Woanders iss auch schoen!

Reisezeit: März - Mai 2009  |  von Christina Nerlich - Bronowicki

Indien: Ein voller Tag in Mysore

"Mysore is a small city, madam!", so sagten mir die Inder. Nachdem ich also dort angekommen war mit dem Bus,habe ich erst einmal Frust geschoben. Dreck, Laerm, tausende von Menschen, starrende Maenner, "wanna rikhscha madam?", "wanna hotel madam?", "i show you the best hotel, verry nice hottel, madam!". OOOOOO lasst mich alle eine Weile in Ruhe bitte! Die Stadt war voller als Bangalore!

Gluecklicherweise hatte ich ja am vorherigen Tag mit dem Rikhschafahrer Asif eine Tour durch seine Stadt vereinbart, und darueber war ich froh, schnell durch die Strassen fahren zu koennen und nichts organisieren zu muessen oder zuviel in den staubigen stinkenden Strassen herumlaufen zu muessen.

Auf dem Weg zum Pilgerberg, Blick ueber Mysore

Auf dem Weg zum Pilgerberg, Blick ueber Mysore

Um 9:00 stand er also vor dem Hotel und zuerst ging es auf einen hohen Pilgerberg. Dort steht, auf der Haelfte der Strecke nach oben, eine heilige Figur eines Bullen, der das Sinnbild fuer Shiva (???) ist. Die Pilger bekamen dort eine Art Salbung mit Oel, um dann die 300 Stufen auf den Berg gehen zu koennen. Oben war ein Tempel, der mich aber irgendwie nicht so sehr beeindruckt hat. Aber wir Europaer stellen uns eben etwas ganz anderes darunter vor.

Das war er also, der Tempel

Das war er also, der Tempel

Auf dem Berg traf ich zwei Reisende, die ich schon vorher in der Stadt kurz kennengelernt hatte, sie kam auf Spanien und er aus Australien. WIr haben den Affen ein paar Nuesse gegeben, das sind herrliche Tierchen, wenn sie friedlich bleiben... Ich habe ja eine Tollwut-Impfung

Tempelbegleitung

Tempelbegleitung

Ja, sie sind niedlich, ca. 40cm gross

Ja, sie sind niedlich, ca. 40cm gross

Auf dem Weg nach unten traf ich einige Pilger. Viele von ihnen waren ganz verrueckt danach, fotografiert zu werden. Das ist insgesamt hier in Indien ein Phaenomen. Die Inder sind diesen Luxus eben nicht gewoehnt. Viele sind dann ganz aufgeregt und kichern und freuen sich.

Coole Pilgergang, die unbedingt ein Foto wollte

Coole Pilgergang, die unbedingt ein Foto wollte

Danach gings dann zum Tempel des frueheren Maharadschas, der hier bis in die 50er Jahre regierte. Frueher war Mysore die Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka gewesen, und die Mysorianer bedauern es sehr, dass es nun Bangalore ist. ABer wenn sie danach gefragt warden, ob sie damit unzufrieden sind, kommt die Antwort: das sind alles politische Spiele, das ist nicht so wichtig. Man nimmt hier hin, was kommt, so etwas wie Aufbegehren liegt wohl den allermeisten nicht in der Mentalitaet.

Der Tempel war wirklich sehr eindrucksvoll und wunderschoen. Von innnen durfte man leider nicht fotografieren. Auch die Schuhe mussten ausgezogen widen, das mag ich sehr. In den Raeumen wurde echtes Gold fuer die Wandbemalungen verwendet, und es sind wunderschoene Farben (Tuerkis, Lila, Gold) und Verzierungen und Schmuck ueberall an den Waenden. Und die Terasse erst, mit geschwungenen Boegen! Einfach wunderschoen!

Im Tempel war ein Maedel, die anscheinend auch allein dort war und ich sprach sie an. Sie heist Natalie und kommt aus Seattle, reist auch allein quer durch Indien. Wir beschlossen, gemeinsam abends was essen zu gehen. Das war schoen, ich war froh ueber "westliche" Gesellschaft, mit der ich meine Indien-Eindruecke teilen kann. Auch Natalies wollte am naechsten Tag die Stadt Richtung Berge verlassen und wir fuhren also zusammen weiter.

Der Tempel von Mysore

Der Tempel von Mysore

Aber erst einmal hatte ich noch einiges zu sehen in Mysore. Nach einer erfrischenden gruenen Kokosnusssaft brachte er mich in die Staatliche Produktionsstaette fuer Seide und Sandelholz. Fuer diese zwei Luxuswaren und fuer Oel ist Mysore beruehmt. Und, ja ich konnte nicht widerstehen und kaufte drei Seidenschals und ein Produkt aus Sandelholz, aber nur ein Seidenschal ist fuer mich Rund um Mysore wachsen ueberall Sandelholzbaeume, und weil die Maharadschas dort lebten, wurden diese edlen Gueter dort produziert und es viele kleine Handwerksunternehmen tun dies noch immer, insbesonders fuer die Touristen, aber auch bei den Indern der "Mittelklasse" sind Oele und Seide sehr hochgeschaetzte Dinge, und sie geben dafuer sehr viel Geld aus, verglichen mit deren Einkommen.

Die Frau und Tochter Asifs, in der Kueche

Die Frau und Tochter Asifs, in der Kueche

Als naechstes fragte mich der Fahrer, ob ich mit in sein Haus kommen moechte. Zuerst war ich natuerlich sekeptisch und fragte, ob seine Familie auch da sein wuerde, und er sagte, ja, wir werden gemeinsam etwas essen und alle sind da. Da war ich natuerlich gespannt!

Die Verhaeltnisse, in denen die Familie lebt, lassen sich so umschreiben: ein kleines Haus in der Gegend, wo alle Muslime wohnen, es ist halboffen und also niemals richtig "zu", hier leben 3 Brueder mit ihren Familien, jeweils deren Frauen, eine Schwester von Asif und seine Mutter. Nachts schlafen alle 15 Kinder mit den Muettern auf dem Fussboden. Die Schwester, Mutter, Ehefrauen und kleinen Kinder sind immer zusammen. Von klein auf leben sie ununterbrochen gemeinsam in einem kleinen Haus von ca. 60Quadrmetern. "Privatsphaere", so ein Wort kennen sie nicht. Der Fahrer Asif sagt, dass ist das wichtigste, die Familie. Solidaritaet und sich gegenseitig helfen. Er sagt, ein Finger kann allein gar nichts machen, aber eine ganze Hand sehr viel. Unsere westliche Lebensweise kann er nicht akzeptieren und verstehen, auch wenn er sie nicht verachtet.
Aber seine Soehne sollen alle zur High School und dann zur Universitaet gehen. Die Uni kostet die Familie pro Jahr ca. 2000 $, dass ist eine Stange Geld! Aber Asif sagt, er wollte auch zu Uni gehen, aber als sein Vater frueh starb, musste er als aeltester Sohn fuer die 11 Kinder sorgen und konnte nicht zur Universitaet. Daher will er es seinen Kindern ermoeglichen.

Nachdem ich bei seinem Nachbar Sandelholzoel gekauft hatte und mir einmal mehr habe in der Hand lesen lassen (aber kostenlos) (er sah, dass ich einen Bruder habe und nicht zuviel denken solle, dass ich ein Glueckskind sei , haben wir in Asifs Haus etwas gegessen. Ich habe es tatsaechlich geschafft, Reis mit Curry mit den Haenden zu essen, mir wurde gezeigt, wie man es macht. Es ist irgendwie ein gutes Gefuehl, Kontakt zum Essen zu haben! Ich ass sogar Rindfleisch und Huehnchen und dachte: wird schon schiefgehen...

Der aelteste Junge will Ingeneur werden, und ich zeigte ihm Fotos von Przemek, der ja auch Ingeneur ist. Er weiss uebrigens schon, wann er heiratet, naemlich mit 25 Jahren. Die Braut kennt er noch nicht und erst am Tag der Hochzeit lernen sie sich kennen.

Ein letztes Winken

Ein letztes Winken

Dann war ich einigermassen muede und wir gingen noch auf den Markt, der sehr schoen ist.Aber dann hat es mir gereicht vor lauter Eindruecken und ich war um 18Uhr wieder im Hotel.

Um 18:30 hab ich mich dann mit Natalie getroffen und wir hatten einen schoenen Abend. Witzigerweise trafen wir Asif wieder, als wir nach dem Restaurant gesucht haben und er brachte uns kostenlos dorthin.

Ein toller, voller Tag!

Asif und ich

Asif und ich

Am naechsten Tag fuhr Natalie und ich nach Ooty, ein Ort in den Bergen eines Nationalparks auf 2400m. Es ging um 07:30 mit dem Bus los, dass heist also indische Zeit ca. 1 Stunde spaeter.

Mit uns fuhr Linal aus Melbourne und wir sassen ganz hinten im Bus neben einer sehr netten indischen Familie. Der Mann war sehr interessiert an unseren Laendern und wir an seinem und wir haben uns viel unterhalten.

Nun sind wir in einem sehr schoenen suessen Guesthouse, aber ich fuehl mich grad nicht so gut, habe eine dicke Erkaeltung und bin echt kaputt. Werde heute also mal nichts tun und mal sehen was morgen kommt. Ich habe Lust, einen Ashram zu besuchen fuer eine Woche oder laenger. Darum werde ich mich jetzt mal kuemmern.

Indien ist ein tolles, aber auch anstrengendes Land!

Noch etwas: die Internetcafes hier sind 1. seeehr selten und 2. so langsam wie bei uns vor 15 Jahren! Wir sind echt verwoehnt.

© Christina Nerlich - Bronowicki, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
01.03.09: Frankfurt - Bangalore 09.04.09: Mumbai - Peking 23.05.09: Guangzhou (China) - Frankfurt "Folge dem Traum, der dich ins Weite führt, folge dem Lichtspiel der Sonne, folge dem Klang ferner Lieder, bis du ans Tor gelangst: WILLKOMMEN in der Welt." (aus Kirgisien) Und ihr, liebe Leser, kommt alle mit :-) Ich freue mich ueber all Eure Beitraege im Gaestebuch oder emails.
Details:
Aufbruch: 01.03.2009
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 23.05.2009
Reiseziele: Indien
Gokarna
China
Der Autor
 
Christina Nerlich - Bronowicki berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.