Wwoofing in Schweden: Ein Urlaub der anderen Art
Freitag, 25.8.: Mich tritt ein Elch
Die Mahlzeiten in der Scheune sind etwas Besonderes, denn sie steht auf Stelzen, und unter mir bewegen sich die Hühner, die nach Essbarem suchen, das durch die Ritzen fällt. Das hat seinen Charme. Man muss nicht kehren, und die Hühner haben ihren Spaß. Lustig ist, wenn plötzlich unter mir ein Hahn kräht.
Um halb neun rücke ich auf den Acker aus und den Grumbeeren zuleibe. Das ist anstrengend, doch ich werde immer besser darin, die Pflanzen zu erkennen, deren Kraut schon fast abgestorben und unter dem ganzen anderen Gepflänz kaum zu sehen ist. Für jemanden, der in einer Kartoffelgegend lebt, ist es jedoch eine Frage der Ehre, diesen Auftrag gut erfüllen. Immer mehr bleiche Frösche mit goldenen Augen folgen mir, und ich muss aufpassen, sie nicht totzuspaten.
Nachmittags bringe ich gefühlte 100 Kilo Holz in den Heizraum. Als ich Rune sage, dass das anstrengend sei, lacht er sich schlapp. Anstrengend sei das Spalten, sagt er. Dann habe ich frei und suche den See, der angeblich nur zwei Kilometer entfernt ist, irre aber erfolglos anderthalb Stunden durch den Wald und bin total platt.
Ich genieße die letzten Sonnenstrahlen vor dem Bauwagen, bohre in der Nase und schaue in den schonischen Himmel, an dem noch ein paar Schwalben herumturnen, die Smaland bereits verlassen haben. Meine gefiederten Nachbarn treffen ein. Sie haben sich schon an mich gewöhnt und grasen vor meinen Füßen. Dann wird sich eine Runde geputzt, um dann einer nach dem anderen den Kopf unter die Flügel zu schieben. Nach einer Viertelstunde ist das Schläfchen beendet, und schnatternd und quakend wird vor der Nachtruhe noch einmal spazieren gegangen.
Insgeheim freue ich mich auf eine Dusche nach dem wieder sehr liebevoll zubereiteten und abwechslungsreichen Abendessen. Schließlich habe ich mit meinem Holzschleppen für warmes Wasser gesorgt, und die letzte Wäsche ist zwei Tage her. Doch der Wwoofer-Gott hat anderes mit mir vor. Lisa berichtet, dass ihre jüngere Tochter einen Fahrradunfall hatte und nun im Krankenhaus sei. Sie müsse die Nacht über unter Aufsicht bleiben, und Rune wäre schon dort. Und ich solle morgen gehen.
Mir fällt das Gesicht runter. Obwohl ich mir einen eleganteren Abgang gewünscht hätte, kann ich sie verstehen. Sie selbst hatte vor ein paar Wochen einen Unfall, und schließlich habe ich sie mehr oder weniger überredet, mich aufzunehmen. Trotzdem. Woher jetzt so schnell eine neue Stelle nehmen?
Da fällt mir Peterslund ein – der Hof, auf dem Milena und Laura momentan arbeiten. Zwar nicht gerade um die Ecke (mehrere 100 Kilometer, um genau zu sein), aber mir einfach sympathischer als ein zweiter Hof, der ebenfalls dringend Mitarbeiter sucht und in der Nähe meines Abflughafens ist. Der hat jedoch kleine Kinder und eingesperrte Karnickel. Neenee! Beides nicht mein Fall. Und weil Peterslund eine Telefonnummer angegeben hat, rufe ich dort an, habe Malin an der Strippe, und sie heißt mich willkommen. Wunderbar. Ein Problem gelöst. Ich nutze die etwas wacklige Internetverbindung in Lisas Haus, um zumindest die Zugverbindungen zu erfahren und gehe davon aus, dass mich jemand zumindest an die Bushaltestelle, wenn nicht gleich nach Simrishamn, bringt. Doch da habe ich mich geschnitten. Rune ist ja im Krankenhaus, voraussichtlich die ganze Nacht, und ein zweites Auto gibt es nicht. You have to walk. Drei Kilometer zum Bus mit meinem ganzen Gepäck. Okay, also ab ins Bett, Kraft tanken.
Aufbruch: | 14.08.2017 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 01.09.2017 |