Nepal, Indien und andere Abenteuer - von fantastico bis ungeheuer

Reisezeit: Februar - Juli 2008  |  von Christian L.

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Indien ist kulturell und landschaftlich hochinteressant, aber manchmal physisch und/oder mental recht anspruchsvoll (Stichworte Menschenmassen, Armut, Begegnungen mit dem Tod, Temperaturen & Klima, zu überwindende Strecken, Lärm, Müll, Abgase, Gaunerei). Natürlich liegt auch viel am jeweiligen Reisestil: Im Gegensatz zur Zeit in Nepal, wo ich mich die meiste Zeit in der Natur aufhielt, verbrachte ich in Indien viel Zeit in Bus, Zug & Co., um von der einen Millionenstadt zur nächsten zu kommen, mich dort oft bei über +40°C durch die Menschenmassen zu wühlen und die jeweiligen Highlights der Städte zu besichtigen. Klarerweise hätte ich das auch anders angehen können, aber ich wollte eben zumindest einige der indischen Highlights sehen.

Es hätte natürlich noch viel mehr Highlights gegeben, wie z.B. den Bundesstaat Rajasthan mit bekannten Städten wie Udaipur, Jaipur, oder Jaisalmer in der Thar-Wüste, die Tempelhöhlen von Ajanta und Ellora, die Strände von Goa oder Kerala, oder die Ruinenlandschaften von Hampi. Man muss sich aber bewusst sein, dass Indien riesig ist und man wohl 1/2 Jahr bräuchte, um den Großteil der Highlights zu sehen. Und man tut sich selber nichts Gutes, wenn man fehlende Reisezeit durch schnelleres Herumreisen wettmachen will!

Verworfen habe ich ursprüngliche Absichten, zum Ende meiner Asienreise nach China zu fliegen und von Peking durch die Mongolei und Russland bis nach Moskau mit der transsibirischen Eisenbahn zu fahren. Grund dafür war, dass die Chinesen wegen der Olympiade im Zusammenhang mit der Tibet-Problematik die Einreisebestimmungen vorübergehend stark verschärft haben und mir ein One-Way-Ticket direkt in die Mongolei für fast EUR 600 auch zu teuer war.

Aber egal, über einen Mangel an Erlebnissen und Erfahrungen in meinen gut 5 Monaten abroad kann ich mich sicher nicht beklagen! Insgesamt war es für mich eine Reise voller Gegensätze, und genau das hat sie so interessant gemacht:

* von spirituell-meditativer Stimmung bei den Pujas in Varanasi/Haridwar oder im Goldenen Tempel in Amritsar bis hin zu ausgelassener Stimmung auf der Full-Moon-Party in Koh Phangan

* von - 2m Meereshöhe beim gemütlichen Schnorcheln in Koh Tao bis auf + 6189 m Seehöhe bei der Besteigung des Island Peak mit weniger als 45% Sauerstoff gegenüber Meereshöhe

* von hitzigen Temperaturen über 40°C in Varanasi oder Delhi bis zu frostigen, windigen -15°C im Everest-Gebiet

* von nahezu menschenleeren Tälern im Markha-Valley (Ladakh) bis zu einigen der größten, am dichtesten geballten Millionenstädte dieser Welt (Mumbai, Kolkata, Delhi, Bangkok)

* von klarer Bergluft im Himalaya bis hin zu ärgstens versmokter oder nach Urin, Fäkalien und/oder Müll stinkender Luft in so mancher Stadt

* von faul in der Sonne liegend auf Thailands Stränden bis zu schwitzenden 22-Stunden-Busfahrten in Indien, einer Geisterfahrt auf Erdwegen über die Berge in Nepal, oder 11-stündigen Marschtagen im Himalaya

Unterwegs war ich per Fahrrad, Motorrad, Rickshas mit und ohne Motor, Auto, Bus, Zug, Flugzeug, Schiff, Boot und natürlich zu Fuß - also auch in dieser Hinsicht recht abwechslungsreich.

Auch meine vorübergehenden Zimmerkollegen fallen mir gerade wieder ein, die da waren: Ms. Kakerlake, Mr. Geko, Ms. Spider, Mr. Moskito, Ms. Ratte und Ms. Gottesanbeterin. Getan haben sie mir allesamt nichts (ok, die Moskitos waren mir oft nicht sonderlich wohl gesonnen, aber deren in Indien recht häufiges Malaria haben sie mir glücklicherweise nicht vererbt).

Die Gesundheitsbilanz hätte weitaus schlechter ausfallen können. Zu beklagen gab es 3 verlorene Zehnägel (tut aber nicht weh), ein paar riesige, offene Blasen (die tun weh, vor allem wenn man jeden Tag stundenlang damit weiter läuft!), 3mal größere Magen-/Darmbeschwerden, die mit Antibiotika behandelt werden mussten, und 1mal dazu eine Grippe.

Auf der positiven Seite der Gesundheitsbilanz gibt es eine ordentliche Verbrennung von "Schreibtisch-Fett" zu berichten: Geschätzte 1000 zu Fuß zurückgelegte Kilometer (inkl. der in den Großstädten oder sonstwo zurückgelegten Kilometern) und kaum Fleisch- oder Alkoholkonsum haben mich ganze 13 kg leichter landen lassen (vor Abreise 81,5 -> Ankunft 68,5). Man muss aber dazu sagen, dass ich etwas dehydriert nach Hause kam, denn das letzte mal hielten die Magen-/Darmbeschwerden ziemlich lange an, und ich war sehr schnell wieder auf 71 kg. Mittlerweile sind es schon wieder 73 kg (jaja, das gute österreichische Essen), und diese jetzt halten zu können wäre schon eine feine Sache.

Wirklich toll war es, so viele interessante Menschen aus der ganzen Welt zu treffen, mit denen ich auch teilweise noch jetzt in Kontakt bin. Wenn ich meine Email-Adressen so durchsehe, dann sind das Leute aus Nepal, Indien, USA, Irland, UK, Schweiz, Belgien, Neuseeland, Niederlande, Schweden, Südafrika, Dänemark, Deutschland, Australien, Kanada, Kambodscha und Österreich.

Den einen oder anderen wird vielleicht noch interessieren, wie viel so eine Reise kostet:

In mehr als 5 Monaten brauchte ich für alles inkl. Flüge nur ca. EUR 4.700! So etwas ist natürlich nur möglich, wenn man sich so gut wie alles selber organisiert und auch in den Großstädten nur in günstigen Hotels/Guest-Houses nächtigt. Wieso sollte man aber als Backpacker auch Wert darauf legen, in teuren Hotels einzuchecken (sofern verfügbar), die man nach ein paar Stunden Schlaf sowieso gleich wieder verlässt?

Zu diesen Kosten kommen noch Ausrüstungs- und Impfkosten vor Abreise von gut EUR 2.000, aber die Ausrüstung (Daunenschlafsack, Bergschuhe, Rucksack, warme funktionelle Bergklamotten etc.) hat man ja länger.

Nun, auch wenn diese aufregende Zeit vorbei ist, es bald wieder "business as usual" heißt, und solche Übergangszeiten oft von so manchem Up&Down geprägt sind, werden mir die Erlebnisse dieser Reise immer in Erinnerung bleiben. Bis heute habe ich keinen einzigen Moment dieser Reise bereut, und ich denke, dass man von den Erlebnissen und Erfahrungen so einer Rucksackreise ein Leben lang auf die eine oder andere Weise profitieren kann.

Ich hoffe ich konnte den/die eine(n) oder andere(n) etwas mit den Reiseberichten unterhalten, und vielleicht manche(n) zu einer Rucksackreise ermutigen. Wer Fragen zu den von mir besuchten Plätzen hat, kann sich gerne über "Nachricht an den Autor" an mich wenden. Danke auch für die netten Gästebucheinträge! Das Gästebuch steht auch weiterhin offen.

Im nächsten Kapitel gibt es als kleines Extra noch ein paar Links zu Kurzvideos meiner Reise.

Abschließend heißt es noch danke sagen an meine liebe Freundin Gertraud, die mich nach 1 Monat gemeinsam in Thailand/Laos alleine noch über 4 Monate in Nepal und Indien weiter ziehen lassen hat. Sowas ist sicher nicht selbstverständlich, aber sie wusste, dass ich den Himalaya sehen musste, damit es mich nicht ein Leben lang verfolgt. THANK YOU!

wieder vereint

wieder vereint

© Christian L., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bei meiner Solo-Anschlussreise an Thailand und Laos (siehe http://www.umdiewelt.de/Asien/Suedostasien/Thailand/Reisebericht-3264/Kapitel-0.html - gemeinsam mit Freundin Gertraud) hab ich mir vorgenommen, vor allem Bergluft zu schnuppern. Grober Plan daher Zwischenstation Kolkata, Nepal 2 Monate, wieder Indien, und evtl. je nach Lust und Laune weitere asiatische Länder. Also, mal sehen was rauskommt dabei :-) _ _ _
Details:
Aufbruch: 02.02.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: Juli 2008
Reiseziele: Indien
Nepal
Der Autor
 
Christian L. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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