OUT OF THE OFFICE - ON TOUR IN SOUTH AMERICA
Den Inkas auf der Spur in CUSCO
Dienstag, 7. November 2006 Son las cinco y treinta y seis en CUSCO / 17:36 CET
Der zweite Tag in der Sprachschule ACUPARI hier in Cusco wirkt schon nach. Die Uhrzeiten beherrsche ich nun also... Aber das ist nicht mein einziger Erfolg. Nachdem ich gestern noch in der Anfängergruppe mich mit grammatikalischen Schwierigkeiten wie "ich bin, Du bist, Sie sind usw." auf Spanisch langweilen musste, durfte ich heute in Nicoles Fortgeschrittenenklasse aufsteigen. Ob ich trotzdem jemals mit ihr mithalten kann? Während ich hier unseren Reisebericht tippe, macht Nicole gerade Hausaufgaben. Was soll`s? Dann muss ich halt später wieder eine Kernkompetenz vergangener Schultage ausgraben: Abschreiben
Es ist übrigens gerade genau der richtige Zeitpunkt im Zimmer rumzuhängen. Draußen regnet es nämlich mal wieder. Laut den Cusqueñas, so werden die Einheimischen hier genannt, zwar untypisch für November, aber so sagen sie, Schuld sei "el cambio del clima", die klimatischen Veränderungen. Ab und zu setzt sich die Sonne glücklicherweise dennoch gegen den bewölkten Himmel durch und dann zeigt sich Cusco von seiner freundlichen Seite. Kleine, enge Gassen, unzählige Kathedralen, Häuser die auf alten Inkafundamenten errichtet wurden, alles mitten in einer Gebirgslandschaft.
Unser erster Eindruck von der ehemaligen Inkahochburg hat sich trotz des mäßigen Wetters bestätigt. Cusco, auf 3350 Meter liegend, ist wirklich eine sehr historische und schöne Stadt in der man es gut aushalten kann. Das "Peru = Laut Prinzip" gilt hier nur bedingt. Durch die engen Gassen drängen sich deutlich weniger hupende Autos an unserem Hostal vorbei, die erwähnten Kirchen drängeln sich fast allesamt um den Plaza de Armas (der natürlich auch hier nicht fehlen darf), weshalb wir hier auch von lautstarken, nächtlichen Prozessionen verschont bleiben. Überhaupt haben wir mit dem "Amaru Hostal" einen absoluten Glücksgriff gelandet. Wie viele peruanische Gebäude, ist es um einen so genannten Patio (Innenhof) gebaut in dem hier ein netter kleiner blühender Garten angelegt worden ist. Durch die Hanglage überblickt man einen großen Teil der Stadt und kann abends das Lichtermeer am bebauten, gegenüberliegenden Berg bewundern. Unser an zwei Seiten komplett verglastes Zimmer ermöglicht diesen Blick auch vom Bett aus
Genug geschwärmt, schließlich arbeite ich nicht für das Touristen-Amt, sondern will auch die anderen Seiten dieser Stadt aufdecken. Touristen ist nämlich auch gleich das Stichwort. Rund um das Zentrum der Stadt ist wirklich alles auf sie ausgelegt. Keine Ecke, keine Gasse, eigentlich kein Winkel rund um den Plaza de Armas, an dem man nicht daran erinnert wird, selbst ein Gringo zu sein. Die durchschnittliche Frequenz in der man aufgefordert wird, für irgendwas sein Geld auszugeben, dürfte zwischen ein und zwei Minuten liegen. Am Besten man bleibt nie stehen, sondern bleibt immer in Bewegung... "wanna massage?", "wanna eat"? "Wann tour to MachuPicchu?" und so weiter.
Hinzukommt, dass alles ein X-faches teuerer ist als in den eigentlich schöneren Straßen etwas abseits von den Attraktionen der Stadt. In einigen Geschäften kann man beispielsweise für Inka-Schmuck vermutlich ein Jahresgehalt einer peruanischen Familie ausgeben oder für den Preis eines Abendessens, in dem einen oder anderen Restaurants, könnte man diese sicherlich mehrere Tage ernähren. Der Gipfel ist aber die Geschäftemacherei rund um die Sagenumworbene Inkastätte MachuPicchu. 250.000 Menschen besuchen angeblich jedes Jahr diesen mystischen Ort. Um dorthin zu gelangen kann man entweder den mehrtägigen Inka-Trail bewandern, den jedoch immer nur 500 Menschen gleichzeitig betreten dürfen, oder man kann mit PeruRail in einer 3stündigen Zugfahrt anreisen. PeruRail gehört zu der weltweit agierenden und bekannten Eisenbahngruppe "Orient Express". Man kann für 500 USD in der Luxusklasse oder für 68 USD in der Backpackerklasse fahren. Sobald man aber nicht an einem Tag hin und zurückfährt kommen in der Holzklasse noch mal so ca. 30% hinzu. Für den gleichen Betrag kann man mit der Busgesellschaft Cruz del Sur durch das ganze Land fahren. Peruaner müsste man sein. Die dürfen in extra Zügen für 20 USD mitfahren. Natürlich habe ich mir überlegt mich mit einer Panflöte zu bewaffnen und mir einen Poncho aus Lamafell überzustülpen um mich irgendwie da hinein zu mogeln. Bei der stattfindenden Ausweiskontrolle würde mir mein Kostüm wohl dennoch nichts helfen.
Trotz allem werden wir uns die erst im 20ten Jahrhundert entdeckten Ruinen nicht entgehen lassen. Erst recht nicht, nachdem wir vergangenes Wochenende im Nachbarort Pisac, nach dem Besuch eines einheimischen Marktes, noch die dortigen Überreste einer ehemaligen Inka-Burg besichtigt haben. Einfach beeindruckend. Mehr noch als diese, war es der im Reiseführer beschriebene 1stündige Weg zu den historischen Funden.
Sonntaeglicher Markt in Pisac
300 Höhenmeter in einer Stunde. Klar! Irgendwas kann daran nicht gestimmt haben. Warum sonst haben wir auf dem ganzen Trek nur eine andere Person hochgehen und Zig runtergehen sehen? Ganz davon zu schweigen, dass der steile Weg optimal abgesichert war. Vor allem an den steilen Stellen
Das muss so auf ca. 3100m gewesen sein. Bis auf 3300m gings noch hoch!
Auf allen Vieren kletternd war es wirklich der Hit, als uns eine typisch gekleidete Peruanerin auf halber Strecke, bei zur Abwechslung mal brennender Sonne, nichts zu trinken, sondern Halsketten verkaufen wollte!!! Wahnsinn...
Links Ruinen, rechts unten der Markt an dem wir "gerade" noch waren...
Eins ist sicher, hier erlebt man wirklich einige Kuriositäten. Genau das macht diese Reise aus!
Aufbruch: | 11.10.2006 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 08.04.2007 |
Peru
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Uruguay