Tauchen und Abenteuer auf den Philippinen mit Lui und Andrea
Insel Negros - Dumaguete: …und wieder schmerzt der Steiß
Oder: Blick auf die andere Seite vom Paradies
Wir fassen Silvester und Neujahr zusammen. Am Silvestermorgen reisen wir per Bus von Dumaguete nach Bacolod. Dort wollen wir eine Tageswanderung im Regenwald von Patag sowie eine Tour am Vulkan Kanlaon unternehmen. Der Aircon-Bus der Ceres-Line braucht für die Strecke über die Berge 5 ½ Stunden. Wir sind früh dran, also Garantie auf gute Plätze. Der Bus kommt, die meisten springen allerdings schon bei seiner Anfahrt rein und reservieren alle Reihen. Für uns bleibt nur die hinterste Sitzbank übrig. Doch schlagartig wird es voller und voller, und so teilen wir uns die letzte Reihe schließlich mit 6 weiteren Leuten und einem Karton mit gackernden Hühnern. Es ist furchtbar heiß und der Schweiß rennt. Die Aircon besteht aus offenen Fenstern. Noch vor der Abfahrt wird uns klar: wir sitzen im normalen Bus und nicht im "guten". Was heißt sitzen? Lui wird schon nach 5 Minuten klar, dass er das nicht überleben kann. Sitze völlig unbequem und Sitzabstand für Philippinobeine, das heißt minimal. Also schmerzen sofort Po und Knie (der Po immer noch vom Motorradfahren. Na ja, 5 ½ Stunden. Da müssen wir halt durch. Und sicher gibt es zwischendrin mal ne Pause.
Die Pause gibt's. Aber nicht zwischendrin, sondern an jedem Misthaufen. Rein, raus, weiter....
Es ist die Hölle. Zwischendurch finden wir doch mal die Muße, die herrliche Landschaft zu betrachten. Fotos gibt es leider keine, weil die Scheibe so dreckig war, dass es sich einfach nicht gelohnt hätte, abzudrücken. Nach 3 Stunden erreichen wir ein Städtchen und schauen mal in den Reiseführer, wo wir sind. 1/3 der Strecke haben wir erst rum. Das heißt, wir sitzen nicht nur im falschen Bus, sondern die angekündigten 5 ½ Stunden passen auch nicht. Wir erreichen Bacolod dann endlich doch nach über 7 Stunden Fahrt. Der Steiß, der Rücken und die Knie schmerzen dermaßen, dass der Tag wohl gelaufen ist. Dabei wollen wir im Städtchen doch irgendwie schön Silvester feiern. Wir beziehen unsere Unterkunft in der 11. Straße. Wenigstens die ist in Ordnung. Und nach einer Dusche geht's auch schon los. Wir suchen ein nettes Restaurant. Aber: Zum einen ist an Bacolod nun wirklich nichts, aber auch gar nichts nett, und die Restaurants haben sich offensichtlich auch noch gegen uns verschworen. Alles verrammelt und verschlossen. Nichts, gar nichts ist geöffnet. Nach 2 Stunden kaufen wir uns in einem der noch offenen Läden wenigstens mal eine Flasche Sekt für Mitternacht. Und die Suche nach einem Lokal geht weiter. Nichts. Nicht mal eine einfache Garküche. Nichts. Und dann strahlt am Horizont doch noch eine Leuchtreklame: An einer Straßenecke - vielleicht der lautesten von Bacolod - hat tatsächlich noch ein 24-Stunden-Hähnchengrill geöffnet. Der Abend ist gerettet. Wir bestellen 2x Reis und ein gegrilltes Jumbo-Hähnchen. Na wenn das nichts ist. Hmmm, ist das lecker. Neee wirklich, Hähnchen grillen können die hier prima. Mit immer noch schmerzendem Hinterteil und vollem Bauch gehen wir zurück zu unserer Unterkunft. Mittlerweile - es ist 21 Uhr - fliegen die Böller und Kracher bedenklich tief. Wir wollen erst mal abwarten. Unser Abwarten halten wir dann noch eine Stunde durch. Wir sind fix und fertig und können die Augen nicht mehr aufhalten. Sitzen geht eh nicht mehr. Wir entschließen uns schließlich Silvester Silvester sein zu lassen, machen um 22 Uhr das Licht aus, schlafen durch bis kurz vor 7 Uhr und erleben damit zumindest noch den zeitlich versetzten deutschen Jahreswechsel. Happy New Year!!!!!!!!!
Zum Frühstück gibt es Reis, gebratene Würstchen und Rührei. Danach wollen wir endlich mal das wahre Gesicht von Bacolod sehen. Und wir bekommen es zu Gesicht - unbarmherzig und gnadenlos. Alle Läden bleiben geschlossen, alles ist verrammelt. Es sieht schon fast kriminell aus. Na ja, gehen wir mal zum Hafen. Da ist ja immer was los. Und auf dem Weg dahin ist ja auch die Post, wo wir endlich mal die an Heiligabend geschriebenen Postkarten loswerden wollen. Die Post ist eine Ruine. Die Karten werden weiterhin rumgetragen. Also ab zum Hafen.
Der Weg führt uns mitten durch die Slums von Bacolod. Armut pur. Aber: Auch hier überaus herzliche und fröhliche Menschen. Auf den 500 Metern zum Hafen haben wir sicher 500 Mal Happy New Year zu hören bekommen und natürlich auch selbst gewünscht. Dazu diverses Schulterklopfen, Abklatschen und Hände schütteln. Wir Fremden sind hier was ganz Besonderes - im positiven und angenehmen Sinne. Klar, einige sind noch ganz schön blau und bieten uns sozusagen ihren Restalkohol an. Aber es ist ok.
Gelinde gesagt - hier stinkt es nicht nur nach Fisch... Im Bildhintergrund reihen sich selbstgebaute Hütten am Fluß entlang. Der Fluß selbst ist allerdings nichts anderes als Kloake.
Schließlich sind wir dann doch noch im Stadtzentrum, verweilen einen Moment in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kathedrale zur heiligen Messe und schlendern dann noch etwas rum. Aber zu sehen gibt es nichts außer runtergekommener Architektur.
Da es seit gestern eh wolkenverhangen ist, verbringen wir den Tag mit Recherchen und weiterer Reiseplanung. Wir stellen fest, dass der weitere Verlauf nicht ganz unkompliziert wird. Da wir in touristisch mehr oder weniger unerschlossenem Terrain unterwegs sind, sind Transport per Bus und Schiff sehr zeitraubend. Unsere Planung wird mehrfach über den Haufen geworfen, steht dann aber doch bis zum Abendessen und ändert im Laufe des Abends dann aber doch noch 3-mal die Richtung. Dabei gibt es zumindest jetzt noch zum Anstoßen aufs neue Jahr die Flasche Sekt von Vorabend.
Schließlich gehen wir um 22 Uhr wieder schlafen und wissen: Morgen machen wir die Regenwaldtour bei Patag und reisen anschließend mit dem Bus nach San Carlos. Gute Nacht.
Silay, Patag, San Carlos
Schnell sind unsere 7 Sachen in unseren Rucksäcken. Wir haben ja nur kleines Gepäck dabei. Die Tauchsachen stehen noch in Dumaguete. Nach dem Frühstück - wieder Reis, Ei, Wurst - gehen wir auf Tour. Mit dem Jeepney fahren wir nach Silay, einem kleinen Städtchen, das eine nette und fotogene Architektur bieten soll. Ja. ....... Nun....... Hm...... Ja gut, wir machen ein paar Fotos. Ach ja, und ein Postoffice soll es ja zumindest geben für die Karten. Ja...... gab´s mal, bevor es vor vielen Jahren zum Verfall verurteilt wurde.
Die Wolken hängen noch tiefer als die Tage zuvor, und es tröpfelt sich so langsam ein. Aber ganz warm und überhaupt nicht unangenehm. Aber: der Regenwald von Patag fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Einer der Gründe überhaupt hierher zu reisen ist damit hinfällig. Und mal ganz nebenbei, das zweite Ziel dieser Reise nach Bacolod, nämlich der Vulkan Kanlaon, ist für diesen Reiseabschnitt auch erledigt. Nun ja, mehr oder weniger unverrichteter Dinge, wollen wir nach San Carlos weiterziehen. Bei einem letzten Kaffee vor dem Aufbruch ziehen wir zumindest unsere groben weiteren Reisepläne fest. Die Insel Palawan ist definitiv gestrichen. Wir bleiben auf den Visayas. Und eine weitere Erkenntnis nehmen wir beim Verlassen von Bacolod auch mit auf den Weg. Nach den ersten 3 Wochen Paradies hat uns die hier erlebte Armut mal wieder etwas zurechtgerückt und unser Bewusstsein geschärft. Kleine Anmerkung: wir haben bisher immer nur Paradiesbilder gemacht. Selbstverständlich haben wir in unmittelbarer Nähe dieser Paradiesmotive immer auch sehr einfaches Leben gesehen. Das haben wir ständig wahrgenommen und auch nie übersehen. Bacolod zeigte sich uns jedoch fast ausschließlich von dieser Seite, und vielleicht ist das Neujahrsdatum genau der richtige Zeitpunkt, auch mal solche Bilder zu zeigen. Wir möchten nochmals betonen, dass die Leute, so arm sie sein mögen, jederzeit außerordentlich freundlich und herzlich auf uns wirken!
Wir sitzen schließlich im Bus, wieder die Einfachvariante, aber auf etwas besseren Sitzen. Wir fahren am wolkenverhangenen Vulkan vorbei und erleben eine phantastische Berglandschaft. Es gibt viel zu sehen. Leider ist der Bus etwas zu flott unterwegs für ein paar schöne Fotos. Aber einen Teil der Strecke wollen wir eh nochmal mit dem Moped machen, um von der Ostseite der Insel nochmal den Kanlaon anzufahren. Der Wetterbericht verspricht Besserung, und irgendwie wird es uns doch wohl gelingen, den Vulkan zu Gesicht zu bekommen.
In San Carlos finden wir schnell unsere Unterkunft, essen einen Happen, tippen den Reisebericht Silvester/Neujahr und heute runter. Danach geht's auf Besichtigungstour. Beide sind wir begeistern von diesem netten Städtchen. Es ist größer als man denkt, aber es strahlt eine ungemeine Gemütlichkeit aus. Es sind kaum Autos unterwegs, alles bewegt sich mit Fahrrad-Tricycles oder entsprechenden motorisierten Variante, allerdings schallgedämpft und somit wenig laut. Es ist eine ganz angenehme Atmosphäre, und endlich finden wir auch wieder die vielen Kleinküchen und Stände mit gegrillten Spießchen oder Süppchen im Angebot, so wie wir es in Thailand immer geliebt haben. Lui stellt den ersten Antrag, hier vier Wochen zu bleiben... Unsere Suche nach einem Mopedverleih für morgen endet erfolglos. Wir müssen sehen, wie wir morgen in die Berge kommen. An einem entsprechenden Plan werden wir jetzt, während dem Abendessen, arbeiten. Bis bald!
Aufbruch: | 05.12.2009 |
Dauer: | 8 Wochen |
Heimkehr: | 28.01.2010 |