Poeten, Pubs und Pints
Anreise und Dublin I
direkt nach Nordwesten
Abfahrt 6.00 Uhr – zunächst bringe ich Luise (Navi) zur Verzweiflung, da ich nicht den vorprogrammierten Weg zum Easy Airport Parking fahre, sondern zunächst ans andere Ende der Stadt. Unsere Freundin Chr. steht schon bereit und wir kommen fast ohne Stau zum Flughafen, Terminal C, wo ich die beiden Damen absetze und zur Parkhalle fahre. Am Easy Parking ist kein Mensch, aber der Strichcode läßt mich in die Halle einfahren und ich laufe ca. 1,1 km zurück. Im Terminal ist Chr. schon eingecheckt, und wir dürfen zwischendurch nochmal ran, da man schon persönlich erscheinen muß, um einzuchecken. Ein Kaffee und dann warten wir aufs boarding. Die Maschine – ein Airbus 320 mit enger Bestuhlung der Aer Lingus - startet mit fast keiner Verspätung.
Flugzeit angeblich ca. 90 min – wir landen aber schon nach 75 min auf dem Flughafen von Dublin. Gefühlte Kilometer laufen wir zur baggage claim, wo nach der Meldung ‚Last bag from Dusseldorf at 11.32’ kein Koffer mehr kommt, aber noch zahlreiche Leute am Band stehen. Nachdem ich an der Information die Auskunft bekommen habe, dass noch eine zweite Charge kommt, finde ich die beiden Damen mit unseren Koffern. Die Tour-Agenten teilen uns auf zwei Shuttle-Busse des Clayton-Hotel und bringen uns in wenigen Minuten zum Hotel. Die perfekte Organisation hat bereits für alle die Zimmerkarten vorbereitet. Daher können wir ziemlich umgehend mit einem Taxi ins Zentrum fahren.
Gegen 14.00 Uhr beginnen wir unseren Rundgang am The Spire – dem neuen Wahrzeichen Dublins, einem 123 m hohen spitzen Metallstück, das zur Jahrtausendwende aufgestellt wurde.
Im Prinzip folgen wir dem vorgeschlagenen ersten Stadtrundgang des kleinen Stadtführers Dublin von KnowHow. Doch zunächst sehe ich den Namen Cathedral-Street, die laufen wir mal ein Stück hinein und entdecken das Education-Center und eine kaum nach Kirche aussehende Kirche.
Zurück auf der O’Connel-Street stehen wir dann wieder vor dem GPO = General Post Office. GPO ((irisch: Ard-Oifig an Phuist) ist der wichtigste Schauplatz des Osteraufstandes von 1916. Freiwillige und die Helden des irischen Unabhängigkeitskampfes besetzten das Gebäude und machten es zu Ihrem Hauptquartier. Ganze sechs Tage lang verteidigten sie ihre Stellung gegen die britische Armee.
Früher befand sich vor dem Gebäude die Nelson Säule (Nelson’s Pillar). 1966 wurde diese durch eine von der IRA ausgelösten Explosion zerstört. Heute befindet sich direkt vor der General Post Office kaum zu übersehen die "lange Nadel" Spire of Dublin.
Außen im neoklassizistischen Baustil 1818 fertiggestellt, ist im Inneren die Schalterhalle des nach dem Aufstand ausgebrannten Gebäudes 1929 im Stil der 1920er gehalten und absolut sehenswert.
Nur ein kurzes Stück weiter Richtung des Liffey, der die Stadt von West nach Ost durchfließt und die Stadt in zwei Teile teilt, finden wir das O’Connell-Denkmal, für den berühmten früheren Bürgermeister der Stadt, der sich als englischer Parlamentsabgeordneter für die Unabhängigkeit einsetzte und auch die Gleichberechtigung von Katholiken und Protestanten betrieb.
Zur Zeit scheint ganz Dublin eine Baustelle zu sein, denn man hat sich wohl im Gegensatz zu Aachen für die Verlegung von Straßenbahnschienen in der Innenstadt entschieden hat.
Die Brücke über den Fluß hat die Eigenart, das sie gleich breit wie lang ist! Von ihr hat man einen schönen Blick auf die ‚Ha'-Penny-bridge’, für deren Überquerung man in früheren Zeiten einen halben Penny hat zahlen müssen.
O'Connell-Bridge über den Liffey
In der Westmorland Street und in den Seitenstrassen sind monumentale Gebäude, alt und neu sowie blumengeschmückte Pubs. Wir müssen auf der ‚falschen’ Seite der Straße am ehemaligen Parlament vorbei und dann mehrfach über Fußgängerampeln, um zum Campus des Trinity College zu gelangen.
Das ehemalige Irish Parliament House in Dublin war bis zur formellen Vereinigung Großbritanniens und Irlands im Jahr 1800 das Parlament des Königreichs Irland. Heute befindet sich hier eine Filiale der Bank of Ireland.
Das Trinity College ist Irlands erste und bedeutendste Universität.
Durch das Regent House betreten wir den Campus und landen auf dem Library Square.
Links liegt die Kapelle und gegenüber die langgezogene Old Library, in der das Book of Kells aufbewahrt wird. Leider können wir weder eine Führung durch den Campus machen, noch uns in die langen Warteschlangen für 'Das Book Old Kells' einreihen.
das book of kells wollen so viele sehen, dass man selbst bei einem mehrtägigen Aufenthalt Probleme hätte, es sei denn man stellt sich bereits am frühen Morgen in eine Warteschlange
Nach dem Foto einer Skulptur von Henry Moore, werfen wir einen Blick auf die Berkeley Library, vor der eine futuristisch wirkende goldfarbene Kugel steht. Das nebenanliegende Gebäude wirkt wie ein italienischer Palast.
Wir durchqueren den großen Park des Colleges und landen bald am Merrion Square, an dem u.a. das Oskar Wild House steht.
Der Merrion Square mit seinen alten georgianischen Fassaden ist ein umfangreiches Gebäudeensemble, wie es in einer solchen Geschlossenheit nur noch selten auf den britischen Inseln zu finden ist.
Man sollte vor allem auch auf die Haustüren achten, denn nur bei ihnen konnten die Bewohner in der Einheitsarchitektur ihre Individualität zum Ausdruck bringen, indem sie ihre Portale ganz nach eigenen Vorlieben gestalten ließen.
In der Nordwestecke des recht großen Parks steht das farbenfrohe Denkmal des Dandy-Dichters Oscar Wilde.
Er wird auf einem Felsen liegend dargestellt. Das rechte Bein ausgestreckt, das linke Bein angewinkelt. In einer malachitgrünen Jacke, mit rotem
Revers und roten Ärmelaufschlägen. Mit süffisant-zynischen
Lächeln scheint er die Fingernägel seiner zur Faust geballten
Hand zu betrachten.
Dem Denkmal gegenüber befinden sich zwei Stelen mit den
bekanntesten Aphorismen und bonmots Oscar Wildes.
'Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten.'
'Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen!'
'Jeder von uns ist sein eigener Teufel, und wir machen uns diese Welt zur Hölle.'
'Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.'
und viele mehr!
Wir verlassen den Park über die Merrion Square Street Upper vorbei am National-Museum (das wir nach unserer Rundreise ausführlich besuchen - siehe letztes Kap) und an den Government Buildings vorbei, um den nächsten Park - St. Stephens - anzusteuern.
An der Nord-Ost-Ecke des Parks steht ein Theobald Wolfe Monument zu Ehren des Anglo-irischen, protestantischen Rebells (1763-1798), der vor allem von der Französischen Revolution inspiriert wurde und Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit nach Irland bringen wollte. .
Gegenüber verbringen sommertags unter der Woche viele Angestellte der umliegenden Bürogebäude ihre Mittagspause im St. Stephens Green und essen hier ihre Sandwiches.
Der ruhige Park inmitten des hektischen Dublin diente nicht immer erholsamen Zwecken, ganz im Gegenteil, in früheren Zeiten fanden hier öffentliche Hinrichtungen statt.
Die georgianischen Bauten, die das Areal säumen, entstanden in der Mitte des 18.Jh. parallel zu der Landschaftsgestaltung des Parkgeländes.
Mit Beginn des 19.Jh. wurde der Park eingezäunt und mit verschließbaren Toren versehen - wer hinein wollte, hatte Eintritt zu bezahlen. Der Grund für diese Maßnahme: Die feine, daherflanierende Gesellschaft wollte unter sich bleiben. Das änderte sich erst, als Sir Arthur Guinness 1877 einen Parlamentsbeschluss erwirkte, der das Areal für die Öffentlichkeit freigab. Er finanzierte dann auch gleich die Anlage der Teiche und die landschaftliche Umgestaltung des Parks.
An der gegenüberliegenden Ecke (King Street North/ King Street West) liegt der interessante Neubau des St. Stephens Green Shopping Centre.
Bevor es weitergeht, müssen wir uns mit einem Kaffee/Schokolade stärken, und der Hektik der Baustellen entfliehen.
Hier beginnt auch die Grafton Street, die seit dem sie Fußgängerzone geworden ist, zur Hauptgeschäftsstraße wurde. Zahlreiche Künstler präsentieren ihre Werke, Straßengaukler sitzen in Gruppen schwarz angemalt und rühren sich nicht, Musikergruppen spielen auf. Molly Malone sehen wir zwar nicht – sie wurde wegen der Straßenbahngleiseverlegung transloziert und steht nicht mehr am angesagten Standort.
Doch in den Seitenstraßen gibt es wieder tolle Pubs anzuschauen.
Wieder am Regenthouse des Trinity-College angekommen, biegen wir in die College Green ein und laufen Richtung ‚Soho’ von Dublin. Vor dem neuen Gebäude der Central Bank of Irleand steht wieder eine solche moderne goldfarben Weltkugel.
Chr.'s Knie macht langsam nicht mehr mit und so laufen wir nur noch durch das Pub-Viertel und über die Ha'Penny-Bridge und halten am Bachelors Walk ein Taxi an, das uns zum Clayton-Hotel zurückbringt.
Gebaut wurde die Brücke über den Fluss um 1816; sie trug zunächst den Namen des ersten Duke of Wellington. Wollte man die Brücke überqueren musste man eine "Maut" von einem halben Penny bezahlen (später sogar einen ganzen Penny).
Das Gusseisen, aus dem die Brücke gebaut wurde, rostete im Laufe der Zeit. Zwischen 2001 und 2003 wurde die Half Penny Bridge renoviert und erstrahlt seitdem weiß gestrichen und entrostet über der Liffey.
Ha'Penny-Bridge - 1816
Im Clayton-Airport-Hotel angekommen wartet das Abendessen auf uns. Es gibt ein Dreigängemenu – zur Auswahl kommt Suppe oder mediterraner Salat, Irish Stew oder Vegetarisches, zum Nachtisch gibt es cheesecake. Alles wird im Affenzahn serviert, das Abräumen geschieht mit einer ohrenbetäubenden. Lautstärke ( man schmeißt das Besteck in eine Kiste, und stapelt die Teller aufeinander). Die Bedienung wirkt hektisch. Es ist schließlich ein Massenbetriebshotel, das auf die 'Laufkundschaft keine Rücksicht nimmt/ zu nehmen braucht. Die Getränkepreise im Hotel sind gesalzen, für zwei Glas Wein und ein Guinness 18,45€ !
Aber ich habe ja gelesen, dass Irland nach Luxemburg das teuerste Land der EU sein soll. Davon werden wir wohl noch zu spüren bekommen.
Die Zimmer sind geräumig wie man es von einem Airporthotel erwartet. Dort nehmen wir schließlich noch einen Schluck Rotwein, den wir bereits in der Stadt erstanden haben.
Aufbruch: | 13.07.2016 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 25.07.2016 |