Islandreise vom 12.7. bis 14.8.2010
Reykjahlíð (Mývatn)
Sonntag 8. 8.
77 km
Dieser Tag war wirklich unbeschreiblich. Wir hatten das Gefühl, am "Anfang der Weltentstehung" zu sein. Wenn man das hier gesehen hat, kann man fast nicht glauben, daß die Erde einmal überall so ausgesehen hat und Leben entstehen konnte. Aus allen Bergen um uns herum stieg schwefliger Dampf auf. Die Berge sehen dadurch hellgelb, ocker und rötlich aus. Auf dem Solfatarenfeld am Namafjall, wo wir auf markierten Wegen gehen durften, stank es stark nach Schwefel. In Island gibt es etwa 250 Thermalgebiete mit über 700 heißen Quellen. Diese Gebiete werden in Hochtemperaturgebiete (über 200 Grad) und Tieftemperaturgebiete (unter 200 Grad) unterteilt. Die Hochtemperaturgebiete liegen alle in den aktiven Vulkanzonen.
Hier zischt und dampft das Wasser aus zahlreichen Öffnungen. Überall stinkt es nach faulen Eiern, und Chlorwasserstoff und Schwefeldioxid beißen in der Nase. Diese ätzenden Gase sind ein Zeichen, daß die Vulkane hier nur ruhen und jederzeit wieder ausbrechen können. Um diese zischenden Austritte herum bilden sich Krusten aus weißen Silikaten, Carbonaten und Alkalichloriden, leuchtend gelbem Schwefel, braunen Eisensalzen und grünen kupferhaltigen Verbindungen. Um diese wanderten wir nun herum, und Warnschilder wiesen darauf hin, daß die Erde hier mindestens 100 Grad heiß ist. In großen und kleinen Schlammtöpfen brodelte es, aus anderen Stellen wieder traten schweflige Dämpfe aus und färbten die Erde schwefelgelb und weiß.
Wir fuhren dann die Straße weiter hoch ins Gebirge zum Vulkan Krafla mit seinem Kratersee Viti und seinem herrlich blauen Wasser. Etwas unterhalb des Kraters steigt ständig eine große Dampfwolke zischend und fauchend zum Himmel auf. Die Gegend um die Krafla sieht nicht so schön aus, überall sind dicke Metallrohre verlegt. Hier befindet sich ein riesiges Geothermalkraftwerk. Unter dem gesamten Gebiet liegt in nur 3-5km Tiefe eine Magmablase. Man ist nun in der Lage diese anzuzapfen und die Wärme zu "ernten".
Gleich nebenan beginnt ein Gebiet mit sehr junger Lava. Sie stammt aus der Vulkanspalte des Leirhnjukur von Ausbrüchen zwischen 1974 und 1984. Sie ist noch pechschwarz. Auch hier befindet sich ein Solfatarenfeld mit ein paar Schlammtöpfen und Stinklöchern mit wunderschönen, großflächigen Ausscheidungen in vielen leuchtenden Farben.
Der 1½-stündige Wanderweg durch die junge Lava war beeindruckend. Überall dampfte es noch, hier ist die Erde noch lange nicht erkaltet. Wie lange es dann wohl noch dauert, bis die ersten Pflanzen hier Fuß fassen können? Wir sahen jetzt manches mit anderen Augen, verstehen, warum man auf den Wegen bleiben soll.
Da es noch früher Nachmittag war, beschlossen wir, noch um den Myvatn herum zu fahren. Bei der Fahrt um den See kamen wir an Grotten aus Lavaplatten vorbei, die mit Wasser gefüllt sind. In diesen unterirdischen Seen konnte man früher baden, seit den Vulkanaktivitäten ende der 1970er Jahre ist das Wasser zu heiß geworden.
Nicht weit entfernt lag Dimmuborgir, ein Labyrinth aus Lavasäulen mit bizarren Formen. Es ist beeindruckend, darin spazieren zu gehen, es sollen sogar Trolle darin wohnen! Typisch am Myvatn sind auch viele Pseudokrater, die durch Wasserdampfexplosionen entstanden sind, als heiße Lava sich über Wasser legte und dieses erhitzte.
Langsam wurde es Abend, wir hielten noch ein paarmal an, um Vögel zu beobachten, wir mußten dafür aber im Auto bleiben, denn nun kamen die Mücken, die dem See den Namen gegeben hatten. Ansonsten hatten wir aber Glück, vielleicht weil es am Tage so sonnig und warm gewesen war, nicht von Mücken belästigt worden zu sein.
Nun wollten wir aber zurück zum Wohnwagen, schließlich sollte es morgen weitergehen. Da die Zeit nun doch etwas knapp wurde, hatten wir auf der Karte einen Campingplatz gefunden, der dichter an der Hochlandpiste lag und von dem aus der Dettifoss gut zu erreichen war.
Aufbruch: | 12.07.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2010 |