Islandreise vom 12.7. bis 14.8.2010
Grímsstaðir - Herðubreið
Dienstag 10.8.
143 km, 8 Std., 17,5 km/h
Heute wollten wir unsere letzte große Tour machen. Die F88, eine Piste, welche nur mit Allradfahrzeugen zu befahren ist. Das Wetter war wieder warm und sonnig, und da 100km schwierige Piste mit drei Furten vor uns lagen, sind wir früh losgefahren. Wir wollten zum Sitz der vikingischen/germanischen Götter Asgård, der Herdubreid und zur Askja. Gleich neben der Straße erhebt sich der Ringwallkrater Hrossaborg (Pferdeburg). Er wurde früher als Pferdepferch benutzt und ist nach einer Seite hin offen. Das Land ist bräunlich-grau-schwarz und meist ohne Vegetation. Holter die polter ging es durch Geröll und Sand. Das Land ist flach, nur ab und zu Sanddünen und in der Ferne die Berge. Nach ca. 20km wurde die Piste etwas fester und es tauchten große flache Steine auf. Ab und zu war ein kleiner See zu sehen, ansonsten war es flach, soweit das Auge reichte. Es war so rubbelig, daß wir tüchtig durchgeschüttelt wurden. In der Ferne sah man nun die markante, 1682m hohe Herdubreid. Zur Linken waren die Berge etwas näher gerückt, sie schimmerten in lindgrünen, bläulichen und schwarzen Farben. Jetzt hatten wir das erste große Lavafeld erreicht. Die holprige Fahrspur führte kurvenreich über die Kissen- und Stricklava. So schön hatten wir sie noch nicht gesehen.
Nun begann das Naturschutzgebiet Herdubreidarfridland. Ab und zu überholten uns Fahrzeuge, und wir waren eine zeitlang in eine riesige Staubwolke gehüllt. Noch lange danach sah man dann den Verlauf der Piste.
Bald müßten wir an der ersten Furt sein. Ganz plötzlich nach einer Kurve sahen wir dann den Fluß. Er begleitete uns bis zur Furt. Ein Lastwagen mit einer Glättevorrichtung, gefolgt von einem Kleinlaster mit Schaufel und Besen, passierte die Straße. Wofür wohl der Besen war?
Wir fuhren sehr langsam, hatten keine Lust, noch am Schluß der Reise eine Panne zu bekommen. Glücklicherweise wurde die Furt gerade von mehreren Fahrzeugen durchfahren, und wir konnten gut erkennen, wie tief sie war. Ein Schild zeigte außerdem den besten Passageweg an. Trotzdem brauchte es eine leichte Überwindung, die Strömung war recht stark. Die Empfehlung war, bei 4 bis 6km/h hindurch zu fahren, dann ist die Bugwelle nicht so hoch, denn es darf ja kein Wasser in die Luftansaugung kommen.
Auf der anderen Seite der Furt befand sich ein schöner kleiner Wasserfall, und der Uferrand war von Engelwurz und anderen Blumen gesäumt. Leider gab es keine Parkmöglichkeit mehr, da hier schon 4 PKW standen. Also holperten wir weiter. In engen Kurven ging es rauf und runter, Geröll und Schlaglöcher schüttelten uns durch. Eine Stelle, um anzuhalten, gab es nicht. Schließlich fanden wir doch einen Platz zur Rast. Uns knurrte der Magen.
Im Windschatten des Autos wärmten wir unsere Suppe auf und erholten uns ein wenig. Erstaunlich fanden wir, daß es in dieser Einöde doch noch Pflanzen gab. Vereinzelt waren da kleine Grasbüschel und Polster mit arktischer Weide, die einzigen Farbkleckse in dieser sonst so schwarzen, zackigen Lava. Ein kleines Stück nach der Rast war der Fluß wieder zu sehen und die 2. Furt wartete auf uns. Neben der Piste war jetzt die 1682m hohe Herdubreid schön zu sehen. Sie ist ein Tafelvulkan und gilt als schönster Berg Islands. Nun waren wir an der Furt. Diese ist sehr breit und tief. Ein hoher Geländewagen durchfuhr sie vor uns. Au backe, daß könnte knapp werden, aber es ging gut. Viel tiefer dürfte das Wasser aber auch nicht sein.
Jetzt waren es nur noch wenige Kilometer bis zum Götterberg und den Wiesen der Elfen, die hier leben sollen und die Menschen beschützen. Auf diesem Wegabschnitt mußte man öfter durch große Pfützen. Hier waren große nasse Wiesen mit Vögeln und Blumen, wir befanden uns bei den "Quellen der Herdubreid". Kurz vor der Hütte Porsteinskali mußten wir dann die letzte Furt passieren, sie war nicht so tief.
5 Stunden waren wir nun unterwegs für nur 60km. Mir reichte die Schüttelei und ich war dafür, umzukehren. Rainer sah es genau so, heute würden wir es nicht mehr bis zur Askja schaffen. Ein paar Kilometer wollte er aber doch noch fahren, da sollte es einen Wasserfall geben.
Wie gut! Keine 10 Minuten flußaufwärts stürzte dieser in einen Canyon. Nicht sehr groß, aber dennoch sehr beeindruckend, was ständig fließendes Wasser alles formen kann. Die Felsen sind hier alle blank geschliffen. Kleine Gletschertöpfe und viele andere Schleifspuren zeugen davon, daß hier lange Zeit das Flußbett verlief, bevor es sich in diese Schlucht eingraben konnte. Zwischen den Steinen wuchsen überall Polsterpflanzen und Gräser. Es war ein wunderschöner Steingarten. Zwischen dem auch hier schwarzen Sand lag sehr viel Bimsstein. Das hatten wir sonst noch nirgends gesehen.
An diesem schönen Plätzchen mußten wir uns nun doch von hier verabschieden, aber nicht bevor wir uns bei den Elfen und Göttern Islands für diesen einmaligen Urlaub bedankt hatten.
Der Glättewagen hatte wohl doch die schlimmsten Rubbeln beseitigt, oder wir hatten uns daran gewöhnt, auf jeden Fall kamen wir gut voran. Als wir durch die tiefe Furt fuhren, erschien uns das Wasser noch tiefer als auf dem Hinweg. Gleich nach der Furt war ein kleiner Parkplatz, auf dem wir dann noch eine Kaffeepause machten. Dabei konnten wir eine ganze Reihe Fahrzeuge bei der Passage beobachten. Wir wollten gerade losfahren, als ein PKW auf die Furt zukam. "Was macht der denn?" Mit viel zu hoher Geschwindigkeit und ohne vorher anzuhalten, fuhr er mitten in die Furt. Das Wasser spritzte bis zur Windschutzscheibe, und dann stand er. Ein Ehepaar mit Kind kam aus dem Wagen und mußte durch das eiskalte Wasser an Land waten. Wir versuchten zu helfen, aber unser Abschleppseil war nicht lang genug. Welch Glück, daß hier wenigstens das Mobiltelefon funktionierte und sie so die Rettung anrufen konnten.
Vor der letzten Furt überholte uns ein Isländer und wartet dann, ob wir auch gut durchkommen würden. Nun war es aber nicht mehr all zu weit zur Hauptstraße und zum Wohnwagen. Unterwegs hatten wir noch ein paar schöne Ausblicke auf die Berge und auf die Herdubreid, die im Sonnenuntergang am Fuße leuchtete. Sicher war das ein letzter Gruß der Lichtelfen, die dort wohnen.
Surtur fährt von Süden mit flammendem Schwert,
von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter.....
Lied - Edda: aus Der Seherin Weissagung
Aufbruch: | 12.07.2010 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 14.08.2010 |