Nepal, Indien und andere Abenteuer - von fantastico bis ungeheuer

Reisezeit: Februar - Juli 2008  |  von Christian L.

Nepal: Annapurna-Circuit und Annapurna Base Camp

VORBEREITUNG:

Nachdem ein mehrtaegiger Grossstadtmarathon, in meinem Fall Bangkok - Kolkata - Kathmandu, ganz schoen anstrengend und lungenfeindlich ist, verbrachte ich nach Ankunft in Kathmandu nur 2 Tage vor Ort, wovon fast 1 Tag fuer diverse Erledigungen (Waesche, Organsieren der Trekking Permits und eines Bustickets, Registrieren beim Konsulat, Besorgen von Notfallmedikamenten gegen Hoehenkrankheiten etc.) notwendig war.

Man braucht fuer die Annapurna-Berge:
a) ein ACAP Entry Permit (eine Art Nationalparkgebuehr) fuer 2000 nepalesische Rupien (ca. 20 EUR); nur dieses wurde dann auf dem Trekk kontrolliert
b) eine kostenlose TIMS Registration Card, die man wieder wo anders beantragen muss (fuer ein paar 100 Rupien kann man diese Card auch von einer der vielen Trekking-Companies erhalten)

Frueher haben die Maoisten auf dem Trek auch illegale Wegelagerei betrieben und bis zu 100 USD abkassiert. Da die Maoisten jetzt aber wieder am politischen Geschehen offiziell beteiligt sind, duerfte sich das mit der Wegelagerei grossteils aufgehoert haben. Ich wurde jedenfalls von keinen Maoisten auf dem Trek zur Kasse gebeten.

Eine Unterkunft in Kathmandu habe ich im Norden von Thamel, dem Touristenzentrum in Kathmandu, bezogen, und zwar fuer recht teure 14 USD pro Nacht im bekannten Tibet Guest House. Positiv war jedenfalls das kostenlose Schliessfach, in dem ich dann alles mir irgendwie zum Trekken unnoetig erscheinende Zeugs fuer rund 1 Monat eingelagert habe. Kathmandu werde ich spaeter nochmals besuchen und ein paar Tage dort verbringen, um einige Tempel und sonstige Sehenswuerdigkeiten zu besuchen (ein paar Worte dazu daher erst spaeter).

ANREISE:

Ich war jedenfalls wirklich froh, im Bus nach BesiSahar, dem ueblichen Startpunkt fuer den Annapurna Circuit Trek (Umrundung der Annapurna-Bergregion gegen den Uhrzeigersinn) zu sitzen. Die rund 5stuendige Busfahrt in einem vollgepferchten Kleinbus mit mir als einzigem Auslaender war ziemlich lustig. Der Busfahrer beschallte den Bus mit lauter nepalesischer Volksmusik, die sehr witzig und froehlich klingt. Umso weiter wir uns dem Ziel naeherten, desto froehlicher und ausgelassener wurden auch die Menschen im Bus (offensichtlich ueberwiegend Pendler, die von der Grossstadt zurueck aufs Land fuhren). Die letzte Stunde stieg dann auch noch ein Gaudi-Musikant mit einem geigenaehnlichen Streichinstrument zu und unterhielt die Busgaeste mit seinen Gesangsversen, wobei ich natuerlich herzlich wenig davon verstand. Allerdings schien er u.a. ueber die Leute aus Kathmandu zu scherzen. Uebrigens sollte man bei der Fahrt aus dem Kathmandu-Tal nicht zuviel seitlich rausschauen, da einem von den steilen Abgruenden entlang der Strasse leicht unwohl werden koennte...

Ordentlich durchgeruettelt in BesiSahar angekommen genoss ich das endlich praktisch autofreie Gelaende und aergerte mich noch ueber das dringend benoetigte, aber extremst langsame Internet (ein Email zu senden dauerte ca. 5 Minuten, wenn es ueberhaupt durchging). Apropos Internet: Auf dem Trek gibt es mittlerweile ein paar wenige Orte, in denen man Zugang zu Internet hat. Allerdings ist der Spass ziemlich teuer. Spitzenreiter war Manang mit ca. EUR 13 pro Stunde (im Vergleich dazu ca. EUR 0,20 pro Stunde in Kathmandu!). Telefonleitungen gibt es in etlichen Orten entlang des Treks, allerdings sind die Verbindungen schlecht und die Kosten sehr hoch.

TAGESETAPPEN:

Und dann war es endlich soweit, und mein Trek ging am 5.3. los. Fuer die Akten kurz eine Auflistung der zureckgelegten Tagesetappen:

1. Tag: BesisSahar - Bhulbule
2. Tag: Bhulbule - Chamje
3. Tag: Chamje - Tal (kurze Etappe)
4. Tag: Tal - Chame (lange Etappe)
5. Tag: Chame - Lower Pisang
6. Tag: Lower Pisang - Manang
7. Tag: Sidetrip 1 zum Kicho Ice Lake
8. Tag: Sidetrip 2 zum Moench auf dem Berg
9. Tag: Manang - Leddar*
10. Tag: Leddar* - High Camp*
11. Tag: High Camp* - Ueberschreitung des Thorung La* (5416m Seehoehe) - Muktinath (lange Etappe)
12. Tag: Muktinath - Jomson
13. Tag: Jomson - Kalopani (lange Etappe)
14. Tag: Kalopani - Tatopani (lange Etappe)
15. Tag: Relaxtag in Tatopani
16. Tag: Relaxtag in Tatopani
17. Tag: Tatopani - Sikha
18. Tag: Sikha - Ghorepani
19. Tag: Ghorepani - Poon Hill Aussichtspunkt - Tadapani
20. Tag: Tadapani - Chomrong
21. Tag: Chomrong - Himalaya*
22. Tag: Himalaya* - Annapurna Base Camp* (ABC)
23. Tag: ABC* - Chomrong (lange Etappe)
24. Tag: Chomrong - Naya Pul - Bus nach Pokhara

(Hinweis: Die mit * versehenen Orte sind vor allem wegen der Hoehe/Temperatur nicht mehr von normaler Bevoelkerung belebt; es gibt dort aber Guest Houses fuer Touristen, die uebrigens ausschliesslich von Maennern bewirtschaftet werden.)

Ein Tagebuch habe ich nicht gefuehrt, dafuer habe ich aber rund 3 GB Fotos geschossen. Zusammenfassend moechte ich ein paar Eindruecke schildern:

MENSCHEN:

Die Menschen auf dem Trek sind in der Regel ausgesprochen freundlich (eine Ausnahme war Leddar, ein ziemlich schrecklicher Ort mit nur 2 Guest Houses, unfreundlichen Bewirtschaftern und echt miserablen hygienischen Bedingungen). Man trifft Menschen verschiedenster Volksgruppen, und davon hat Nepal ja jede Menge. ZB befinden sich etliche Gurung-Doerfer auf dem Trek (Gurung sind ein nepalesisches Volk tibetischer Abstammung). Die Hauptreligionen der Menschen in der Gegend bzw. in Nepal sind Buddhismus und Hinduismus. Mit Englisch kommt man ueberall recht gut durch. Kinder gibt es jede Menge in den Villages, und es macht Spass, sie beim Spielen mit einfachsten, selbst gebastelten Spielzeugen zu sehen, oder ein bisschen mit ihnen zu quatschen oder bloedeln. Ein paar Luftballons mitzuhaben ist wohl das beste, denn Suessigkeiten ruinieren nur die Zaehne der Kinder, und auch deren Rupien-Bettlerei sollte man nicht unterstuetzen. Am lustigsten ist es aber, Bilder zu machen, denn das freut die Kinder und natuerlich auch einen selber. Auch mein Kompass stellte sich als Kinderattraktion heraus... Generell laeuft alles sehr unkompliziert ab auf dem Trek. Man belegt ein Zimmer ohne Formalitaeten, schreibt die Bestellung meist selber auf den Rechnungszettel, und teilweise rechnet man sich auch selber aus, was man zu bezahlen hat.

LANDSCHAFT:

Die Landschaft ist echt sehr vielseitig, und es war herrlich, die verschiedenen Klimazonen zu durchstreifen. Weiter unten herrscht subtropisches Klima, und es wachsen Bananenbaeume, Farne, Laubbaeume, Bambus u.a. Pflanzen. Auch einige wenige Kakteen sind zu bestaunen, und in Tatopani (der Ort mit den "Hot Springs") wachsen u.a. Orangen. Weizenterassen zieren die Berghaenge. Ab rund 2500 m erinnert die Landschaft dann stark an oesterreichische Waldgebirgsgebiete ab 1500 m. Der Duft der Nadelhoelzer erinnert an zuhause. Ab Manang (ca. 3500 m) wird die Vegetation dann spaerlich. Es ist dort sehr trocken und kalt, sodass nur wenige niedrige Pflanzen ueberleben koennen. Eine Besonderheit ist eine Strauchart, aus dessen orangefarbenen Beeren die Leute eine lokale Spezialitaet, naemlich "seabuckthorn juice" machen. Dieser enthaelt jede Menge verschiedene Vitamine und schmeckt auch recht lecker. Oberhalb von Manang und nach dem Pass bis ca. Jomson erinnert die Landschaft dann stark an tibetisches Hochland. Braun, trocken und steinig, aber irrsinnig beeindruckend. Zu meiner Zeit ist ab ca. 4200 m Schnee gelegen (Neuschnee), und dass die Gegenden darueber nicht mit Pflanzen, sondern mit meterdickem Schnee und Eis bedeckt sind, brauche ich wohl nicht zu erwahnen. Fuer mich extrem beeindruckend waren dann ab Sikha die gerade aufgebluehten Rhododendren-Baeume (Rhododendron ist die Nationalblume Nepals). Der ganze Wald blueht davon rot, und weiter oben rosa. Von Sikha ueber Gorepani nach Tadapani habe ich Waelder durchschritten, die ich am besten nur mit dem Wort "Maerchenwald" beschreiben kann, und es war herrlich, dort alleine durchzustreifen.

Abgesehen von der herrlichen Natur faszinieren natuerlich die verschiedenen Bauten der Menschen (teils aus Holz/Stroh/Bambus, teils aus Lehm, teils aus Stein, etc.), in denen diese und ihre Tiere hausen.

Man findet auch zahlreiche Kloester und Heiligtuemer in den Doerfern, wobei die Kloester in der Regel natuerlich viel kleiner und einfacher als diejenigen in Kathmandu sind. Besonders nett fand ich u.a. die vielen tibetischen Gebetsmuehlen und Prayer-Flags. Einige Stupas zieren den Trekkingweg, und die buddhistische Regel ist, links daran vorbei zu gehen (also immer im Uhrzeigersinn). Das ist zwar nicht immer der kuerzeste Weg, aber why not...

Beeindruckend sind auch die vielen Haengebruecken, ueber die man gehen muss. Am Anfang ist das Wackeln beim Ueberschreiten der Bruecken schon etwas mulmig, wenn man dann allerdings sieht, dass ganze Muliherden (siehe unten) drueber laufen, hat man kaum mehr Bedenken ueber die Stabilitaet. Wasserfaelle gibt es im Laufe des Treks auch jede Menge zu bestaunen, und natuerlich Fluesse... (nicht umsonst gibt es so viele Bruecken).

TIERE:

Weiter unten sieht man mit etwas Glueck u.a. verschiedene Affen und gruene Papageien (beide allerdings ziemlich scheu und schwer vor die Linse zu bekommen). Hunde sieht man im Gegensatz zu Katzen recht viele, und sie sind sehr friedlich (angeblich ist es auf der tibetischen Seite nicht so). Etwas weiter oben sieht man oft Kraehen-/Raabenschwaerme, und man kann riesige Adler und Geier bei deren kunstvollen Fluegen beobachten. Ein besonderes Erlebnis war es, in der Nahe von Kalopani einen (Wolfs)Hund zu beobachten, der aus einer toten Kuh gefressen hat, und nur ein paar Meter entfernt davon riesige Geier auf ihre Gelegenheit warteten. Die extrem seltenen Schneeleoparden habe ich - gottseidank oder leider? - nur gehoert, und das nur unbewusst in der Nacht. Der Lodgebesitzer erklaerte mir am naechsten Tag, dass es sich um das Brunftgeraunze von Schneeleoparden handelte, und dass Schneeleoparden am Tag davor ein Yak und kurz davor einen Hund gerissen haben. Auch etliche wildlebende gemsenartige bzw. steinbockartige Wesen kann man sehen, und jede Menge domestizierte Ziegen, wobei die kleinen Ziegenbabies echt suess sind. Kuehe werden als Pflugtiere und zur Milchgewinnung verwendet. Da Kuehe auch in Nepal heilig sind, werden sie aber nicht verspeist. Yaks (http://de.wikipedia.org/wiki/Yak) sieht man in der Annapurna-Region sehr wenige. Ich habe nur eine Herde in Leddar gesehen - und ein Yak-Steak auf meinem Teller in Muktinath, uebrigens mein einziges Fleischgericht auf dem ganzen Trek. Yaks werden allerdings vor allem in der Everest-Region in hoeheren Regionen als Lasttiere eingesetzt. In der Annapurna-Region uebernehmen vorwiegend Mulis (Maultiere, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Maultier) die Funktion der Lastentraeger. Und es ist wirklich erstaunlich, wie gut diese Tiere klettern koennen! Sie ueberwinden samt ihren schweren Lasten Steigpfade, auf denen man selber ordentlich aufpassen muss, um nicht zu stuerzen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Regel, dass man stets auf der Bergseite stehen muss, wenn eine Muli-Kompanie (oft an die ca. 20 Tiere) vorbeizieht. Steht man naemlich talseitig, kann es u.U. passieren, dass einen die Tiere in den Tod stossen... Und manchmal stuerzt leider auch eines dieser fleissigen Mulis ab. Zudem sind sie von den Lasten oft aufgeschunden, oder manchmal durch Steinschlaege verwundet. Witzig ist uebrigens, dass viele der Maulesel kreativ geschmueckt sind.

WETTER/TEMPERATUR:

So vielseitig wie die Landschaft war auch das Wetter. Ich hatte die Ehre, sowohl in Sonnenschein, Regenschauer, Hagel, Schneefall, Blitz & Donner und Windsturm zu trekken. Einmal gab es sogar die Kombination von Schneefall und Blitz/Donner. Gluecklicherweise regnete es in meiner Trekkingzeit sehr selten, und oft erst nach Beendigiung des Trekkingtages im sicheren Schutz einer Lodge. Weiter unten betrug die Tagestemperatur bis zu gschaetzten max. + 25 Grad Celsius, weiter oben gings unter den Gefrierpunkt (in der Nacht auch weit unter den Gefrierpunkt). Die - 40 Grad Celsius und darunter auf den Gipfeln der 8000er blieben mir natuerlich erspart...

UNTERKUENFTE:

Die Unterkuenfte in den Lodges (auch Tea Houses genannt) sind natuerlich sehr basic, aber erfuellen ihren Zweck. Die Kosten bewegen sich fuer ein Einzelzimmer von 50 bis ca. 250 Rupien, d.h. EUR 0,5 bis 2,5, wobei der uebliche Preis in etwa EUR 1,0 ist. Meist stehen 2 schmale Betten mit "matratzenaehnlicher" Auflage in den Zimmern, evtl. noch ein kleiner Tisch, und das wars. Klo und Dusche befinden sich draussen. Manchmal, zb an bewoelkten Tagen, muss man mit einer eiskalten Dusche vorlieb nehmen (oder darauf verzichten), weil das Wasser normal per Solartechnik aufgeheizt wird. In den Lodges weit oben gibt es dann sowieso kein fliessendes Wasser mehr, sodass sich die Frage nach Kalt-Dusche oder Keine-Dusche erst gar nicht stellt. Die Trennwaende zwischen den Zimmern sind teils nur wenige mm dicke Pressspanplatten, sodass man alles durchhoert. In einer Lodge in Ghorepani, wo das Zimmer im 1. Stock war, kann ich mich noch gut an die schwingenden Bodenbretter und generell sehr unstabil aussehende Konstruktion des Hauses (Stuetzpfeiler im Gemeinschaftsraum, durchziehender Wind etc.) erinnern - zumindest an meinem Tag ist die Lodge aber nicht zusammen gebrochen. In den natuerlich nicht beheizten Unterkuenften in groesserer Hoehe war die Temperatur immer rund um den Nullpunkt, was mit einem guten Schlafsack kein Problem ist. Witzig war, dass man auf dem Annapurna Base Camp Trek ab 3200 Hoehenmeter einer "heater charge" von rund 50 bis 70 Rupien bezahlen muss, und zwar dafuer, dass das gemeinsame Ess-/Aufenthaltszimmer mittels Kerosinofen aufgeheizt wird (und dadurch der Sauerstoffgehalt im Raum betraechtlich reduziert wird, was u.a. schnell Kopfweh verursachen kann).

ESSEN:

Das Essen ist in den meisten Lodges durchaus akzeptabel. Auf der Speisekarte stehen u.a. diverse Suppen, Momos, Curry, gebratener Reis (alles in verschiedenen Variationen), Spaghetti, Pizza (naja... Pizza?), und natuerlich Dal Bhat (http://en.wikipedia.org/wiki/Dahl_baht), das Nationalgericht der Nepalesen. Witzig ist uebrigens, dass man beim Bestellen von Dal Bhat soviel Nachschlag haben kann wie man moechte, was fuer die anderen Speisen nicht gilt. Morgens isst mann Eier in allen Varianten, Haferbrei, Muesli etc. Getrunken wird vor allem Tee (zu empfehlen ist u.a. ginger tea, sprich Ingwertee, weil Ingwer eine desinfizierende Wirkung hat - und das kann bei den teils "schwierigen" hygienischen Bedingungen da oben nicht schaden!). Auch Snickers, Mars, Coke, Fanta, Sprite bekommt man fast ueberall. Die Preise varieren je nach Seehoehe gewaltig, vor allem aufgrund logistischer Gegebenheiten. So kostet ein Coke 0,25l in Kathmandu ca. EUR 0,15 bis EUR 0,20, hoch in der Bergen bis zum 6fachen (EUR 0,9), was fuer europaeische Verhaeltnisse natuerlich immer noch billig ist... Eine lokale Besonderheit ist der in vielen Orten hergestellte nepalesische Reiswein, genannt Raxi, der entweder heiss oder kalt getrunken wird - schmeckt allerdings sehr gewoehnungsbeduerftig! Bier gibt es auch, wobei man schon rund EUR 1,5 bis 2,5 EUR dafuer (650 ml) rechnen muss. Fuer einen Trekkingtag samt allem Essen, Trinken und Unterkunft muss man in etwa mit EUR 10 (normal) bis EUR 15 (weiter oben / oder wenn man es sich besonders gut gehen laesst) rechnen.

UEBERSCHREITUNG DES THORUNG LA (LA = PASS):

Einer der Hoehepunkte des Treks ist unbestritten die Ueberschreitung des 5416 m hohen Thorung-Passes. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang, seinem Koerper genuegend Zeit fuer die Akklimatisation zu geben, denn der Koerper benoetigt diese, um vermehrt rote Blutkoerperchen, die fuer die Sauerstofftransport verantwortlich sind, zu bilden. Dies ist notwendig, da in der duennen Luft weiter oben wesentlich weniger Sauerstoff zur Verfuegung steht, und der Koerper somit Sauerstoff effizienter aufnehmen muss. Der Luftdruck war nur 515 mbar auf dem Thorung Pass, im Vergleich zu etwas mehr als 1000 mbar auf Meereshoehe. Die andere Anpassung des Koerpers, die sofort zur Verfuegung steht, ist Adaption, d.h. verstaerktes und beschleunigtes Atmen, was allerdings auch verstaerkten Energie- und Wasserverbrauch bedeutet. Witzig ist uebrigens, dass man in diesen Hoehen ab ca. 4000 m weitaus oefter pinkeln muss als normal, weil der Koerper irgend ein erzeugtes Gift (Name leider vergessen) ausscheidet. Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass man unbedingt sehr viel trinken muss (ca. 4 oder 5 l Fluessigkeit pro Tag), denn eingedicktes Blut erhoeht u.a. das Risiko von Erfrierungen der Finger oder Zehen. Man sollte die Sache uebrigens nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn hier nicht auf seinen Koerper zu hoeren kann toedlich enden.

Die nicht wirklich gefaehrliche Form von Hoehenkrankheit ist AMS (acute mountain sickness = akute Hoehenkrankheit), wobei es sich um Symptome wie Kopfschmerz in Verbindung mit Uebelkeit, Erbrechen, Schlaflosigkeit etc. handelt. Wichtig ist beim Auftreten solcher Symptome nicht weiter aufzusteigen und bei anhaltenden Beschwerden abzusteigen. Daneben gibt es aber zwei wirklich gefaehrliche Arten von Hoehenkrankheit, naemlich HAPE = Hoehenlungenoedem (http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6henlungen%C3%B6dem) und noch schlimmer HACE = Hoehenhirnoedem (http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6henhirn%C3%B6dem). Wird einem beim Auftreten dieser Krankheiten nicht umgehend geholfen (Notfallmedikamente wie Dexamethason und Nifediphine, Transport in tiefere Lagen), dann wars das im Regelfall...

Ein sehr interessanter Artikel rund um Hoehenbergsteigen inkl. Erklaerung der Anpassungen des Koerpers und der moeglichen Krankheitsbilder befindet sich uebrigens hier (nicht vom ersten physikalisch orientierten Kapitel abbringen lassen, denn der Rest ist leicht verstaendlich): http://www.bielefeldt.de/akklimd.htm

Etwas problematisch kann auch die trockene Luft weit oben werden, weil sie zur Austrockung der Schleimhaeute fuehrt. Besonders aufpassen muss man auch wegen Schneeblindheit, d.h. eine starke Sonnenbrille (am besten Gletscherbrille) ist ein absolutes Muss. Die Intensitaet des UV-Lichts ist wegen der duenneren Atmosphaere und wegen der zusaetzlichen Reflektion durch den Schnee um ein Vielfaches hoeher als im Tal, sodass die Nichtverwendung einer Brille in einer mehrtaegigen, schmerzhaften Ruhepause oder dem Abtransport enden kann. Apropos Abtransport: Helikopter fliegen nicht hoeher als 5000 m.... Auch das Schlafen gestaltet sich in grosser Hoehe meist problematisch. Man wacht andauernd auf und traeumt sehr viel und komische Dinge, sodass man am naechsten Tag oft kaum ausgeruht ist.

Jedenfalls habe ich in Manang 2 volle Tage verbracht, um mich gut zu akklimatisieren. Am ersten Tag gings zum Kicho Ice Lake, der bereits auf 4600 m liegt und so einen optimalen Akklimatisationstripp darstellte (ca. 1100 Hoehenmeter). Am zweiten, lockeren Tag besuchte ich dann einen 92 jaehrigen Moench, der auf ca. 4000 m seinen Lebensabend in einem einfachen Bergbau verbringt, und zwar mit taeglich ca. 6 h Meditation, und ein paar Stunden, in denen er Touristen willkommen heisst (der Mann spricht fast kein Englisch; es ist daher empfehlenswert, mit einer Person, die Nepali und Englisch spricht, dorthin zu kommen).

Die Ueberschreitung des Passes war dann schon ein hartes Stueck Arbeit fuer sich. Gluecklicherweise war das Wetter bestens. Man startet allerdings bei Dunkelheit (in meinem Fall 5 Uhr), und es ist dann noch so richtig kalt! Das mitgebrachte Wasser ist trotz staendiger Bewegung eingeforen, was auf zweistellige Minustemperaturen schliessen laesst. Wasserdichte, hohe Schuhe sind meiner Meinung nach ein absolutes Muss. Manche probieren den Pass mit Outdoor-Turnschuhen. Ich kann davon allerdings nur jedem abraten. Es kann zwar funktionieren, weil der Pass oft schneefrei ist, und dann gehen solche Schuhe in Ordnung. Wenn allerdings Schnee liegt, kann das ganze zum Horrortrip werden. Einer jungen Deutschen, die schlechte Handschuhe anhatte, habe ich meine waermeren Handschuhe geliehen, um ihre Finger vor Erfrierungen zu bewahren (ich hatte 2 Paar mit, und meine duenneren reichten fuer mich). Bei den Schuhen konnte ich ihr allerdings nicht helfen. Sie hatte niedrige, nicht wirklich wasserdichte Schuhe und holte sich bei der Ueberquerung jede Menge Erfrierungsblasen auf den Zehen. Als ich dann in Muktinath, das vom Pass noch 1600 Hoehenmeter tiefer liegt, nach ca. 8 h Marsch angekommen bin, war ich happy, dass ich ohne Porter (Traeger), ohne Diamox (die Hoehenmedizin, die von vielen Bergsteigern/Trekkern auch prophylaktisch genommen wird, um den Koerper schneller an die Hoehe anzupassen), dafuer mit rund 15 kg Gepaeck ueber den Pass gekommen bin. Gefreut hat mich das vor allem auch augrund der Tatsache, dass ich nur 2 1/2 Monate vorher mit groeberen Rueckenproblemen im Krankenhaus gelegen bin.

Etwas Tribut hatte ich dem Trek dann aber doch zu zollen. Ich bekam von meinen harten, steigeisenfesten Bergschuhen (La Sportiva Trango Extreme Evo Light) so richtig ueble, grosse Blasen. Es handelte sich um neue Schuhe, und wegen meiner Rueckenprobleme hatte ich nur wenig Zeit, diese einzutragen. Auch das andauernde Tragen in den letzten Arbeitstagen im Buero hat da wenig geholfen, denn so harte Bergsteigerschuhe benoetigen zum Eintragen wesentlich mehr Zeit als ein normaler Trekkingstiefel. Noetig waeren diese Bergstiefel fuer den Trek nicht gewesen, aber ich entschied mich dafuer aufgrund ein oder zwei geplanter Bergbesteigungen im Anschluss. Abgesehen von den ueblen Blasen mussten auch 2 kleine Zehnaegel dran glauben. Naja, ich hab ja noch 8, und die restlichen werden schon nachwachsen...

TREKKER:

Man trifft am Trek Leute aller Nationen. Ich habe u.a. Leute aus UK, Deuschland, Schweden, Spanien, Argentinien, USA, Kanada, Neuseeland, Frankreich, Brasilien, Daenemark, Suedafrika, Korea etc. kennen gelernt. Manche Tagesetappen geht man dann auch zusammen. Ueber weite Strecken habe ich David (Daenemark/Suedafrika), Yvonne (Suedafrika), Jan (Daenemark), deren Guide (Krishna) und deren Porter begleitet; allerdings haben zwei davon vor dem Pass aufgegeben, sodass ich ueber den Pass nur mit David und Krishna gegangen bin. Zum ABC bin ich dann ein paar Tage mit einem Brasilianer (Marcus) gelaufen.

GUIDE UND PORTER:

Apropos Guide (Fuehrer) und Porter (Traeger): Man braucht im Annapurna-Gebiet nicht wirklich einen Guide, um den Weg zu finden. Eine gute Landkarte, ein Kompass und das Fragen anderer Leute reichen vollkommen aus, um seinen Weg zu finden. Ein Guide ist allerdings sehr sinnvoll, um mehr ueber die einzelnen Doerfer, Sehenswuerdigkeiten etc. zu erfahren (dann muss er aber gutes Englisch koennen, was nicht selbstverstaendlich ist). Ein Trekking-Guide kostet ueblicherweise 15 USD (ca. 10 EUR) pro Tag.

Was einen Porter anbelangt, hat man 2 Optionen: entweder extrem auf Gewichtsreduktion beim Gepaeck achten, oder einen Traeger fuer ca. USD 12 (ca. 8 EUR) pro Tag anstellen. Die Porter muss man echt bewundern, denn diese schleppen zum Teil wirklich unglaubliche Lasten in den Bergen umher. Ein extremes Beispiel war ein - wie ich erst spaeter erfuhr - krebskranker ca. 25 Jahre (?) junger Japaner mit nur mehr 1 Fuss, der sich von einem Porter auf dessen Korb ueber manche Strecken tragen lassen hat, um vor seinem Ableben noch einmal lang ersehnte Orte besuchen zu koennen. Es duerfte darueber auch eine Dokumentation im Entstehen sein.

Ich habe es jedenfalls genossen, trotz des Gewichts alleine zu Trekken, weil man viel flexibler ist. So kann man sein eigenes Tempo gehen, oder einfach mal einen Ruhetag einlegen. Und man kann ja jederzeit andere Gruppen begleiten, was auch sehr sinnvoll ist, wenn man wo abstuerzt oder in grosser Hoehe bewusstlos wird. Apropos, laut einem Guide sterben in etwa 10 - 15 Menschen jaehrlich auf dem Annapurna-Cirucit, sei es an Steinschlag/Murenabgaengen, Absturz, Hoehenkrankheit etc. Ich habe aber keine Ahnung, wie genau diese Zahlen sind.

ANNAPURNA BASE CAMP (ABC):

Im Annapurna Base Camp habe ich drei Profibergsteiger kennen gelernt (Spanien, Canada/US, Rumaenien - siehe Foto). Es war sehr interessant, mit denen ueber Bergsteigerei, Ausruestung etc. zu quatschen. Die drei wollen samt Kameramann Daniel, der "nur" bis ca. 6500 m aufsteigt, Ende April Annapurna I, einen der 14 8000er der Welt, ueber die extrem steile Suedflanke besteigen, und zwar ohne kuenstlichen Sauerstoff und ohne Porter (Traeger). Annapurna I ist mit einer Todesrate von 42% (Zahl derjenigen, die sterben verglichen mit der Zahl derjenigen, die den Gipfel erreichen) der mit Abstand gefaherlichste 8000er der Welt, gefolgt von Nanga Parbat und K2. Einer der drei Bergsteiger, der Spanier Inaki Ochoa, hat bereits 12 der 14 8000er dieser Welt ohne kuenstlichen Sauerstoff bestiegen. Es fehlen nur noch Annapurna I und Kanchenjunga, und bis jetzt gibt es nur eine Hand voll Menschen, die alle 14 8000er ohne kuenstlichen Sauerstoff erklommen haben. Naehere Infos zu dieser atemberaubenden Expedition gibt es auf der Seite www.donbowie.net. Gerlinde Kaltenbrunner ist uebrigens ziemlich beliebt bei den maennlichen Bergsteigern...

HOHE BERGE DER REGION:

Folgende 3 der 14 8000er kann man im Zuge des Treks von naher oder weiterer Entferung sehen: Annapurna I (8091 m), Dhaulagiri I (8167 m) und Manaslu (8163 m). Beeindruckend sind aber auch die anderen Berge, zB Annapurna South, Gangapurna, Niligiri etc. Besonders beeindruckend ist der heilige Berg Machapuchare (6997 m), ausgesprochen "Matschaputschre", auch bekannt unter dem Namen Fish's Tail (weil die Spitze wie die Schwanzflosse eines ins Wasser eintauchenden Fisches aussieht). Dieser darf nicht bestiegen werden.

ABKUERZUNGEN DES TREKS:

Wenn jemand keine rund 20 Tage Zeit fuer den Annapurna-Trek hat, gibt es einige Moeglichkeiten, diesen abzukuerzen:

- Man kann sich zB die erste Tagesetappe sparen und diese per 4WD-Jeep zuruecklegen. Allerdings ist die Fahrt alles andere als angenehm, denn als Strasse kann man den Weg von BesiSahar nach Bhulbule wirklich nicht bezeichnen. Es handelt sich eher um einen etwas breiteren Wanderweg, so in der Art von schlechten oesterreichischen Forstwegen.

- Falls man die Ueberquerung des Passes nicht schafft, so kann man nach Humde zurueck gehen und fuer ca. USD 55 von Humde nach Pokhara fliegen (Flug allerdings nur ca. jeden 3. Tag).

- Nach Ueberquerung des Passes kann man bereits ab Muktinath eine weite Strecke per Jeep zurecklegen.

- Eine bedeutende Abkuerzung des Treks ist der Flug von Jomson nach Pokohara fuer rund USD 70, mit dem man ein paar Tage gewinnt

- Durch den fortschreitenden "Strassenbau" (eher Wegbau...) entlang von Teilen des Circuits wird man in den naechsten Jahren zuenehmend Moeglichkeiten haben, Streckenteile abzukuerzen. Auch wenn man dem Strassenbau als Trekker naturgemaess kritisch gegenueber steht, muss man die Bedeutung fuer die lokale Bevoelkerung sehen (Stichwort zB medizinische Hilfe).

Generell sollte man sich aber wenn immer moeglich die Zeit nehmen, den ganzen Circuit zu gehen, denn Landschaft und Leute sind wirklich ueberall sehr unterschiedlich und interessant. Nicht umsonst habe ich ueber 1000 Fotos geschossen...

Der kroenende Abschluss des Trekks, bei dem ich per Fussmaschine ueber 300 km zurueckgelegt habe, war dann das "roofriding" auf dem Bus von Naya Pul nach Pokhara fuer 70 Rupien (ca. EUR 0,70). Man hat vom Dach des Buses eine herrliche Aussicht, und viel mehr Platz als im Businneren. Und es ist nicht wirklich gefaehrlich, da man sich gut anhalten kann und Busse so wie alle Verkehrsmittel aufgrund der miesen Strassen sowieso langsam fahren.

In Pokhara angekommen - achja, dazu spaeter mehr... (to be continued)

BILDER SIEHE DIE NAECHSTEN 3 KAPITEL

© Christian L., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bei meiner Solo-Anschlussreise an Thailand und Laos (siehe http://www.umdiewelt.de/Asien/Suedostasien/Thailand/Reisebericht-3264/Kapitel-0.html - gemeinsam mit Freundin Gertraud) hab ich mir vorgenommen, vor allem Bergluft zu schnuppern. Grober Plan daher Zwischenstation Kolkata, Nepal 2 Monate, wieder Indien, und evtl. je nach Lust und Laune weitere asiatische Länder. Also, mal sehen was rauskommt dabei :-) _ _ _
Details:
Aufbruch: 02.02.2008
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: Juli 2008
Reiseziele: Indien
Nepal
Der Autor
 
Christian L. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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