Fahrradtour Vietnam

Reisezeit: März / April 2006  |  von Andre Schoch

Auf Highway1 von Nha Trang nach Hué: Eine kurze Etappe nach Hoi An

26. Tag 28.3. 62 km Tam Ky --- Hoi An

Ein kurzer, flacher Morgenritt nach Hoi An. Die einzige Schwierigkeit bestand darin die Abzweigung von Highway 1 zu finden, da sie hier eine neue Straße gebaut, leider aber anscheinend vergessen haben eine Abfahrt auf die Stichstraße nach Hoi An gleich mitzubauen, sodass wir zunächst einige Kilometer auf der neuen Straße weiterfahren mussten um dann wieder auf dem alten Highway zurückzufahren um abzubiegen. Verwunderlich auch dass die Straße, die nach Hoi An hineinführt, immerhin eine der größten Touristendestinationen des Landes, noch immer ein einspuriges Landsträßchen durch die ländliche Idylle ist.

Was die touristische Infrastruktur im Ort selber angeht, gab es allerdings in den letzten Jahren dramatische Veränderungen. Ein ganzes neues Viertel komplett mit Dutzenden von Hotels, Bars, Shops und Restaurants ist fünf Gehminuten nördlich der Altstadt entstanden, glücklicherweise in sehr dezentem Stil und das Überangebot sorgt dafür, dass das Preisniveau nicht nur nicht gestiegen, sondern im Gegenteil sogar noch, vor allem was die Zimmerpreise angeht, gefallen ist. Ein modernes, geräumiges Zimmer mit Badewanne und sämtlichen Komfort kostete im netten freundlichen Thanh Xua Hotel, eines von mehreren ähnlichen neuen Hotels in diesem Viertel, lediglich 250.000 Dong, kostenloses Internet und schönes Gartencafé mit eingeschlossen.

Die kleine historische Altstadt selber, mit die schönste Südostasiens, hat sich optisch glücklicherweise nicht verändert, der Weltkulturerbestatus scheint mächtiger zu sein als raffgierige Spekulanten. Die Anzahl der Touristen ist freilich sprunghaft gestiegen, jedes der historischen Häuser der Altstadt beherbergt inzwischen einen Shop, ein Restaurant oder eine Kunstgalerie. Der Charme geht dadurch aber keineswegs verloren, ganz im Gegenteil, Hoi An ist eben eine touristische Wohlfühlstadt mit fantastischen Cafes und Restaurants, malerischen Tempeln, herrlicher Architektur ... ein paar mehr oder weniger Touristen spielen da eigentlich keine große Rolle und der große Markt am Fluss ist so ursprünglich wie in jeder anderen untouristischen Provinzstadt.

Klar war es damals schön alleine durch die japanische Brücke zu spazieren und nicht ständig von Cyclofahrern, die hier anscheinend nur für Touristen zuständig sind, und Klamottenverkäufern genervt zu werden. Auf der anderen Seite sind die gastronomischen Optionen noch um ein Vielfaches schöner und vielseitiger als damals, und ganz ehrlich, das ist doch ein ganz wesentlicher Reiz dieses Städtchens, vor allem nach all den Tagen in der Provinz. Ein Aufenthalt in Hoi An ist abgesehen von dem Genuss des Flairs des Städtchens und seiner wunderschönen Architektur auch immer ein kulinarisches Erlebnis.

Obwohl der Ort wirklich nicht groß ist könnte man hier gut einen Monat verbringen um all die schönen Restaurants ausgiebig zu erforschen, ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass der Gaumen hier nur in den seltensten Fällen enttäuscht wird, egal wo man isst. Unsere Auswahl heute war jedenfalls sehr gut.

Wir brunchten in den Mango Rooms, einem supergemütlich mit bunten Bambusmöbeln und Sitzkissen eingerichteten Lokal am Fluss. Der Chefkoch hier bietet nicht nur kreative einheimische und Fusion-Gerichte an, er versteht sein Handwerk auch vorzüglich. Schon die Amuse-Gueule Dips waren hervorragend. Wir bestellten mit mariniertem Rindfleisch gefülltes Gemüse, knuspriges mit Garnelenmousse bestrichenes Baguette zu dem ein deliziöses Kokoscremecurry gereicht wurde und einen grünen Mangosalat mit Shrimps. All diese Vorspeisen kosteten zwischen 25.-45.000d, sehr faire Preise für die Qualität und Kreativität, lediglich die Getränkepreise waren etwas hoch.

Zum Mittagessen gingen wir ins Ly 22, ein alteingesessenes Lokal, das bereits vor sechs Jahren gut besucht war und heute ebenso. Der Clou ist hier immer noch das 'a little bit of everything' Vier-Gang Menü (60.000d) mit Hoi An Spezialitäten: White Rose, frittierte Wan Tan, Shrimp springrolls und gebratenes mariniertes Schweinefleisch. Gut und billig, verdientermaßen noch immer eines der beliebtesten Lokale der Stadt.

Dass man auch in den Travelercafes im neuen Viertel vorzügliches auf den Tisch bekommt das bewies unser Nachmittagssnack im Dong Hai, schräg gegenüber von unserem Hotel. Mit Korbstühlen und Polstern ausgestattet ist dieses nette Cafes eine bequeme Alternative zu den Altstadtlokalitäten -sowohl die White Roses (15.000d) als auch die Banh Xeo, mit Garnelen und Schwein gefüllte Reisteigpfannkuchen (25.000d) schmeckten ausgezeichnet und billiger geht es kaum, vor allem die Getränke sind hier um einiges günstiger als in der Altstadt.

Zum Abendessen gingen wir dann noch einmal hinunter an dem Fluss ins viel gepriesene Cafe des Amis, Lieblingsrestaurants aller Reiseführer und immer voll. Der Chef hier, Mr. Kim hat schon in Europa gekocht und kümmert sich persönlich um jeden Tisch. Angesichts der Qualität des Essens jedoch sollte er sich besser um die Küche kümmern, denn trotz aller Kritiken und Popularität waren die Menüs absolut nichts was einem vom Hocker reißt. Eine Speisekarte gibt es hier nicht, gegessen wird was auf den Tisch kommt mit den Optionen seafood und vegetarisch. Dazu gibt es in einfachem Ambiente französische Chansons und günstig war es auch. Eigentlich ein gutes Konzept. Leider war das Essen nicht mehr als durchschnittliche vietnamesische Standardküche ohne Kreativität oder Raffinesse. Die Gerichte wie White Rose oder pfannengerührtes Gemüse mit Tintenfisch schmeckten zwar absolut okay, es aber es gibt in Hoi An solch eine Vielzahl an schönen Restaurants, darunter genügend bessere und gemütlichere, dass die Beliebtheit des Café des Amis eigentlich nicht nachvollziehbar ist. 200.000d für zwei Vier-Gänge Menüs (Seafood, vegetarisch) und vier Flaschen Larue.

© Andre Schoch, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Gut 4-wöchige Radtour im Frühjahr 2006 - 2200km von Phnom Penh nach Hue mit Abstechern ins Mekong Delta, Phu Quoc und Mui Ne
Details:
Aufbruch: 03.03.2006
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 06.04.2006
Reiseziele: Vietnam
Thailand
Kambodscha
Der Autor
 
Andre Schoch berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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