OUT OF THE OFFICE - ON TOUR IN SOUTH AMERICA

Reisezeit: Oktober 2006 - April 2007  |  von Michael S.

CHILE: Sonne tanken in Arica

Dienstag, 28. November 2006 Arica / Chile 13:48

Zwei Grenzposten und eine ziemlich windige Fahrt von Tacna nach Arica mussten Nicole und ich überstehen, bevor wir vor 3 Tagen am Samstag in Chile ankamen. In einem weißen Ford aus der Steinzeit, cruisten wir bei heruntergelassenen Fenstern mit unserem Fahrer über die Panamericana durch die "Grenzwüste". Ähnlich wie auf dem Boot, mit dem wir am Titicaca-See herumschipperten, konnte man die Freiheit geradezu riechen. Bis zur ersten peruanischen Kontrolle jedenfalls. Scheinbar passten dem jungen Soldaten meine verdrehten Augen nicht, als er andeutete, ich solle doch meinen Rucksack ausleeren. So hatte er seine Freude, als er mich jedes einzelne Teil meines Kulturbeutels vorzeigen ließ. "Abre esto!". Warum soll ich denn jetzt meine Zahnpastatube öffnen? "Y que es esta?" Mit kreisenden Bewegungen führte ich ihm vor, was man mit einer Zahnbürste so alles machen kann... Wesentlich entspannter ging es am chilenischen Posten zu. Zwar wollten vor uns noch ca. 50 andere Menschen in den lang gezogenen Küstenstaat, aber die halbe Stunde Wartezeit haben wir locker flockig überstanden.

Als die ersten Häuser der Stadt Arica an uns vorbeizogen, wurden die Unterschiede zwischen den beiden Ländern sehr schnell offensichtlich, obwohl wir nur ca. 50km Strecke hinter uns hatten. Umso weiter wir in das Stadtzentrum kamen, umso deutlicher wurde es: Die Chilenen besitzen mehr Geld als die Peruaner - und mehr Gelegenheiten es auszugeben...

Eine dieser Gelegenheiten unterdrückte meinen Drang, sofort die einheimische Küche auszuprobieren. Ein McDonalds, nur 2 Minuten von unserem Hotel Las Palmas entfernt, war nach all dem rohen Fisch einfach zu verlockend Direkt von dort aus erstreckt sich die bestimmt 1000m lange Shoppingmeile. Ein Media-Markt-Verschnitt jagt den Nächsten, zwischen Banken, kleinen Geschäften jeder Art und vor allem diversen Cafes und Restaurants. Im Cafe del Mar kann man zum Beispiel bei angenehmem Ambiente richtig gut essen oder einen anständigen Kaffee trinken. In Peru gab es immer nur ein Kännchen kalte Kaffeebrühe und eine Tasse heißes Wasser dazu. Sofort fühlten wir uns beide um einiges wohler, als in den letzten Tagen im Nachbarland.

Einen klaren Kopf zum Sinnieren, über den plötzlich aufkommenden, erschreckenden Gedanken, ob mein Wohlbefinden vom konsumorientierten, westlichen Lebensstandard abhängt, hatte ich jedoch nicht. Der Wind während der Fahrt stieg mir über Nacht etwas stark in den Kopf. Egal dachte ich mir. Den Schnupfen brenne ich mir am Strand unter einem strahlendblauen Himmel wieder weg. Die Taktik ging nur bedingt auf und hatte außerdem eine unangenehme Nebenwirkung zur Folge. Meine Beine sehen nun aus wie eine Kreuzung zwischen sonnengebräunten Holländern und Engländern - knallrot. Eine stark scheinende Sonne haben sie hier in Chile. Oder hatte ich einfach die Sonnencreme vergessen?

Schoen hier am Strand "La Lisera"

Schoen hier am Strand "La Lisera"

Wie auch immer - Nicole und ich genießen die wenigen Tage des Nichtstuns wirklich sehr. Keine Tour, keine stundenlange Busfahrt und keine aufdringlichen Verkäufer. Zumindest der Norden Chiles scheint nicht unmittelbar auf den Tourismus angewiesen zu sein. Vielleicht auch, weil es ihn hier gar nicht gibt. Die meisten Leute, die wir in Peru kennen lernten, passierten am Titicaca-See die bolivianische Grenze. Die Route in Richtung Chile scheint eindeutig weniger ausgetreten zu sein. Trotzdem bin ich mir sicher, dass sich dies in San Pedro de Atacama wieder ändern wird, da allein die Hotelpreise dort um einiges teurer sind als hier. Übermorgen werden wir im Nachtbus 11 Stunden zu der trockensten Wüste der Erde fahren. 3 kurze Tagestouren sind dort geplant. Zum Sonnenuntergang ins "Valle de Luna", zum Aufgang in eine Landschaft voller Geysire... From dusk till dawn... Mal schauen ob wir in der Gegend auch das Titty Twister finden Schließlich werden wir noch einen Trip in die eigentliche Wüste unternehmen, bevor es wieder in die Höhe geht.

Jeder geniesst es und kann richtig abschalten...

Jeder geniesst es und kann richtig abschalten...

Schon vor einiger Zeit haben wir uns entschlossen, die Reiseplanung ein wenig zu ändern. Wir werden nun nicht die Küste in Richtung Santiago de Chile entlangfahren, da uns die "trockene" Aussicht schon auf einigen Fahrten in vergleichbaren Abschnitten Perus ziemlich gelangweilt hat. Um einiges schöner soll es auf der anderen Seite der Anden sein - in Argentinien. Nächsten Sonntag werden wir deshalb wieder Pässe über ca. 4400 Meter über Meereshöhe überwinden und in Salta, einer Stadt im Nordwesten des Tango-Landes, rauskommen.

Wenn alles wie geplant abläuft, werden wir dort noch am selben Abend ein bekanntes Gesicht aus München treffen. Ein ehemaliger Kollege und noch besserer Freund hat ebenfalls gekündigt und geht auf Reisen... Allerdings hat Mario nur ein paar Tage Zeit, da er bereits im Januar wieder an den "Tatort Schreibtisch" zurückkehren wird.

Bevor ich mir aber nun Gedanken mache, was mich ab Mai 2007 wieder erwartet, werde ich mich nun von meinem schattigen Plätzchen am Strand-Kiosk verziehen und mich zu Nicole gesellen, die gerade mit einem spanischen Roman im Sand liegt. Es ist bereits ihr Dritter. Immerhin habe ich gestern endlich meine erste Lektüre auf Grundschulniveau bewältigt.
Muss wohl einiges aufholen. Hmmh... - links neben mir toben sich aber gerade die Wellen des Pazifiks am felsigen Ende der Bucht aus.
Vergiss das Lesen, das Spektakel schau ich mir genauer an

Passend zum schoenen Wetter geht hier der Weihnachtsverkauf los. Und "Stille Nacht" wird hier in einer popigen Spanischversion gespielt

Passend zum schoenen Wetter geht hier der Weihnachtsverkauf los. Und "Stille Nacht" wird hier in einer popigen Spanischversion gespielt

© Michael S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In weniger als 9 Stunden sitzen Nicole und ich im Flieger in Richtung Bonaire. Bonaire? Kannte ich bis August auch noch nicht. Aber KLM hält auf dem Flug nach Lima zufällig auf den Niederländischen Antillen... Eine Woche Erholung, bevor es nach Peru über Chile in Richtung Argentinien geht :-) Der Plan: 6 Monate Südamerika entdecken, Spanisch lernen und Freiheit erleben! Wie heißt es so schön - Zahme Voegel traeumen von Freiheit. Wilde Voegel fliegen...
Details:
Aufbruch: 11.10.2006
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 08.04.2007
Reiseziele: Niederländische Antillen
Peru
Chile
Argentinien
Paraguay
Brasilien
Uruguay
Der Autor
 
Michael S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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