Woanders iss auch schoen!
China: Lugu Hu: gut aufgenommen
Als ich in dem Gaestehaus ankam, wurde ich sofort zum Essen eingeladen. Der Besitzer sagte, "komm, es gibt gerade Abendessen, magst du Huehnchen?". Das hoerte sich direkt gut an . Aber viel sprechen konnte ich mit den anderen be dem Essen noch nicht (es waren alles Angestellte des Gaestehauses), auch wenn ich mich bemuehte.
In den ganzen vier Tagen, in denen ich hier bin, waren erst zwei andere westliche Reisende in dem Gaestehaus. Es ist noch nicht in der Traveller-Bibel "Lonely Planet" (Ein Reisefuehrer fuer Rucksackreisende) enthalten und liegt etwas abgeschieden. Also fuehlte ich mich manchmal recht allein, nicht weil die anderen Gaeste Chinesen sind, sondern weil ich einfach mit niemandem sprechen konnte (wenn, dann ist das Englisch der Leute nur rudimentaer), und ausserdem bin ich als alleinreisende Frau auch fuer einige Chinesen ein wenig wundersam, um es einmal so auszudruecken. Ich bin einfach "anders" bzw. fremd und viele koennen sich nicht vorstellen, warum eine Frau so etwas allein tut, ist sie ungluecklich, einsam, auf der Suche nach exotischen erotischen Erlebnissen? Hinzu kommt, dass die Chinesen ein Volk sind, die nicht wie wir von der Schuld, sondern von der Scham beeinflusst werden, wenn es um zwischenmenschliche Kontakte geht. Daher braucht es oft Zeit, um mit ihnen in Kontakt zu kommen und die aelteren Leute trauen sich auch nicht, mit einem zu kommnizieren, weil sie sich schaemen, dass sie kein englisch koennen. Die juengeren Leute haben da nicht solche Probleme, auch wen sie manchmal schrecklich aufgeregt sind, wenn sie mit einem Westler sprechen. Also das "sich-naeher-Kommen" ist nicht so einfach wie in Indien, wo die Menschen und besonders die Kinder ja recht "frontal" sind, einen anlaecheln, staendig "hello madam, whats your country???" fragen. Ich fuehlte mich manchmal wirklich sehr allein und auch genervt von dem "Anders-Sein", was ja in Indien auch ein Thema ist, aber was dort etwas lockerer angegangen wird (auch wenn man nicht wirklich in Kontakt kommt dadurch, dass der andere weiss, aus welchem Land man kommt).
Nun ja, und so ueberlegte ich mir nach dem zweiten Tag, mal wieder in eine Traveller-Hochburg zu gehen, um Kontakte zu haben. Aber es kam erfreulicherweise sehr anders. Der Besitzer des Gaestehauses, er nennt sich Wind, weil er ein Romatiker ist , ist 32 Jahre jung, hat eine Freundin aus Chengdu, die hier nun bei ihm wohnt. Sie ist eine fantastische Person, spricht fabelhaft englisch (in der Schule gelernt), meditiert, macht Yoga, ist eine fantastische Koechin, liebt Kinder, hat "Telekommunikation" studiert, fuer China Mobile gearbeitet aber jetzt hat sie fuer Wind alles aufgegeben und hilft ihm hier im Gaestehaus. Sie liebt Musik, singt viel und verbreitet eine sehr warme Atmosphaere, wuerde gern in Suedfrankreich leben, hatte eine lebensbedrohliche Erkrankung vor einem halben Jahr (ich glaube Blinddarmdurchbruch) und begann seitdem, zu medititeren und, wie sie sagt, "ruhiger und weniger aggressiv zu warden" (was ich mir nur schlecht vorstellen kann, dass sie es jemals wirklich war).
Wir zwei fingen am Ende des zweiten Tages an, uns ueber unser Leben und sonstige interessante Sachen zu unterhalten und so kam es, dass mich die beiden immer mehr zu einem Teil von ihrem Hostel machten, nun esse und koche ich mit ihnen (zweimal am Tag warmes Essen abgesehen vom Fruehstueck , sie kauften gestern fuer mein Wunschgericht ein (was ich mir gar nicht unbedingt gewuenscht hatte, sondern was ich gern mal probieren wuerde in den naechsten Tagen) und es ist eine sehr entspannte Atmosphaere unter uns. Gestern (09.05.) haben sie mich vormittags mitgenommen in ein Dorf, und dort verbrachten wir einige Stunden im Haus der Grossmutter einer Familie, spielten "wer bin ich?" mit den Kindern und spaeter machten wir "Magie" mit ihnen. Ich habe viel ueber das weltweit einzigartige Familiensystem der Mosu-Menschen kennengelernt, weil Vivian mir das alles so gut erklaeren kann. (Schreibe ich noch).
Und so kommt es, dass ich doch noch ein paar Tage bleibe, um mich zu erholen (es ist irgendwie noetig) und die schoene Gesellschaft und den Kontakt mit den so warmherzigen chinesischen Menschen geniesse. Manchmal denke ich, ich kann doch diese Gastfreundlichkeit nicht ueberstrapazieren, ich denke ein typisch "westliches" Schuldproblem. (Die Freundlichkeit ist uebrigens nicht "kommerziel aufgesetzt", das spuere ich).
Ich habe auch einen kleinen versteckten Strand gefunden, der perfekt ist fuer meine Groesse und Faulheit
Aufbruch: | 01.03.2009 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 23.05.2009 |
Gokarna
China