OUT OF THE OFFICE - ON TOUR IN SOUTH AMERICA
BUENOS AIRES: Hasta luego Buenos Aires - Volveremos...
Donnerstag, 15. März 2007 In Palermos Hugendubel 14:44
Tag 1 nach 3,5 Wochen Sprachschule. Was fängt man in einer Großstadt wie Buenos Aires auf einmal mit soviel Freizeit an? Man kann zum Beispiel im Cafe der "Boutique del libro" Cappuccino trinken, nebenbei in den Bücherregalen herumstöbern oder einen Reisebericht schreiben...
Gestern Abend jedenfalls verabschiedete ich mich standesgemäß von meinen Mitschülern im "Shamrock", einem beliebtem Irish-Pub. Wie so eine Lokalität schon vermuten lässt, trieb sich dort eher internationales Publikum herum. Wir reihten uns also unauffällig in die Szene ein. Die Trinkgemeinschaft bestand aus:
Martin, 24, Däne und als Anthropologie-Student ein eher introvertierter Zeitgenosse.
Derrick, 26, Ire, naturgemäß trinkfest und nach ein paar Bier durchaus politisch interessiert.
Cameron, 33, Engländer, Ehemaliger M&A Berater bei Goldman Sachs und Polo-Spieler, sowie ein spanischer Kanadier, ein deutscher Informatikstudent namens Ingo und ein Schweizer Lokomotivführer. Nicole wusste warum sie lieber daheim blieb...
Aber wie überall auf der Welt kann das ein oder andere Bier durchaus zu einem lustigen Abend beitragen, egal wie merkwürdig es auch um die einzelnen Charaktere der Trinkgemeinschaft bestellt ist. Aus dem lustigen Abend wurde letztlich vor allem ein süffiger, was auch dazu beitrug, dass es einfacher war sich auf Spanisch zu unterhalten. Englisch wurde höchstens mit den sich dort herumtreibenden Amerikanerinnen gesprochen. Doch weder der stille Däne, noch der durstige Ire, hatten wirklich Lust sich mit Katie, einem besonders aufdringlichen Exemplar Frau, länger zu unterhalten. Ich "markierte" einfach den nicht englisch sprechenden Südamerikaner, als auch sie mir ohne Aufforderung und Zusammenhang ihre Lebensgeschichte aufs Auge drücken wollte.
Nach dem 5ten Quilmes-Bier waren dann aufdringliche Frauen kein Thema mehr Ein paar angetrunkene Typen gehören nicht zu der Zielgruppe der weiblichen Nachtschwärmer. So waren Camerons Beweggründe seinen hoch bezahlten Bankerjob hinzuschmeißen, nach Buenos Aires zu ziehen um hier das süße (wie auch preiswerte) Leben zu genießen, auch eindeutig interessanter. Es waren nicht unbedingt die passenden Denkanstöße, für einen der bald wieder auf der Jobsuche ist...
Könnte ich mir hier ein Leben vorstellen? Eine Frage die man sich nicht so schnell beantworten kann. Wie würde es sich zu einem Dasein in Deutschland unterscheiden?
Ob Design oder nicht - wie steht es im Lonely Planet? "BA wird jeden Tag aufregender... Es gibt keinen besseren Zeitpunkt um diese Stadt zu besuchen". -->Stimmt
Worin unterscheidet sich beispielsweise der Argentinier vom Deutschen. Klar er hat mehr Temperament, schließlich haben die meisten Menschen hier italienische oder spanische Wurzeln. Nicht selten bekommt man hier ziemlich erregte Streitereien auf offener Straße mit. Oder auf der Straße, wenn sich gerade wieder ein Taxifahrer mit einem rot anlaufenden Gesicht über den ausufernden Verkehr und deren Teilnehmer aufregt. "Si, si..." erwidere ich meistens auf der Rückbank sitzend...
Ein weiterer Unterschied besteht in der "Arbeitsauffassung". Ich verspreche hiermit, dass ich mich nie wieder über unfähiges, gelangweiltes und frustriertes Servicepersonal eines x-beliebigen deutschen Unternehmens ärgern werde. (Ausgenommen vielleicht über Call Center Mitarbeiter an einer 0180-Hotline...) Denn so wie die Leute hier arbeiten, so läuft es bei uns höchstens auf einer Behörde. Sei es in der Bäckerei, in der Bank oder bei Aerolinas Argentinas (der argentinischen Lufthansa) - wenn man ein Büro betritt muss man erst einmal eine "Nummer ziehen". Dann heißt es erst einmal warten. Ich habe es noch kein einziges Mal geschafft durchzuhalten bis ich dran kam...
Manchmal hat man aber auch Glück. In dem Reisebüro, in dem Nicole und ich unser Ziel nach Buenos Aires gebucht haben, funktioniert es auch ohne Nummern. Dafür wird man erstmal von einer Mitarbeiterin zur nächsten geschickt bis endlich mal jemand Lust zum Arbeiten hat. Wobei es sich hierbei eher um einen Akt des Erbamens handelt. Bevor es losgeht wird zunächst der private Internet-Chat oder ein aufregendes Windows-Spiel wie Solitär beendet. Noch kurz die Augen verdreht und an der Cola genippt, steht der Kunde sofort im Mittelpunkt. Doch da geschieht es! Plötzlich klingelt das Telefon im Büro. Eigentlich könnte einer der 5 nicht arbeitenden Kollegen den Hörer abnehmen. Aber nein, ausgerechnet unsere auf einmal übermotivierte Dame greift zu... Die dann anschließend doch mal stattfindende Beratung rundete das bestehende Bild entsprechend ab. Daheim müsste man nur zur Konkurrenz gehen - Etwas das man sich hier aufgrund des einheitlichen Servicestandards getrost sparen kann
Aber warum immer nach Unterschieden suchen, wo es doch auch Gemeinsamkeiten gibt. Von wegen, die Deutschen wären Weltmeister im "Jammern"! Nach verschiedensten Gesprächen mit insgesamt 8 verschiedenen argentinischen Sprachlehrern kann ich eindeutig behaupten: Wir sind höchstens die Nummer 2, oder zumindest gleich auf. Wenngleich ich zugeben muss, dass die Menschen hier im Vergleich zu uns handfeste Gründe zum "Schwarzmalen" haben. Das tiefe Misstrauen gegen alles spiegelt sich schon allein im täglichen Zahlungsverkehr wieder. Peinlich genau wird schon ein 20 Pesos-Schein (5 Euro) auf Echtheit überprüft. Was übrigens die angesprochenen Wartezeiten nicht unbedingt verkürzt...
Unterschiede hin, Gemeinsamkeiten her, die Frage ob man hier seinen Lebensmittelpunkt haben will stellt sich für uns gar nicht. Sind wir doch gedanklich schon beim nächsten Reiseziel. Noch einmal werde ich die brasilianischen Grenzbeamten mit meinem "Stempel-Problem" im Reisepass belästigen. Und zwar am Samstag, wenn wir von Buenos Aires nach RIO DE JANEIRO fliegen
Knapp zwei Wochen werden wir uns rund um die Stadt am Zuckerhut herumtreiben und uns noch mal kulturellen Höhepunkten widmen. Diese werden für uns wohl vor allem sonnig, sandig und nass sein... Strandhopping ist angesagt, beginnend an der Copacabana
Aufbruch: | 11.10.2006 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 08.04.2007 |
Peru
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