Wwoofing in Schweden: Ein Urlaub der anderen Art

Reisezeit: August / September 2017  |  von Kathrin Hentzschel

Samstag, 26.8.: Here I go again

Ein langgehegter Traum wird wahr: Ich gehe eine stillgelegte Bahnstrecke entlang! Das sei der kürzeste Weg, und ich wäre schon sehr talentiert, wenn ich die Bushaltestelle nicht finden würde, meinte Lisa. Das hat wirklich was, auch, wenn ich mit meinen zwei Rucksäcken von insgesamt etwa 12 Kilo eine satte Stunde unterwegs bin. Neben mir hüpft Rehwild auf den Wiesen, Kraniche lassen ihr Tuten weithin über die Gegend schallen, und ich passe auf, wohin ich meine Hufe setze, denn die verwitterten Bohlen sind von der Morgennässe glitschig. Als ich an der Bushaltestelle ankomme, bin ich nassgeschwitzt und habe klatschnasse Füße. Einem schonischen Hasen, der in den Wallander-Krimis so oft totgefahren wird, bin ich indessen nicht begegnet.

Ein Zug kommt hier nicht mehr entlang. Aber ich!

Ein Zug kommt hier nicht mehr entlang. Aber ich!

Nun beginnt die Reise in die Mitte Schwedens, nach Södermanland (Sörmland). Also dödele ich wieder die Küste entlang, diesmal rückwärts, über Wallandertown Ystad nach Malmö.

Dort habe ich eine Stunde Aufenthalt, die ich sehr genieße. Malmö ist entspannt an diesem Samstagmorgen, und ich bin es auch. Ich sitze an einem Leuchtturm und schaue auf das Wasser. Und reflektiere über die Segnungen des modernen Lebens, die meinen Aufenthalt retten: 1. Die VISA-Karte, 2. Das Tablet, 3. Mein Uralt-Handy.

Blick in den Fährhafen von Malmö.

Blick in den Fährhafen von Malmö.

Ich ziehe mein Ticket mit dreimaligem Umstieg bis zur Busstation Nyköping. Dort soll ich mich mit Milena und Laura treffen, und wir werden von Malin und Martin abgeholt. Ich wundere mich kurz, warum ich für den snabbtag bis Norrköping kein Ticket 2. Klasse bekomme, bin aber froh, überhaupt mit dem Biljettautomat auf Schwedisch klargekommen zu sein. Ich denke nicht weiter über die schlappe 100 Euro nach, die die Fahrt kostet, und begebe mich unter die Erde, wo mein Zug abfährt. Dort ist für schwedische Verhältnisse einiges los; hauptsächlich sind es Touristen, die etwas orientierungslos umher hasten. Auf einer Bank sitzt ein Typ im froschgrünen Catsuit und erbricht Galle. Wohl zu viele oder schlechte Drogen.

Mein reservierter Sitzplatz ist geräumig, es gibt Kaffe- und Teekannen, Äpfel und Kekse. 1. Klasse! Was ich auf meiner Reise durchs Zugfenster sehe, gefällt mir ebenfalls: Eeeewig große Wiesen, langgezogene Seen, und immer wieder Wald, Wald, Wald. Als ich in Katrineholm in den Bus nach Nyköping steige, reicht es mir allerdings mit Reisen. Der Schädel brummt, die Augen schmerzen vom vielen Gucken, und der Hals brennt. Immerhin bin ich um sechs aufgestanden, seit acht Stunden mit Rädern unten dran unterwegs, den morgendlichen Gepäckmarsch nicht eingerechnet, und es wird weitere drei Stunden dauern, bis ich mein neues Zuhause erreiche.

Aus Schonen ...

Aus Schonen ...

... über Östergötland ins Sörmland.

... über Östergötland ins Sörmland.

Und dann ist auf einmal alles gut. Malin und der Engländer Martin sind mir sofort sympathisch, und ich spüre, dass sie sich um ihre Wwoofer kümmern. Wir drei Mädels teilen uns, welch Luxus, das normalerweise vermietete Ferienhaus mitten im Wald, mit eigenem Bad, Küche, einem geräumigen Wohnzimmer, und jede hat eine eigene Kammer mit einem richtigen Bett!

Das Haus im Wald, von hinten.

Das Haus im Wald, von hinten.

Ein gutes WG- und Arbeitssteam

Ein gutes WG- und Arbeitssteam

Du bist hier : Startseite Europa Schweden Samstag, 26.8.: Here I go again
Die Reise
 
Worum geht's?:
Schweden auf die (hm, vermeintlich) günstige Tour: Durch Wwoofing - auf Biofarmen gegen Kost und Logis arbeiten. Ich hab's ausprobiert, und es wurde ein tolles Abenteuer mit vielen unvorhergesehenen Vorfällen!
Details:
Aufbruch: 14.08.2017
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 01.09.2017
Reiseziele: Schweden
Der Autor
 
Kathrin Hentzschel berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors