Nepal, Indien und andere Abenteuer - von fantastico bis ungeheuer
Indien II: Corbett Tiger Reserve / Ramnagar
Abfahrt war in Manali um 15 Uhr - und erst am nächsten Tag gegen 13 Uhr bin ich in Ramnagar angekommen (umsteigen war in Haridwar und Kashipud notwendig, allerdings jeweils nur wenige Minuten Wartezeit dazwischen). 22 Stunden Fahrtdauer ist schon ein harter Brocken. Am besten ist es, sich in so einer Situation vorzustellen, eine Sightseeing-Tour gebucht zu haben und fleißig aus dem Fenster zu gaffen. Nach einigen Stunden wirkt dieser Trick freilich auch nicht mehr. Und es schont auch nicht unbedingt die Nerven, wenn man hinten im Bus sitzend (und schwitzend) bei mancher gröberer Straßenunebenheit bis zu 1/2 m in die Luft katapultiert wird. Einen schlimmen Unfall musste ich auf der Strecke mitansehen, und es wurde mir klar: hier einen Unfall zu haben ist mehr als suboptimal, denn es wurde offensichtlich keine Erste Hilfe geleistet, und es dauerte ewig, bis eine Ambulanz herbeikam. Makaber war auch, dass ich zwar vor der Abfahrt in Manali geduscht hatte, es beim abermaligen Duschen nach der Ankunft in Ramnagar allerdings braun vom ganzen Körper hinunter lief - und das nur vom Bus Fahren bei offenem Fenster! (und nicht etwa deswegen, weil ich mir in die Hose gemacht hätte) Tja, Indien ist eben definitiv nicht das sauberste Land der Welt.
Ramnagar, ein Ort mit ca. 50.000 Einwohnern, hat Touristen eigentlich nichts zu bieten, aber es ist der letzte Ort vor dem Corbett Nationalpark, und das Besucherempfangszentrum des Nationalparks befindet sich dort, wobei das Wort "Empfangszentrum" etwas falsche Assoziationen weckt, denn abgesehen davon, dass die Angestellten dort nicht freundlich sind, wird wie so oft in Indien furchtbar gedrängt, und so etwas wie normales Anstellen gibt es kaum. Vielmehr muss man selber mitdrängen, um zu etwas zu kommen...
Im Zimmer in Ramnagar (Shiva Hotel, 1 Nacht INR 250 = ca. EUR 4) hatte ich dann wieder mal eine neue Zimmerkollegin - eine Ratte! So etwas trägt so wie die große, feuchte Hitze (am Tag ca. 40°C bei hoher Luftfeuchtigkeit) nicht zu besserem Schlaf bei. Immerhin war es nur eine kleine Ratte , und sie dürfte meine Füße und Öhrchen nicht angeknabbert und mich somit nicht infiziert haben.
Am Abend fuhr ich mit einem Iren und einem Amerikaner auf eine ca. 2stündige Nachtsafari außerhalb des Nationalparks, auf der wir aber außer etwas Wild keine Tiere sahen. Spannender waren da schon die Nachtgeräusche, die aus dem Wald drangen. Der Jeep und der nette junge Fahrer waren direkt vom Hotel (ca. EUR 4,7 pro Person).
Nächsten Morgen bin ich in das "Empfangszentrum" und habe mich nach Touristen umgesehen, die auch eine Tour mit einer Übernachtung direkt im Nationalpark (das geht nur am Dhikala-Gate) machen wollten. Eine 4er-Gruppe vor uns bekam kein Ticket mehr für das Dhikala-Gate, zu zweit ging es sich mit dem großwüchsigen Texaner Mike aber doch noch aus. So konnten wir die Kosten für Jeep, Fahrer und Guide zumindest auf 2 Leute aufteilen, und jeder kam so auf ca. INR 2400 (EUR 37 pro Person) inkl. aller Eintrittsgebühren. Inkludiert waren darin die An- und Abreise, eine 2 1/2 h Abendsafari, die Übernachtung in einem Gemeinschaftsraum im Dhikala-Gate und eine 2 1/2 h Morgensafari.
Gegen 13 Uhr sind wir am im Zentrum des Parks liegenden Dhikala-Gate angekommen, haben das Gemeinschaftsschlafquartier bezogen und sind etwas Essen gegangen. Auf der 2 1/2-stündigen Abendsafari mit dem Jeep - zu Fuß darf man nicht herumgehen - sahen wir dann u.a. wilde Elefanten (gesamt rund 600 Elefanten im Park), viel Wild (Axiswild, Sambarwild, bellende Muntjaks), viele Vögel (u.a. Adler, Eisvögel, Pfaue und einige mir ganz unbekannte) etc.
Besonders spannend war es, tatsächlich einen der 164 Tiger des Nationalparks zu sehen, allerdings leider nur aus 500 m Entfernung. Dabei muss man recht froh sein, überhaupt einen Tiger zu sehen, denn der Park ist mit 521 km² so groß, dass sich die Tiger darin stark verteilen. Ein weiteres Beispiel für die etwas anderen Sitten in Indien erlebte ich beim Erblicken des Tigers: Ich stand mit dem ausgeliehenen Fernglas auf der Hinterbank unseres Jeeps und wollte den Tiger beobachten. Ohne zu fragen stellte sich ein Inder von einem anderen Jeep mit seinem Fernglas vor mich auf die Hinterbank... Wohl nicht die feine Art gemäß mitteleuropäischer Verhaltensstandards.
Beim Zurückfahren in das Schlaflager haben uns ein paar Elefanten den Weg versperrt, und als der Fahrer versuchte, langsam auf sie zuzufahren, hat uns einer der Bullen gleich laut trompetend attackiert, worauf wir mit dem Jeep die Flucht ergreifen und einen anderen Weg zurückfahren mussten. In der Tat sind die Elefanten gemeinsam mit den Tigern die für den Menschen gefährlichsten Bewohner des Nationalparks.
Am Morgen machte ich dann mit Guide und Fahrer eine weitere Safari, während Mike einen Elefantenritt antrat, auf den ich verzichtete, da ich ja schon in Thailand geritten war. Gesehen habe ich bei der Morgensafari weniger Tiere als am Abend, neu waren allerdings zwei Wildschweine und ein großer Waran. Tiger gab es leider keinen mehr zu erblicken.
Insgesamt war die Tierwelt interessant zu beobachten, wenngleich ich mir etwas mehr erwartet hatte. Auch die frische Luft und die Stille waren sehr angenehm. Kein lautes Gehupe, kein Lärm und kein Gestank - so etwas lernt man bei einer Tour durch Indien sehr zu schätzen.
Gegen 13 Uhr zurück in Ramnagar machte ich mich nach ein paar Internetstunden auf den Weg nach Amritsar, wobei ich vorerst mit dem Bus nach Haridwar wollte, um von dort auf den Zug zu wechseln (to be continued...)
böser Unfall mit Toten und Verletzten - keine erste Hilfe und langes Warten auf die Ambulanz
ländliche Slums
auch für Frauen gilt: niederhocken und rinnen lassen
Bahnstrecke
man nutzt alle Transportmöglichkeiten
ungefähre Lage des Corbett Nationalparks im Bundesstaat Uttarakhand
Einfahrt in den Corbett Nationalpark
Sambar-Wild - eine der Hauptnahrungsquellen für die 164 Tiger
Schwarzfüßiger Hanuman-Langur
wilde Elefanten
ein Baumparasit, der den Baum früher oder später tötet
Elefantenreiten, allerdings nicht für mich (hatte ich ja schon in Thailand)
Sonnenuntergang im Nationalpark
unser Guide
unser Guide links, Fahrer rechts
einer der Elefanten ist bei Annäherung mit dem Jeep wild trompetend auf uns zugelaufen, und wir mussten schnell die Flucht ergreifen
Gottesanbeterin als Zimmerkollegin (das sind die Tiere, die den viel kleineren Männern oft nach dem Sex den Kopf abbeißen). Die Moskitos waren dank NoBite-Spray nicht so schlimm.
auch im Nationalpark wächst Cannabis
Wildschwein
Axiswild - eine der Hauptnahrungsquellen für die 164 Tiger
Termitenhügel
das Dhikala-Gate - in diesem Areal, das von einen elektrischen Zaun eingegrenzt wird, haben wir die Nacht verbracht
ein großer Waran (ca. 1 m Gesamtlänge)
für den echten Tiger hat mein Kamerazoom gar nicht gereicht - naja, hier stellvertretend Plüschtiger am Eingang des Nationalparks
LKWs sind in Indien teilweise witzig mit Lametta und anderem Zeugs verziert
schwer beladener Motorroller
Mr. Jung schneidet Mr. Ganzjung die Haare
Buskollege auf der Fahrt nach Haridwar
man sieht teilweise schon wirklich wilde Vehikel, wie zB diese Riesen-TukTuks...
... mit 3 Rädern, ohne Fronthaube, und im zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt natürlich oft an der Kapazitätsgrenze
Aufbruch: | 02.02.2008 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | Juli 2008 |
Nepal