Nepal, Indien und andere Abenteuer - von fantastico bis ungeheuer

Reisezeit: Februar - Juli 2008  |  von Christian L.

Indien II: Agra

Nach Varanasi machte ich mich per Zug auf die Socken nach Agra, wobei ich dieses mal glücklicherweise ein reserviertes Ticket in der SL-Klasse (sleeper-class, d.h. man hat einen eigenen Sitz bzw. in der Nacht eine Liegefläche) ergattern konnte. Um 8 Uhr morgens kam ich nach 14stündiger Fahrt in Agra mit "nur" 2 h Verspätung an.

Was gibt es in Agra mit seinen mittlerweile annähernd 2 Millionen Menschen zu sehen? Tja, in der Stadt selber einiges an Dreck und Armut, und somit nicht unbedingt ein Platz, der zum längeren Verweilen einlädt. Dennoch kommen jede Menge Leute hier her, meistens für 1 oder maximal 2 Tage. Schließlich gibt es in Agra das Taj Mahal, eines der neuen 7 Weltwunder (siehe hier unter "Die neuen 7 Weltwunder") und einige wenige andere Bauwerke zu bestaunen.

Am ersten Nachmittag sah ich mir nach ein paar Stunden Schlaf im Sai Palace Guest House (nur ca. 100 m vom Taj-Mahal-Areal entfernt) folgende Sehenswürdigkeiten an, wobei mich ein Rickshaw-Fahrer für ca. 4 EUR den ganzen Nachmittag kutschierte und zwischendurch auf mich wartete:

Agra Fort

Bei diesem flächenmäßig riesigen Bauwerk (UNESCO-Weltkulturerbe) handelt es sich um eine Festungs- und Palastanlage der Mogulkaiser aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die diversen Gebäude sind von einer 21 m hohen und 2,4 km langen Mauer aus rotem Sandstein umgeben. Der Eintritt kostet für Ausländer 300 INR (ca. EUR 4,70), und meiner Meinung nach ist dieses Fort wesentlich beeindruckender als das Red Fort in Delhi.

Tomb of Itmad-Ud-Daulah ("Baby-Taj")

Bei diesem Gebäude, das 1622 - 1628 errichtet wurde, handelt es sich um ein durchgehend symmetrisch angelegtes Mausoleum aus Marmor. Dieses wird oft als der "Vorgänger" des Taj Mahals bezeichnet, weshalb es scherzhafter weise auch Babj-Taj genannt wird. Der Eintritt kostet 100 INR (EUR 1,60), und ein Besuch ist meiner Meinung nach vor allem deshalb empfehlenswert, weil es im Gegensatz zum großen Taj Mahal dort sehr ruhig zugeht (wenige Leute) und man sich in der grünen Anlage auch tatsächlich entspannen kann.

Taj Mahal

Am Abend des ersten Tages habe ich mir dann noch das Taj Mahal von außen von der Nordseite angesehen. Man kann sich dort kostenlos bis zum Fluss Yamuna annähern und das auf der anderen Seite liegende Taj Mahal bewundern. Dabei sind ein paar lustige Fotos entstanden. Allerdings kam ich in eine gänzlich unlustige Situation, die glücklicher weise schadlos ausging. Ich verweilte etwas länger, sodass es schon leicht dunkel wurde und die paar anderen Touristen schon abgezogen waren. Ein indischer Junge machte gegen Bezahlung einiger Rupien noch ein paar lustige Fotos von mir, als sich vier Jugendliche Inder annäherten und diese heftig mit dem indischen Jungen zu streiten begannen. Der Junge meinte dann, dass wir schnell gehen sollten. Glücklicherweise kam bald darauf auch mein Rickshaw-Fahrer herbei. Er wusste davon, dass es dort öfters zu Überfällen von Touristen kommt, hatte mir das aber beim Absetzen an dieser Stelle 1 1/2 h vorher nicht gesagt. Offensichtlich konnten die vier Jugendlichen absolut nicht verstehen, wieso die beiden auf meiner Seite standen, und während wir unruhig Richtung Rickshaw gingen, wurde zwischen den Jugendlichen und meinen zwei "Beschützern" heftig hin und her gezankt (ich enthielt mich der Diskussion, da ich schließlich kein Indisch kann). Glücklicherweise kamen wir auch bald bei einem Polizisten vorbei, den das Ganze zwar unbeeindruckt ließ, aber dessen Präsenz zumindest dafür sorgte, dass die vier Jugendlichen nicht mehr weiter näher kamen. Diese Sache hätte wohl auch anders ausgehen können...

Im Anschluss wollte mich der eigentlich recht nette, am Schluss aber schon ziemlich betrunkene Rickshaw-Fahrer noch in ein Geschäft fahren, wo er eine kleine Provision alleine schon dafür kassiert, dass er Leute dort abliefert, auch wenn sie nichts kaufen. Da ich mir das aber so spät am Abend nicht mehr antun wollte, zahlte ich ihm die Provision halt so (es waren nur ein paar Cent).

Die Nacht war dann alles andere als angenehm. Nicht etwa weil ich ein schlechtes Bett oder Zimmer gehabt hätte. Das Zimmer war zwar winzig, aber ok. Das Schlimme kam von außerhalb: gegen 10 Uhr nachts ertönte via übersteuerte Lautsprecher lauter Muslim-Livegesang von einem nahe gelegenen Minarett. Soweit, so gut, wird ja wohl nur ein Abendgebet sein, dachte ich mir. Denkste! Dieser "Gesang" ging die ganze Nacht bis 6 Uhr morgens durch, und ich konnte nur 2 h in dieser Nacht schlafen! Und angeblich - zumindest so die Auskunft zweier Angestellter im Guest House - geht dies jede Nacht so!? Für mich ist es unverständlich, dass so etwas Schlafraubendes von den Hinduisten, ja selbst von den Muslims, die dort wohnen, akzeptiert wird.

Im Angesicht des erhofften Sonnenaufgangs des nächsten Tages - ich stand um 5 Uhr auf, weil ich sowieso nicht schlafen konnte - wollte ich mir dann das Taj Mahal, was natürlich auch UNESCO-Weltkulturerbe ist, von innen ansehen. Die Sonne musste ich mir denken, da das Wetter schlecht war, aber aufgrund des Wettersturzes war es zumindest nicht annähernd so heiß wie in Varanasi. Es werden von Ausländern 750 INR (ca. 12 EUR) Eintritt kassiert, was für lokale Verhältnisse als extrem überteuert bezeichnet werden muss. Inder zahlen z.B. nur 20 INR (d.h. rund 1/40stel!). Aber auch der hohe Eintritt von 12 EUR (das sind für einen Backpacker mehrere Übernachtungen!) wird kaum jemanden davon abhalten, in das Areal hineinzugehen, und das wissen die Leute dort eben auch. Es ist übrigens in der Tat empfehlenswert, gleich um 6 Uhr morgens oder auch spät abends in das Taj Mahal zu gehen, weil die großen organisierten Touristengruppen normalerweise erst gegen 9 Uhr eintreffen.

Das Taj ist ein riesiges Mausoleum aus Marmor, das von 20.000 Handwerkern in den Jahren von 1631 bis 1648 errichtet wurde. Das Mausoleum ist 58 hoch und 56 breit und steht auf einer 100 x 100 m großen Marmorplattform. Mogul Shah Jahan ließ es zum Gedenken an seine 1631 verstorbene Hauptfrau Mumtaz Mahal (daher der Name Taj Mahal) errichten. Er wurde später von seinem eigenen Sohn entmachtet und ebenso dort bestattet. Weitere Details hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Taj_Mahal

Je nach Tageslicht bzw. Wetterlage sieht das Mausoleum, das von einem großen Garten und einigen weiteren Gebäuden umgeben ist, auch laufend anders aus, denn das Marmor erzeugt immer andere Schimmereffekte. Ich bin zwar kein sonderlicher Architekturfan, aber ich muss sagen, dass der Anblick des Taj Mahals einfach gewaltig ist, und es war mit Sicherheit das beeindruckendste und schönste Gebäude, das ich in meinem bisherigen Leben gesehen habe.

Nach meinem 4stündigen Besuch im Taj Mahal hat es dann so richtig zu schütten angefangen, und ich machte mich am späten Nachmittag per Zug (sleeper-class) auf nach Delhi, wobei der Zug mit 2 h Verspätung am Bahnhof ankam. Man kann auf www.indianrail.gov.in den Status seines Zugs checken, und das sollte man vor allem dann machen, wenn der Zug vor der eigenen Station schon einen langen Weg zurückzulegen hat. Meiner kam z.B. aus Kolkata und war schon mehr als einen ganzen Tag unterwegs.

Jedenfalls war ich froh, dass ich nicht zusammengeprügelt (oder noch schlimmer...) und ausgeraubt wurde. Generell denke ich, dass gerade Orte, wo jede Menge Touristen für nur kurze Zeit hinkommen (und da ist Agra ein Paradebeispiel dafür, und auch Varanasi ging in diese Richtung), die gefährlichsten Orte für Reisende sind. Abzocke, Diebstahl und Raub sind speziell an solchen Orten keine Fremdwörter, und man sollte sich schon in Acht nehmen. Dass man sich dort in der Nacht nicht alleine bewegt, versteht sich von selber.

In Agra kursierten auch Schaudergeschichten unter den Backpackern, dass in manchen Unterkünften Leute bewusst leicht vergiftet werden, damit sie krank werden und länger bleiben, die Dienste eines vermittelten Arztes (natürlich gegen Provision an den Vermieter) in Anspruch nehmen, etc. Bestätigen kann ich solche Schaudergeschichten allerdings nicht.

Agra (Bundesstaat Uttar Pradesh)

Agra (Bundesstaat Uttar Pradesh)

Eingang zum Agra Fort

Eingang zum Agra Fort

im Agra Fort

im Agra Fort

im Agra Fort

im Agra Fort

Vorfreude - das Taj Mahal vom Agra Fort aus gesehen

Vorfreude - das Taj Mahal vom Agra Fort aus gesehen

im Agra Fort

im Agra Fort

im Agra Fort

im Agra Fort

Agra Fort von außen

Agra Fort von außen

Bullen werden in Indien sehr häufig noch als Zugtiere eingesetzt

Bullen werden in Indien sehr häufig noch als Zugtiere eingesetzt

im Baby Taj Mahal

im Baby Taj Mahal

im Baby Taj Mahal

im Baby Taj Mahal

Bauarbeiter

Bauarbeiter

Mutter und Baby im Baby-Taj

Mutter und Baby im Baby-Taj

auf der nördlichen Rückseite des Taj Mahals vor dem Fluss Yamuna - am Abend nicht zu lange bleiben! (Ausraubgefahr!)

auf der nördlichen Rückseite des Taj Mahals vor dem Fluss Yamuna - am Abend nicht zu lange bleiben! (Ausraubgefahr!)

tja, dich kann das Kunstwerk wohl nicht beeindrucken - mich schon!

tja, dich kann das Kunstwerk wohl nicht beeindrucken - mich schon!

ein bisschen Spaß muss sein

ein bisschen Spaß muss sein

Taj-Spiegelbild im Yamuna-Fluss

Taj-Spiegelbild im Yamuna-Fluss

Taj-Rückseite vor Yamuna-Fluss

Taj-Rückseite vor Yamuna-Fluss

einer der Eingänge, an denen man so gut wie alles abgeben muss (keine Getränke, kein Essen, kein mp3-Player etc.)

einer der Eingänge, an denen man so gut wie alles abgeben muss (keine Getränke, kein Essen, kein mp3-Player etc.)

eines der Seitengebäude im Taj Mahal

eines der Seitengebäude im Taj Mahal

Blick auf das Mausoleum

Blick auf das Mausoleum

ja, es ist wirklich beeindruckend!

ja, es ist wirklich beeindruckend!

überall aufwändige Marmor-Einlegearbeiten...

überall aufwändige Marmor-Einlegearbeiten...

...sowie Marmor-Stemmarbeiten

...sowie Marmor-Stemmarbeiten

eines der 4 Minarette

eines der 4 Minarette

je nach Wetterlage und Tageszeit schimmert das riesige Mausoleum immer in einem eigenen Farbton

je nach Wetterlage und Tageszeit schimmert das riesige Mausoleum immer in einem eigenen Farbton

good bye Taj!

good bye Taj!

© Christian L., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bei meiner Solo-Anschlussreise an Thailand und Laos (siehe http://www.umdiewelt.de/Asien/Suedostasien/Thailand/Reisebericht-3264/Kapitel-0.html - gemeinsam mit Freundin Gertraud) hab ich mir vorgenommen, vor allem Bergluft zu schnuppern. Grober Plan daher Zwischenstation Kolkata, Nepal 2 Monate, wieder Indien, und evtl. je nach Lust und Laune weitere asiatische Länder. Also, mal sehen was rauskommt dabei :-) _ _ _
Details:
Aufbruch: 02.02.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: Juli 2008
Reiseziele: Indien
Nepal
Der Autor
 
Christian L. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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