Fahrradtour Vietnam

Reisezeit: März / April 2006  |  von Andre Schoch

Saigon, das Mekong Delta und Phu Quoc: Deltaidylle und Schnellstraße : Mytho - SaDec

9. Tag 11.3. 90 km Mytho --- Sa Dec

Die Befürchtungen von gestern bestätigten sich glücklicherweise nicht. Auch wenn die Modernisierung des Landes in vollem Gange ist wird es wohl noch sehr lange dauern bis auch in den abgelegensten Ecken der Fortschritt über traditionellen Charme triumphiert. Wir verließen Mytho in westlicher Richtung auf einem schönen, sehr angenehm zu befahrenen Sträßchen entlang des Tieu-Armes. Je weiter wir uns von der Stadt entfernten, desto ursprünglicher wurde die Gegend.

Nach 30 Kilometern hörte die geteerte Straße dann auf, aber wir blieben auf dem schmalen, teils etwas holprigen Fahrweg der weiter in Richtung Cai Be führte. Die zahlreichen Brücken, die wir hier passierten waren reichlich abenteuerlich, schmal, morsch, ohne Seitenbefestigung, auch eine Überfahrt mit einer archaischen Fähre war mit dabei. Diese Gegend ist wirklich noch sehr ursprünglich und viele Touristen verirren sich hier sicherlich auch nicht her.

Im Gegensatz dazu ist der kleine Marktort Cai Be, den wir nach weiteren gut 15 Kilometern erreichten ein beliebtes Touristenziel, da es hier einen Floating market gibt. Hier werden ganze Busladungen hergekarrt und in Boote gesetzt. Den Ort selber und den großen Markt an Land schauen sich aber die Wenigsten an, obwohl er einen interessanten, sehr ursprünglichen, aber auch etwas ärmlichen Eindruck machte. Auf alle Fälle waren wir mit unseren Fahrrädern eine riesige Attraktion.

Im Restaurant Number One kurz hinter Cai Be an der Stichstraße zum Highway 1 machten wir dann Mittagspause. Dies war eines der typischen einheimischen Openair Lokale mit Pavillons und der üblichen Delta Küche. Auch hier war das Essen mit Ausnahme des etwas zähen Rindfleischs sehr gut. Ich denke es ist hier allgemein besser sich an Fisch, Geflügel und Meeresfrüchte zu halten. Die Zubereitung ist in jedem Fall fast immer hervorragend, raffiniert, köstlich. So auch hier die gegrillte Garnelen (50.000 d) und Muscheln (20.000 d) und der Hotpot (30.000 d).

Die nächsten gut 20 Kilometer auf dem Highway 1 waren uninteressant aber es ging sehr schnell voran und schließlich über eine mächtige Brücke über den breiten Fluss hinter der wir rechts in Richtung Sa Dec, unserem Tagesziel abbogen. Die Straße nach Sa Dec, knapp 15 Kilometer, war schmal, stark befahren, staubig und gespickt mit kratergroßen Schlaglöchern, was schnelles Vorankommen unmöglich machte.

In der Stadt angekommen checkten wir ins Hong Bong Hotel ein, vermutlich die erste Adresse im Ort mit geräumigen, modernen Zimmern, einem Aufzug, großen Balkon und der üblichen Ausstattung mit ac, TV und Kühlschrank. Das Hotel scheint der Tourismusbehörde der Region zugehören und sie hatten hier tatsächlich noch wie in längst vergangen geglaubten Zeiten ein duales Preissystem mit höheren Preisen für Ausländer. Aber unser Zimmer war dennoch nicht exorbitant teuer und die 16 $ waren eigentlich ganz in Ordnung für den Standard.

Sa Dec ist einer der seltener von ausländischen Touristen besuchten Orte des Deltas - ich sah an diesem Abend beim Spaziergang durch die Stadt keinen einzigen - obwohl es ein attraktives, freundliches Städtchen ist, mit einem großen, lebendigen Markt am Flussufer und Blick auf prächtige, alte Villen aus der Kolonialzeit, die Annaud als Drehort für L'Amant dienten. Sa Dec hat ein sehr angenehmes Flair.

Wir gingen hier zweimal eine Kleinigkeit Essen, da wir mit unserer ersten Wahl, einer LP Empfehlung nicht zufrieden waren. Das kleine, simple Hole-in-the-Wall (diese scheint der LP Autor ja zu lieben) Restaurant Thuy war zwar billig und das Essen -Standardvietnamesisch- in Ordnung (wir hatten gebratenen Fisch auf vietnamesische Art für 25.000 Dong und etwas Undefinierbares das mit Black Pudding übersetzt war und ganz gut schmeckte für 15.000 Dong) aber der Service war katastrophal schlecht, lustlos, unfreundlich, die Portionen für Ausländer wesentlich kleiner als für Einheimische. Also vertrauten wir lieber unserer eigenen Spürnase und fanden das freundliche Openair Restaurant 125 am Kanal, ohne englische Speisekarte aber mit den saftigsten, dicksten Froschschenkeln die ich je gegessen habe (20.000 d) und leckerem Aal in Satésauce (20.000 d). Das Beef Luc Lac war leider eher durchschnittlich. Preislich dagegen auf sehr niedrigem Niveau.

© Andre Schoch, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Gut 4-wöchige Radtour im Frühjahr 2006 - 2200km von Phnom Penh nach Hue mit Abstechern ins Mekong Delta, Phu Quoc und Mui Ne
Details:
Aufbruch: 03.03.2006
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 06.04.2006
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Kambodscha
Der Autor
 
Andre Schoch berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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