatte einen Flug mit Aero Mexico von Lima ueber Mexico City nach Havanna gebucht. Also habe ich in Lima eingecheckt und bin auch gleich durch die Sicherheitskontrolle Richtung Gate gegangen. Als ich da so durch die Duty Free Meile flaniere, wird doch glatt mein Name ausgerufen. Ich wollte mich dann auch gleich bei einem AeroMexico Schalter melden, aber wenn man bereits durch die Sicherheitskontrolle durch ist, geht das leider nicht mehr. Ich also schoen am Gate gewartet und da kam dann auch bald ein Sicherheitsbeamter und fragte mich gleich, ob ich denn den Ausruf nicht gehoert haette. Ich ihm erklaert, ja, aber ich konnte ja nicht mehr zurueck. Er meinte dann, ich haette 10 Feuerzeuge im Rucksack, das waere nicht erlaubt. (Da man auf Kuba einige Sachen schwer bekommt, habe ich Feuerzeuge, Kugelschreiber und kleine Kosmetikartikel zum Verschenken eingepackt.) Aber nicht mit AeroMexico!!! Ich musste also mit dem Sicherheitsbeamten zurueck durch die Sicherheitsschleusse, Pass abgeben und durch Geheimgaenge des Flughafens in Lima zum Sicherheitsbuero gehen. Da kam dann auch gleich ein anderer Sicherheitsbeamte mit meinem Rucksack angedackelt. Ich musste meine Feuerzeuge aus dem Rucksack nehmen, bei den Beamten abgeben und zusaetzlich wurden meine Daten peinlichst genau notiert. Ich bin jetzt wohl auf der Liste der Bombenleger in Peru. Danach durfte ich nochmal durch die Sicherheitsschleusse und dann zurueck zum Gate.

Am Flughafen in Mexico City musste ich mir noch eine Touristenkarte fuer Kuba kaufen, ohne die kommt man nicht rein ins Fidelland. Eigentlich habe ich mich nicht wirklich auf Kuba vorbereitet und meinen Rueckflug (man muss bei der Einreise ein Rueckreiseticket vorzeigen) nach Oesterreich auf Ende Juni angesetzt, was dann bedeutet: 6 Wochen Kuba. Eigentlich eine gute Sache, 6 Wochen Zeit, um ein Land kennen zu lernen. Aber was bedeuten 6 Wochen Fidel, Che, Kommunismus, Sozialismus, gelebte Revolution und amerikanisches Handelsembargo?

Der erste Unterschied faellt einem schon auf, wenn man am Flughafen in Havanna ankommt. Abgeflogen bin ich vom supermodernen Flughafen in Mexico City mit allen erdenklichen Restaurants, Bars und Einkaufsmoeglichkeiten und angekommen bin ich in Havanna: nuechternes, einfaches rot beige gestrichenes Gebaeude mit tiefhaengenden Decken, keine Geschaefte, keine Restaurants, nichts...

Anfang 1959 stürzten die kubanischen Revolutionäre unter der Führung von Fidel und Raúl Castro, Camilo Cienfuegos und dem Argentinier Ernesto Guevara, genannt Che, den kubanischen Diktator Fulgencio Batista und errichteten ab 1961 einen sozialistischen Staat. Die damit verbundenen Enteignungen von US-Firmen und US-Bürgern führten zu einem dauerhaften Embargo der USA und weiterer westlicher Staaten gegen Kuba.

Nach dem politischen und wirtschaftlichen Ende von Kubas wichtigsten Handelspartnern und Geldgebern (Sowjetunion und übrige RGW-Staaten) zu Beginn der 1990er-Jahre erlebte Kuba eine schwere Wirtschaftskrise. Hatte Kuba zuvor fast seine gesamte Zuckerernte in die sozialistischen Staaten Osteuropas verkauft und im Gegenzug zwei Drittel seiner Nahrungsmittel, fast das gesamte Öl und 80 Prozent seiner Maschinen und Ersatzteile von dort bezogen, so waren auf einmal 85 Prozent seines Außenhandels weggebrochen. Die Industrie und das Transportwesen kamen wegen Ölmangels zum Erliegen und infolge drastischer Nahrungsmittelrationierungen kam es erstmals seit vielen Jahren zu Unterernährung auf der Insel. 1992 beschloss die Regierung, als Ersatz für den verlorengegangenen Außenhandel die Tourismusindustrie zu entwickeln.

Über fast 50 Jahre vereinigte Revolutionsführer Fidel Castro die zentralen politischen Ämter in seiner Person. Er war zuletzt Staatspräsident, Vorsitzender des Staats- und des Ministerrates, Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Die Posten des Staatsratspräsidenten, des Oberbefehlshabers der Streitkräfte und des KP-Generalsekretärs übergab er am 1. August 2006 wegen einer lebensbedrohlichen Darmerkrankung an seinen Bruder Raúl Castro.

Plaza de la Revolucion

Plaza de la Revolucion

Vom Flughafen ging es fuer mich mit dem Taxi ins Zentrum Havannas. Ich hatte mir schon im Voraus ein Zimmer in einer Casa particular reserviert. Casa particulares sind die guenstigste Art auf Kuba zu uebernachten und man kommt sehr gut in Kontakt mit den Einheimischen. Die meisten Casas vermieten 1, 2 oder 3 Zimmer (in einem Zimmer koennen 2 bis 4 Personen uebernachten) und bieten nebenbei auch noch Fruehstueck und Abendessen an. Die Zimmervermieter muessen eine Lizenz beantragen und monatlich einen Betrag pro Zimmer abfuehren. Die Vermieter stellen nun auch meistens andere Leute an, die fuer sie die Putz- und Kocharbeiten uebernehmen. Ein Zimmer kostet je nach Ort und Lage und Personenanzahl pro Zimmer zwischen 20 und 50 CUC pro Nacht. Fuer Alleinreisende ist Kuba ein etwas teureres Pflaster, da man immer den Zimmerpreis bezahlen muss. So habe ich im Schnitt zwischen 20 und 40 CUC pro Nacht ausgegeben.

Ich hatte fuer die ersten 2 Naechte ein Zimmer direkt am Plaza Vieja gemietet mit Balkon und Blick auf den Platz (das Zimmer hat nur 20 CUC pro Nacht gekostet, ein echtes Schnaeppchen fuer die Lage). Jeden Abend spielten im darunterliegenden Lokal verschiedene Musikgruppen. Musik findet man in Havanna an jeder Ecke und zu jeder Tages- und Nachtzeit. Leider war das Zimmer nach den 2 Naechten nicht mehr frei, aber ich habe nebenan ein Zimmer fuer 3 weitere Naechte bekommen (da waren es dann schon 30 CUC pro Nacht, aber die Lage war halt perfekt). Die Altstadt Havannas und ihren Gebaeuden, den Oldtimern und der Musik an jeder Ecke ist wirklich beeindruckend. Ich habe mir am 2. Tag so ein Bici-Taxi gemietet, um die Stadt einmal etwas genauer zu erkunden. Ich wollte dann zum Hotel Nacional, das in einem anderen Stadtteil liegt. Der Taxler wollte dafuer 10 CUC haben und ich "Nix da, 3" und er meinte, dass waere aber sehr weit (was auch stimmte) und ich dachte, gibst ihm halt 4. Da ist er dann auch losgefahren und meinte, wie schoen ich ware und bla, bla, bla und ich dachte nur: "Spar dir die Spucke, guter Mann und fahr!" Nach einiger Zeit blieb er an einer Kreuzung stehen und meinte, das Hotel waere gleich hinter der Ecke, er duerfe mit seinem Drahtesel aber nicht ueber diese Kreuzung. Ich gutglaeubig ausgestiegen und siehe da, ich musste bis zum Hotel nochmal 2 km laufen. Mit den Kubanern ist das so eine Sache. Die einen sind bis zum Niederknien freundlich und hilfsbereit und die anderen das komplette Gegenteil. Am Nachmittag habe ich mir dann auf der Strasse 5 Bananen fuer 5 CUC gekauft. Auf Nachfrage bei meiner Koechin im Haus, was den Obst hier so kostet, meinte sie, man bekommt ca. 20 Bananen fuer 1 CUC Ich bin ja nun schon einiges gewohnt aus den lateinamerikanischen Laendern, aber Kuba ist da doch noch mal eine andere Hausnummer. Ich brauchte hier schon einige Tage um mich an Land und Leute zu gewoehnen. Jeder will natuerlich hier ein Stueck vom Tourismus und von den Devisen abbekommen und so nehmen dich hier einige aus, wie eine Weihnachtsgans, wenn du die Preise nicht kennst.

Ein staatlich Angestellter verdient durchschnittlich 25 Euro im Monat. Damit huepft man nicht weit. Ausserdem werden die Angestellten in Moneda Nacional bezahlt, mit denen man in einigen Geschaeften garnicht bezahlen kann. Da man im Tourismus mit den Trinkgeldern wesentlich mehr verdienen kann, verrichten viele lieber einen Job in der Tourismusbranche als als Lehrer oder Arzt zu arbeiten. Das Einkaufen in den staatlichen Supermaerkten ist auch immer wieder ein Erlebnis. Das Warenangebot ist durch das US-Handelsembargo natuerlich dementsprechend eingeschraenkt. Was dann in den Laeden vorhanden ist, gibt es hinter der Theke und da die staatlich Angestellten nicht sonderlich motiviert sind, kann es mitunter schon einige Zeit dauern, bis man bedient wird. So muessen sich die Maedls erstmal die Augenbrauen zupfen oder die Jungs das spannende Fussballspiel im Fernsehen ansehen. (Da ist natuerlich keine Zeit fuer Kundenbedienung). Da faellt einem der Satz aus Kuba ein: "Der Staat tut so, als wuerde er uns bezahlen und wir tun so, als wuerden wir arbeiten!" Der Sozialismus und seine Blueten!

Jeder der Kuba bereist, sollte eine gehoerige Portion Geduld einpacken, oder sich einen Vorrat an kubanischen Rum zulegen (der ist superguenstig und schmeckt hervorragend) sonst liegen hier schnell die Nerven blank. Ausserdem ist das so eine Sache mit dem Internet. Das gibt es nur in den oeffentlichen Etecsa-Bueros oder in den grossen Hotelketten. In den Hotels ist es meist sauteuer (8-10 CUC) die Stunde und manche Etecsabueros (Stunde 4,50 CUC) sind hoffnungslos ueberlaufen. Ich musste schon mal bis zu einer Stunde anstehen, um an einen Computer zu kommen.

Wenn man hier eine wichtige Information braucht, ist es auch ratsam 4 oder 5 Leute zu fragen, da man oft eine unzureichende Antwort bekommt oder die Leute einfach irgendetwas sagen.

Rund um den Plaza Vieja - Havanna

Rund um den Plaza Vieja - Havanna

Plaza de San Francisco

Plaza de San Francisco

Plaza de Cathedral

Plaza de Cathedral

Siesta

Siesta

Rund um den Parque Central

Rund um den Parque Central

Museo de Bellas Artes

Museo de Bellas Artes

Edeficio de Bacardi

Edeficio de Bacardi

Ich habe einige Museen in Havanna besucht und das beeindruckendste ist natuerlich das "Museo de la Revolucion", das die Geschichte der Revolution in allen Einzelheiten darstellt. Noch mehr beeindruckt haben mich nur noch die Maedls, die in den Museen arbeiten, ersrtens mit ihren auffallenden Netzstruempfen (die waren bei uns in den 80ern hochmodern) und zweitens, weil die da ganz ungeniert schlafen, weil der Job so langweilig ist.

Museo de la Revolucion

Museo de la Revolucion

Die Maedls mit ihren Netzstruempfen

Die Maedls mit ihren Netzstruempfen

Am 15. sind meine Tante und meine Kusine in Havanna angekommen, um die Insel fuer 2 Wochen gemeinsam zu bereisen und meinen Geburtstag zu feiern. Wir haben noch 3 weitere Tage in Havanna verbracht und danach ging es mit dem Mietwagen Richtung Zentralkuba. Wir haben sind da nochmal in eine andere Casa umgezogen, da mein Vermieter nur ein 2Bettzimmer hatte. Wenn man Casas ueber das Internet vorbucht, sagen die einem oft zu, obwohl sie gar kein Zimmer frei haben und wenn man dann auftaucht wird man an eine benachbarte Casa weitergeleitet. In Havanna kommt das wohl oefter vor.

Am Malecon in Havanna

Am Malecon in Havanna

Autos, Autos, Autos...

Autos, Autos, Autos...

Noch so Geraetschaften, die man hier haeufig sieht

Noch so Geraetschaften, die man hier haeufig sieht

Die Lieblingsbars von Ernest Hemmingway: La Floridita...

Die Lieblingsbars von Ernest Hemmingway: La Floridita...

...und La Bodeguita del Medio

...und La Bodeguita del Medio

Festl in Havanna Vieja

Festl in Havanna Vieja

Da gab es fuer die Maedls mal wieder schoene Naegel

Da gab es fuer die Maedls mal wieder schoene Naegel

Das wichtigste Verkehrsmittel in Havanna Vieja: Bici-Taxis

Das wichtigste Verkehrsmittel in Havanna Vieja: Bici-Taxis

Siesta

Siesta

Friedhof von Havanna: riesig

Friedhof von Havanna: riesig

Hotel Nacional

Hotel Nacional

© Claudia J., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Jahr durch Mittel- und Südamerika und die Karibik.
Details:
Aufbruch: 24.07.2014
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: Juli 2015
Reiseziele: Mexiko
Guatemala
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Kolumbien
Peru
Kuba
Der Autor
 
Claudia J. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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