OUT OF THE OFFICE - ON TOUR IN SOUTH AMERICA

Reisezeit: Oktober 2006 - April 2007  |  von Michael S.

BUENOS AIRES: Nach dem Sommer folgt der Herbst...

Mittwoch, 7. März 2007 Palermo in Dunkelheit 22:05

Wie schön so ein Mittwochabend doch sein kann!!! Der FCB hat gegen Real Madrid gewonnen und wir haben uns nun endlich entschieden wohin uns in 10 Tagen diese Reise noch mal führen wird. Und selbst wenn es in einem verregneten Buenos Aires sonst eigentlich keinen Grund gäbe sich diesen Abend schön zu reden, nur noch 4 ½ Wochen "on tour" sind Anlass genug alles durch die rosarote Brille zu sehen

Nun gut, was haben wir also in den letzten Tagen so getrieben, in einer Zeit in der sich die ganze Welt wegen Aktienkursen verrückt gemacht hat? Wie weit weg war ich als Ex-Banker von all den roten, nach unten deutenden Grafiken? Eigentlich nur so weit wie der "Klick" auf das Online-Depot... Auch die für mich eventuell wieder bald anstehende Faschingsverkleidung mit Anzug und Krawatte, animierten mich im Zusammenhang mit den Börsenreporten auf CNN España dazu, über "Grundsätzliches" in meiner nahen deutschen Zukunft sinnieren...

Mein neuer Traumjob. Nur für den Fall, dass ich daheim nichts vergleichbares finde  Professioneller Gassi-Gänger...

Mein neuer Traumjob. Nur für den Fall, dass ich daheim nichts vergleichbares finde Professioneller Gassi-Gänger...

Keine Sorge, die vereinnahmende Spanisch/Tango Kombination beanspruchte aber derart viel Zeit, dass ich für "Grundsätzliches" nicht wirklich lange etwas übrig hatte. "La vida loca" wie unsere Sprachlehrerin das Dasein in Buenos Aires betitelt, hat Nicole und mich inzwischen vollkommen ergriffen.

So ist es schon keinerlei Problem mehr, sich morgens in den Tiertransport U-Bahn reinzuquetschen und stereotypisch mit den (arbeitenden) Menschenmassen im so genannten Mico-Centro die ähnlich verstopften Straßen zu überqueren, oder im Gleichschritt auf dem Gehsteig zu marschieren. Hierbei gilt es vor allem beim Ausweichen der tropfenden Klimaanlagen, die hier an quasi jeder Hauswand hängen, nicht von einem vorbeifahrenden Auto oder Bus erwischt zu werden. Aufpassen sollte man eigentlich immer. Irgendwo könnte sich immer noch ein Motorradfahrer vorbeischlängeln - notfalls halt auf dem Gehsteig

Das ist er! Unsere Tanzikone Antonio. Hier im vollen Einsatz mit einer Schülerin

Das ist er! Unsere Tanzikone Antonio. Hier im vollen Einsatz mit einer Schülerin

Richtig interessant wird es aber erst, wenn sich Petrus wieder mal entschließt, seine Wasserkübel über der Erde auszuleeren. Scheinbar ist hier wirklich der Herbst ist hier eingezogen. Der ausgiebigste Regenguss der vergangenen Woche fand auch noch ausgerechnet an dem ersten Tag nach den Ferien von Präsident Nestor Krichner statt. Schlechtes Wetter und trommelnde Demonstranten waren zuviel. Beides zusammen brachte den Verkehr in Buenos Aires vorübergehend vollkommen zum Erliegen. So bekamen wir auch den neuesten argentinischen Modetrend zu Gesicht: Gummistiefel... Leider hatten wir solch modische Treter nicht in unserem Reisegepäck berücksichtigt. Wenigstens mussten wir nicht in Flip-Flops herumlaufen Alles nicht so schlimm, schließlich hat es eh noch mind. 25 Grad und man schwitzt sowieso auch von innen...

Apropos transpirieren. Ich hatte fast schon gedacht, außer Tango und der argentinischen Hitze gäbe es nichts mehr, was mein Deo vielleicht zum Versagen bringen könnte. Aber bei dem gestrigen Fußballkick mit meinen Sprachschulkameraden, half selbst der Rexona 24 Stunden Schutz nichts mehr Ein Japaner namens Taiback (oder so ähnlich) lernt hier schon seit über einem Jahr Spanisch, kennt jede Menge argentinische Asiaten und weiß auch, wo man sich in dieser überdimensionalen Stadt ein Fußball-Kleinfeld mieten kann. So fand ich mich gestern pünktlich zum Anpfiff um 22:30 in einem interkontinentalen Fußballspiel wieder.

Die Teams: Alles was Schlitzaugen hat in der linken Hälfte, der glubschäugige Rest in der Rechten. Korea und Japan gegen Deutschland (ich hielt allein die Fahne hoch), Frankreich, Kanada, Irland, England usw... Ich brauche wohl nicht erwähnen, welche Mannschaft gewonnen hat. Selbst mit Tricks hat Asien kein Land gesehen. So habe ich doch ständig um einen um mich wuselnden Koreaner herumgedribbelt und mich gefragt, welche Sportart der Lemming wohl denkt auszuüben. Immerhin trug er als einziger von uns professionelle Fußball-Schuhe. Wie ich in der Halbzeit erfuhr, war es die erste Fußballpartie seines Lebens und außerdem spielte er in MEINER Mannschaft. Hatten ihn seine asiatischen Freunde doch, wohl wissend seines Talents, zum Gegner abgeschoben...

Nach 5 Monaten "Ball-Entzug" hatte ich an dem internationalen Kick wirklich einen Heidenspaß! Bestimmt auch mehr als den Boca Juniors zuzuschauen. Im letzten Bericht hatte ich ja von Nicoles und meinem Vorhaben berichtet, ein Spiel des bekanntesten Clubs aus Buenos Aires zu besuchen. Also jedem der sich hier mal ein Spiel anschauen will, dem rate ich schon mal viel Geduld mitzubringen. Oder sich bei der richtigen Person zu informieren. Um herauszufinden wo man selbst Tickets kaufen kann surfte ich circa 1,5 Stunden durchs Internet, war beim größten Kartenvorverkauf der Stadt, in Touristenbüros und schließlich direkt am Stadion. Keine Chance... Wenigstens bin ich wieder heil von dort zurückgekommen. Von dem eh schon merkwürdigen Stadtteil des Stadions "La Boca" schlenderte ich gemütlich zum Bahnhof "Constitucion". Als ich wenig später in ein Taxi stieg, fragte mich der Taxifahrer ob ich mich denn hier wirklich auskenne. Klar nicht! Nachdem er mir einiges über die neuesten Raubüberfälle und deren Frequenz in dieser Gegend erzählt hatte, verstand ich auch die Frage... Aber bitte! Wer einem Wasserwerfer ins Auge geschaut hat, der lässt sich von so etwas nicht mehr so schnell einschüchtern

Don´t cry for me Argentina...

Don´t cry for me Argentina...

Eine Touristen-Attraktion. Der Friedhof in Recoleta!

Eine Touristen-Attraktion. Der Friedhof in Recoleta!

Aber es gibt hier ja auch schönere Plätze zu begutachten. Das Wohnviertel "Recoleta", in dem der bekannte Friedhof mit unzähligen Mausoleen steht, oder "San Telmo", wo sich am Wochenende sämtliche Buenos Aires-Touristen auf einem Antiquitätenmarkt herumtreiben. Letzteres kann man sich eigentlich auch sparen. Wer will, der kann auch in München-Riem auf den Flohmarkt gehen. Dort gibt es meiner Ansicht nach auch genügend alte Telefone zu erwerben

*Gähn, Streck* Die Müdigkeit macht sich bemerkbar. Oder hängt mich die 3te Halbzeit nach dem gestrigen Kick noch hinterher? Dauerte die doch bei einigen Flaschen Bier doch eindeutig länger als das Match an sich...

Ich glaube ich erzähle lieber ein anderes Mal, welch weiteres südamerikanisches Highlight wir uns noch ausgesucht haben

Gibts hier was umsonst? San Telmo am Wochenende!

Gibts hier was umsonst? San Telmo am Wochenende!

© Michael S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In weniger als 9 Stunden sitzen Nicole und ich im Flieger in Richtung Bonaire. Bonaire? Kannte ich bis August auch noch nicht. Aber KLM hält auf dem Flug nach Lima zufällig auf den Niederländischen Antillen... Eine Woche Erholung, bevor es nach Peru über Chile in Richtung Argentinien geht :-) Der Plan: 6 Monate Südamerika entdecken, Spanisch lernen und Freiheit erleben! Wie heißt es so schön - Zahme Voegel traeumen von Freiheit. Wilde Voegel fliegen...
Details:
Aufbruch: 11.10.2006
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 08.04.2007
Reiseziele: Niederländische Antillen
Peru
Chile
Argentinien
Paraguay
Brasilien
Uruguay
Der Autor
 
Michael S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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