Mit Tatty und Sylvia in 239 Tagen um die grosse weite Welt

Guang Musang - Porno oder was?!

Am 23.2. wachte ich morgens auf und wusste: Heute ist was anders! Auch Tatty guckte etwas verstört aus der Wäsche, denn Tag X war da. Es hatte sich ausgeinselt für die nächsten 6 Wochen und der "anstrengende" Teil Asiens lag vor uns.

Schnell schwangen wir die Hufe aus dem Bett, da wir ja los wollten, leider aber noch kein Ticket für die Nussschale zum Festland hatten. Das war aber binnen einiger Minuten geändert und los gings. Auch Neptun war uns diesmal wohlgesonnen und das Meer war schön ruhig. Vorsichtshalber hatten wir aber hinten im Boot platz genommen, denn das hatte ich beim Tauchen gelernt: Die Oberfläche kann noch so ruhig sein, im Speedboat hopst man vorne trotzdem wie ein Flummi auf und ab.

In Kuala Besut gelandet, fanden wir recht schnell 2 französisch sprechende Shanghai Chinesen, die das Taxi mit uns nach Kota Baru (nächst grössere Stadt) teilen wollten und los gings. Wir liessen uns auch gleich zum Busbahnhof bringen, da wir möglichst schnell weiter in die Cameron Highlands wollten. JA da hatten wir aber die Rechnung ohne das malaysischen Busnetze und die malaysischen Sprachkenntnisse ausserhalb der absoluten Touriregionen gemacht.

Nach 20 min hatten wir verstanden: Einen direkten Bus gibt's nicht. Nach weiteren 10 min hatten war klar wir sollen nach Guang Musang fahren und dann weiter gucken. Dann wollte man uns aber 100 Ringit (25 Euro) für die 250 Km dahin abnehmen. Ganz klar zu viel. Tatty erbarmte sich dann in der uns belagernden Meute zu verharren und auf das Gepäck aufzupassen, während ich auf Ticketjagd ging, das dann letzlich 12,40 kostete. Bis zur Abfahrt um 5 waren dann noch nette 4 Stunden Zeit, die wir mit Nahrungsaufnahme und Stadt begucken verbrachten. Dabei fiel uns auf, dass wir die einzigen Frauen ohne Kopftuch waren. Also beschlossenen wir uns ein bisschen anzupassen also besorgten wir uns Kopftücher und einen Mann zum heiraten - naja nicht ganz aber Tatjana zog eine lange Hose an und ich tauschte die Spaghettiträger gegen ein T Shirt.

5 Uhr am Bahnhof, kostete es uns dann wieder einigen Schweiss rauszufinden von wo es los gehen sollte, dann dort ging es zu wie auf einem Basar... 40 verschiedene Busse, die kamen und gingen. Ja und dann hiess es warten.... aber das kennen wir schon. Halb sieben kam der Bus dann tatsächlich und wir waren positiv überrascht als wir von 40 Grad Aussentemperatur im 15 Grad Kühlschrank landeten.

Die Fernsehunterhaltung unterschied sich allerdings bei weitem von dem was wir bisher gesehen hatten. Es wurden nette kleine Folterfilmchen gezeigt. Einem Mann wurden Finger mit der Gartenschere abgeschnitten, einem anderen die Fussnägel rausgerissen. Dann wurden einer Frau von links und rechts 2 Kabel in die Ohren eingeführt und das Hirn mal so richtig schön durchgebraten. Eine Handlung gab es danach auch noch: Szene: Hochzeit... Militärfahrzeug kommt und ballert mit den Kalaschnikows die ganze Gesellschaft nieder und man siegt die Braucht elendig im eigenen Blut verrecken. Naja das schein ausser uns alle (auch die ganzen mitfahrenden Kinder) gut unterhalten zu haben.

In Guang Musang angekommen war es mittlerweile halb elf, natürlich dunkel und es regnete. Wieder waren uns die Einheimischen behilflich. Der Sohn einer Mitreisenden brachte uns zum Hotel, dass der Lonely Planet empfohlen hatte. Ja und so kommen wir zur Überschrift: Wir standen vor einem Haus, in das eine steile Treppe hochging und oben angekommen wartete ein bärtiger Fettsack mit breitem Grinsen und seine Freunde auf uns. Wenn ich eine Zuhälterkarrikatur malen müsste würde die wohl genau so aussehen.

Wir bekamen ein Zimmer und er ging wieder. 5 Minuten später klopfte es, ich saß mittlerweile auf dem Bett und Tatjana machte auf: Er brachte uns Klopapier. Naja nett halt... aber das war nicht alles. Er zückte ohne Umwege eine Kamera und meinte ob er nicht ein Bild von mir auf dem Bett machen könne... WIE BITTE?! NEIN! Naja er erschien dann noch 2 mal mit Wasser und Handtüchern. Egal, wir wollten noch eine bisschen raus uns umgucken.

Viel war nicht zu sehen, die einzigen Frauen waren wir auch also hockten wir uns zwischen die ganzen Männer mit einer Cola in eine Art Cafe. Und ratet mal wer 2 Minuten später um unseren Tisch schlawenzelte: Jenau Fettsachkalle!

Geschlafen haben wir trotzdem gut, auch wenn wir erst mal sämtliche Riegel, Rucksäcke und vorhandenes Mobiliar vor die Tür schmissen. Tatjana legte dann noch das gute Schweizer Taschenmesser neben das Kopfkissen, und ich schaltete die wie ein Dieselmotor knatternde Klimaanlage ein.

Am nächsten Morgen besorgen wir uns mit viel Verhandlungsgeschick für 20 Euro ein Taxi, dass uns im 4 Gang (die anderen müssen wohl kaputt gewesen sein) die restlichen 2,5 Stunden mit teilweise 30 prozentigen Steigung auf 1500 Meter in die Cameron Highlands brachte. Eine sehr schöne Fahrt mit einmaligen landschaftlichen Eindrücken, auch wenn man den Fahrer wenn das Auto an einer Steigung mal wieder fast am verreckten war anschreien wollte: RUNTER SCHALTEN!

Es folgte noch ein ordentlich Guesthouse Odyssee, da die ersten beiden unverschämte 14 Euro für die Übernachtung wollten und man sich im nächsten wie im Bunker fühlte. Nach längerem Suchen fanden wir hübsch auf einem Hügel gelegen das "Fathers Guesthouse". Und nichts hätte uns mehr freuen können: Im Gemeinschaftsbadezimmer haben wir das erste mal seit 5 Wochen WARM geduscht! Da es hier mit 21 Grad gen spätem Nachmittag und ca 18 Grad abends für unser Empfinden richtig kalt wird, eine Wohltat. Da lohnt es sich auch mal wieder dass wir die Fliessjacken mitgeschleppt haben!