Einmal um die Welt in ??? Tagen
Bolivien: Reserva Eduardo Avaroa - Salar de Uyuni
Buenos Dias y bienvenido zu meinem ersten Blog aus Bolivien. Nachdem ich ja nun ein paar Tage das Reisetempo ein bisschen rausgenommen hatte in Chile, geht es nun wieder in die Vollen! Ich glaube ich verspreche nicht zu viel, wenn ich diesen Blog als extremsten aller meiner Reiseberichte bezeichne, denn was ich in den ersten Tagen in Bolivien erlebt habe, sucht seines Gleichen auf meiner bisherigen Reise. Nur so viel. Allein in der ersten Wochen befinde ich mich ununterbrochen auf einer Höhe, die nicht nur die Zugspitze in den Schatten stellt, sondern auch den Mont Blanc, den höchsten Gipfel der Alpen! Also alle, die Angst vor Höhe haben, sollten sich hinsetzen, denn es geht mal wieder hoch hinaus!
Nachdem wir nun also unseren Ausreisestempel in San Pedro bekommen hatten, bekamen wir unseren Einreisestempel ohne weitere Probleme in einem kleinen Grenzhäuschen auf guten 3500m Höhe! (zum Vergleich die Zugspitze hat "nur" 2900m)! Hier ist aber ein wachsames Auge gefragt, denn die Grenzposten vergeben gerne mal nur einen 30Tage Stempel, wobei uns deutschen und vielen Europäern aber 90 Tage zustehen! Als Amerikaner sollte man sich auf Diskussionen mit den Grenzbeamten einstellen, denn Amerikaner müssen eine Einreisegebühr bezahlen (wie in fast jedem südamerikanischen Land), die aber von den Grenzbeamten gerne mal ohne rechtliche Grundlage verdoppelt wird! Nachdem ich meinen 90Tage Stempel bekommen hatte und auch unsere amerikanischen Freunde ordentlich gehandelt hatten mit den Grenzbeamten (von 120Dollar auf 30Dollar) gab es das erste gemeinsame Frühstück mit unserer kompletten Tourgruppe: insgesamt 24 Leute (Engländer, Australier, Amerikaner...), die sich nach dem Frühstück auf vier Jeeps aufteilen mussten. Beim Frühstück bekamen wir einen ersten Eindruck davon, was uns erwarten würde, denn es ist Winter hier in Südamerika und in den Hochebenen bläst bei klarem Himmel immer eine richtig steife Brise und es ist "fuckin freezin"! Mit der Wagenaufteilung ging es alles ganz einfach und ich habe mich in einem Auto mit vier Doktoren und einem Linguisten wiedergefunden! Zwei der Doktoren waren Lungenwissenschaftler aus den Staaten und die anderen beiden Doktoren waren aus England (ein Chirurg und ein Allgemeinmediziner)! Der Linguist war der Sohn des Chirurgen und er erwies sich als perfekter Dolmetscher, da die Tour auf Spanisch war! Hier schon einmal vorweg: ich habe mich in dieser Gruppe sehr wohl gefühlt, denn es gab neben tollen Unterhaltungen auf Englisch (meiner neuen Muttersprache) viel Spaß und tolle Erlebnisse! Nachdem das Gepäck also auf dem Dach des Jeeps verstaut war, ging es auf in den Nationalpark Reserva Eduardo Avaroa! Die Grenze zu Chile bildet hier der Vulkan Lincancabur, der 5868m hoch ist! Das erste was wir im Park zu sehen bekommen sollten war nach einem weiteren Aufstieg die Laguna Verde (verde steht in spanisch für grün)! Dieser Lagune liegt auf 4300m Höhe und besticht durch eine unnatürlich grüne Farbe, die im Sommer noch besser zum Vorschein kommt. (die Farbe entsteht durch verschiedene Minerale im Wasser)! Nach einem kleinen Spaziergang auf der teilweise zugefrorenen Lagune ging es weiter zu einem natürlichen thermalen Pool. Auch hier ließen wir es uns nicht nehmen, die Hüllen fallen zu lassen und bei eisigen Außentemperaturen ein heißes Bad zu genießen. Hier ist aber Vorsicht geboten, denn die Höhe mit über 4500m und das warme Wasser führen innerhalb kürzester Zeit zur völligen Erschöpfung, also das Bad kurz halten um der Höhenkrankheit (komme ich später noch drauf zu sprechen) zuvor zu kommen. Als wenn 4500m nicht schon hoch genug wären ging es mit dem Jeep stetig weiter bergauf und auf knapp 5000m erreichten wir die Sol de Manana Geysire! Hier haben wir wieder geothermische Aktivitäten beobachten können und wie schon in Neuseeland habe ich auch hier kochende Motter begutachtet! Weiter ging es dann in Richtung Refuge, wo wir unsere erste Nacht verbringen sollten auf über 4500m Höhe! Diese Nacht in einer Hütte ohne Heizung sollte sehr extrem werden! Nach einem kleinen Spaziergang in der Nähe der Hütte, gab es wirklich gutes Abendbrot und Cocatee, der gegen die Höhenkrankheit helfen soll. Die Höhenkrankheit ist spürbar ab einer Höhe von 2500m (wir waren bereits 2000m höher) und äußert sich in Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Schlaflosigkeit und Schwindelgefühlen (um nur ein paar Symptome zu nennen)! Den Tag in der Höhe hatten wir alle gut überstanden, die Nacht sollte es aber in sich haben! In der Nacht erreichten wir eine Außentemperatur von -25Grad und in der Hütte um die 0Grad. Neben der Kälte hat fast alle aus unserem Auto die Höhenkrankheit in der Nacht befallen. Am schlimmsten traf es den Chirurgen, der völlig neben sich Stand und nach einem Toilettenbesuch nicht mal mehr auf sein Bett kam, aber mit Hilfe aller (Tabletten und viel Wasser) die Nacht gut überstanden hatte! Ich hatte neben Kopfschmerzen mit Schlaflosigkeit zu kämpfen, was aber nicht weiter schlimm war!
Die Laguna Verde ... teilweise zugefroren und man erahnt hier schon die unendlichen weiten der Hochebenen Boliviens ...
Am nächsten Morgen hatten wir aber alle das schlimmste überstanden und fühlten uns fit für das Frühstück. Hier mussten wir feststellen, dass nicht alle aus unserer großen Gruppe Glück hatten und ein Auto um 3Uhr in der Nacht schnellstens abreisen musste, da es einem extrem schlecht ging (am letzten Tag haben wir diese Gruppe wiedergetroffen und es ging allen gut, denn die Guides haben schnell gehandelt und sind auf dem schnellsten Weg 1500m tiefer gefahren, was ausreichte um den Zustand erheblich zu verbessern). Hier eine Bitte meinerseits an alle, die mal auf diese Höhe fahren: die Höhenkrankheit ist nicht zu unterschätzen und jedes Anzeichen sollte gemeldet werden und sofort mit Gegenmaßnahmen behandelt werden. Um den Ernst dieser Krankheit zu untermalen, erzählte uns unser Reiseführer, dass drei Tage vor unserer Nacht in dem Refuge ein Mann gestorben sei an der Höhenkrankheit! Aber nun weiter mit den guten Dingen dieser Tour, denn gerade die Extremsituationen der Höhe, bringen tolle Naturwunder hervor. Nach dem Frühstück ging es direkt zur Laguna Colorado, der größten Lagune im ganzen Reservat! Diese Lagune besticht durch eine rote Farbe und Flamingos, die durch das aufnehmen der roten Minerale im Wasser ihre rosa Farbe erhalten! Als nächstes Highlight der Natur stand eine Hochebenen Wüste auf dem Programm (Pampa Siloli) in der der Wind surreale Lavaformationen erschaffen hat. Die berühmteste ist der Arbol de Pierda (der Steinbaum), der mit 8m Höhe wirklich beeindruckend ist! Weiter ging es dann vorbei an weiteren Lagunen mit Flamingos und Herden von Vikunias (Verwandte der Lamas, aber auf Grund der sehr wertwollen Wolle gefährdet und nur noch in abgelegenen Regionen zu finden - die Wolle ist so wertvoll, dass zu Inka Zeiten nur der König diese tragen durfte)! Außerdem bekamen wir mit dem Ollagüe auch Boliviens einzig aktiven Vulkan zu sehen der mit 5865m auch beträchtliche Ausmaße hat! Diese Nacht sollten wir in Sichtweite der Salar de Uyuni stoppen und uns in einem Salzhotel einmieten. In diesem Hotel ist wirklich alles aus Salz: die Wände, Tische, Sitze, Betten sogar der Boden (leider hatten wir Zitronen und Tequila vergessen )! Hier konnten wir dann auch eine warme Dusche genießen und ein gutes Abendessen mit Lamafleisch und einem Glas Rotwein (alles in der Tour inbegriffen)! Da die Nacht davor alles andere als lang war, wurde dieser Abend sehr kurz gestaltet und nach einer Sternenstunde (in der uns die Sternenbilder auf der Südhalbkugel gezeigt wurden und auch des Southern Cross, dass das Gegenstück zu unserem Polarstern bildet, denn auf der Südhalbkugel ist das Kreuz an jedem Tag des Jahres zu sehen, wie bei uns der Polarstern - und ich habe Mars deutlich erkannt) mit unserem Chirurgen, der auch Hobbyastrologe ist, ging es früh ins Bett! Jetzt hätte ich ja fast eine weitere "gefährliche" Anekdote unterschlagen: denn kurz vor dem Salzhotel kam es noch zu einer Kollision unseres Jeeps! Die "Straße" war wieder einmal sehr eng und uneinsichtig und so kam es, dass wir ein entgegen kommendes Fahrzeug hinter einer Kurve nicht sehen konnten! Unser super Fahrer schaffte es aber locker zum Stehen zu kommen, jedoch machten wir die Rechnung ohne das andere Fahrzeug, das völlig überladen frontal in uns hineinrutschte! Alles halb so wild sollte man meinen, nur Blechschäden, aber wie das bei Jeeps ohne Bullfänger ist, wurde unser Radiator beschädigt und lief sofort aus! Dieser Schaden sollte uns auch am nächsten Tag noch einmal beschäftigen oder auch öfter!
Am nächsten Tag stand dann das Highlight der Tour auf dem Programm, der mit Abstand größte Salzsee der Welt mit über 9000km2! Dieser ist aber kein See im eigentlichen Sinne, da die Oberfläche von einer starken Salzkruste bedeckt ist. Es ist schon wirklich seltsam, wenn man mit dem Auto rauffährt und um sich herum weit und breit nichts sieht, außer die 5000m hohen Gipfel in der Ferne. Weiterhin ist ein wirklich physikalisch interessanter Punkt, dass die komplette Oberfläche durch Hexagone bedeckt ist, was wohl mit den Druckverhältnissen beim trocknen des Salzes zusammenhängt! Ein weiterer sehr interessanter Fakt ist, dass man in einer Salzwüste erblinden kann, auf Grund des Schneeeffekts (Schneeblindheit), denn die Sonne reflektiert wirklich wie auf Schnee und ohne Sonnenbrille ist es schwer was zu sehen! Wie bereits angekündigt, sollte unser Auto nicht wirklich lange durchhalten, denn der Kühler lief andauernd aus und so mussten wir alle zehn Minuten anhalten, den Motor abkühlen lassen und neue Kühlflüssigkeit nachfüllen! Dies gab uns aber die Zeit die Salar zu nutzen um tolle Bilder entstehen zu lassen, denn die Weite der Salar macht es möglich optische Illusionen zu kreieren, so habe ich zwei meiner Mitfahrer als Engelchen und Teufelchen auf meinen Schultern stehen, die mir beide was ins Ohr flüstern oder ich stemme das Heck unseres Jeeps! Nach der dritten Zwangspause hatten unsere Fahrer aber keine Lust mehr dauernd anhalten zu müssen und so wurden wir kurzerhand abgeschleppt und womit? Ne ne, die kennen keine Seile, da muss schon mal ein Sitzgurt herhalten! Ich habe euch ja gesagt, dass Südamerika ein großes Abenteuer wird! Genau in der Mitte des Salzsees erhebt sich eine Koralleninsel auf der unzählige Kakteen wachsen. Diese Insel heißt in der Quechua Sprache (die Inka Sprache, die immer noch von 50% der Bolivianer gesprochen wird) Inka Wasi (Inka Haus) und sieht im Sommer, wenn Wasser auf der Salzkruste steht, wie ein großer Fisch, durch das Spiegelbild! Hier haben wir einen längeren Stopp mit Mittagspause eingelegt in der unsere Fahrer einfach mal schnell den Radiator ausgebaut haben und repariert haben, so dass es danach wirklich einwandfrei funktioniert hat! Als letzte Station auf dem Salzsee stand ein Besuch in dem letzten originalen Salzhotel (alle neuen Salzhotel sind am Rand der Salar) auf dem Besuch, dass aber nur noch als Museum benutzt werden darf, da der Hotelbetrieb über die Jahre den Salzsee beschädigt und konterminiert hat! Bevor es dann nach Uyuni, der Endstation der Tour ging, machten wir noch einen Halt in Colchani, wo das Salz, dass immer noch mühsam per Hand gewonnen wird, verarbeitet und veredelt wird, um es in ganz Südamerika zu verkaufen! Dann ging es die letzten 20km nach Uyuni, wo wir zum Abschluss der Tour noch einen Zugfriedhof besucht haben, auf dem unter anderem auch Dampflokomotiven aus England und Frankreich vor sich hinrosten! Hier waren die Männer unserer Gruppe auf einmal alle wieder Kinder und so entstanden für jeden Bildmotive als Lokführer oder Zugsurfer! Ein toller Abschluss einer alles in allem super Tour, die auch durch den kleinen Probleme wirklich empfehlenswert ist! Ein großes Danke natürlich an dieser Stelle dem super Fahrer und vor allem der gesamten Gruppe, die alle schon lange wieder am Arbeiten sind aber die Tour zu dem gemacht haben, was sie geworden ist: eine extreme wunderschöne Erfahrung!
Dennoch sollte die "Tortour" nicht ganz zu Ende sein, denn für Alex (dem Allgemeinmediziner) und Nezar (einem Londoner, der in einem anderen Auto die Tour bestritten hatte) sollte noch die Suche nach einem Bus für die Nacht nach Potosí auf dem Programm stehen. Die Suche gestaltete sich zunächst schwierig, am Ende haben wir aber noch einen 19Uhr Bus bekommen, der uns um drei Uhr morgens in Potosí abliefern sollte. Ich hatte bereits im Vorfeld gelesen und gehört, dass die Busse in Bolivien einen anderen Standard als die Luxusbusse in Chile und Argentinien haben, jedoch wäre das Wort Standard in diesem Zusammenhang missbraucht! Die Rucksäcke wurden oben auf das Dach geworfen und festgezurrt und die Einheimischen sind mit Decken bepackt eingestiegen. Alex und ich konnten auch eine Decke ergattern und so saßen wir auf engstem Raum ohne Beinfreiheit in Jacken, Mützen und Decken eingehüllt und ohne Toilette im Nachtbus nach Potosí, der höchsten Stadt der Welt, die auf 4100m liegt! Alles in allem war die Fahrt aber okay, dennoch war ich froh, dass es dunkel war, denn teilweise kamen wir doch sehr nah an die Abhänge, die einige hundert Meter in die Tiefe stürzen!
... hier werden Männer wieder zu kleinen Jungs, denn die Eisenbahnen sind schon faszinierend! Ein toller Abschluss!
So nun könnt ihr euch wieder entspannen, zumindest bis zum nächsten Blog in dem es noch einmal eine wirklich herausfordernde Erfahrung zu verarbeiten gilt! Ich hoffe ich konnte in diesem Blog ein bisschen die extremen Situationen näher bringen, die ich erlebt habe und die doch so anders sind, als alles was ich bisher erlebt habe! Ich möchte auch diesen Blog nutzen um mich bei Kati und Thilo zu entschuldigen, die ich im letzten Blog bei den Hochzeitsglückwünschen unterschlagen habe! Ich wünsche euch beiden natürlich auch alles erdenklich Gute und ich hoffe ihr habt einen tolle Hochzeit gehabt! In diesem Sinne verabschiede ich mich bis zum nächsten Blog in dem ich der höchsten Stadt der Welt einen Besuch abstatte und in dem ich in Sucre auf alte Bekannte aus Chile treffe! Hasta pronto dice vuestro Globetrotter!
Aufbruch: | 28.09.2009 |
Dauer: | 17 Monate |
Heimkehr: | Februar 2011 |
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