Transsilvanien Moldawien und Walachei
Siebenbürgen, Transsilvanien oder Transsylvanien ist ein historisches und geografisches Gebiet im südlichen Karpatenraum mit einer wechselvollen Geschichte.
Heute liegt Siebenbürgen im Zentrum Rumäniens, und uns schien dies eine Reise wert. .
Bukarest - Bucuresti
Nach Rumänien fliegt man normalerweise von Deutschland in die Hauptstadt Rumäniens. Da wir jedoch eine Rundreise machen, verteilen wir die Besichtigungen von Bukarest auf zwei Tage.
Beginnen wir mit dem Haus des Parlaments aus der Zeit Ceausescus, der - so die heutigen Rumänen - den Reichtum des Landes aus der Landwirtschaft in den Export gab, um seinem Machtanspruch und seinem Gigantismus nachzugehen.
Sein größtes Bauprojekt war das Haus der Parlaments, die Aufzählung der Superlative will nicht enden: 400 Architekten, 20000 Arbeiter und Soldaten waren beschäftigt. Höhe 84 m , 265000 qm Flächen, nur im 2. Stock gab es 450 Räume, und Säle sowie zwei Galerien von je 150 m Länge und 145 m Breite. Nur edelste Materialien wurden verwendet, Marmor aus dem Resita, Kirsch - und Nußbaum aus Siebenbürgen. Für den Zugang wurden ganze Stadtviertel (70000 Menschen mußten ihre Wohnungen verlassen) dem Erdboden gleichgemacht und durch eine Art Champs Elysées ersetzt, die - heute Bulevardul Unirii / Straße der Einheit - ebenfalls von monumentalen Wohnblocks gesäumt ist. Es gibt etwas weiter außerhalb auch einen Triumphbogen, der dem Pariser Arc de Triomphe ähnelt.
Vom Platz der Einheit führt eine baumbestandene Allee zur Patriarchenkathedrale. Die heutige Kathedrale entstand als Teil eines Klosters, das Constantin Șerban Basarab, Fürst der Walachei, im Jahr 1656 gründete. Sie wurde 1658 geweiht. Wenige Jahre später wurde das Kloster Sitz des Metropoliten von Bukarest. 1925 erhielt die rumänisch-orthodoxe Kirche den Rang eines Patriarchats und die Metropolitankirche wurde zur Patriarchalkathedrale erhoben.
Zunächst wollte man später eine größere Kathedrale bauen. Stattdessen wurde die vorhandene Kathedrale ab dem 18. Jahrhundert schrittweise restauriert, nach Westen erweitert und reicher ausgestattet. In den 1960er Jahren wurde dabei anhand des Vorbilds der Kathedrale von Argeș eine Wiederannäherung an den ursprünglichen Zustand angestrebt.
Seit 2010 wird in der Nähe des Parlamentspalastes die ungleich größere Kathedrale der Erlösung des Volkes gebaut, die nach ihrer Fertigstellung die St.-Konstantin-und-Helena-Kirche als Patriarchalkathedrale ablösen soll.
Wir machen noch einen Stop am Königspalast, der neben anderen Gebäuden am Revolutionsplatz liegt. Dort liegt auch etwas zurückgesetzt das Athenäum, ein imposanter Rundbau, der als Zirkus geplant und anfangs genutzt, später ab 1886 zu einer Konzerthalle umgestaltet wurde.
Athenäum - Arch. Albert Galleron - Stil Eklektizismus mit ionischer Säulenvorhalle mit Dreiecksgiebel
Die Universitätsbibliothek, vormals Universitätsstiftung von Carol I., entstand 1910.
Hier fanden die ersten Protestaktionen statt, die letztlich zum Sturz von Ceausescu führten. Beschädigungen am Bau sind noch heute zu sehen.
Das folgende Gebäude ist deutlich an seinem Stil zu erkennen. es handelt sich um das Zentralkomitee der rumänischen kommunistischen Partei (RKP), die hier ihren Sitz hatte.
Später tagte der Senat hier und dann nahm das Polizeipräsidium das Gebäude als Sitz.
Der Obelisk vor dem Gebäude erinnert mit einem Steinkreis an die Opfer der Revolution.
Der u-förmige Königspalast (Palatul Regal) dominiert den Platz. Die beiden Seitenflügel grenzen einen Ehrenhof ab. Die Fassaden sind - wie bei zahlreichen anderen Gebäuden der rumänischen Haupstadt - im neoklassischen Stil gehalten. Der Palast wurde von 1927 bis 1937 nach Entwürfen des Rumänen D. Nenciiulesuc zum heutigen Aussehen umgestaltet. Heute sind die bedeutendste Nationalgalerie des Landes und der Präsidentensitz hier untergebracht.
Alt Bukarest
Unseren Altstadt-Rundgang beginnen wir im Prinzip wieder am Einheitsplatz.
Entlang des nördlichen Ufers der Dambovita entlanglaufend sieht man am gegenüberliegenden Ufer den Justizpalast.
Schon an der nächsten Querstrasse, Caldarari , liegt die Verkündigungskirche. Sie ist das älteste Gebäude der Stadt, das Ende des 16. Jh. als ehemalige Hofkapelle errichtet wurde. (vom alten Fürstenhof sind nur noch Ruinen erhalten, die zudem z.Zt. mit Sichtzaun versehen sind)
Sie ist eine Stiftung des Fürsten Mircea Ciobanul (reg. 1545-1554). Hier wurden die Fürsten der Walachei gesalbt. Das Mauerwerk aus Ziegeln im Wechsel mit Mörtelschichten, die Steinquader nachahmen, ist typisch für die Zeit. Dies gilt auch für die mit Gesims gestalteten Sockel, die aufwändige Bearbeitung des Dachgesimses und die zarten Arkaden. Das Hauptportal, ein bezeichnendes Beispiel für den Bräncoveanu-Stil, ist mit Blattwerk und Ranken reich geschmückt. Die Malereien im Inneren gehören mehreren Epochen an. In der Kirche werden sehr stimmungsvolle Gottesdienste abgehalten.
Gegenüber der Verkündigungskirche liegt der Hanul lui Manuc. Im alten Bukarest gab es viele Gasthöfe in der Art von Karawansereien. Als Anfang des 18. Jahrhunderts die türkischen Sultane aus Angst vor Unabhängigkeitsbestrebungen die Fürsten durch Ausländer ersetzten, vor allem durch reiche Griechen, kamen griechische Einflüsse nach Rumänien. Aus dieser Zeit stammt auch der Hanul lui Manuc. Mit der Verlagerung der Warenströme auf die Eisenbahn verschwanden diese Gasthöfe im 19. Jahrhundert allmählich. Erhalten blieb jedoch der 1808 erbaute Hanul lui Manuc, der Han des Manuc, des armenischen Händlers Manuc-Bey; >han< bedeutet auf Türkisch Herberge. Mit ihm wurde an die Tradition der früheren Hane angeknüpft. Er befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen Fürstenhofes und wurde sehr schön instandgesetzt.
Das Gebäude umschließt einen rechteckigen Hof mit Laufgängen in Erd- und
Obergeschoss. Die architektonischen Details wie Holzpfosten, Holzarchitrave und Bogen weisen auf die enge Verbindung von Klosterbaukunst, Stadtarchitektur und Volkskunst hin. Heute bieten mehrere Gastronomiebetriebe, ein Restaurant, eine Brasserie und ein Sommerlokal den Besuchern ein wenig Alt-Bukarester Flair. Ein historisches Ereignis fand hier auch statt: Im Jahr 1812 wurde im Hanul lui Manuc der Friedensschluß Russlands und der Türkei besiegelt.
Attraktive Lokalitäten gibt es in diesem Viertel hinreichend.
Die Kirche des Hl. Dumitru wird zum ersten Mal in einem Dokumentarbericht erwähnt. Dieser resultiert aus dem kirchlichen Prozess zwischen dem Bischofstum Buzau und Radu Dudescu. Er wird angesetzt zur Überprüfung des rechtmäßigen Wahrheitsgehaltes der o.g. Parteien im Rahmen dieses Prozesses.
Die erste Kirche wurde um 1650 errichtet und bestand aus Holz. Ihr Gründer war
Gouverneur Badea Balacianu .
1741- 1746 wurde eine neue Kirche aus Stein errichtet; doch durch die prekäre, finanzielle Lage verfiel die Kirche nahezu zu einer Ruine, die zudem durch das starke Erdbeben 1802 und den Brand von 1804 völlig verwüstet wurde. Ein weiterer Bau der Kultstätte wurde im ersten Weltkreig verwüstet und danach der Abriß geplant. Nach jahrelangem Bemühen seitens Acad. Ioan C. Filitti ( Bischof Constandie Fuirtis Neffe ) wurde die Kirche 1930 restauriert und verschönert und schließlich wieder kirchlichen Diensten übergeben.
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Die Stavropoleos-Kirche ist ein besonderes Juwel im Viertel von Alt-Bukarest. Der griechische Mönch und spätere Metropolit von Stavropolis, Joanikie, ließ sie um 1730 als Kapelle eines Gasthofes erbauen. Aus der schlichten Saalkirche wurde später ein prächtiges Beispiel des Brancoveanu-Stils. Der Aufbau als Dreikonchentypus war im 18. Jh. typisch für die Walachei. Die offene Vorhalle wird von schlanken Säulen getragen.
Der gesamte Bau ist in der unteren Zone von Arkaden und Blendarkaden umzogen, die aus Dreipässen bestehen, wovon der mittlere die Form eines Kielbogens hat. Über dem plastisch geschmückten Gesims folgt ein gemalter Medaillonfries. Diese Außenmalerei unterscheidet das Gebäude von anderen Bukarester Kirchen.
Im 20. Jh. wurden bei deiner Restaurierung die Grundmauern der ehemaligen Herberge freigelegt und mit Arkaden überbaut. Sie dient heute als Lapidarium.
Wir haben heute Sonntag und in keine der Kirchen können wir hinein ohne den Gottesdienst, der bis zu 4 Stunden dauern kann, zu stören. Wir biegen links in die Straße mit dem gleichen Namen ein und betreten aus Interesse 'den Bierwagen' - Carul cu Bere - der z.Zt auch außen restauriert wird.
Das Innere überzeugt aufgrund der hervorragenden Renovierung und der Buntverglasungen.
Am nördlichen Rande der Altstadt angekommen treffen wir auf das CEC-Gebäude - alte Banken und Sparkassen haben diese Prachtbauten ja fast in jeder Metropole.
In dem Altstadtviertel gibt es mehrere Passagen - die schönste ist die zweigängige Pasajul Villacros (einst Schmuckpassage) , von der ein Strang restauriert und heute von chicken Lokalen belegt ist.
Die rumänische Nationalbank stammt von 1888 und wurde im Stil der französsichen Neoklassik vom Architekten St. Burcus entworfen , der auch für die Handelskammer zuständig war.
Das Hanul cu Tei war 1883 das Lindengasthaus; heute finden dort Kunstausstellungen statt oder es wird mit Antiquitäten gehandelt. Schon im 18. Jh. war die Leipziger Straße Handelsplatz für die Siebenbürgen, die ihre Waren aus Leipzig bezogen.
Das umliegende Viertel wartet jedoch noch auf seine Renovierung/ Restaurierung.
Am Boulevard de Bratianu angekommen, den das Altstadtviertel nach Osten begrenzt, fällt auf der gegenüberliegenden Seite der riesige Coltea-Komplex auf. Die Stiftung umfaßt einige Wohltätigkeitseinrichtungen, das älteste Krankenhaus der Stadt , ein Altersheim, eine Schule und eine Kirche.
Wir bleiben jedoch auf der westlichen Seite und besuchen den Sutu-Palast aus der 1. Hälfte des 19. Jh. Es handelt sich um ein Bajoren-Haus, das ein Hofmarschall im neogotischen Stil erbauen ließ. Später wurde der Eingang mit einem kunstschmiedeeisernen Vordach im Jugendstil versehen. Das Haus war berühmt für seine Bälle.
Heute ist dort das Museum für Stadtgeschichte untergebracht, dessen umfangreiche Sammlung einen Besuch lohnenswert macht.
Am Universitätsplatz liegen die neue Oper, die Universität und die Handelsbank, allesamt repräsentative Gebäude. Auf dem ovalen Platz vor dem langgestreckten Gebäude der Universität stehen aufgereiht Standbilder bedeutender Persönlichkeiten.
Universitätsgebäude - 1857-1869 begonnen, bis ins 20. Jh. immer wieder erweitert, wenn eine neue Fakultät eröffnete
Bevor wir die Rückfahrt zum Hotel antreten, genießen wir eine Gänseleberterrine mit einem Glas Weißwein im Hanul lui Manuc, das uns am Anfang des Rundgangs bereits angenehm aufgefallen war.
Damit ist unser Rundgang beendet und wir wollen unbedingt noch die Erfahrung mit der doch aus kommunistischer Zeit stammenden - heute kaum mehr benutzten - Tram machen. An einem mit Personal besetzten Kiosk kaufen wir eine sogenannte Multicard ( 2, 60 Lei = 0,40 cent), die wir für zwei Einzelfahrten mit je 1,30 Lei aufladen lassen müssen.
Auch der Schienenstrang scheint noch aus dieser Zeit zu stammen, denn die kurze Fahrt ist ausgesprochen 'rumpelig'.
Aufbruch: | 14.06.2019 |
Dauer: | circa 1 Woche |
Heimkehr: | Juni 2019 |