Ich bin dann mal weg...
Nicaragua: Leon
17.11.2014: Am Samstag um 2 Uhr morgens ging es dann mit dem Shuttlebus von Antigua/Guatemala, durch El Salvador, Honduras direkt (fuer ca. 60 Euro) nach Leon/Nicaragua. Nach einer 15stuendigen Busfahrt und 3 Grenzuebergaengen endlich das Ziel Leon.
Nicaragua gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Außerdem gilt Nicaragua als Entwicklungsland. 50% der Bevölkerung leben in Armut, in der Landbevölkerung steigt dieser Anteil bis auf 70%. In Lateinamerika ist Nicaragua heute nach Haiti das zweitärmste Land. Die Gründe der schlechten Wirtschaftslage sind vielfältig, neben geschichtlichen Faktoren, einseitiger Wirtschaftsstruktur und jahrzehntelanger Oligarchiewirtschaft spielen auch häufige Naturkatastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrüche und Wirbelstürme) eine gewichtige Rolle.
León gilt als intellektuelle Metropole Nicaraguas und steht traditionell für das liberale Element des Landes; die Stadt war ein Zentrum der Revolutionskämpfe 1978/79 und Wohnsitz des berühmten Dichters Rubén Darío. Während eines Besuches in León wurde der Diktator Anastasio Somoza García am 21. September 1956 von dem jungen Dichter Rigoberto López Pérez angeschossen und erlag acht Tage später seinen Verletzungen. Seit 1979 wird die Stadt León ununterbrochen von der FSLN (Partei der Sandinisten) regiert.Wir haben im Hostel Lazybones eingecheckt, eigentlich sehr zu empfehlen, da kein Partyhostel mit sehr gemischtem Publikum. Das einzige was da fehlte, es gibt keine Kuechenbenutzung. So haben wir uns mal den ersten Tag etwas in Leon umgeschaut und mir hat die Stadt gleich gut gefallen. Im Hostel haben wir noch die Tina aus Muenchen kennengelernt und mit der sind wir auf die Kathedrale rauf. Die sieht von unten sehr rustikal aus, auf dem Dach haben Renovierungsarbeiten begonnen und so sieht es da oben total weiss aus. Der Junge auf dem Dach hat uns auch erzaehlt, dass in 2 Jahren die ganze Kathedrale so ausschaut.
Das Personal des Hostels organisiert allerhand Touren rund um Leon und der Erloes landet zu 100% in den Taschen der Einheimischen. Fuer den naechsten Tag haben wir uns zum Vulkanboarden angemeldet. Auf der Ladeflaeche eines Pickups ging es Richtung Vulkan Cerro Negro. Mit von der Party unser Tourguide, die Marjorie, ihr Freund und Fahrer, der Jorge, der Ramon ist fuer alle Nebenarbeiten zustaendig und an Gaesten noch 3 Franzosen. Der Jorge hat den Pickup ganz schoen schnell ueber die Sandpiste gejagt und die Hils meinte unterwegs, ob das wohl eine One-way-Strasse waere? 2 Minuten spaeter wussten wir: Ist es nicht!!! Der musste dann auch mal ganz kraeftig in die Bremsen steigen.
Am Eingang wurde dann die Eintrittsgebuehr bezahlt und dann gings zu Fuss weiter auf den Berg. Zuerst bekommt man noch so ein Holzbrettl unter den Arm geklemmt, mit dem man dann wieder nach unten rauscht. Die Majorie meinte dann, wir koennten uns einen der Jungs organisieren, der uns das Holzbrettl auf den Berg rauftraegt. Ich habe da genau 5 Sekunden ueberlegt, dem Jungschen 5 Dollar in die Hand gedrueckt und der hat ausserdem auch noch meinen Rucksack getragen. Welch erstklassige Entscheidung!!!!! Oben geht naemlich echt der Wind und da muss man sein Brettl schon ganz schoen festhalten. Die Maedls aus der anderen Gruppe haben uns da auch recht feindselig angeglotzt! Was kann ich dafuer, dass die Weiber ihr Brettl unbedingt selber tragen muessen. Oben angekommen, haben wir uns den Krater nochmal aus der Naehe angeschaut, dann hat uns die Marjorie die Benutzung des Brettls erklaert, jeder bekam einen schoenen Anzug und dann ging es in einem Affenzahn den Berg runter. Ich musste dann echt mal in die Kloetze steigen, da mir das Ganze etwas zu schnell wurde. Aber ein Spass!!! Unten angekommen, ist man von oben bis unten mit schwarzen Staub eingesaut. Mein Holzbrettltraeger hat mir erzaehlt, er ist da mit 93 km/h runtergerauscht.
Danach sind wir wieder auf unseren Truck rauf und es ging zurueck nach Leon. Da ist uns dann so ein silverner SUV hinterhergefahren und der wollte dann auch ueberholen, aber da hat der Jorge erstmal richtig Gas gegeben und ist dem davongerauscht. Die Marjorie hat uns erzaehlt, dass waere ihr frueherer Arbeitgeber (und wahrscheinlich auch Freund) und so endete das Ganze in einer Wettfahrt zwischen den beiden testosterongesteuerten Nicaboys. Ich auf der Ladeflaeche habe erstmal die Gegend abgecheckt, wo es denn am besten waere abzuspringen, falls der gute Jorge in einer brenzligen Situation den Wagen nicht mehr anhalten kann.
Am naechsten Tag haben wir dann noch eine Tour gebucht, da die Hils am uebernaechsten Tag gleich weiter nach Granada wollte. Mir hat es aber in Leon gut gefallen und ich wollte da noch ein paar Tage anhaengen. Am naechsten Tag ging es auf den Vulkan Telica rauf. Der Telica gilt als einer der aktivsten Vulkane Nicaraguas. Seit der Zeit der spanischen Eroberung sind zahlreiche Ausbrüche überliefert. Im Mai 2011 brach der Vulkan erstmals seit 1948 wieder aus. Die Eruption ging mit einem Erdbeben und einer 1,2 Kilometer hohen Aschewolke einher, etwa 60 Dörfer in der Umgebung mussten evakuiert werden.
Der Jorge hat uns mit seinem Pickup wieder bis an den Fuss des Vulkans gebracht und danach ging es fuer uns ca. 1 Stunde bergauf bis an den Kraterrand. Unterwegs hat uns die Marjorie erzaehlt, dass da wohl vor 6 Jahren eine Gruppe auch auf den Vulkan rauf ist, da haben ein paar Jungs sich gegenseitig geschupft und einer von den Jungs ist im Krater gelandet. Den haben sie da als Stueck Kohle wieder rausgeholt. So eine Geschichte will man unbedingt hoeren, bevor man am Rand eines aktiven Kraters steht. Die Marjorie meinte dann, wir stuenden ja eh hinter einer Felsmauer, also alles gut gesichert. Die Felsmauer stellte sich dann als 2 ca. 30 cm hohe Steine heraus, die 20 cm vom Kraterrand weg stehen. Das zur Sicherheit in Nicaragua!! Da es vorher etwas geregnet hatte, war das Licht da oben echt atemberaubend. Wir haben noch gewartet bis die Sonne ganz untergegangen ist und sind dann noch erstmal in eine Fledermaushoehle abgestiegen. Danach gings rauf zum Kraterrand und wir konnten die Lava rauschen hoeren und auch sehen. Wir sind dann wieder runter und mit dem Pickup zurueck nach Leon. Mit uns auf der Ladeflaeche der Ramon und mit dem haben wir uns dann ein wenig unterhalten. Die Hils kann ja kaum Spanisch und so war das manchmal fuer mich echt lustig. Auf jeden Fall hat sie ihn gefragt, wie alt er waere und er meinte 33 und sie hat wohl 23 verstanden und meinte dann: "Sehr jung!" und ich dachte mir nur "He", der ist doch gleich alt wie du? Auf jeden Fall hat er sie dann auch gefragt und sie meinte: 33 und er dann nur: "Ich dachte, du waerst 40 oder 45!" Mich hat es fast vom Truck geschmissen und die Hils hat den Mund nicht mehr zubekommen. Ich dachte mir nur: So wird das nix mit den auslaendischen Maedls, Nicaboy!!! Aber seine Ehrlichkeit war echt erfrischend.
Am naechsten Tag bin ich dann in das Museum der Revolution gegangen. Nicaragua wurde ab 1967 von dem Diktator Anastasio Somoza Debayle beherrscht. Unter Somoza, dessen Macht sich hauptsächlich auf die Nationalgarde stützte und der lange von den USA unterstützt wurde, waren politische Morde und das heimliche "Verschwindenlassen" von Oppositionellen durch die Nationalgarde an der Tagesordnung. Die FSLN agierte zu dieser Zeit als Guerilla-Organisation. Nach mehreren Jahren gelang der FSLN am 19. Juli 1979 schließlich die Machtübernahme in Nicaragua. Am 21. Juli 1979 wurde das Gesetz der Rechte und Garantien der Nicaraguaner erlassen, welches das Recht auf Leben, die körperliche Unversehrtheit, die Rechtssicherheit, die Meinungsfreiheit, den Schutz vor Sklaverei, die Gewissens- und Religionsfreiheit, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Gewerkschaftszugehörigkeit und das Streikrecht garantierte, sowie Todesstrafe und Folter abschaffte. Ab 1981 bildeten die USA militärische Einheiten in Honduras aus und leisteten in großem Umfang militärische und finanzielle Hilfe für die Opposition (die Contras). In dem auch als Contra-Krieg bekannten Krieg wurden etwa 60.000 Nicaraguaner, hauptsächlich Zivilisten, getötet und die Infrastruktur eines großen Teils des Landes zerstört. Durch das Museum fuehren ehemalige Kaempfer der FSLN. Mein Guide der Carlos hat mir die ganze Geschichte erzaehlt, mich durchs Museum gefuehrt und mir Fotos gezeigt, wo er 19jaehrig gegen die Regierung und fuer die Freiheit seines Landes gekaempft hat. Dann kam da noch ein anderer Sandinista dazu und meinte, er muesse mir doch sagen, wie huebsch ich sei. Ja, die Sandinistas wissen wie's geht!
Nach dem Museumsbesuch habe ich mich in den Park vor der Kathedrale gesetzt und da ist mir der Javier ueber den Weg gerollt. Der Javier ist 30 Jahre alt, sitzt im Rohlstuhl, da er keine Beine mehr hat und verkauft selbstgeknuepfte Armbaender. Ich habe bis jetzt nur ein Geldboerserl von einer Frau in Quetzaltenango gekauft, da ich echt keinen Platz fuer das Zeug habe, aber da hab ich mir gedacht, kauf dem doch mal was ab. Da habe ich mit dem Javier so ein bisschen geplaudert und er hat mir seine Geschichte erzaehlt. Er hat sich vor 3 Jahren auf den Weg in die USA gemacht (illegal, wie so viele aus Zentralamerika), um dort Geld zu verdienen und wollte dann wieder zurueck nach Nicaragua. Er hat es auch bis Mexiko geschafft und wollte dann auf den Zug, den dort alle nur das "Biest" nennen (wer sich darueber genauer informieren will, einfach ins Internet: Zug-Biest-Mexiko eingeben). Er hat leider Pech gehabt und ist unter den Zug geraten und da waren die Beine ab. Er hat dann noch 3 Monate in einem Krankenhaus in Mexiko verbracht, bevor sie ihn wieder zurueck nach Nicaragua gebracht haben. Hier kriegt er keine Rente, da man in Nicaragua nur eine Rente bekommt, wenn man einen Arbeitsunfall im Land hat. So verdient er sich sein Geld mit dem Verkauf von Armbaendern. Die Reifen seines Rohlstuhls waren auch schon total abgefahren, also eigentlich nicht mehr vorhanden. Ich hab mir echt gedacht, so ein Sch...leben und da habe ich ihm 20 Dollar in die Hand gedrueckt und gemeint, das waere fuer neue Reifen. Ich dachte mir noch, da besteht jetzt eine 50/50 Chance, dass er das Geld sofort in Alk oder Drogen anlegt, aber was soll's! Am naechsten Tag bin ich bei Sonnenuntergang an der Kathedrale gesessen und da habe ich doch tatsaechlich den Javier wieder getroffen. Der hatte ein breites Grinsen im Gesicht und zeigte mir doch ganz stolz seine neuen Reifen mit einem echt fetten Profil. Dann meinte er noch, er waere jetzt echt schnell am Weg und hat mir dann noch eines seiner Armbaender geschenkt. Ich wuerde sagen, wir hatten beide einen echt sauguten Tag!
Am vorletzten Tag in Leon hatte ich dann noch eine etwas andere Begegnung. Ich sass wieder mal mit meinem Buch in einem der Parks und da hatte so ein Security-Mann eine Auseinandersetzung mit einem Skateboarder, der da wohl am Platz verbotenerweise ueber die Rampen gefahren ist. Auf jeden Fall wurde der Streit dann etwas heftiger, der Securitymann hat seinen Schlagstock rausgezogen und dem jungen Skateboarder eins uebergebraten. Der Skateboarder nicht fad, nimmt sein Skateboard und zieht es dem Securitymann ueber die Ruebe. Der war im ersten Moment so verdattert, dass der Skateboarder sofort kehrtgemacht hat und davongerannt ist, der Securitymann hinterhergehechtet und sich erstmal auf allen vieren auf die Strasse gelegt. Der Skateboarder hat sich nochmal umgedreht und ist dann aber volle Granate davongelaufen, verfolgt von dem Securitymann und beide wurden nicht mehr gesehen. Und das alles 4 Meter von mir entfernt.
Leon hat mich sehr beeindruckt und sieht mich auf jeden Fall wieder! Der Unterschied zwischen arm und reich ist hier nicht so deutlich sichtbar, die meisten Leute sind echt sehr relaxt und sehr freundlich.
Fuer mich ging es dann am Freitag mit dem Shuttle weiter nach Granada. (12 Euro)
Aufbruch: | 24.07.2014 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | Juli 2015 |
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