Wwoofing in Schweden: Ein Urlaub der anderen Art
Dienstag, 15.8.: Willkommen im Kibbuz
Die Arbeit ist okay, und meine Mit-Wwoofer sind es auch. Sie kommen aus Amerika, Brasilien, Frankreich und überwiegend aus Deutschland. Es sind reife, kluge und sozial denkende junge Leute zwischen 20 und 30, und ich bin beeindruckt. Wenn ich da an meine Schul- und Studentenzeit denke … Holla, die Waldfee, da schneide ich nicht gut ab. Der Kopf war zum Anmalen da, die Beine zum Tanzen.
Am Abend kommt Matt, Wwofer Nr. 11, aus Kanada. Er ist liebenswert, sehr lerneifrig und will alle möglichen Wörter in allen möglichen Sprachen wissen. "Uffbasse" klappt auf Anhieb.
Wir teilen uns hier zu dreizehnt eine Dusche und zwei Klos, die im Laufe der Zeit immer schmutziger werden. Regelmäßig, wenn ich auf dem unteren Klo sitze, pocht es an die Tür. Ich habe Frieda im Verdacht. Essen gibt es aus dem Container. Das Bessere für uns, den Rest für die Schweine. Es ist reichhaltig, und ich habe keine Probleme damit, Käse zu essen, dessen MHD vom Vortag ist, da ich selbst einen solchen Deal mit meinem Gemüsemann habe, im Rahmen dessen er mir allabendlich Obst und Gemüse mitgibt, das er nicht mehr verkaufen kann. Ich kann mir aber vorstellen, dass den einen oder anderen ein mulmiges Gefühl beschleicht, wenn die Wurst oder der Lachs schon „abgelaufen“ sind. Bei tierischem Eiweiß ist das schnell passiert.
In mir als freiheitsliebendem Menschen regt sich eine leise innerliche Rebellion, denn für ein solches Kibbuzleben bin ich nicht geschaffen. Und war es auch vor 30 Jahren nicht. Doch so schnell gebe ich nicht auf. Man gewöhnt sich doch an alles, und ich will weder als zu bequem, zu unflexibel oder einfach "zu alt" erscheinen. Vor allem vor mir selbst nicht.
Aufbruch: | 14.08.2017 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 01.09.2017 |