Woanders iss auch schoen!

Reisezeit: März - Mai 2009  |  von Christina Nerlich - Bronowicki

China: Tickets, Terakotta, schoener Abend (17.04.)

Leider hatte sich Przemek uebel erkaeltet und wir hatten in unserem ZImmer kein Fenster und total schlechte Luft. Wir waren wie erschlagen, als wir am naechsten Tag aufgewacht sind. ABer wir hatten uns ja vorgenommen, die beruehmten Terakotta-Armee zu besichtigen. Und cool und hart, wie wir sind, wollten wir keine fertige Touri-Tour buchen, sondern es auf eigene Faust machen! Wie ihr schon ahnt, war es weniger einfach als gedacht! Wir schafften es sogar, um 10Uhr das Hostel zu verlassen, dann aber mussten wir uns in ein komplisiertes Unterfangen machen: das Zugticket fuer die Fahrt nach Shanghai buchen. Denn: man kann das, wie wir es vorher immer gemacht hatten, durch das Hostel machen lassen, dann zahlt man aber ca. 5 Euro pro Ticket. Ausserdem wollten wir es auf eigene Faust versuchen. Also machten wir uns tapfer auf zum Reservierungsbuero, was laut unserem Reisefuehrer um die Ecke lag. Wir brauchten eine halbe Stunde, um es 1. zu finden, und um 2. zu wissen, dass es irgendwie gerade nicht geoeffnet war (was wir aber auch nicht so richtig verstanden haben). Also auf zum Bahnhof! Hierfuer mussten wir dann die Bushaltestelle finden, was wiederum bedeutete, 20min auf der ueberfuellten, lauten, staubigen Strasse zu laufen, in der Hoffnung, ein Zeichen mit der Nummer 306 (was auf die Buslinie schliessen laesst) zu finden. Zwischendrin knurrte der Magen, und weil das ja bekanntlich vordringlich wichtig ist, mussten wir auch noch etwas essbares finden. Also ich moechte nicht auf die Traenendruese druecken, aber einfach reisen ist etwas anderes.

An groesseren Bahnhoefen in China ist es immer ein sehr anspruchsvolles Unterfangen, ein Ticket zu buchen. Erst einmal ist die Ticket-Halle zu finden. Die Bahnhoefe hier sind alle unterteilt: die Ticket-Halle, der Wartebereich, der Ankunfts- und Abfahrtbereich, der Reservierungsbereich, weitere mir noch unbekannte Funtionen (da auf chinesisch betitelt). In diese Bereiche kann man von aussen hinein, aber ohne ein Ticket darf man nicht in den Bahnhof, und der Bahnhof ist regelrecht abgesperrt, man kann es sich vorstellen wie auf einem Flughafen.

Letztlich fanden wir die Ticket-Halle, und wir reihten uns in dem Gewimmel irgendwo ein und warteten ca. 20min. Wir hatten grosses Glueck: die Dame am Schalter sprach englisch Aber wir hatten ohnehin alles gut vorbereitet: Zugnummer, Ziel, Datum, Personen, Hart-Sleeper, Personenanzahl aufgeschrieben. Man ist aber immer ein bisschen aufgeregt, wenn es darum geht, am Schalter oder sonstwo mit den Chinesen in ihrer Sprache zu kommunizieren. Da ist das Deutsch-Chinesische Woerterbuch eine grosse Hilfe. Auch mein Phrasenbuch ist von unschaetzbarem Wert! es bietet hilfreiche Saetze fuer alle Lebenslagen (sogar fuer Rendesvouz usw... ).

Also nach diesen zwei Stunden Organisations-(Tor)Tour konnten wir endlich mit dem Bus zur Terakotta-Armee fahren! Ich habe das einmal etwas ausfuerhlicher beschrieben, weil es glaube ich ein wichtiger Teil einer China-Individual-Reise ist, manchmal muede und kaputt zu sein, und sich dann trotzdem den Schwierigkeiten (bezueglich der Sprachbarriere) und der Andersartigkeit der chinesischen Organisation (vieles ist streng ueberwacht und reglementiert) stellen zu muessen. Das ist nicht so easy-going, madam, wie in Indien, wo man sich im Zug einfach aus der Tuer lehnen kann und das Freiheit-pur-Gefuehl hat und wo sich immer eine Loesung finden laesst, weil die Menschen mehr flexibel und irgendwie auch mehr "kreativ" sind.
Und ausserdem kann man in Indien immer die Leute fragen und in China geht das eben nicht so leicht.

Die groesste der vier Hallen

Die groesste der vier Hallen

Einzelner Krieger, die Kerle sind sehr gross, und keiner sieht gleich aus, alle haben wie echte Menschen individuelle Gesichter.

Einzelner Krieger, die Kerle sind sehr gross, und keiner sieht gleich aus, alle haben wie echte Menschen individuelle Gesichter.

Nun denn, wir fanden also letztendlich auch die Terakotta-Armee, ein sehr beruehmtes archaeologisches Wunderwerk (eines der 8 WEltwunder). Der Kaiser (habe den Namen vergessen), der China vereinte, also die bis dato vier getrennten "Koenigreiche" per grossen Feldzuegen und Kriegen vereinte und auch die einheitlichen Schriftzeichen einfuehrte, dieser Kaiser also wollte sicher gehen, dass er nach seinem Tode nicht von boesen Geistern verfolgt wird. Daher liess er schon im zarten Alter von vierzehn Jahren eine unterirdische Armee vor sein Grab stellen, zu denen tausende von originalgetreuen Kriegern und Pferden, Waffen und Wachposten zaehlen. Das ist schon ein echter Wahnsinn! Es hat 45 Jahre gedauert, bis dieses Werk vollendet war (aber es konnte noch nicht einmal vollendet werden, weil dann wieder irgendein Krieg ausbrach). Bis heute sind noch lange nicht alle Schaetze ausgegraben, und China holt sich nun die Expertise aus Europa, insb. uebrigens aus Deutschland , um alles so gut wie moeglich auszugraben. Nachts wird in den vier Hallen gebuddelt und geprueft, und tagsueber stroemen die Touristen hindurch. Gefunden wurde das ganze vor ca. 35 Jahren durch einen Bauern, der eigentlich nur Wasser aus einem Brunnen schoepfen wollte und dann auf etwas hartes stiess. Er erhaelt nun eine ganz passable Rente vom Staat als Belohnung, und seine Kinder arbeiten alle auf dem Gelaende Uebrigens hatte sich wohl vor einigen Jahren ein verrueckter Deutscher als Armee-Krieger verkleidet und stand dann ein paar Stunden mit auf dem Feld. Das wurde dann aber irgendwann entdeckt und er wurde, unter wilder Verteidigung, fuer eine Nacht ins Gefaengnis gesteckt und dann nach Deutschland abtransportiert. Er war angeblich ein Kuenstler. Lustig

Wir fanden die Armee sehr interessant, wir hatten uns einer Gruppe angeschlossen und uns eine Fuehrerin geteilt (die aber so schlecht Englisch sprach bzw. mit einem starken Akzent, dass man nur jedes 10. Wort verstand). Przemek konnte wieder ein bisschen Polnisch sprechen, weil wir uns die Leute aus Polen kamen (sie leben in England und Schottland leben und hatten in unserem Bus gesessen).

Leah, Stanley, und wir in dem schicken Restaurant mit wunderbarem Essen

Leah, Stanley, und wir in dem schicken Restaurant mit wunderbarem Essen

Abends wurden wir von zwei sehr lieben Menschen vom Hostel abgeholt: Stanley und Leah sind wieder zwei gute Freunde von Yuanyuan, und auch sie haben uns sehr herzlich empfangen und waren sofort sehr offen und in dieser faszinierenden, typisch chinesischen Art selbstverstaendlich bereit, mit uns Zeit zu verbringen. Ich hatte mit Stanley (Chin. Name ist Wang) per email und dann vom Hostel aus per Telefon gesprochen.

Die zwei sprechen ein perfektes Englisch, sehr gutes Vokabular und Aussprache (auch fuer westliche Verhaeltnisse!), ich war sofort beeindruckt. Sie waren gemeinsam ein Jahr in Sydney. Hinzu kommt, dass Leah an der Universitaet Englisch lehrt, und dass er fuer eine australische Firma im Finanzsektor von China aus Projektmanager ist. Leah wird ab Oktober fuer 10 Monate nach Ohio, USA, um dort an der Uni Chinesisch zu unterrichten. Die beiden kennen sich seit ca. 6 Jahren und sind nun 3 Jahre verheiratet. Sie kommen beide aus Xi'an und ihre Eltern leben auch hier.
Also das war soooo interessant mit den beiden!!!

Sie haben fuer uns ein superleckeres Menue ausgewaehlt, und wir haben ueber unsere Leben in Deutschland, Polen und China gesprochen. Wir hatten natuerlich einige Fragen und waren froh, endlich mit Chinesen ueber ihr Land sprechen zu koennen.
Weil Przemek und ich etwas ko waren, sind wir dann nach dem Essen husch ins Koerbchen gegangen. Die zwei haben uns zu sich nach Hause eingeladen fuer den folgenden Nachmittag-Abend. Wir haben uns soooo gefreut!

Nach diesem Essen fuehlte ich mich wieder super!

Nach diesem Essen fuehlte ich mich wieder super!

An sich ist das chin. Essen ein Traum! Also fuer mich, ich koennte immer essen gehn.(Przemek ist nicht sooo wild darauf, aber meist schmeckt es auch ihm

An sich ist das chin. Essen ein Traum! Also fuer mich, ich koennte immer essen gehn.(Przemek ist nicht sooo wild darauf, aber meist schmeckt es auch ihm

© Christina Nerlich - Bronowicki, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
01.03.09: Frankfurt - Bangalore 09.04.09: Mumbai - Peking 23.05.09: Guangzhou (China) - Frankfurt "Folge dem Traum, der dich ins Weite führt, folge dem Lichtspiel der Sonne, folge dem Klang ferner Lieder, bis du ans Tor gelangst: WILLKOMMEN in der Welt." (aus Kirgisien) Und ihr, liebe Leser, kommt alle mit :-) Ich freue mich ueber all Eure Beitraege im Gaestebuch oder emails.
Details:
Aufbruch: 01.03.2009
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 23.05.2009
Reiseziele: Indien
Gokarna
China
Der Autor
 
Christina Nerlich - Bronowicki berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.