Poeten, Pubs und Pints
Dublin III -
Nach Rückkehr in Dublin bietet Uta uns noch eine kleine Stadtrundfahrt mit den Teilen der Stadt, die wir am ersten Tag aus Zeitgründen haben ausfallen müssen. An der St. Patrick Cathedral ist der Teufel los, Busse über Busse. Wir umrunden die Christchurch, die über lange Zeit mit der Kathedrale ‚konkurriert’ hat, umrunden ein ganzes Stadtviertel, um am Trinity College rechts abbiegen zu können und parken dann in der Kilgate-Street in der Nähe des georgianischen Stadtviertel am Merrion Square. Wir nutzen diese Rundfahrt, um uns zu orientieren für unseren morgigen Rundgang durch Dublin, den wir gegen 9.00 Uhr wieder am zentralen Postamt beginnen.
Wir lassen uns an der General Post Office absetzen und laufen am O’Connell-Denkmal rechts abbiegend am Fluß Liffey entlang.
am Literaten-Pub 'Bachelor Inn' studieren wir die Sprüche, die ich schon im ersten Kapitel vorgestellt habe
Die einstmals nach der Schließung der Handwerksbetriebe verödete Gegend ist inzwischen durch den Zuzug von Künstlern, Kunsthandwerker, Studenten und Bohémiens ein belebtes Viertel. In Temple Bar herrscht mittlerweile eine ‚gediegen-alternative Atmosphäre‘; es gibt Dutzende von Restaurants, Cafés, Galerien, angesagte Nachtclubs, einen äußerst regen Kulturbetrieb - und zudem eine Menge Kommerz.
Natürlich ist morgens noch nicht viel los, so dass wir uns in Ruhe umschauen können.
Aber unser erstes festgelegtes Ziel ist Dublin Castle.
Da das ursprünglich mittelalterliche Bauwerk im 18. Jh. ein vollkommen neues Aussehen erhielt, überrascht es nicht, dass der Gebäudekomplex auf dem Cork Hill nicht mehr viel mit dem wehrhaften Charakter der einstigen Verteidigungsanlage gemein hat.
Die übrigen Bauwerke stammen aus dem 18. Jh.
Im eigentlichen Schloßgebäude befinden sich die kunstvoll ausgestatteten State Apartments.
Als historisch bedeutungsvollstes Gebäude in Dublin ist das Schloss auch heute noch stark in die Staatsgeschäfte eingebunden, so etwa für die Vereidigung des Präsidenten oder für Staatsempfänge.
der Upper Yard genannte Innenhof. Hier fand 1922 die offizielle Machtübergabe von England an Irland statt
Verlässt man die Burg durch den Nordausgang, steht man vor der City Hall, dem Dubliner Rathaus. Der wuchtige, klassizistische Bau hat eine bewegte Geschichte: Um 1770 als Börse errichtet, diente das Gebäude später als Büro, in dem Rekruten angeworben wurden. Während des Aufstandes von 1798 nutzte die englische Armee das Gebäude als Kaserne und Gefängnis. 1852 schließlich kaufte die Stadtverwaltung das Haus. Das Erdgeschoss beherbergt heute eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt.
Wir wenden uns nach Westen - vorbei an einigen hübschen großen älteren Hotels - und blicken recht bald auf die Christ Church, die wir gestern schon vom Bus aus betrachten konnten.
Der vollständige Name der Christchurch lautet 'Christ Church of Holy Trinity Cathedral'. Die Christ Church Cathedral gehört seit der Reformation unter dem englischen König Heinrich VIII. im 16. Jahrhundert der anglikanischen Church of Ireland. Die katholische Kirche erkennt die Enteignung der Kathedrale bis heute nicht an und sieht sie als ihren eigentlichen Sitz in der Hauptstadt.
Sie hat eine bewegt Geschichte: um 600 als Kapelle, im 11. Jh. als Holzkirche, im 12. Jh. als erste Steinkriche von den Anglo-Normannen, Einsturz im 16. Jh. und Wiederaufbau und Einweihung 1878.
das Ausstellungsgebäude der Dublinia (links) ist über eine Brücke mit der Christ Church (rechts) verbunden
Leider ist auf dem Gelände der Kirche eine Art Kirmes, überall stehen Buden herum und verschandeln die Fotos. Einzige Überbleibsel des romanischen Kirchenbaus sind die Krypta mit ihrem Kreuzrippengewölbe, Dublins ältestes erhaltenes Bauwerk, und das Portal auf der Südseite, beide aus dem 12. Jh.
Im Inneren der großen Kirche findet gerade die Generalprobe eines großen Chores mit Flügel- und Orgelbegleitung statt und verleiht unserem Rundgang eine tolle Atmosphäre.
Vom Querschiff gelangt man auch in die große Krypta, die noch aus der Wikingerzeit datiert. Sie ist eine der größten ihrer Art in Großbritannien und Irland, da sie sich unter dem gesamten Kirchenbau erstreckt.
Im 'black book' der Christ Church befindet sich eine Kopie der Magna Carta
Danach laufen wir zur St Patrick-Kathedrale, die wir aber nicht besichtigen, sondern nur vom benachbarten Park in Augenschein nehmen. Auch hier bauen sie einen Event-Pavillon auf. Aber es gibt auch noch Stellen, an den das Fotografieren ohne störende Gegenstände möglich ist.
Aus statischer Sicht wurde die Kirche an einer ungüngstigen Stelle errichtet, da unter der Kirche der Poddle, ein Nebenarm der Liffey, hindurchläuft. Ihr Standort gilt jedoch als der älteste mit dem Christentum verbundene Platz Dublins, denn hier soll der hl. Patrick die frisch bekehrten Heiden getauft haben.
Sie hat eine ähnliche Geschichte wie ihre 'Konkurrenzkirche': Vorgängerbauten, zunächst aus Holz, gehen bis auf die Zeit um 450 zurück. Am St. Patrick's Day des Jahres 1192 weihte Erzbischof John Comyn, der Nachfolger von Lawrence OToole, das neue steinerne Gotteshaus. Zu Cromwells Zeiten als Pferdestall genutzt, wurde sie erst 1860-1865 durch eine Spende von Sir Benjamin Guinness umfassend restauriert.
Über den St. Patrick's Close erreichen wir die Marsh's Library, die man heute sogar kostenfrei besichtigen kann. Sie ist die älteste öffentliche Bibliothek Irlands und wurde 1701 eröffnet. Jonathan Swift gehörte ebenso zu den Benutzern dieser Bibliothek wie zwei Jahrhunderte später James Joyce.
Kurios - wollten die Leser ein besonders wertvolles Buch aus dem rund 25000 Bände umfassenden Bestand sehen, wurden sie in vergitterte Leseabteile, die man noch heute besichtigen kann, eingeschlossen.
Auf dem Weg zurück in die Stadt findet ich einen interessanten Wohnblock mit sozialem Zentrum aus der Zeit um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. – das Iveagh Trust Building
Der Iveagh Trust sorgt(e) für bezahlbaren Wohnraum in und um Dublin. Ursprünglich gehörte er zum Guinness-Trust , der 1890 von Edward Guinness, 1st Earl of Iveagh, Urenkel des Gründers der Guinness Brauerei, gegründet wurde.
Zurück in der Einkaufsstraße findet Ulrike dann ein Guinness-Polo für mich und ich mache meinen Entschluß wahr, ein Guinness-Glas in Dublin zu kaufen.
Aufbruch: | 13.07.2016 |
Dauer: | 13 Tage |
Heimkehr: | 25.07.2016 |