Venezuela zum Abgewöhnen
Grand Sabana: Buckelpiste und ein Wasserfall
10.10.07
Grand-Sabana-Tour, 2.Tag, 5 Stunden Buckelpiste und ein Wasserfall
Auf geht's nach dem Frühstück. Heute müssen wir nur 70 km fahren, hat Ingo gesagt. Was er vorsorglich verschwiegen hat, ist, dass man dafür 3 Stunden hin und auch wieder zurück braucht, da es fast nur über Buckelpisten geht. Das ist in dem alten Toyota mit seinen Blattfedern besonders auf der schmalen und an den Enden ausgeschnittenen Rückbank ohne Kopfstützen kein Zuckerschlecken. Man sitzt quasi auf einer Hinternhälfte, die Lehne geht nur bis zu den Schulterblättern und die Stöße der Bodenwellen gehen fast ungefedert direkt in die Wirbelsäule.
Naja, nach der Ankunft in einem Indiodorf geht es noch auf ein Boot und nach ca. 30 weiteren Minuten ist man dann an einem 100 Meter hohen Wasserfall.
Wirklich sehr schön und sehr beeindruckend, wie er donnernd und weißglitzernd in die Tiefe fällt, aber nach ein paar Minuten scheucht uns Ingo schon weiter zum nächsten kleinen Wasserfall, wo man dann auch baden kann. Diese Gelegenheit wird auch gleich von mir genutzt, dann geht es schon wieder zurück und Ingo hetzt uns voran zum Boot.
Das Boot ist natürlich noch nicht da und so verbringen wir an der verwaisten Anlegestelle 30 Minuten mit Warten. Diese Zeit hätte ich lieber beim schöneren Wasserfall verbracht.
Ok, Bootfahrt zurück zum Essen in einem Indiodorf. Highlight war hier die selbstgemachte Termitensoße. Sehr würzig und gar nicht ´mal schlecht! Dann wieder auf die Buckelpiste... Neuere Explorer oder Landcruiser überholen uns und verschwinden in Staubwolken am Horizont. Unser Schlaglochsuchgerät zockelt im Schritttempo hinterher.
Der Tag endet also wieder nach ewig langer Autofahrt im Motel. Da gibt's diesmal überhaupt kein Wasser, also auch für Marianna kein Duschwasser mehr nach dem Einseifen. Der Typ, der irgendwann ´mal die Wasserleitungen labyrinthartig verlegt hat, ist nicht auftreibbar und sonst weiß keiner, welchen Knopf man drücken muss, damit die Pumpe wieder angeht.
Meine wirklich ruhige Frage, wofür ich bei dieser Tour (3 Übernachtungen) pro Person 345,- Euro bezahlen muss, kann Ingo nicht beantworten und sieht den Rest des Abends 50 cm an mir vorbei, reagiert nicht mehr auf meine Fragen.
Die Hotelübernachtung kostet lt. Ingo 10,- Euro, das Essen setze ich pro Tag großzügig mit weiteren 10,- Euro an, der Sprit kostet hier 2 Cent/Liter (kein Tippfehler!!!) Die lt. Programm inklusiven Softdrinks beschränken sich tagsüber auf gekühltes Trinkwasser, Cola zum Mittagessen und hier jeweils 1 Dose Cola pro Person zum Abendessen. Das Preis-/Leistungsverhältnis steht in keiner Relation. Und warum zahlen die Einheimischen nichtmal die Hälfte???
Wir fühlen uns wieder abgezockt!!!
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EINSCHUB:
Jetzt wird es ´mal kurz Zeit, den Gesamteindruck unserer bisherigen Reise zu schildern:
1. Es dauert ewig, die Entfernungen, welche auf dem Papier so gering erscheinen, zurückzulegen. Wir sitzen ständig im Auto und haben es langsam satt, zudem die Fahrzeuge teilweise nicht gerade die bequemsten sind. Man wird durch den Straßenzustand, den Verkehr, eingebaute Bodenwellen, die nur im Schritttempo überfahren werden können und ständige Straßenkontrollen durch Polizei und Nationalgarde stark am Vorwärtskommen gehindert.
2. Die Landschaft ist zwar sehr grün (gerade jetzt zur Regenzeit), verändert sich aber über Stunden kaum, so dass es nicht sehr viele Abwechslung für das Auge gibt.
3. Es ist dreckig!!! Anfangs sieht man ja noch über die Dreckhaufen hinweg und erfreut sich an der teilweise sehr exotischen Kulisse. Auf die Dauer nerven jedoch die Müllberge am Straßenrand, sobald man in die Nähe von menschlichen Behausungen kommt. Flaschenhaufen, Dosen, Plastik, Schrottautos, einfach alles wird an den Straßenrand oder auch mitten ins Dorf geworfen. Die Einheimischen stört es offensichtlich überhaupt nicht, mitten im Schmutz zu leben. Die Häuser sehen fast alle aus als würden sie gleich zusammenfallen, sind notdürftigst geflickt, aber trotzdem oft von Mauern mit einzementierten, gefährlich langen Glassplittern gesäumt. Zentimeterdicke Gitter sind vor allen Fenstern und sogar vor den Balkonen bis in die obersten Stockwerke, wie wenn man jede Nacht Banden von Plünderern erwartet.
Wir können nicht mehr wegsehen; der Dreck und die Ruinen, in denen die Menschen hausen, bedrücken uns sehr.
4. Die Zimmer sind bisher zwischen einfach bis lausig, das Essen ist wirklich auch kein Highlight.
Später mehr dazu.
Aufbruch: | 29.09.2007 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 27.10.2007 |