Fahrradtour Vietnam

Reisezeit: März / April 2006  |  von Andre Schoch

Kurze Stippvisite in Kambodscha: Tage der Akklimatisierung in Phnom Penh

2. Tag 4.3.

Wir flogen morgens mit Air Asia nach Phnom Penh (20 Euro), ein kurzer Flug, die Fahrräder wurden kostenlos mitgenommen und kamen auch gut an. Die Visaausstellung am Flughafen ging überraschend schnell und wir konnten uns bereits vor 9:00 Uhr aufs Rad setzen um die zehn Kilometer in die Stadt zu radeln. Der Verkehr hat in den letzten Jahren hier zwar stark zugenommen, dafür wurden aber auch die Straßen breiter und besser. Verkehrsregeln gibt es in Kambodscha selbstverständlich keine, aber auch hinter der scheinbaren Anarchie herrschen gewisse ungeschriebene Gesetze und wenn man diese beachtet und locker und konzentriert bleibt ist das Fahrradfahren in Phnom Penh überhaupt kein Problem. Wir nahmen uns ein Zimmer im River Star Hotel am Sisowath Quay, qualitativ ähnlich wie die Nacht zuvor aber in allerbester Lage, geräumig mit air-con und TV. Ebenfalls schon etwas in die Jahre gekommen und ohne Fenster, aber für 20 $ war dies das beste Zimmer, das wir an der Riverfront bekommen konnten - ich hatte mir zuvor bereits einige andere angeschaut.

Da mein Vater zum ersten Mal in Phnom Penh ist machten wir heute erst einmal das klassische Programm: Cappuccino im La Croisette, Spaziergang entlang der Riverfront mit hervorragenden Mittagssnack im netten kleinen Frizz, die einen deliziösen Fisch-Amok (wir $) zu bieten hatten, sowie ein ebenfalls vorzügliches gemischtes kambodschanisches BBQ mit Hühnchen, Rind und Fisch (4 $ pro Person); dann weiter auf einen frischen Mangosaft (2 $) ins Sugar Leaf auf der 240 St und eine einstündige Cyclo-Fahrt durch das Zentrum.

Ich liebe Phnom Penh, vor allem seit meinem letzten mehrtägigen Aufenthalt fühle ich mich hier beinahe schon wie zu Hause. Phnom Penh ist zugleich gemütlich und chaotisch, liebenswert und anarchistisch, heruntergekommen und hübsch.

Der Tag ging weiter mit 2 for 1 Cocktails (4,50 $) auf der schönen Aussichtsveranda im atmosphärischen Kolonialbau des FCC, teuer aber gut und zumindest einmal muss man als Tourist wohl hier gewesen sein.

Die Fortführung des Dolce Vita folgte im Tamarind, einem meiner Lieblingsrestaurants von früher, wo wir diesmal allerdings etwas Pech mit dem Service hatten, dafür sind die Tapas immer noch gut.

Als Kontrast, Phnom Penh ist schließlich die Stadt der Kontraste, gingen wir zum Abendessen in das einheimische Openair-Lokal ohne englisches Schild auf dem Sothearos Boulevard schräg gegenüber der Silberpagode. Hier gab es billiges Angkor im Pitcher (6500 Riel) und " sehr rustikales " Essen wie Ochsenhoden, Entenfüße und Kuttelsuppe zwischen 3-10.000 Riel. Ich wünschte ich könnte schreiben, dass dies alles überraschend deliziös geschmeckt hätte, das wäre aber eine Lüge, es war okay für den Gag aber ich muss gestehen, dass ich die Tapas im Tamarind doch bevorzuge. Den Absacker tranken wir dann im Riverside, meinem Lieblingscafé am Sisowath Quay.

3.Tag 5.3. 48 km

Wir stiegen heute erstmals ernsthaft aufs Fahrrad um zu den Killing Fields von Choeung Ek zu fahren, auf dem Lande, gute 15 Kilometer außerhalb der Stadt. Die Hauptstraßen in Phnom Penh sind inzwischen in einem sehr guten Zustand, die letzten acht Kilometer zum Monument waren jedoch holprige, staubige Piste. Da ich bereits vor sechs Jahren das weitaus weniger touristische Killing Field bei Battambang besucht hatte, war die Begegnungen mit den Schäden und Knochen der Khmer Rouge kein Neuland für mich, dennoch kann man es wohl nie wirklich begreifen was hier vor so wenigen Jahren und fassbares Geschehen sein muss. Ebenfalls schockierend hier war aber leider auch die Anzahl an Pauschaltouristen und deren unbedachter, dummer Umgang mit den bettelnden Kindern unter denen sie großzügig Geld und Süßigkeiten verteilten.

Zurück in die Stadt wählten wir eine etwas andere Route, so dass wir von Süden aus am Fluss entlang hinein kamen und erholten uns etwas bei erfrischendem Pomelo-Mint Juice im wunderbar schattigen Garten das Boddhi Tree gegenüber S 21. Nachdem wir uns gestern dem süßen Leben hingegeben hatten stand heute eher unschönes, ernüchterndes auf dem Plan da dies ebenso zu Kambodscha gehört. Das ehemalige Gefängnis und Verhörzentrum der Roten Khmer ist ein unheimlicher Ort mit verstörenden Bildern, sowohl in Exhibition als auch im eigenen Kopf beim Besuch der Zellen.

Als Kontrastprogramm radelten wir dann gemütlich durch Phnom Penhs hübsches, ruhiges Villenviertel südlich des Independence Monuments und gingen zum Mittagessen ins Malis, das obwohl neu wohl schon zu den angesagtesten Restaurants der Stadt gehört. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Obgleich nicht an der Promenade, sondern auf dem wenig erbaulichen Norodom Boulevard gelegen ist Malis das schönste und stilvollste Lokal der Stadt, eine Mischung aus asiatischer Tradition und westlichem Großstadt Chic mit superbequemen Sofalounges, Tischen mit individueller Air-con und exzellentem Service in einem architektonisch und ästhetisch wunderbar gestalteten Garten. Das Essen? Ganz ausgezeichnet, traditionelle, gehobene Khmer-Küche mit einigen frischen Elementen, perfekt zubereitet, hübsch serviert und in großzügigen Portionen. Und das Ganze zu überraschend fairen, wirklich angemessenen Preisen. Ganz vorzüglich schmeckten die Jakobsmuscheln (4,90 $) und die Prawn Cakes (4,90 $) ; der Auberginen-Krabben-Salat (6,60 $) war ein Gedicht, ebenso der gedämpfte Goby Fisch in Ingwersauce (4,10 $). Lediglich das Enten Curry fiel etwas ab, es war sehr gut, aber eben doch nur ein traditionelles Khmer-Style Curry und etwas sparsam mit Fleisch (5,10 $). Malis ist sicherlich ein, wenn nicht gar der, kulinarische Höhepunkt der Stadt.

Die heißen Stunden des Tages gingen für einen Nachmittagsschläfchen im klimatisierten Hotelzimmer drauf, erst abends gingen wir wieder auf die Straße, aßen aber nur noch eine Kleinigkeit beim neu eröffneten Pakistani in der 104 St und gingen sofort wieder schlafen, Jetlag und Klimaumstellung mussten Tribut gezollt werden. Das Abendessen war aber prima. Der Kabab Shop ist ein kleines Hole-In-The Wall Lokal mit Ofen vor dem Haus aus dem authentische pakistanische Gerichte kommen, wie unser Chicken Tikka Masala und Lammkoftas, dazu frisches Garlic Naan und Mango Lassi. Mit Preisen zwischen 3-4 $ zwar nicht sonderlich billig, aber eine schöne Abwechslung für den Gaumen.

© Andre Schoch, 2006
Du bist hier : Startseite Asien Kambodscha Tage der Akklimatisierung in Phnom Penh
Die Reise
 
Worum geht's?:
Gut 4-wöchige Radtour im Frühjahr 2006 - 2200km von Phnom Penh nach Hue mit Abstechern ins Mekong Delta, Phu Quoc und Mui Ne
Details:
Aufbruch: 03.03.2006
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 06.04.2006
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Kambodscha
Der Autor
 
Andre Schoch berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors