Transsilvanien Moldawien und Walachei
Hermannstadt - Sibiu
Von Bazna nach Sibiu - zu deutsch Hermannstadt - sind es 80 km .
Der kunstvolle Kanaldeckel stammt aus dem Jahr, in dem Sibiu Europäische Kulturhauptstadt war. Dies ist wohl auch der Grund für den enormen Aufschwung der Stadt, der sich u.a. in der fast vollständigen Sanierung der Altstadt darstellt.
Sibiu wurde von Hermann von Nürnberg im 12. Jahrhundert gegründet und ist damit die älteste der sächsischen Siedlungen. Sie wurde im Zuge des verheerenden Mongolensturmes im Jahre 1241 erstmals zerstört. Die Siedlung erholte sich rasch, erhielt im 14. Jahrhundert Stadtrecht und entwickelte sich zu einem wichtigen Handelsplatz der Region. Im Mittelalter umgaben sie drei Ringmauern, deren Befestigungsanlagen lange den Eroberungsversuchen der Türken standzuhalten vermochten.
Die Stadtbefestigung von Sibiu wurde in zwei Etappen angelegt und bestand einst aus 39 Wehrtürmen, vier Bastionen, zwei Plattformen und vier Stadttoren. Die erste Etappe dauerte vom 13. bis 15. Jahrhundert.
Im 16. und 17. Jahrhundert wurden nach Vaubanschen Prinzipien vor die Mauern Wallanlagen und Bastionen gesetzt, die heute nicht mehr existieren und durch Grünanlagen ersetzt sind.
Im 19. Jahrhundert wurden die Befestigungen um die großen Tore geschleift und die Vorstädte ausgebaut oder modernisiert.
Wir beginnen unseren Rundgang an der Bastion, betreten die Stadt durch die Mauer am Schreinerturm. Recht bald beobachten uns die berühmten Sibiu-Augen, die als Lüftungsschlitze im Dach der Häuser typisch für Sibiu sind.
Neue und restaurierte Häuser und Hotels begleiten uns zum Piaţã Mare - der Platz wird der Große Ring genannt.
Die katholische Dreifaltigkeitskirche fügt sich mit ihrer Südflanke vollkommen in die Häuserzeile ein. Ihr mächtiger Westturm korrespondiert mit dem Ratturm (Turnul Sfatului), dem Wahrzeichen der Stadt.
Der Ratturm wurde 1585 durch ein Erdbeben zerstört, wieder aufgebaut und erhielt 1826 ein Zwiebeldach. Auf einer Erinnerungstafel ist der Besuch von Prinz Charles von 1998 festgehalten, der sich stark für Siebenbürgen engagiert. Er wurde bereits 1961/62 restauriert.
Durch den Ratturm gelangt man zur/zum Piatå Micå (Kleiner Ring). dem einstigen Marktplatz der Handwerker, umrahmt von deren Wohnhäusern und prächtigen Häusern der Zünfte.
Von hier kommt man auch in die Unterstadt, in der einst die Handwerker und Soldaten aus dem gesamten Habsburger Reich ansässig. waren. Verächtlich von den Vornehmen der Oberstadt als Kucheldeutsch (Küchendeutsch) bezeichnet, symbolisierte ihre Sprache einen Schmelztiegel vieler Zugereister.
Selbst heute ist im Zustand der Häuser (noch) ein Unterschied zu verzeichnen.
Mit der Lügen- oder Lügnerbrücke werden mehrere Legenden. verbunden.
Piața Huet - Paul-Wiener-Haus - Paul Wiener - 1495-1554 - erster evangelischer Bischof in Siebenbürgen
Die Südfassade der Stadtpfarrkirche wirkt mit ihren steilen Giebeln fast wie eine mittelalterliche Häuserzeile, wäre da nicht der alles überragende Westturm. Links neben dem Eingang steht als letzte Hinzufügung der zierliche Wendeltreppenturm mit einem Renaissancerahmen. Der Bau wurde im Jahr 1320 als Marienkirche in der Hochgotik begonnen und bis 1520 in drei Etappen fertiggestellt Dem Plan nach ist die Kirche eine dreischiffige Basilika mit Querschiff und polygonalem Chorabschluss. Bei Grabungen hat man einen romanischen Vorgängerbau entdeckt, dessen Reste jedoch nicht in den Neubau integriert wurden.
Auch diese Kirche ist z.Zt. wegen Restaurierung geschlossen!
Metropoliei - Strasse mit Blick auf die reformierte Kirche und die Orthodoxe Kathedrale der Dreifaltigkeit
metropoliei Nr. 13 - Casu cu Cariatide - Micul Palat
Die Hauptkirche der Siebenbürger orthodoxen Rumänen ist von weither an ihren schönen Kuppeln zu erkennen. Der orthodoxe Bischof Andrei Saguna initiierte 1864 den Sakralbau. In nur vier Jahren entstand dieser Bau mit Jugendstilanklängen als vereinfachte Replik der Hagia Sophia von Konstantinopel als ein überkuppelter Zentralbau mit zwei Türmen.
Gegenüber der Kathedrale befindet sich im ehemaligen Toldalagi-Palais die Metropolie der rumänisch-orthodoxen Kirche. Außerdem ist in diesem Gebäude ein theologisches Institut eingerichtet.
Am Beginn der Fußgängerzone befindet sich das Gebäude des ehemaligen Sovromasigurare-Palast, wie er er in der kommunistischen Ära gennat wurde.
Für den Rückweg wählen wir die Fußgängerzone mit zahlreichen schönen Fassaden, Ulrike findet eine interessante Bäckerei; dort gibt es Gogoasa zu 4 Lei mit Schinken, Käse oder auch Schokolade. Wir probieren einen – er ist noch warm (Elke sagt es ist ein Krapfen).
Danach gelüstet es Ulrike nach einem Eis, diesmal sogar mit zwei Kugeln, die mit zwei Minihörnchen verziert werden. Am großen Platz gibt es wieder etwas Spezielles: Langos – sieht aus wie Pizza ist aber eigentlich nur mit Käse bestreut
Vom Ratturm wählen wir eine kleinere Strasse (General Magheru), die leicht bergab in die Unterstadt führt.
Die Ursulinenkirche war Bettelordenskirche des 1474 gegründeten Dominikanerklosters. Nach der Reformation wurden die Klöster in den Sachsenstädten aufgehoben. Mit den Habsburgern begann eine Rekatholisierung. Die Ursulinen übernahmen 1753 das Kloster, richteten in ihm eine Mädchenschule ein und gestalteten die gotische Kirche im Barockstil um.
Eigentlich wollten wir noch an der Lügnerbrücke einen Kaffee trinken, aber da bekommen wir noch den Tip für das Apothekenmuseum. Fotografieren darf man zwar nicht und ich werde auch ermahnt, dass man videoüberwacht wird, aber ich hab trotzdem. Ulrike findet eine tolle Jugendstildose, die in erheblich verkleinerter Darstellung auf einer Pillendose nachgebildet ist. Als Erinnerung genau das Richtige, klein aber fein.
Die Offizine stellt einen traditionellen Funktionsbereich der Apotheke dar. Er dient der Präsentation der Arzneimittelprodukte.
Das Mobiliar dieses Raums wurde 1902 in Wien hergestellt und gehörte ursprünglich zur Hermannstädter Apotheke 'Zum schwarzen Adler' .
Die ausgestellten Gegenstände - pharmazeutische Gefäße aus Holz, Keramik, Fayence, Glas, Mörser aus Bronze und Gusseisen, Waagen und Wiener Apothekergewicht» - illustrieren sowohl Art und Form der Medikamentation über die Jahrhunderte hinweg als auch die Entwicklung der pharmazeutischen Instrumente.
Unter den Gerätschaften, die zur Vorbereitung von Medikamenten benutzt wurden, ragt ein Bronzemörser aus dem Jahre 1597 hervor. Es handelt sich um den ältesten Gegenstand der Sammlung.
Die präsentierten Objekte stammen aus der Zeitspanne zwischen dem 17. und der Mitte des 20. Jahrhunderts und veranschaulichen die bleibenden Anstrengungen, die getätigt wurden, um das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden. In dieser Hinsicht ziehen insbesondere eine Reihe von Holzgefäße des 18. Jahrhunderts unsere Aufmerksamkeit an, die mit gemalten Aufschriften und teils sogar mit alchemistischen Symbolen versehen sind.
Mit seinem Sammlungsthema stellt das Museum für Pharmaziegeschichte eine Besonderheit innerhalb der rumänischen, aber auch der europäischen Museumslandschaft dar. Die Gründung des Museums im Jahre 1972 hat zwei wesentliche Ursachen. Einerseits ist für Hermannstadt eine Apotheke für das Jahr 1494 belegt - die früheste Apotheke, die sich für die heute zu Rumänien gehörenden Gebiete überhaupt nachweisen lässt. Andererseits ist Hermannstadt nebst Umland die Heimstatt einer weitreichenden pharmazeutischen Tradition.
Das Gebäude im historischen Stadtkern, das heute das Museum beherbergt stammt aus dem Jahre 1568. Es vereint spätgotische Elemente mit solchen der Renaissance. Just in diesem Gebäude funktionierte in früherer Zeit die Apotheke 'Zum Schwarzen Bären' - die drittälteste, im Jahre 1600 gegründete Apotheke Hermannstadts.
Die Sammlung des Museums umfasst heute über 6.600 Gegenstände, die reiches Zeugnis von einer sich über dreieinhalb Jahrhunderte erstreckenden Entwicklung der Arzeimittelkunde und der pharmazeutischen Technologien ablegen.
Die Ausstellung ist nach dem Vorbild einer klassischen Apotheke aufgebaut, sie umfasst Arbeitsraum und Labor, diese werden durch eine Ausstellung medizinischer Taschen und Behältnisse sowie eine der Homöopathie gewidmete Abteilung (Samuel Hahnemann - 1755-1843 - gilt als Begründer der Homöopathie und wirkte u.a. in Hermnnstadt) ergänzt. Ziel der Ausstellung ist es, ein umfassendes Bild von den Tätigkeitsfeldern einer historischen Apotheke und der Rolle der pharmazeutischen Instrumente zu bieten.
Danach stelle ich fest, dass wir ,praktisch Pleite sind‘. An drei Automaten versuche ich vergeblich noch 100 Lei abzuheben, offensichtlich ist den Banken das aber zu wenig zum Umtausch.
Aufbruch: | 14.06.2019 |
Dauer: | circa 1 Woche |
Heimkehr: | Juni 2019 |