Einmal um die Welt in ??? Tagen
Bolivien: Potosì
Buenos dias amigos y bienvenido a una historia nueva! Im letzten Blog haben wir uns noch auf dem größten Salzsee der Welt befunden und nebenbei noch einzigartige Natur genießen dürfen. In diesem Blog werden wir gemeinsam der höchsten Stadt der Welt einen Besuch abstatten! Zunächst einmal bleiben wir also weiter in schwindelerregenden Höhen und ich werde von einer Erfahrung berichten, die sowohl schockierend als auch erschütternd war! Dieses Zitat kann euch schon mal einstimmen: " Mit dem Silber, dass hier gefördert wurde, könnte man eine Brücke von hier bis nach Spanien bauen! Aber mit den Knochen der Menschen, die hier gestorben sind, könnte man zwei Brücken bauen!"
Also da saßen Alex, Nezar und ich nun im Bus nach Potosí, der höchsten Stadt der Welt. Diese Stadt liegt auf 4100m über dem Meeresspiegel und gehört in der Geschichte Boliviens zu einem der faszinierendsten aber auch tragischsten Orte. Der Grund hierfür ist in dem Berg zu finden, der Potosí überragt: Cerro Rico! Cerro Rico ist deshalb so bedeutsam, da es hier das größte Silbervorkommen gab, welches die Menschheit und die Erde bis jetzt je gesehen hat (davon ausgehend, dass es nur ein einziger Berg ist!)! Für die Kolonialmacht wurde Potosí deshalb schnell zu einem Juwel und zu Zeiten des Silberbooms, war Potosí einer der reichsten Städte der Welt und Anfang des 17. Jhd. Auch einer der größten mit 160.000 Menschen größer als Madrid und gleichzusetzen mit London! Natürlich ist das Silber längst versiegt und dennoch arbeiten tausende (20000) Menschen in den Minen unter schlimmsten Bedingungen! Alex, Nezar und ich hatten uns also auf den Weg gemacht um genau diese Minen zu besuchen und uns vom einstigen Reichtum Potosís zu überzeugen. Morgens um drei sollte der Bus ankommen, dann ging es mit einem Taxi zum Koalo Den Hostel, welches wir empfohlen bekommen hatten und auch im Internet als Favoriten auserkoren hatten. Leider war dieses Hostel ausgebucht und so verbrachten wir die Nacht in einem anderen Hostel, einfach nur froh ein Bett zu haben und ein bisschen Schlaf zu bekommen. Am nächsten Morgen ging es dann nach einer heißen Dusche direkt zum Koala Touroffice, denn neben einem Hostel bietet Koala auch Minentouren an und betreibt ein eigenes Restaurant in der Stadt, mit unheimlich gutem Essen! Die Touren von Koala werden empfohlen, da ein Teil des Preises direkt an die Minenarbeiter geht und auch das Equipment gut ist. Wir mussten die Tour so schnell wie möglich machen, da Alex (der Doktor aus London) in der Nacht schon weiter nach La Paz musste! Also trugen wir uns für eine Tour um 13Uhr ein, was uns 100Bolivianos gekostet hat (11€), dann buchten Nezar und ich uns noch in das Koala Den Hostel ein, welches mit freiem Internet und kostenlosem Frühstück (Brötchen, Kaffee, Rührei und Früchte) besticht und eine wirklich angenehme Atmosphäre hat, da es auch einen DVD Raum gibt zum chillen! Nach all diesen organisatorischen Aufgaben ging es dann in das Koala Restaurant um mal richtig zu Frühstücken (im Hostel waren wir erst nächsten Tag versorgt), denn ein paar Stunden später stand ja schon die Minentour an! Um 13Uhr wurden wir dann von einem Bus abgeholt und zum Lager gebracht, in dem wir alle Sachen bekommen haben um für die Minen gerüstet zu sein: Gummistiefel, Überhose, Jacke und einen Helm mit Kopfleuchte! Ich war mir bereits vorher darüber klar, dass es keine Kaffeefahrt wird, denn auf 4000m ist die Luft ohnehin dünn und in einer Mine noch viel dünner und mit Staub durchsetzt und es sollte um die 40Grad heiß werden! Umgezogen wurden wir dann in eine spanisch und eine englisch Gruppe geteilt und machten uns alle auf den Weg zum Minersmarket! Dort kaufen die Arbeiter der Minen Cocablätter, Dynamit, Alkohol .... alles was sie in den Minen zum arbeiten brauchen und wir haben dort ein paar Geschenke für die Arbeiter gekauft, wie Getränke, Cocablätter und Dynamit! Cocablätter sind für die Arbeiter unheimlich wichtig, da sie diese kauen um die Arbeitsbedingungen auszuhalten! Hier haben wir auch den 96prozentigen Schnaps probiert, den die Miner nach Schichtschluss trinken und/oder dem Berggott opfern! Dann ging es weiter in eine Fabrik wo das aus dem Berg geholte Gestein verarbeitet wird. Dann ging es weiter mit dem Bus zu einem der unzähligen Stolleneingänge in den Berg. Wie ich bereits sagte arbeiten hier immer noch 20000 Menschen unter den schlimmsten und einfachsten Bedingungen. Arbeitsschutz ist hier praktisch nicht vorhanden und die Lebenserwartung in dieser Mine beträgt 15Jahre. Um mein Zitat vom Beginn aufzugreifen, man spricht davon, dass in den Minen bis zum heutigen Tag an die 9 Millionen Menschen gestorben sind!!!! Die Spanier haben früher alles und jeden in die Minen geschickt zum Arbeiten und somit sogar für einen Demographiekollaps in Südamerika gesorgt! Am Eingang der Minen wurden wir dann auch gleich von einem 13jährigen begrüßt, der teilweise in der Mine und teilweise außerhalb arbeitet (13 Jahre ist ein übliches Anfangsalter)! Dann ging es für fast zwei Stunden in den Untergrund und ich hatte mehrmals das Gefühl, dass diese Stollen einbrechen würden, denn kaum in der Mine, wurde diese schon von einem lauten Schlag erschüttert: aber das war "nur" Dynamit, welches geschätzte 500m weiter hochgegangen ist! Es ging immer tiefer und weiter in den Berg hinein, denn wir sollten ja auch sehen, wie wirklich dort gearbeitet wurde! Die meisten die wir gesehen haben, waren nicht älter als 30Jähre und der Jüngste war 14Jahre! In diesem Bergwerk gibt es fast keine elektrischen Unterstützungen und so werden die Wagen auf den Schienen von Hand gezogen und auch die Wagen per Hand gefüllt und geleert! Nach einer Stunde ging es dann noch tiefer in den Stollen und teilweise mussten wir kriechen und uns durch Nadelöhre quetschen (kein Scherz), so dass ich des Öfteren nur noch auf dem Bauch robben konnte! Für Leute mit Platzangst nicht zu machen!! Am tiefsten Punkt haben wir dann noch mit drei jungen Mitarbeitern gesprochen, die gerade Pause gemacht hatten und sich den Mund neu mit Coca gefüllt hatten. Inzwischen waren wir alle total durchgeschwitzt und der Aufstieg wurde schnellstens erledigt, denn die Luft wurde immer dünner und irgendwie waren alle auch sehr in sich gekehrt und begannen schon das erlebte zu verarbeiten! An der frischen Luft angekommen waren wir alle froh diese Mine hinter uns gelassen zu haben und vor allem, dass wir nicht wieder runter müssen. Was habe ich erwartet? Genau das was ich gesehen habe und ich bin froh das wirklich mal miterlebt zu haben, denn nun habe ich ein anderes Bild von schlechten Tagen auf der Arbeit! Klar war es schockierend die "Kinder" dort arbeiten zu sehen und auch die Arbeitsbedingungen zu erleben, aber für diese Menschen ist das oft die einzige Chance Geld zu verdienen und ich sehe dieses Erlebnis nicht als "gaffen" sondern als Horizonterweiterung an (viele können einen Besuch aus ethischen Gründen nämlich nicht mit sich vereinbaren)! Neben all diesen schwierigen Dingen gibt es aber noch ein kleine Anekdote zu erzählen: auf dem Markt der Miner haben wir als Gruppe nämlich Dynamit erworben, welches wir einfach so hochjagen konnten. Nach dem Minenbesuch, haben unsere Tourguides also das Dynamit vorbereitet, angezündet und dann noch für Fotos herumgereicht, ja bereits "scharf"! Dann hieß es laufen, das Dynamit in den Boden stecken und warten bis es hochgeht. Das gab schon einen ordentlichen Knall und ließ uns vorstellen, welche Kraft Dynamit in einem Berg entfalten kann! Am Abend haben wir dann noch Alex bei einem Lamasteak verabschiedet und somit war ich "nur" noch mit Nezar unterwegs! Übrigens ziehe ich meinen Hut vor Nezar, denn dieser Herr aus London reist allein durch Südamerika! Klingt nicht weiter speziell, aber Nezar ist taubstumm! Ich habe in der Zeit mit Nezar viel Neues gelernt, denn nach anfänglichen Berührungsängsten, habe ich das Zeichenalphabet gelernt und viele andere hilfreiche Zeichen, die es uns ermöglichten fast normal zu kommunizieren. Auch diese Erfahrungen war für mich Gold wert und wird mir in meinem weiteren Leben mit Sicherheit nicht schaden!
Nezar und ich hatten dann entschieden noch zwei weitere Tage in Potosí zu bleiben um ein bisschen die Stadt kennenzulernen und auch einem der besten Museen Boliviens einen Besuch abzustatten. Dadurch, dass Potosí als Juwel der Spanier Geschichte geschrieben hat, gibt es unzählige gut erhaltene Gebäude im Kolonialstil und unzählige Kirchen (25), von denen einige zu den schönsten in Bolivien zählen. Seit 1987 ist Potosí UNESCO Welterbe und gilt auch als lebendes Museum für spanische Kolonialarchitektur! Nach einem Stadtrundgang und Saltenas (das Gegenstück zu den Teigtaschen in Chile, den Empanadas) haben Nezar und ich dann eine Führung im Casa Real de Moneda mitgemacht! Dieses Gebäude war einst eine Münzschmiede und hier wurden die spanischen Silbermünzen hergestellt, die einst Zahlungsmittel in der ganzen Welt waren. Neben den verschiedensten Silbermünzen und Prägungsmaschinen, gibt es aber auch Fossilien, Mumien und bolivianische Kunst zu sehen. Hier wurde uns eine Anekdote erzählt, die das Dilemma mit dem Silber verdeutlicht, denn einst war Bolivien die Münzschmiede der Welt, während heute die bolivianischen Münzen (Bolivianos) in Chile produziert werden! Am nächsten Tag hatten wir eigentlich einen weiteren Stadtrundgang eingeplant, aber die Rechnung ohne das Wetter gemacht, denn über Nacht sollte eine Kaltfront einmarschieren, die Schnee und eisige Temperaturen mitbrachte, weshalb wir diesen Tag mit Lesen und DVD schauen überbrückt hatten! Diese Kaltfront hat übrigens im tropischen Regenwald Boliviens Negativrekorde aufgestellt, denn es gab Minustemperaturen (in den Tropen unvorstellbar)! Am nächsten Tag sind Nezar und ich dann aus Potosí in Richtung Sucre abgereist!
... dieses Grinsen ist im inneren des Museums zu entdecken und keiner weiß so recht warum es dort hängt?! ...
An dieser Stelle möchte ich aber mal verdeutlichen, welche politische Instabilität Südamerika teilweise noch besitzt! Drei Wochen nachdem ich in Potosí war, sollte dieser Ort im Blickpunkt einer kompletten Stadtblockade stehen: denn die Nachbarregion Oruru hatte einen internationalen Flughafen zugesprochen bekommen (und es gab noch Territorienstreitigkeiten) und die Menschen aus Potosí, die mit großer Mehrheit Evo Morales gewählt hatten und seinen Wahlversprechungen Glauben geschenkt hatten, gingen nun auf die Barrikaden, da dieser sich um Potosí zu wenig kümmerte. Diese Barrikade sorgte dafür, dass keiner raus oder rein kam in die Stadt (viele Reisende hingen fest) und nach 14Tagen gab es dann auch die ersten Lebensmittelprobleme und auch die ärztliche Versorgung konnte nicht mehr richtig sichergestellt werden. Ein wenig später war dann die Blockade, die friedlich ablief, genauso schnell zu Ende wie sie entstanden war! Ich war bereits in Cochabamba, aber zwei Mädchen die ich traf, die dort Volunteer Arbeiten wollten, mussten warten, da die Organisation, die Lage als nicht sicher eingestuft hat! Somit ist es in Südamerika immer interessant und vor allem wichtig sich vorher über aktuelle Ereignisse zu informieren! In diesem Sinne verabschiede ich mich wieder bis zum nächsten Blog! Ich hoffe ihr konntet wieder in meine Welt eintauchen und ein bisschen von dem miterleben, was ich so erlebe! Also bis bald sagt der Globetrottel!
Aufbruch: | 28.09.2009 |
Dauer: | 17 Monate |
Heimkehr: | Februar 2011 |
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