Woanders iss auch schoen!
Indien: Von A nach B
Das indische oeffentliche Transportsystem fuer Menschen ist ein Kapitel fuer sich. Ich finde es so wichtig fuer die Indien-Erfahrung, dass ich es ein wenig beschreiben moechte. Ihr koennt es in einzelnen Abschnitten lesen, falls es zuviel auf einmal ist
Grundsaezlich gibt es drei wesentliche Fortbewegungsmittel, die fuer Touris wichtig sind:
den Zug
den Bus (einzuteilen in privat und staatlich)
die Rikhscha.
Wer glaubt, damit ist alles gesagt, irrt sich
der Zug:[/f]
Zuege in Indien sind die wohl angenehmste und schoenste Weise, sich hier ueber lange Strecken fortzubewegen. Sie sind normalerweise sehr lang, mit bestimmt 20 Waggons, und sie fahren eine Geschwindigkeit von ca. 100kmh. Es gibt 5 verschiedene Klassen: die dritte Klasse, die hier auch uebersetzt "Vieh-Klasse" genannt wird und die die guenstiggste ist. die normale zweite Klasse hat ein bisschen mehr Platz auf den Sitzen. Dann gibt es noch die angenehme "Sleeper-Class", wo die Menschen sich lang machen koennen, nachts, aber auch tagsueber wenn genug Platz ist (oder auch nicht, denn die INder koennen ueberall schlafen). Diese drei Klassen sind offen, haben also keine verschlossenen Fenster sondern grosse offene, mit Gitterstaeben damit man nicht rausfaellt dadurch ist immer ein angenehmes Lueftchen in diesen Klassen.
Die Klassen 2a und 1a sind geschlossen, mit Klimaanlage und wesentlich teurer als die anderen. Faehrt man nachts, ist es hier wesentlich ruhiger und die Leute sind ein bisschen aus einer gehobeneren Schicht und sehr ruhig und benehmen sich sehr "westlich" (zurueckhaltend und ruhig, ohne Anstarren etc).
Um einen Zug zu benutzten, braucht man ein Ticket, und zwar vor der Fahrt, im Zug kann man es nicht kaufen. ABER es laeuft nicht so, wie bei unserer ueberteuerten Luxusbahn in Deutschland, wo man sich 5min vorher ein Ticket besorgt. Man muss reservieren!!! Weil Indien das zweit-Bevoelkerungsreichste Land ist, bekommt man fuer viele Verbindungen ab einer Woche im Voraus kein Ticket mehr. Dann gibt es eine sog. Warteliste, die einem anzeigt, wie viele andere Personen auch scharf sind auf das Ticket, dass Du willst. ab einer Warteliste von ca. 20 Personen hat man wenig Chance, doch noch ein Ticket zu bekommen. Manchmal darf man aber trotzdem mitfahren, weil der Mensch am Ticketschalter freundlich oder gutgelaunt ist oder einfach so. Oder man bietet ihm eine geringe Aufwandentschaedigung an...was ich natuerlich nie gemacht habe).
Dieser ganze Kampf um die Tickets ist eigentlich gar nicht so wichtig, weil man meistens doch einfach irgendwie ein Ticket bekommt und mitfahren kann. Nur bei den Nachtzuegen wird es eng und da gibt es auch strenge Platzregeln. Es entstehen dann oft Kaempfe um den Platz und der Schaffner muss eingeschaltet werden. Manchmal versuchen die Inder, die Touristen zu verunsichern und ihren Platz zu bekommen. Da muss frau dann hart bleiben und sich verteidigen!
Tagsueber fahre ich am liebstn in der Sleeperclass, dort kann man so schoen herumluemmeln und aus dem Fenster schauen, Musik hoeren und sich einfach nur frei und gluecklich fuehlen. Nachts bin ich bislang nur einmal gefahren und habe nur noch ein LastminuteTicket fuer die teure 2a-Klasse (man erinnere sich, die klimatisierte gehobene Klasse) bekommen. Das hat mich dann fuer 12 Stunden Fahrt ca. 20Euro gekostet, wogegen die einfache SleeperClass nur ca. 6 Euro kostet. Jaja das Geld regiert die Welt...
Waehrend der Fahrt gehen verschiedene Leute durch den Zug und rufen ununterbrochen das, was sie verkaufen, z.B.: "CHaichaichaichaichaichaichaichai" oder Cofeecoffeecofeeecofeeeeeecofeeeeeeeecofffffeeeee" oder "waddawaddawaddawaddawaddawaddawadda" (Water) und das dann in einem Singsang. Ein Chai (Tee) im Zug ist das hoechste Glueck die angebotenen Snacks sind dagegen meist alt und kalt und nicht so toll... aber an manchen Stationen bieten Verkaeufer ihre frischen Snacks vom Gleis aus an, das wird dann durchs Fenster (man erinnere sich, ohne Glas) gereicht und alle sind zufrieden. Oft bieten die Inder einem dann ein Teil der z.B, frittierten Gemuesebaellchen an, wenn man mit ihnen gerade im Gespraech ist. Das ist uebrigens auch eine schoene Sache am Zugfahren, man kommt in Kontakt zu den verschiedenen Menschen.
Der Bus (einzuteilen in privat und staatlich
Es waere herrlich, immer mit dem Zug fahren zu koennen! Aber das geht auf vielen Verbindungen nicht oder es bietet sich nicht an, weil man einen grossen Umweg fahren muesste. Auf kleineren Strecken faehrt man mit den oeffentlichen Bussen, die alle Leute benutzen und die an jeder Ecke halten bzw auf Wunsch auch einzelne Leute aufgabeln oder rauslassen. In diesen Bussen sitzen die Frauen oft getrennt von den Maennern, im vorderen Teil, und die Maenner hinten. Da muss man drauf aufpassen, sonst wird frau nach vorne verwiesen Die Tour kostet ungefaehr eine Rupie pro km (65 Rupien = 1 Euro).
Auf laengeren Strecken faehrt man mit den privaten Bussen, die total unterschiedlich sind. ich bin mit einem vollgepfropften Minibus 6 Stunden auf einer Schlagloch-Strasse in die Berge nach Oooty gefahren. Auch die Nachtbusse unterscheiden sich, sind aber alle ziemlich dreckig und klapperig, aber manchmal fuehlt man sich dann wie im Mutterleib und ich freue mich, in der WElt so geborgen zu sein Nein ehrlich, ich werde die Busse und das ganze Klappern und Hupen und scharfe Bremsen zuhause wirklich vermissen. Es macht einen Teil der Reiseerfahrungen aus und mich ueberkommt dann das Gefuehl, dass diese "Entbehrungen" so befreiend und auch lustig und schoen sind, denn wer braucht schon zuviel Sicherheit und Luxus
Erlebnis Nachtbus: Die Strassen sind teilweise extrem holperig, oft gibt es "zone-30-verkerhrsberuhigende fiese dreihuckelige Barrieren" und wenn man auf seiner mit Wanzen und Floehen verseuchten Matratze kurz unterhalb der Decke gerade eingedoest ist, reisst einen der naechste Huckel unangekuendigt aus der Entspannung, weil es einen ca. 1meter hoch in die Luft schmeisst und man sich den Kopf stoesst oder aus dem Bette nach unten faellt abgesehen von den Gepaeckstuecken, auf die man sich besser mit den Beinen legt, damit sie nicht in alle Richtungen verstreut werden! naja zugegeben, es ist schon ein bisschen uebertrieben, aber fuer den Eindruck muss das sein
Fantastisch sind auch die Stops, die der Bus macht. Aus unerklaerlichen Gruenden stoppt der Bus manchmal an einer Strasse fuer 45min, nachdem er kurz vorher schon eine halbe Stunde fuer die Pipipause gestanden hat. Letztere ist eine wahre Offenbarung an indischer "Truck-Stop-Klo-Kultur", mit beeindruckenden Toiletten (ohne Licht, stinkend und feucht) und einer ganzen Riesenhorde indischer Maenner, die alle auf die westlichen Reisenden starren, als ob sie im Zoo sind. Das ist fuer viele wirklich eine sehr seltene Angelegenheit, weisse Leute zu sehen, die dann auch noch komisch angezogen, verschlafen, schmuddelig und anscheinend heimatlos und ohne Familie sich durch Indien schlagen. Ich wuerde gern wissen, was sie ueber uns denken.
Die Rikhscha:
Die Rikhscha, das ist wirklich fuer mich ein geniales Teil mehr verschmelzen mit den Abgasen, dem Staub, dem Laerm und den gaffenden Menschen oder ihrem Strassenleben kann man nicht. UNd man ist halt auch schnell und flexibel, mit manchem Fahrern haelt man ein Schwaetzchen und alle sind gluecklich
Die Frage der Bezaholung: hier gibt es zwei Kategoerien: in manchen Orten stellen die Fahrer das Taxometer ein, in anderen muss man einen Preis verhandeln. Das ist dann meist ein grosser Spass ! Manchmal wird man uebelst abgezockt, weil sich ein Rikhscha-Kartell gebildet hat, die alle die gleichen ueberteuerten Preise nehmen. Manchmal sehen die INder auch die Notlage, dass ich unbedingt jetzt zum Beispiel zum Bahnhof muss und dann werden sie unverschaemt. Aber weil es ja alles nicht mehr als max zwei Euro kostet, ist das dann nicht dramatisch.
Uebrigens sagte mir der Rikhschafahrer aus Mysore, dass in Indien die wenigsten Unfaelle passieren, weil alle so flexibel und umsichtig sind, und ich finde da ist tatsaechlich was dran. Die Leute sind sehr aufmerksam und wendig! Aber meinen Kopf wuerde ich nicht drauf verwetten, dass wenig passiert
So, liebe Leute, jetzt habt ihr mal einen kleinen Eindruck von dem Transport hier in Indien, den ich wirklich liebe!
Aufbruch: | 01.03.2009 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 23.05.2009 |
Gokarna
China