Woanders iss auch schoen!
Indien: Kein Abschied fuer immer
In Mumbai hatte ich einen Tag. Da ich in der nacht im Zug nicht sonderlich geschlafen hatte, liess ich es dort aber relativ ruhig angehen. Ich traf im Bahnhof ein sehr nettes deutsches Paerchen aus Jena, mit denen ich mir ein schoenes Zimmer zu dritt teilen konnte, sodass ich noch ein wenig Schlaf bekam, bevor dann das Taxi um 2:00 nachts mit mir zum Flughafen fuhr. Mumbai ist Indien hoch zehn - dort will ich unbedingt spaeter einmal laenger bleiben.
Nun geht meine Zeit in Indien zu ende. Ich habe sehr viel erlebt, gesehen, gefuehlt, kennengelernt, an der Oberflaeche gekratzt, Inspiration bekommen, frischen Wind in meinen Kopf gelassen, tolle Menschen kennen gelernt, eine andere Kultur ein wenig kennengelernt. "Indien ist kein Land, es ist eine Philosophie", hat mir ein Brahman (indischer Gelehrter) gesagt. Es bedeutet, im Moment zu leben und durch die Kontrolle der eigenen Gedanken und Taten dem eigenen Gott und guten Karma ein wenig naeher zu kommen. So in etwa... Indien ist ein Land, das die Menschen bewegt, inspiriert, erschreckt, schockiert, fasziniert, den Kopf verdreht, beschwoert, verzaubert, verwirrt. Aber vor allem ist es ein land, in dem die Menschen etwas sehr besonderes haben, ich weiss aber nicht, was genau es ist. Auf jeden Fall haben sie viel Herz und viel Glauben in sich. Und eine starke Verbindung zur eigenen Familie. Ich kann es nicht in Worten ausdruecken, was ich als das besondere an den Indern empfinde. Man muss es wohl erleben. Man muss das Leuchten und den Witz in den Augen der Kinder sehen, die Unverfaelschtheit und Unkompliziertheit der Menschen erleben, das Chaos als Leichtigkeit sehen, die Verschiedenartigkeit als grosses Ganzes.
Weil ich immer zu spaet oder verpeilt war, bin ich zweimal mit der ersten Klasse im Nachtzug (und einmal mit der Minibahn in Ooty) gefahren. Dort lernte ich Indien von seiner anderen Seite kennen - die indische obere Mittelschicht. Diese Menschen benehmen sich viel zurueckhaltender und "westlicher", also irgendwie rationale und sie "benehmen" sich mehr, im Sinne von angemessenem und gutem Benehmen. Sie sprechen sehr gutes Englisch. Ueberhaupt sagt die Qualitaet des Englisch denke ich am meisten darueber aus, auf welcher "Ebene" die Leute leben. Und gleichzeitig nimmt die unmittelbare offene Herzlichkeit der Menschen oft ab. In den Unterhaltungen geht es oft um die Frage, welchen Abschluss ich habe, was ich genau arbeite und wie ich Indien wahrnehme. Auch mein Familienstand und die Frage, wie ich dazu komme, allein zu reisen, interessiert die Menschen. Hier bekam ich einen Eindruck der Seite von Indien, mit der man nicht so leicht den Kontakt bekommt wie mit den "einfachen" Leuten. Die Kinder dieser Familien studieren, meist in Richtung INgeneur und IT-Branche und sprechen sehr gutes Englisch. Sie wissen gut Bescheid ueber internationale Ablaeufe und sind glaube ich, sehr daran interessiert, dass Indien es auch schon zu etwas gebracht hat. Ich habe das Gefuehl, Indien strebt sehr danach, mit der restlichen Welt gleichzuziehen. Gleichzeitig schlafen die Menschen in den Staedten auf der Strasse, sie reihen sich tatsaechlich auf dem Buergersteig oder auch an anderen freien Plaetzen zusammen auf die nackte Strasse und schlafen dort. Gleichzeitig leben sie in Slums, gleichzeitig liegt eine tote Frau am Bahnhof und alle steigen einfach drueber, als ob es niemand sieht (das haben mir verschiedene Reisende erzaehlt). Gleichzeitig geben sie Dir ihr letztes Essen und laden dich zuhause ein. Gleichzeitig werden tausende und Millonen neuer kinder gezeugt, geboren, zur Arbeit geschickt, zu IT-Koenigen gemacht, in der Finanzkrise gefeuert, verstuemmelt, um beim Betteln genug einzubringen. Es ist alles unfassbar.
Indien - ich komme wieder!!!
Aufbruch: | 01.03.2009 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 23.05.2009 |
Gokarna
China